Private Equity Fonds: Sieben Fehler, die Privatanleger vermeiden sollten

Von Lana Iliev – aktualisiert am 22.02.2023

Rund 26,2 Mrd. € wurden im Jahr 2021 in Deutschland in Private Equity investiert. Damit hat sich das
Volumen der Investitionen in den vergangenen zehn Jahren deutlich erhöht.

Die Anlageklasse ist für Anleger
besonders attraktiv, ist sie doch für ihre hohen Renditen bekannt. Zudem wird der Zugang zu Private Equity
zunehmend für Privatanleger geöffnet. Doch lohnt sich die Investition? Und was sollten Anleger unbedingt
beachten?

Was sind Private Equity Fonds?

Der Begriff Private Equity Fonds (auch: Private Equity Gesellschaft, kurz PEG) bezeichnet meist geschlossene Investmentfonds, die außerbörslich in Unternehmen investieren.
Private Equity Fonds erwerben Unternehmensbeteiligungen mit dem Ziel der
späteren gewinnbringenden Veräußerung.

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Was bedeutet Private Equity?

Übersetzt man Private Equity ins Deutsche, bedeutet es „privates Beteiligungskapital“ und bezieht sich auf den
direkten Erwerb von Unternehmensbeteiligungen, der außerbörslich und damit unter Ausschluss der
Öffentlichkeit stattfindet.

Diese Anlageform bevorzugt Investitionen in bereits etablierte Unternehmen, die ihr volles Potenzial
(noch) nicht ausschöpfen. Oft sind darunter auch Firmen zu finden, die in wirtschaftlichen Schwierigkeiten stecken.
Dabei kann es sich sowohl um mittelständische Unternehmen als auch Großkonzerne handeln.

Im Gegensatz zu Private Equity bezeichnet Venture Capital (Wagniskapital) die
Finanzierung von vielversprechenden jungen Unternehmen oder Startups.

Welche Strategie verfolgen Private Equity Fonds?

Private Equity Kapitalgeber, bzw. der Fondsmanager, wählen die zu finanzierenden Zielunternehmen aufgrund
gründlicher Analysen
des Risiko-Rendite-Verhältnisses aus. Findet sich ein vielversprechendes Unternehmen,
wird meist eine Mehrheitsbeteiligung erworben.

Anschließend übt das Fondsmanagement aktiv Einfluss auf das operative Geschäft des erworbenen Zielunternehmens aus.
Indem es vorhandene Strukturen optimiert und interne Abläufe restrukturiert, wird langfristig der Unternehmenswert
erhöht. So können die erworbenen Beteiligungen zu einem späteren Zeitpunkt gewinnbringend verkauft oder
durch einen Börsengang monetarisiert werden. Daraus ergeben sich wiederum Anlegergewinne.
Durchschnittlich liegt die Haltedauer bei dieser Art der Beteiligung zwischen drei und sieben Jahren.

Unternehmensfinanzierungen durch privates Beteiligungskapital haben im angloamerikanischen und
angelsächsischen Raum bereits eine über Jahrzehnte währende Tradition. In Europa und Asien sind
Finanzierungen durch Private Equity weniger verbreitet. Innerhalb Europas treten sie in den letzten Jahren
jedoch aufgrund der verschärften Kreditvergabe infolge der EU-Regelung Basel II vermehrt auf. Ausgehend von dieser
Entwicklung nimmt auch die Anzahl der Private Equity Fonds im europäischen Raum zu.

Wie kommen die hohen Renditen von Private Equity Fonds zustande?

Meist weisen die Zielunternehmen, an denen ein Fonds eine Beteiligung anstrebt, ein hohes
Wachstumspotenzial
auf. So können Investoren mit einer satten Rendite rechnen, die oft
höher ist als bei Aktienfonds. Darüber hinaus gibt es
jedoch noch eine weitere Möglichkeit, Private-Equity-Renditen zu maximieren.

Leveraged Buy Out

Die hohen Renditen von Private-Equity-Investitionen kommen
nicht zuletzt durch den intensiven Einsatz von Fremdkapital in Form von Bankkrediten, Darlehen, Schuldverschreibungen
oder Mezzanine-Kapital zustande. So können Leverage-Effekte (Hebeleffekte) genutzt und bei
geringem Eigenkapitaleinsatz höhere Renditen erwirtschaftet werden.

Beispielrechnung

Angenommen, ein Private Equity Fonds erwirbt die Beteiligung an einem Zielunternehmen in Höhe von 500 Mio. €.
Zu 40 % finanziert der Fonds den Kauf der Unternehmensbeteiligung mit dem investierten Geld der Anleger
(Eigenkapital). Die weiteren 60 % werden durch ein Darlehen (Fremdkapital) zu einem jährlichen Zinssatz von
5 % finanziert.

Die Zahlen in diesem Beispiel sind stark vereinfacht, um das Prinzip von Private Equity zu verdeutlichen.

Nach drei Jahren wird die Beteiligung für 750 Mio. € verkauft. Das ergibt ein Plus von 250 Mio. €
bzw. 50 %. Gleichzeitig sind über die drei Jahre hinweg Darlehenskosten entstanden. Der Darlehensgeber hat jährlich
5 % Zinsen erhalten, das ergibt insgesamt 45 Mio. €.


Investiertes Kapital


(in Mio. €)

50 % Gewinn


(in Mio. €)

abzgl. Fremdkapitalkosten


(in Mio. €)


Eigenkapital




(40 %)

200 100 100


Fremdkapital




(60 %)

300 150 105

Gesamt

500

250

205

Abzüglich der Fremdkapitalzinsen konnte der Private Equity Fonds 205 Mio. € erwirtschaften. Hätte der Fonds
auf das Darlehen verzichtet, hätte der Gesamtgewinn gerade einmal bei 100 Mio. € statt bei
205 Mio. € gelegen. Damit ermöglicht die Aufnahme des Kredits eine Gewinnverdopplung.

Ist der Cashflow des Zielunternehmens jedoch nicht groß genug, um die jährlich anfallenden Fremdkapitalzinsen zu
tilgen, kann dies zur Insolvenz führen. In diesem Fall besteht die Gefahr, dass die Investition
scheitert und auch das Beteiligungskapital nicht zurückgezahlt werden kann.

Mithilfe des Leverage-Effekts konnte letztendlich die Eigenkapitalrendite gesteigert werden. Dabei
handelt es sich um eine Kennzahl, die Auskunft über die Wirtschaftlichkeit gibt. Je höher die Eigenkapitalrendite, desto
wirtschaftlicher ist ein Investment oder arbeitet ein Unternehmen. Sie gibt das Verhältnis des Gewinns zum Eigenkapital
an und berechnet sich wie folgt:



Gewinn


/


Eigenkapital


 = Eigenkapitalrendite

Ohne die Aufnahme von Fremdkapital liegt die Eigenkapitalrendite in dem Beispiel bei 40 %.



80


/


200


 = 0,4

Durch die Hinzunahme des Bankdarlehens erhöht sie sich auf 77,5 %.



155


/


200


 = 0,775

Welche Faktoren beeinflussen die Rendite?

Zunächst entwickelt sich Private Equity in Abhängigkeit zum Aktienmarkt. Steigende Aktienkurse führen
zu hohen Unternehmensbewertungen. Daraus ergeben sich gute Verkaufschancen für Unternehmensbeteiligungen. Fallende Kurse
hingegen erschweren den Verkauf von Beteiligungen.

Auch günstige Kredite wirken sich positiv auf die Rendite aus. Denn ist das aufgenommene
Bankdarlehen niedrig verzinst, bleibt mehr für die Anleger übrig. Steigende Kreditkosten hingegen wirken sich
negativ aus.

Welche Anlage­möglichkeiten bestehen für Privatanleger?

Private Equity Fonds verlangen besonders hohe Investitionssummen von ihren Anlegern. So ist eine
Mindestanlage ab einer Höhe von 100.000 € keine Seltenheit. Aufgrund dieser astronomischen Summen sind die
typischen Kapitalgeber von Private Equity Fonds vermögende Privatpersonen oder institutionelle Anleger
wie beispielsweise Banken, Versicherungen oder Family Offices.

Für Privatanleger ist diese Anlageklasse damit per se erstmal nicht wirklich geeignet. Dennoch entstehen auch für
Kleinanleger immer mehr Wege, Geld in Private Equity Fonds anzulegen. So werden zunehmend geschlossene Private
Equity Retailfonds
oder Publikumsfonds aufgelegt, die zum öffentlichen Vertrieb zugelassen sind. Dabei sind
die branchenüblichen Mindestanlagesummen immer noch relativ hoch und liegen meist bei 10.000 €.

Private Equity Fonds sind meist geschlossen und somit als AIF Fonds einzustufen. Sie unterliegen besonderen
gesetzlichen Restriktionen, wie beispielsweise vorgeschriebenen Kontrollen durch die BaFin.

Private Equity Retailfonds sind meist als Dachfonds ausgestaltet und investieren hauptsächlich in
andere Private Equity Fonds. Daraus resultiert nicht nur eine Intransparenz für den Anleger, sondern
auch eine doppelte Kostenstruktur. Denn hier müssen nicht nur die Verwaltungskosten des Dachfonds,
sondern auch die der investierten Private Equity Fonds finanziert werden.

Zu Anbietern im Anlagesegment Private Equity Fonds zählen in Deutschland unter anderem Nordcapital, Fidura
und die RWB AG.

Sieben Fehler, die es zu vermeiden gilt

Auch wenn es inzwischen Anlagemöglichkeiten für Privatanleger gibt, bleibt bei dieser Kapitalanlage einiges zu beachten.
Lesen Sie hier, welche Fehler Sie bei der Investition in Private Equity Fonds vermeiden sollten.

1 | Die Risiken unterschätzen

In Private Equity Fonds Geld anzulegen geht mit
erheblichen Risiken einher. Ist das Zielunternehmen trotz aller Maßnahmen gezwungen, Insolvenz anzumelden, kann dies zum
Totalverlust führen.

Obwohl ein Private Equity Fonds stets in mehrere Unternehmen investiert, können Verluste besonders folgenreich sein, da
oft mit dem intensiven Einsatz von Fremdkapital gearbeitet wird, um Leverage-Effekte zu nutzen.

Als Anleger sollten Sie einen Totalverlust stets einkalkulieren und lediglich Geld investieren,
auf das Sie im Zweifelsfall auch verzichten können.

2 | Kosten für das Fondsmanagement unterschätzen

Private Equity Fonds sind teuer, denn es werden erhebliche Gebühren für das Management und den Vertrieb bei den Anlegern
erhoben. Zudem werden die Fondsinitiatoren zusätzlich an Erfolgen beteiligt.

Dachfonds sind dabei oft besonders teuer. Hier müssen Sie nicht nur mit den Kosten für den Dachfonds
rechnen, sondern auch mit den Kosten der Fonds, in die der Dachfonds investiert. So entsteht eine Kostenkaskade und die
Gebührenstruktur wird schnell unübersichtlich.

Das sollten Sie beachten:

  • Informieren Sie sich über die Provisionen und Kosten für Ausgabeaufschlag, Vertrieb und
    Management.
  • Betrachten Sie die zu erwartende Rendite stets im Hinblick auf die Kosten.

3 | Trotz mangelhafter Informationslage investieren

Private Equity Fonds sind nicht verpflichtet, ihre Renditen oder Geschäftstätigkeiten offenzulegen. Zudem sind die
Zielunternehmen und Branchen, in die der Private Equity Fonds investieren wird, zum Zeitpunkt der Investition meist
nicht bekannt. Beides erschwert Anlegern eine gründliche Analyse der Chancen und Risiken der Kapitalanlage.

Um die Renditechancen eines Private Equity Fonds einzuschätzen, lässt sich also lediglich seine Performance in
der Vergangenheit
zur Rate ziehen.

4 | Die Anlagedauer unterschätzen

Die Laufzeiten von Private Equity Fonds betragen zwischen zehn und zwölf Jahren. Bei Dachfonds können sie sogar zwischen
dreizehn und siebzehn Jahren liegen. Während dieser Zeit wird das investierte Kapital bereits sukzessive zurückgezahlt –
in welchem Turnus dies geschieht, ist vorab jedoch meist nicht bekannt.

Bedenken Sie auch, dass Private Equity Fonds eine illiquide Anlageklasse sind. So kommen Anleger über
mehrere Jahre nicht an ihr Geld. Das bedeutet, dass die Beteiligungen nicht an der Börse oder einem anderweitigen
geregelten Markt gehandelt werden können. So gibt es in der Regel keine Möglichkeit, vorzeitig aus dem Investment
auszusteigen und die Laufzeit zu verkürzen.

5 | Die Investitionsphase unterschätzen

Als Anleger erhalten Sie nicht von Anfang an eine Rendite auf Ihre Geldanlage, denn bei Private Equity Fonds handelt es
sich meist um geschlossene Fonds. Das bedeutet, dass die Fonds über einen gewissen Zeitraum Kapital sammeln. Ist genug
Kapital eingezahlt worden, wird er geschlossen. An- und Verkäufe von Fondsanteilen sind nun nicht mehr möglich.

Anschließend beginnt die Investitionsphase, in der mit dem gesammelten Kapital sukzessive Beteiligungen an Unternehmen
erworben werden. Dies kann zwischen vier und fünf Jahren dauern. In dieser Zeit erwirtschaftet der Private Equity Fonds
keine Renditen. So erhalten Investoren erst ab dem dritten oder vierten Jahr eine Rendite auf ihr Investment.

6 | Wechselkursrisiken unterschätzen

Sollten Sie Geld in Ländern mit einer fremden Währung anlegen, bedenken Sie eventuelle Wechselkursrisiken. Gerade
aufgrund des weiten Anlagehorizonts sind die Wechselkurse nicht zu unterschätzen. Es ist äußerst schwierig
vorherzusagen, in welchem Verhältnis Eigen- und Fremdwährung in zwölf Jahren zueinander stehen werden.

7 | Auf zu gute Angebote hereinfallen

Gerade im erschwinglichen Private Equity Einstiegsbereich sind unseriöse und dubiose Angebote und Methoden
verbreitet. Seien Sie also vorsichtig und hinterfragen Sie Angebote kritisch.

Alternativen zur Investition in Private Equity Fonds

Obwohl Private Equity Fonds zunehmend für Privatanleger geöffnet werden, spricht einiges gegen diese Anlage. Neben den
hohen Risiken ist das Investment häufig intransparent. Zudem erschweren hohe
Mindestanlagen
die Risikostreuung und die
immensen Fondskosten schmälern die Rendite der Anleger. Zuletzt nimmt die lange
Anlagedauer
den Anlegern jegliche Flexibilität. Erfahren Sie nun, welche Alternativen es zum Investment in
Private Equity Fonds gibt.

Aktien und Private Equity ETF

Eine Alternative zu Beteiligungen an Private Equity Fonds stellen börsennotierte Wertpapiere bzw. Aktien von Investmentgesellschaften dar, die in
privates Beteiligungskapital Geld investieren. Dazu
zählen beispielsweise Blackstone oder KKR. Zudem gibt es auch Private Equity ETF, die als passiv gemanagte Fonds Kapital in
Wertpapiere dieser Unternehmen anlegen.

Durch die indirekte Anlage in Wertpapiere lassen sich die langen Laufzeiten sowie die renditelosen Investitionsphasen
von Private Equity Fonds umgehen. Zudem ist das Investment in Aktien liquide und die Wertpapiere können
jederzeit über die Börse veräußert werden. Außerdem lässt sich ein Aktieninvestment vorab einfacher analysieren, denn
die Geschäftsdaten und Renditen börsennotierter Unternehmen sind sehr viel transparenter, als die von
Private Equity Fonds.

Crowdinvesting

Auch mit Crowdinvesting können Sie Geld in Unternehmen
anlegen. Dabei schließt sich eine große Anzahl von Anlegern über eine Online-Plattform zusammen und investiert gemeinsam
in vielversprechende Startups. Die Anleger
können dabei eigenständig entscheiden, in welches Unternehmen sie investieren.

Alternativ gibt es auch Immobilien-Crowdinvesting. Hier
finanzieren Crowdanleger gemeinsam Immobilienprojekte und erhalten dafür über die vorgesehene Laufzeit hinweg einen
festen Zinssatz.

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