Valeria Nickel, 22.01.2021
Das Thema Geldanlage ist in etwa so beliebt wie die Prophylaxe beim Zahnarzt. Jeder müsste sich eigentlich regelmäßig darum kümmern, aber es kostet viel Überwindung, den Gedanken in die Tat umzusetzen.
Hat man sich nun endlich dazu durchgerungen, vermögenswirksame Maßnahmen zu ergreifen, kommt das nächste Problem: Wer heutzutage Geld anlegen will, hat unendlich viele Möglichkeiten.
Neben klassischen Bankprodukten wie Sparbuch, Tagesgeld und Festgeld können Anleger ihr Geld auch in Wertpapiere wie Anleihen (festverzinsliche Schuldverschreibungen) oder Aktien (börsennotierte Unternehmensanteile), Fonds (z.B. Aktienfonds oder Immobilienfonds), aber auch Sachwerte wie Gold oder Immobilien anlegen.
Hinzu kommen neue Wege der Geldanlage wie beispielsweise das Crowdinvesting in Immobilien oder Unternehmen, Robo Advisor oder Social Trading.
Viele verlieren beim Geld anlegen von Anfang an den Überblick und gehen direkt zur Bank oder zum Finanzvermittler, um sich beraten zu lassen. Nicht immer bekommen Sie dort jedoch das für Sie beste Angebot, da die Produkte mit den höchsten Provisionen von den Beratern oft bevorzugt angeboten werden.
Mit ein bisschen Eigeninitiative ist es aber auch für Einsteiger nicht schwer, die Geldanlage auf eigene Faust zu verwalten und zu verhindern, dass ihr Vermögen auf niedrig verzinsten Sparkonten von der Inflation aufgefressen wird oder sie sich an kostspieligen Investments die Finger verbrennen.
Der erste Schritt, wenn man sich Gedanken zur Strategie der Geldanlage macht, ist die Festlegung des persönlichen Anlageziels. Denn um sich gut vorbereiten zu können und diszipliniert Geld anzulegen, muss man wissen, wofür man arbeitet.
Machen Sie sich daher zunächst Gedanken zu Ihren persönlichen Beweggründen: Sparen Sie für die Altersvorsorge? Wollen Sie eine besondere Anschaffung tätigen, mittelfristig eine bestimmte Lebensphase wie ein Studium finanzieren, eine Familie gründen oder schlicht Vermögen aufbauen, das für Sie arbeitet?
Jede Form der Geldanlage wird von drei zentralen Faktoren beeinflusst: Sicherheit, Liquidität (oder Verfügbarkeit) und Rendite. Man spricht dabei auch vom „magischen Dreieck“, zwischen dessen Eckpunkten sich alle Geldanlagen einordnen lassen.
Das Prinzip dabei lautet: Je sicherer und je liquider („flüssiger“) eine Geldanlage ist, desto weniger Rendite wirft sie ab (z.B. Tagesgeld). Und umgekehrt: Wer beim Geld anlegen eine hohe Rendite erhält, muss meist Abstriche bei der Liquidität (z.B. Festgeld) oder Sicherheit (z.B. Aktien) machen.
Alle drei Aspekte sind in gleichem Maße wichtig, auch wenn regelmäßig besonders die Faktoren Sicherheit und Rendite bei der Geldanlage in den Vordergrund gestellt werden.
Die Liquidität darf beim Geld anlegen jedoch ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden, denn sie begleitet uns oft im alltäglichen Leben: Wer nicht liquide ist, der kann weder einkaufen, Miete bezahlen, noch tanken oder andere Rechnungen begleichen. Daher ist es besonders wichtig, zu überlegen, wie lange man Geld anlegen und darauf verzichten kann.
Bei einer Anlagedauer von bis zu einem Jahr sprechen wir von einem kurzen Zeitraum, bis zu fünf Jahren von einem mittleren Zeitraum und darüber hinaus von einem langen Anlagehorizont der Geldanlage.
Je nach Dauer der Geldanlage kann man verschiedene Anlageklassen wählen: Wer beispielsweise in Aktien – einer schwankungsanfälligen Geldanlage – anlegen will, sollte sein Geld für lange Zeit nicht benötigen. So lässt sich vermeiden, dass negative Kursentwicklungen zu Kursverlusten führen, weil man sein Geld gerade im Börsentief braucht.
Die nächste wichtige Frage ist, wie viel Geld Sie anlegen wollen. Dafür müssen Sie sich einen Überblick über Ihre Vermögensverhältnisse verschaffen und den Betrag errechnen, den Sie ganz oder vorübergehend nicht für den Lebensunterhalt benötigen und somit anlegen können.
Die Höhe des Anlagebetrages ist entscheidend für die Suche nach den passenden Produkten zum Geld anlegen. Beispielsweise gibt es Mindestanlagesummen zu beachten, für Anlageformen wie Festgelder oder Sparbriefe. Teilweise hängen auch die Konditionen der Angebote von der Anlagesumme ab.
Geldanlagen mit Maximalanlagebetrag sind dagegen selten, nur die vereinbarte Verzinsung könnte bis zu einer bestimmten Summe gedeckelt werden. Der Anleger sollte sich darüber informieren, um keine Zinserträge zu verschenken.
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Es lohnt sich darüber hinaus, sich einmal klarzumachen, wie viel Geld man am Ende des Anlagezeitraums benötigt. Mit den Kenngrößen Startbetrag, Endbetrag und Anlagezeitraum lässt sich der gewünschte Vermögenszuwachs ausrechnen.
Wert am Laufzeitende = Anlagewert × (1+Zinssatz)Laufzeit |
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Verfügt ein Anleger zum Beispiel über 2.500 € als Startbetrag für die Geldanlage und will in 10 Jahren 4.000 € erhalten, beträgt der jährlich benötigte Vermögenszuwachs knapp fünf Prozent.
4.000 € = 2.500 € × (1+x)10 x = 4,8 % |
Beim Geld anlegen sollten Sie stets beachten, dass der zu erwartende Vermögenszuwachs die aktuelle Inflationsrate ausgleicht. Das hat einen einfachen Grund: Inflation bedeutet steigende Kaufkraft, mit der eine graduelle Entwertung des Geldes einhergeht.
Quelle: Statistisches Bundesamt , Stand: Januar 2021
Beispiel |
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Eine Bank verzinst eingezahlte Spareinlagen mit 1 % p.a. Die Inflation liegt im Jahresdurchschnitt jedoch bei 2 % und übersteigt damit die Zinsen. Ein Sparer hat zum Jahresanfang 10.000 € zu den entsprechenden Konditionen bei der Bank hinterlegt. Am Jahresende hat der Anleger 100 € Zinsen erhalten und sein nominaler Kontostand beträgt 10.100 €. Aufgrund der Inflation von 2 % verfügt das Geld auf dem Konto des Anlegers jedoch nur noch über eine Kaufkraft von lediglich 9.900 €. Somit hat der Sparer auf dem Papier ein Plus gemacht – der reale Wert seines Vermögens ist jedoch geschwunden. |
Als Anleger sollten Sie zudem unbedingt auch die unterschiedlichen Kosten der Geldanlagen berücksichtigen. Während bei nahezu allen Tages- und Festgeldkonten gar keine Kosten anfallen, haben Aktienfonds verhältnismäßig hohe Verwaltungsgebühren und häufig fallen Ausgabeaufschläge beim Kauf an.
Dabei schmälern diese Kosten die Rendite der Geldanlage deutlich: Zwei Prozent des Anlagebetrages pro Jahr sind keine Seltenheit. Deshalb sollten Anleger sich immer nach möglichst kostengünstigen Alternativen umsehen.
Als preiswerte Alternative zu Aktienfonds werden zum Beispiel oft Indexfonds (ETF) empfohlen. Dabei handelt es sich um passiv verwaltete Fonds, die sich an einem vordefinierten Aktienindex orientieren (beispielsweise dem MSCI World, einem globalen Index mit Aktien aus 23 Industriestaaten). So müssen ETF-Anleger meist gerade einmal ein Zehntel der Kosten begleichen, die von Fonds mit aktivem Management angesetzt werden.
Außerdem gilt: Je langfristiger die Geldanlage, desto kostengünstiger ist sie. Denn bei kurzfristigen Geldanlagen fallen auch die Depotkosten zusätzlich ins Gewicht. Für jede Veränderung in Ihrem Wertpapierdepot werden Transaktionsgebühren fällig.
Bedenken Sie auch, dass auf Kapitalerträge die Abgeltungsteuer entrichtet werden muss. Diese schmälert den persönlichen Erfolg der Geldanlage weiterhin.
Als nächstes beschäftigen Sie sich mit Ihrer individuellen Bereitschaft zum Risiko, die sich aus mehreren Komponenten zusammensetzt.
Einerseits gibt es die tatsächliche Risikobereitschaft, die vom individuellen Lebenslauf, den finanziellen Verhältnissen und dem Bildungsgrad des Anlegers beeinflusst wird.
Auch die Tatsache, ob Sie bereits größere Beträge in klassischen, sicheren Anlageformen wie einem Tages- oder Festgeldkonto haben, spielt hierbei eine Rolle. Denn wenn dies der Fall ist, können Sie ein höheres Risiko eingehen – und einen Großteil Ihres Geldes beispielsweise an der Börse in risikoreiche und renditestarke Wertpapiere wie Aktien anlegen.
Verfügen Sie jedoch abgesehen von dem anzulegenden Betrag nur noch über eine kleinere Summe, sollten Sie bei der Geldanlage keine zu hohen Risiken eingehen.
Darüber hinaus wird die tatsächliche Risikokapazität von Ihrer beruflichen Situation beeinflusst. Ein Beamter kann beispielsweise riskanter anlegen als ein Selbständiger, dessen zukünftige Einkünfte unsicher sind.
Andererseits gibt es die emotionale Risikobereitschaft. Sie hängt von den individuellen Charaktereigenschaften sowie bisherigen Erfahrungen und Kenntnissen des Anlegers ab.
Aus diesen beiden Komponenten setzen sich drei verschiedene Anlegertypen zusammen:
Anlegertyp | Beschreibung |
---|---|
Konservative Anleger | Für den konservativen Anleger steht die Sicherheit der Geldanlage im Vordergrund. Er will nur ein geringes oder gar kein finanzielles Risiko eingehen. |
Ausgewogene Anleger | Anlegern, denen ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Sicherheit und Rendite wichtig sind, gehören zum ausgewogenen Anlegertyp. |
Offensive Anleger | Anleger, deren Hauptziel es ist, mit der Geldanlage eine möglichst hohe Rendite zu erzielen, gehören zum offensiven Typus. |
Es ist unablässig, Ihre Geldanlage sinnvoll zu strukturieren, um Ihre persönlichen Ziele in den Vordergrund zu stellen und letztendlich zu erreichen. Dabei sollten Sie eine Balance zwischen risikoarmen und renditestarken Investitionen finden, die optimal zu Ihnen und Ihrer konkreten Lebenssituation passt.
Risikoarme Geldanlagen |
Renditestarke Geldanlagen |
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Sparbuch | Aktien |
Tagesgeld | Investmentfonds |
Festgeld | Exchange Traded Funds (ETF) |
Anleihen | Hebelprodukte |
Rohstoffe (z.B. Gold) | Immobilien |
Hohe Rendite mit Immobilien-Crowdinvesting
Konservative Anleger setzen vermehrt auf risikoarme Geldanlagen. Sie scheuen bei der Anlage das Risiko und schützen sich vor dem Totalverlust.
Doch Vorsicht: aufgrund der niedrigen Verzinsung lohnt es sich derzeit oft nicht Geld auf einem Sparbuch, Tagesgeldkonto oder in Festgeld anzulegen. Bedenken Sie dabei immer, dass die Inflation die Realrendite Ihrer Investition schmälert oder gar ins Negative verkehrt. Zudem gibt es einen alternativen Weg, um das Verlustrisiko zu verringern: Risiken über das Portfolio hinweg streuen.
Eine Streuung des Geldes auf verschiedene Anlageformen schützt dabei vor großen Verlusten. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn sich die einzelnen Positionen unterschiedlich im Wert entwickeln. Dann lassen sich Verluste mit einer Anlage durch mögliche Gewinne einer anderen Position wieder auffangen. Diese Strategie nennt man auch Diversifikation oder Risikostreuung.
In einem diversifizierten Portfolio befinden sich zum Beispiel ein Anteil der Geldanlage auf einem Tagesgeldkonto, ein Anteil wird in Staatsanleihen investiert, zudem hält der Anleger Aktien und investiert in Immobilien.
Eine solche Diversifizierung erfordert nicht zwangsläufig einen hohen Kapitaleinsatz. So können Sie mit ETFs bereits zu einem recht geringen Mindestanlagevolumen in Aktien investieren. Durch Immobilien-Crowdinvesting können Sie zudem bereits ab 10 € Geld in Immobilien anlegen.
Wenn sich Ihre Ziele, die Höhe des angelegten Geldes oder die Anlagedauer ändert, sollten Sie Ihr Depot anpassen. Außerdem sollten Sie Ihre Depot-Zusammensetzung ändern, wenn der gewünschte Auszahlungstermin einer Geldanlage näher rückt. Deshalb ist ein- bis zweimal im Jahr ein Blick auf alle Anlagen zu empfehlen, um zu überprüfen, ob deren Zusammensetzung noch Ihrer Strategie entspricht.
So könnte Ihre jährliche Umschichtung vor Erreichen Ihres Wunschziels aussehen:
Verbleibende Anlagedauer |
Gewichtung sicherheitsorientierte Geldanlagen |
Gewichtung renditeorientierte Geldanlagen |
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10 Jahre | 20 % | 80 % |
8 Jahre | 35 % | 65 % |
6 Jahre | 50 % | 50 % |
4 Jahre | 65 % | 35 % |
2 Jahre | 80 % | 20 % |
Insgesamt sind beim Einstieg in die Geldanlage nur einige wichtige Grundsätze zu beachten, um nicht kopflos Geld zu verlieren. Wenn Sie sich etwas Zeit nehmen, eine Strategie zurechtlegen und die verschiedenen Anbieter sowie Möglichkeiten zur Geldanlage vergleichen, benötigen Sie keinen Berater und können Ihre Vermögensplanung selbstbestimmt in die Hand nehmen. So lassen sich deutliche Vorteile für Ihre persönliche Vermögensplanung erzielen.
Wohl jeder möchte Geld anlegen, um fürs Alter vorzusorgen, sich einen Traum zu erfüllen oder um für die Kinder zu sorgen. Doch ein bisschen Finanzwissen sollte man sich schon aneignen, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wie steht es um Ihr Wissen?
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