Von Mauritius Kloft – aktualisiert am 10.11.2022
Kaum eine politische Diskussion wird heutzutage so oft und hitzig geführt wie die um die Altersvorsorge. Von einem „Rentenkollaps“ liest man da, einem „3-Billionen-Euro-Loch“ und der Sorge vor einer „Rentenlücke“.
Tatsächlich liegt das Rentenniveau aktuell bei 48 % – dürfte nach 2030 jedoch sinken. Es sagt aus, wie viel ein Standardrentner nach 45 Versicherungsjahren an Rente hätte, im Vergleich zum dann geltenden Durchschnittsgehalt. Klar ist: Die Absicherung des Lebensstandards ist allein durch die gesetzliche Rente nicht mehr möglich. Doch was bedeutet das für mich?
Auf den folgenden Seiten finden Sie alles, was Sie zur gesetzlichen Rentenversicherung, der betrieblichen Altersvorsorge und zur privaten Altersvorsorge wissen sollten. Starten Sie direkt von hier aus in einen der Themenbereiche:
Gesetzliche Rente
Betriebliche Altersvorsorge
Private Altersvorsorge
Wer es eilig hat, kann auch auf dieser Seite bleiben. Hier haben wir für Sie einen ersten Überblick zu den drei Säulen erstellt, auf denen die Altersvorsorge in Deutschland beruht.
Das Wichtigste in Kürze
Gesetzliche Rentenversicherung
Die gesetzliche Rentenversicherung gilt als die wichtigste der drei Säulen. Die Mehrheit der Erwerbspersonen in Deutschland ist Mitglied in der Deutschen Rentenversicherung, mehr als 56,7 Mio. Menschen insgesamt. Die Zahl umfasst sowohl aktiv als auch passiv Versicherte, das heißt auch Menschen, die früher einmal in die Rentenkasse eingezahlt haben, aber noch keine Rente beziehen. Dazu kommen nochmals rund 21 Mio. Rentnerinnen und Rentner, die eine Altersrente, eine Hinterbliebenenrente oder eine Rente wegen Erwerbsminderung von der Rentenversicherung beziehen.
Das System der Rentenversicherung funktioniert, grob gesagt, so: Die Beitragszahler finanzieren die Rente der Menschen, die jetzt im Ruhestand sind. Im Gegenzug erwarten sie später auch eine Rente. Mit den jetzigen Beiträgen sammeln Versicherte Rentenpunkte, die im Alter in die Rente umgerechnet werden. Doch auch für andere Zeiten erhalten Sie Rentenpunkte.
Jedes Jahr wird die Rentenhöhe angepasst. Sie folgt dabei der Lohnentwicklung: Steigen die Löhne, folgt eine Rentenerhöhung. Alle Informationen zur Rentenhöhe und dem möglichen Renteneintritt finden Versicherte in der Renteninformation.
Demografischer Wandel setzt Rentensystem unter Druck
Klar ist jedoch: Auf Dauer könnte sich das Umlageverfahren nicht mehr tragen, die Rentenkasse steht vor einem Finanzierungsproblem. Denn durch den demografischen Wandel kommen auf immer mehr Rentner immer weniger Beitragszahler.
Aktuell stehen einem Rentner nur noch zwei Beitragszahler gegenüber, in den 1960er-Jahren waren es noch sechs. Und in der Zukunft wird die Zahl der Erwerbspersonen noch weiter abnehmen. Spätestens wenn die Menschen aus den sogenannten Babyboomer-Jahrgängen in wenigen Jahren in Rente gehen, dürfte sich das Problem verschärfen. Die Politik diskutiert daher über einen späteren Rentenbeginn für die Versicherten, eine Aktienrente und eine Erhöhung der Rentenbeiträge.
Doch zur ersten Säule der Altersvorsorge zählt nicht nur die Deutsche Rentenversicherung. So sind Freiberufler, die in Kammerberufen tätig sind, in sogenannten berufsständischen Versorgungswerken versichert. Und Beamte erhalten in Deutschland eine Pension, sie zahlen ebenfalls nicht in die gesetzliche Rentenversicherung ein.
Betriebliche Altersvorsorge
Die zweite Säule ist die betriebliche Altersvorsorge. Sie umfasst alle Möglichkeiten, wie Arbeitnehmer über ihren Betrieb vorsorgen können. Der Klassiker ist die Vorsorge über die sogenannte Entgeltumwandlung.
Dabei wandeln Arbeitnehmer einen Teil Ihres Bruttogehalts in Beiträge zur betrieblichen Altersvorsorge um. So sparen sie Steuern und Sozialabgaben, zumindest als Arbeitnehmer. In der betrieblichen Altersvorsorge gibt es insgesamt fünf sogenannte Durchführungswege, die sich in der Anlageform und der rechtlichen Verwaltung unterscheiden: Direktversicherung, Pensionskasse, Pensionsfonds, Unterstützungskasse und Direktzulage.
Neben der klassischen betrieblichen Altersvorsorge gibt es in vielen Branchen sogenannte vermögenswirksame Leistungen. Das sind freiwillige Zahlungen des Arbeitgebers, die für die Vermögensbildung genutzt werden sollen – Arbeitnehmer können sie etwa in einen Banksparplan, einen Bausparvertrag oder einen Fondssparplan stecken, oder sie nutzen, um einen Baukredit zu tilgen.
Allein: Inwiefern die betriebliche Altersversorgung sinnvoll ist, hängt von vielen Faktoren ab – vor allem aber vom Job und dem Arbeitgeber. Informieren Sie sich am besten bei der Personalabteilung, was in Ihrem Betrieb möglich ist. Selbstständige und Freiberufler können im Regelfall nicht von der betrieblichen Altersvorsorge profitieren.
Private Altersvorsorge
Die private Altersvorsorge soll die gesetzliche Rente ergänzen. Oftmals ist das dringend nötig. Viele Menschen werden ihren bisherigen Lebensstandard im Alter nicht sichern können.
Als Klassiker gelten hier die private Rentenversicherung als auch die Lebensversicherung, bei denen Versicherer ihren Mitgliedern einen bestimmten Betrag garantieren. Die Versicherungen funktionieren grundsätzlich so: In der Ansparphase zahlen Versicherte Beiträge ein oder legen einen Einmalbetrag an. Bei Renteneintritt können sie dann oftmals zwischen einer einmaligen Kapitalauszahlung oder einer lebenslangen Rentenzahlung wählen.
Angesichts der niedrigen Zinsen ist diese Form aber kaum noch attraktiv. Fondsgebundene Rentenversicherungen setzen dagegen auf den Kapitalmarkt und können somit entsprechend höhere Renditechancen bieten. Allerdings sind die Kosten hier bisweilen sehr hoch.
Um die private Altersversorgung attraktiver zu machen, führte der Staat Modelle mit einer Förderung ein. Doch der Kassenschlager der Altersvorsorge, die Riester-Rente, ist mittlerweile auch aus der Mode gekommen. Nicht zuletzt, weil die Renditen gering, die Kosten dagegen hoch sind – und die Riester-Verträge intransparent. Versicherte werden dennoch durch staatliche Zulagen und Steuerersparnisse gelockt.
Die Basisrente, nach ihrem Erfinder auch Rürup-Rente genannt, setzt dagegen nur auf üppige Steuervorteile. Die lohnen sich vor allem für Besserverdiener.
Bliebe noch die – komplett private – Vorsorge: Mittlerweile kann jeder vom heimischen Computer (oder gar dem Smartphone) aus an der Börse investieren, sein Geld anlegen und das Vermögen vermehren. Ein Investment in Einzelaktien ist dabei weniger ratsam als eine breite Streuung – etwa in Fonds oder günstigeren ETF. Über 15 bis 20 Jahre sitzen Anleger die Risiken aus und können von steigenden Kursen profitieren. Zur privaten Vorsorge zählen auch Immobilien, entweder zur Eigennutzung oder als Renditeobjekt. Besonders digitale Immobilieninvestments schon ab kleinen Anlagebeträgen liegen hier im Trend.
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