Von Annette de los Santos – aktualisiert am 13.03.2024
Die Idee von Investmentfonds als Geldanlage geht auf den
holländischen Kaufmann Adriaan von Kentwich zurück, der bereits 1774 den ersten Fonds in Amsterdam auflegte. Heute kann
der Anleger zwischen unzähligen unterschiedlichen Aktienfonds auswählen.
Aktienfonds sind Investmentfonds, die ausschließlich oder zum überwiegenden Teil in Aktien investieren. Sie werden aktiv von
professionellen Fondsmanagern gemanagt. Dabei gibt es unterschiedliche Anlagekonzepte, die z.T. auch kombiniert
angeboten werden:
Die Aktien gehören zum Sondervermögen der Fondsgesellschaft und sind im
Falle deren Insolvenz geschütztes Vermögen der Fondsinvestoren. Aktienfonds sind, wie auch Aktien selbst, als
langfristige Kapitalanlage geeignet. Daher werden sie von Fondsanbietern und Banken auch häufig als
Altersvorsorgeinstrument beworben.
Es gibt unterschiedliche Anlagegrundsätze, nach denen Fondsmanager investieren:
In den Fondsprospekten werden auch häufig Begriffe wie renditeorientiert, chancen- oder
risikoorientiert, sicherheitsorientiert und ausgewogen verwendet, weil diese für den Anleger leichter nachvollziehbar
sind.
Aktienfonds sind für Investoren ein relativ einfaches Mittel zur Risikostreuung. Dies gilt insbesondere
für solche, die überregional in verschiedenen Regionen der Welt investieren. Dies kann besonders für Einsteiger
attraktiv sein, insbesondere, wenn sie sich nicht ständig mit dem Marktgeschehen beschäftigen und Aktien umschichten
wollen. Professionelle Fondsmanager übernehmen diese Aufgabe.
Gerade in Zeiten niedriger Zinsen sind Aktienfonds als Investitionen in Sachwerte für viele Anleger als Renditeinvestment beliebt.
Aktienfonds werden über Fondsvermittler und Banken vertrieben. Bankkonzerne selbst legen oft Fonds auf,
die bevorzugt von deren Filialbanken vertrieben werden. Diese erheben in der Regel sehr hohe Transaktions- und
Depotgebühren.
Günstiger ist der Erwerb über Fondsvermittler oder über Online-Depotbanken, die häufig keine Depotgebühren und geringe
Ordergebühren erheben.
Der Kauf von Aktienfonds ist über diverse deutsche Börsenplätze möglich, der Verkauf jedoch nur über
die Fondsgesellschaft. Beim Kauf eines Aktienfonds fällt ein Ausgabeaufschlag (Agio) an, der in der Regel 5 %
bis 7 % beträgt. Onlinebanken bieten für manche Fonds Ermäßigungen von 50 % bis 100 % an.
Sie sollten sich darüber bewusst sein, dass Investmentfonds relativ hohe Anschaffungskosten und auch
vergleichsweise hohe laufende Verwaltungskosten haben. Hinzu kommen Transaktionskosten für fondsinterne
Vermögensumschichtungen und ggf. Erfolgsbeteiligungen (Performance Fee) für die Fondsgesellschaft. Beim Verkauf behält
die Fondsgesellschaft in der Regel einen Discount ein.
Der Fonds sollte zum eigenen Anlagehorizont und zur eigenen Anlagestrategie passen. Es gibt eher
risikoorientierte, offensive Fonds, die auf hohe Renditen abzielen. Demgegenüber setzen defensive Fonds vor allem auf
Werterhalt.
Aktienfonds eignen sich vor allem für chancenorientierte Anleger mit längerem Anlagehorizont. Die Renditeerwartungen
liegen bei durchschnittlich 5 % bis 10 % pro Jahr. Allerdings können schlechte Börsenjahre auch zu einer
geringeren und sogar negativen Wertentwicklung des Fonds führen. Für jüngere Anleger werden seit einiger Zeit auch
chancenorientierte Zielsparfonds zur Altersvorsorge angeboten, da hier der
Anlagehorizont langfristig ist.
Sie sollten Fonds mit hohem Fondsvolumen von möglichst über 500 Millionen US$ oder Euro bevorzugen.
Diese Fonds können flexibler auf Marktentwicklungen reagieren und verfügen in der Regel auch über eine höhere Liquidität
und sind damit weniger anfällig für Krisen. Ist das Fondsvolumen hingegen zu groß, ist es für die Fondsgesellschaft oft
schwierig, genügend hochkapitalisierte Anlageobjekte zu finden.
Ein wichtiges Kriterium sind auch die Erfahrungen und die Reputation der Fondsmanager bzw. der
Fondsgesellschaft sowie die Prüfung, wie lange der Fonds bereits existiert. Ist der Fonds schon einige Jahre am Markt,
lässt sich die Wertentwicklung zumindest für die Vergangenheit verfolgen und mit anderen Fonds oder auch mit der
Entwicklung von Börsenindizes wie z.B. dem Dax vergleichen.
Auch wenn Sie von bestimmten Märkten und Branchen überzeugt sind, achten Sie auf eine gute Risikostreuung oder
investieren Sie in mehrere Fonds mit unterschiedlichen Anlageschwerpunkten und -horizonten. Der
Grundsatz „Nicht alle Eier in einen Korb legen!“ gilt auch hier.
Investieren Sie möglichst nicht mit einem Einmalbetrag, sondern eher kleinere Beträge zu unterschiedlichen
Zeitpunkten. So vermeiden Sie den Einstieg zu besonders hohen Kursen und anschließende Verluste. Gerade als
Anfänger sollten Sie deshalb überlegen, in Fonds-Sparpläne zu investieren. Hier können Sie
bestimmen, welche gleichbleibenden Beträge Sie regelmäßig in einen bzw. mehrere Fonds investieren.
Falls Sie regelmäßig bestimmte Erträge benötigen, sollten Sie in ausschüttende Aktienfonds investieren.
Legen Sie hingegen auf eine langfristig positive Wertentwicklung mit steigenden Fondsanteilen Wert, können
thesaurierende Fonds für Sie interessant sein.
Bei Online-Depotbanken sowie im Internet finden Sie zahlreiche Fondsvergleiche. Hier können Sie
verschiedene Kennzahlen und die Gebühren verschiedener Fonds mit ähnlicher Anlagestrategie und vergleichbarem Anlagehorizont
vergleichen. Wichtige Kriterien der Fondsauswahl sind:
Bei spezialisierten Fonds ist zu beachten, dass diese häufig nicht in andere Aktien investieren dürfen,
um evtl. Marktschwankungen abzufedern. Daher gelten z.B. Branchenfonds als besonders risikoreich.
Auch die Währung der Aktien, in die der Fonds investiert, ist wichtig. Aus den hieraus resultierenden Kursschwankungen
können sowohl erhebliche Gewinne als auch Verluste erwachsen. Die Währung, in der der Fonds selbst
notiert, ist dabei unerheblich. Wird in einen Fonds Geld angelegt, der in Euro notiert und in
US-amerikanische Aktien investiert, unterliegt dieser Fonds für deutsche Kapitalanleger einem Währungsrisiko.
Während die Beobachtung des Fonds in der Regel weniger Zeit, Fachkenntnis und Engagement erfordert als die Anlage in
Einzelaktien („Stock-Picking“), kommt der Auswahl des
Fonds umso mehr Zeit und Bedeutung zu.
Bei der Auswahl des richtigen Fonds können die folgenden Kennzahlen wichtige Hinweise liefern:
Wertentwicklung eines Fonds über einen bestimmten Zeitraum. Die Angabe erfolgt in Prozent –
allerdings ohne Berücksichtigung des Ausgabeaufschlags. Die meisten Fondsgesellschaften verwenden
für die Performance die Berechnungsmethode des Bundesverbandes Deutscher Investmentgesellschaften
(BVI). Dadurch wird die Performance unterschiedlicher Fonds vergleichbar.
Diese Kennzahl gibt an, wie hoch der prozentual stärkste Wertrückgang innerhalb eines bestimmten
Zeitraums (meist 3 Jahre) war. Häufig wird außerdem auch die längste Verlustperiode in Monaten
angegeben.
Der Wert eines Fonds kann – auch unterjährig – stark schwanken. Die Volatilität gibt an, wie stark
der Wert eines Fonds in einem bestimmten Zeitraum um seinen Mittelwert geschwankt ist. Die Differenz
zwischen dem Höchst- und dem Tiefstwert wird ins Verhältnis zum Mittelwert gesetzt und der sich
ergebende Prozentsatz bezeichnet die Volatilität.
Beispiel: Der Mittelwert lag
innerhalb eines Jahres bei 70 €, der Höchstwert bei 85 €, der Tiefstwert bei 60 €.
Die Differenz zwischen Höchst- und Tiefstwert beträgt 25 €. Bezogen auf den Mittelwert sind
dies 35,7 %. Der Fondspreis ist also innerhalb des Jahres um 35,7 % um den Mittelwert
geschwankt.
Dieser Wert gibt an, um wieviel die Wertentwicklung des Fonds von der Wertentwicklung des von der
Fondsgesellschaft als Benchmark festgelegten Vergleichsindex (z.B. Dax) abweicht.
Ist Alpha positiv (ꭤ > 0), bedeutet dies, dass es den Fondsmanagern durch geschickte Mischung von
Einzeltiteln und Vermögensumschichtungen gelungen ist, besser als der Vergleichsindex
abzuschneiden.
Beta (β) ist ein Risikomaß des Fonds. Beta gibt an, wie eng der Fondspreis der Entwicklung der
Benchmark (z.B. DAX) gefolgt ist.
Die Kennzahl gibt das Verhältnis von Ertrag zu Risiko einer Fondsanlage an. Die Risikoprämie
bezeichnet dabei den Mehrertrag der Fondsanlage gegenüber einer sicheren Anlage. Das Risikomaß
ist in diesem Fall die Volatilität.
Wenn z.B. ein Fonds 5 % Rendite bringt und eine sichere Anleihe 2 %, beträgt die
Risikoprämie 3 %. Die Volatilität des Fonds beträgt 2 %. Teilt man die Risikoprämie durch
die Volatilität, erhält man die Sharpe Ratio, die im vorliegenden Fall 1,5 beträgt.
Je höher die Sharpe Ratio, desto besser ist das Verhältnis vom Ertrag zum Risiko, denn die
Risikoprämie (Mehrertrag) ist in diesem Fall viel höher als das tatsächliche Risiko. Bei einer
Sharpe Ratio zwischen 0 und 1 hat der Fonds zwar einen Überschuss erwirtschaftet, dieser ist aber im
Verhältnis zum eingegangenen Risiko zu gering. Eine Sharpe Ratio unter Null bedeutet, dass der Fonds
nicht einmal die Rendite einer sicheren Geldanlage erzielt hat. Ein solcher Fonds ist zur
Kapitalanlage nicht zu empfehlen.
Chancen liegen zum einen in der gegenüber der direkten Geldanlage in Aktien stärkeren
Diversifizierung des Portfolios und der Vermögensverwaltung durch professionelle Fondsmanager. Fonds
ermöglichen es dem Anleger, in Märkte zu investieren, die er für zukunftsträchtig hält, über die er aber zu wenig Wissen
verfügt, um entsprechende Einzelaktien zu kaufen. Teilweise ist auch der entsprechende Börsenzugang im
Ausland für den Privatanleger nicht gegeben.
Die Renditeaussichten sind in der Regel – und insbesondere zur Zeit – höher als Geldanlagen mit geringem Risiko wie
Festgeldern oder sicheren Anleihen. Der Anleger muss sich
dabei bewusst sein, dass, je höher die Chance, desto höher auch das Risiko ist.
Neben dem Vorteil der Diversifizierung bieten Themen-, Branchen- oder regionale Fonds für jeden etwas, d.h der Anleger
kann sich den passenden Fonds aussuchen. Auch gut gemanagte Fonds unterliegen den allgemeinen Marktrisiken, d.h. während
Finanzkrisen weisen auch sie einen starken Wertverfall auf, der teilweise über Jahre nicht wieder ausgeglichen werden
kann.
Je spezialisierter ein Fonds ist, desto größer ist generell auch das Risiko. Deshalb kommt der sorgfältigen Auswahl des
Fonds besondere Bedeutung zu.
Gegenüber den aktiv gemanagten Investmentfonds können Anleger auch in passiv gemanagte
Indexfonds (Exchange Traded Funds = ETF) investieren.
Sie orientieren sich an den Aktienindizes selbst und verursachen wesentlich geringere Kosten als Aktienfonds.
Inzwischen hat sich gezeigt, dass die Performance bei vielen ETFs besser ist als bei Aktienfonds von denen nur etwa
ein Viertel besser als der Vergleichsindex abschneiden. Deshalb werden ETFs auch zunehmend von Anlegern gekauft.
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