Von Annette de los Santos – aktualisiert am 10.11.2022
Auf der Suche nach attraktiven Investments und alternativen Geldanlagen stößt
man früher oder später auf Whisky. Bei Sammlern erfreut sich das hochprozentige „flüssige Gold“ schon längst
großer Beliebtheit, denn bestimmte Sorten und Jahrgänge unterliegen erheblichen Wertsteigerungen von
teilweise bis zu 2.000 % und mehr. Erfahren Sie, wie sich mit dem edlen Tropfen Geld anlegen lässt und wie er Anleger
glücklich machen kann.
Iren und Schotten streiten sich bis heute, wer den Whisky erfunden hat. Erstmals aktenkundig auf einem
schottischen Steuerbeleg wurde Whisky als „Aqua Vita“ im Jahr 1494. Damals stellte ihn der
Benediktiner Mönch John Cor im Kloster Lindores in Schottland her. Auf gälisch heißt der Whisky „Uisce
beathe“, was soviel wie „Wasser des Lebens“ bedeutet.
Wo ist Whisky heute verbreitet?
Der heute weltweit größte Whisky-Produzent ist Indien. Weltgrößter Whisky-Konsument ist mit 2,15
Liter pro Kopf Frankreich. Japaner begannen vor 90 Jahren erstmals und möglichst originalgetreu Scotch-Whisky zu
brennen und nehmen inzwischen regelmäßig mit Erfolg an internationalen Wettbewerben teil.
Auch in europäischen Ländern, sogar in Deutschland, wird derweil Scotch Whisky produziert. Diese Whiskys bedienen
das niedrige Preissegment und eignen sich nicht als Renditeobjekte. Auch irische und amerikanische Whiskeys erzielen
keine nennenswerten Renditen und sind daher als Wertanlage nicht geeignet.
Für erfahrene Sammler ist nur schottischer Single Malt Whisky von Wert. Die älteste bekannte
Flasche, der Glenavon Special Liqueur Whisky wurde vermutlich zwischen 1851 und 1858 abgefüllt und hält den
Guinness Weltrekord für die älteste Whisky-Flasche. Sie wurde 2006 in London für fast 15.000 Britische Pfund
versteigert, nachdem sie über Generationen im Besitz einer irischen Familie war.
Im Januar 2014 wurde eine kunstvolle Sechs-Liter-Flasche von Macallan „M“ in Hongkong für umgerechnet ca.
467.000 € versteigert und enthält Whisky aus spanischen Sherry-Fässern, der zwischen den 1940er und 1990er
Jahren gebrannt wurde. Er war eine Zeit lang der teuerste Whisky der Welt. Doch inzwischen gibt es noch weitaus
wertvollere Abfüllungen.
Übersicht: Die Top 10 der teuersten Whiskys der Welt
Platz | Name | Preis | Verkaufsjahr |
---|---|---|---|
1 |
Macallan 1926 60 Jahre Fine & Rare |
1,7 Mio. € | 2019 |
2 |
Macallan 1926 60 Jahre, Michael Dillon |
1,3 Mio. € | 2018 |
3 |
Macallan 1926 60 Jahre, Sir Peter Blake & Valerio Adami (2 Flaschen) |
1 Mio. € | 2018 |
4 |
Macallan M im Kristall-Dekanter |
467.000 € | 2014 |
5 |
Macallan 64 Lalique Cire Perdue |
367.000 € | 2010 |
6 | Dalmore 62 Jahre | 145.000 € | 2011 |
7 |
Dalmore Trinitas 64 Jahre |
136.000 € | 2011 |
8 | Bowmore 1957 | 120.000 € | 2012 |
9 | Yamazaki 50 Jahre | 116.000 € | 2016 |
10 |
Dalmore Trinitas 64 Jahre |
114.000 € | 2010 |
Wertsteigerung einzelner Whisky-Sorten
Den Bowmore 1957, der auf zwölf Flaschen limitiert wurde, können Sie seit November 2015 für
145.000 € im Berliner KaDeWe erwerben. Das entspricht einer Wertsteigerung von etwa 20,8 % in zwei Jahren,
also einer Rendite von circa 10 % p.a.
Auch die Wertsteigerung des 50-jährigen Yamazaki ist bemerkenswert: Er kam 2005 mit einer Auflage
von 250 Flaschen für 9.000 € pro Stück auf den Markt. In elf Jahren ist der Preis nahezu um das Dreizehnfache
gestiegen.
Die Schreibweise geht auf die Traditionen der ursprünglichen Produktionsländer zurück: So entstand in Irland und den
USA Whiskey, während in Schottland Whisky produziert wurde.
Die heutigen Sorten stammen jedoch aus weitaus mehr Ländern als damals. Den Herstellern ist es somit selbst
überlassen, ob sie Whiskey oder Whisky produzieren und in welcher Tradition sie mit ihrem Produkt stehen möchten.
Deutschland hat für seinen Scotch die schottische Schreibweise übernommen.
Wer in Whisky investieren möchte, sollte sich auch ein wenig mit dem Herstellungsprozess der hochwertigen Alkoholika
auskennen, um Einschätzen zu können, ob es sich um einen edlen Tropfen oder billigen Fusel handelt.
Zutaten von Whisky
Der schottische Whisky sowie der irische Whiskey wurden traditionell aus gemälzter Gerste (Barley)
hergestellt. Die britischen und irischen Auswanderer mussten sich in den USA jedoch den dortigen Gegebenheiten des
Bodens anpassen und kreierten Bourbon, der etwa zur Hälfte aus Mais besteht.
Heute werden auch Weizen und andere Getreide bei der Herstellung verwendet. Allerdings besteht der schottische Malt
Whisky weiterhin aus Gerste.
Reifezeit von Whisky
Die Whiskyherstellung ist an sich nicht teuer. Die Reifezeit im Fass, die Auswahl der Fässer, die Reinheit
(Single Malt) haben allerdings eine erhebliche Auswirkung auf den Preis. Die Brennereien erzielen beim
Verkauf von Spitzenwhiskys sehr gute Margen.
Das Alter auf einer Whiskyflasche gibt an, wie alt der jüngste, enthaltene Whisky ist. Die Einstiegsabfüllungen der
Brennereien sind meist zehn bis zwölf Jahre alt. Danach steigt das Alter bis zu 30 Jahren und mehr. Mittlerweile
gibt es auch viele No-Age-Statement Whiskys (NAS) ohne Altersangabe, die nur nach dem Geschmack kreiert werden und
aus Whiskys unterschiedlichen Alters bestehen.
Der rauchige Geschmack
Eine wesentliche Rolle beim Whisky spielt auch der Torf. Schottland ist von Mooren und meterhohen
Torfschichten durchzogen. Der Torf wird abgebrannt und das feuchte Malz wird über mit Torf beheizten Feuerstellen
getrocknet.
Je nach Dauer der Zeitspanne, die das Gerstenkorn dem Torfrauch während der Trocknungszeit ausgesetzt ist, verändert
sich der Geschmack. Beispielsweise wird bei Laphroaig von insgesamt 30 Stunden 18 Stunden über Torffeuer getrocknet.
Je länger die Zeitspanne ist, desto rauchiger schmeckt später der Whisky.
Begriff |
Definition |
---|---|
Abfüller |
Von den meisten Brennereien gibt es Originalabfüllungen, das heißt die Abfüllungen stammen direkt aus der Brennerei. Manchmal werden Fässer an unabhängige Abfüller verkauft, die diese unter ihrem eigenen Namen abfüllen, oft als Einzelfass. Die Fässer werden in eigenen Lagerhäusern der weiteren Reife zugeführt. Unabhängige Abfüller sind zum Beispiel Gordon & MacPhail, Signatory Vintage, William Cadenhead, James MacArthur und The Whisky Connaisseur. |
Alkohol- gehalt |
Standard-Whiskys enthalten 40 % bis 43 %, ohne Kühlfilterung sind es 46 % und Whiskys in Fassstärke 46 % bis 53 % (mit Wasser verdünnen). |
Brennerei |
Der Großteil der schottischen Brennereien liegt in den Highlands, einige auch auf den Inseln wie zum Beispiel Islay. Die Region prägt den Geschmack. Noch entscheidender für den Geschmack ist allerdings die Form der Brennblasen, die bei jeder Brennerei individuell ist. |
Cask |
Ist die englische Bezeichnung für das deutsche Wort „Fass“. |
Malt |
Englische Bezeichnung für Malz. Für schottischen Whisky wird Barley Malt verwendet, das heißt Malz, das aus Gerste hergestellt wird. |
Qualität |
Lediglich die Single Malt Whiskys aus Schottland und teilweise auch aus Japan eignen sich als Sammlerobjekt. |
Scotch |
Hierunter versteht man meist Blended Whisky aus Schottland, bei dem die Destillate verschiedener Brennereien gemischt werden, um dem Getränk einen möglichst einheitlichen Geschmack zu geben. Entsprechend der „Scotch Whisky Order“ darf die Maische nur aus Wasser und gemälzter Gerste bestehen. Andere Getreidesorten dürfen nur als ganze Körner zugegeben werden. Neben Wasser darf nur Zuckerkulör E 150 zur Farbgebung hinzugefügt werden. Die Reifungsdauer muss mindestens drei Jahre betragen. Johnnie Walker ist zum Beispiel ein Blended Whisky. |
Single Malt |
Wird im Gegensatz zu Blended Whisky in einer einzigen Destillerie gebrannt. Dennoch werden auch beim Single Malt die Whiskys von vielen Fässern mehrerer Jahrgänge einer Destillerie gemischt, um dem Whisky einen einheitlichen Geschmack zu verleihen. |
Single Cask |
Ist eine Besonderheit der Single Malts. Es handelt sich um Einzelfass-Abfüllungen, die tatsächlich aus einem einzigen Fass stammen und nicht vermischt sind. Der größte Teil dieser Whiskys wird von unabhängigen Abfüllern angeboten. Sie sind selten und werden seit einigen Jahren immer häufiger als „Bonbon“ angeboten. Die Scotch Malt Whisky Society füllt ausschließlich Single Casks ab. Allerdings werden ihre Abfüllungen, die immer wieder für Erstaunen sorgen, ausschließlich an Mitglieder verkauft. |
Stern |
Ein roter Stern bezeichnet ein besonders gutes Preis-Leistungsverhältnis. Einen goldenen Stern erhalten nur Spitzenwhiskys mit exzellenter Qualität. |
Die Anzahl der unterschiedlichen Whiskysorten weltweit geht in die Tausende und jedes Jahr erscheinen zahlreiche
neue Flaschen auf dem Markt. Der Whiskymarkt ist also groß. Daher haben wir einen kurzen Überblick für Sie
erarbeitet.
Die vier größten Scotch Whiskymarken
Die vier größten Scotch Whiskymarken (Marktanteil insgesamt circa 50 %) der Welt sind:
Preise für Whiskey
Drei der vier größten Whiskymarken sind bereits für weniger als 20 € bei Discountern und in Supermärkten zu
haben. Außerdem handelt es sich bei ihnen um Blended Scotch und nicht um Single Malt. Als Sammlerobjekte oder für
Connaisseure eignen sie sich deshalb nicht.
Von den Single Malt Whiskys belegen Glenfiddich und Glenlivet erst die Plätze sieben und acht. Der
Whiskymarkt hat folglich eine Pyramidenform und die Sammlerstücke sind lediglich bei den kleineren Destillerien zu
finden.
Entwicklung des Whisky Index für Whisky Raritäten im Vergleich zu DAX, Rohöl und Gold
Folgendes Schaubild zeigt die Entwicklung des Index für Whisky Raritäten der Rare Whisky 101 Ltd. (Apex 1000)
im Vergleich zu DAX, Rohöl (Brent Crude Oil Index) und Gold über 12 Monate von Januar 2020 bis
Januar 2021.
Einige Experten befürchten eine baldige Spekulationsblase auf dem Whisky-Markt. Noch allerdings steigt die Nachfrage
nach Spitzenwhiskys, wenn auch langsamer als im vorherigen Jahr. Andere Experten weisen darauf hin, dass sich die
Auswahl an besonders alten Whiskys in den nächsten fünf bis sechs Jahren deutlich reduzieren wird, was wiederum die
Nachfrage anheizen und zu Preissteigerungen führen dürfte. Es bleibt also – wie immer – abzuwarten, welche Prognose
dann tatsächlich eintrifft.
Beim Investieren in Whiskys ist der Geschmack nicht unbedingt von entscheidender Bedeutung. Es gibt zu viele
verschiedene Vorlieben. Wichtiger ist es, sich auf seltene und alte Whiskys zu fokussieren.
Schottische Single Malt Whiskys belegen – von wenigen Ausnahmen abgesehen – die vordersten Plätze.
Alte Whiskys
Whiskys, die vor 1975 gebrannt wurden, sind generell wertvoller und teurer als die später
produzierten. Dies liegt nicht nur am Alter, sondern auch daran, dass die Gerste und andere Zutaten damals noch
schonender und biologischer angebaut wurden als heutzutage. Auch das Alter bzw. die Reife der Fässer, soweit gut
erhalten, spielen eine entscheidende Rolle. Diese Whiskys sind natürlich extrem teuer.
Seltene Whiskys
Limited Editions oder Jubiläumseditionen sowie bestimmte Serien und Abfüllungen mit geringer
Auflage sind die eigentlichen Schätze, die hohe Renditen von 40 % (teilweise sogar
1.300 %) und mehr erzielen können.
Investoren mit dem nötigen Kleingeld können die Spitzenwhiskys auf entsprechenden Versteigerungen, die teilweise
auch in Deutschland stattfinden, erwerben. Angesichts der bereits sechsstelligen Preise muss man mit weiteren
Wertsteigerungen jedoch Geduld aufbringen.
Erwerb von hochwertigem Whisky
Es gab auch schon Sammler, die „Schnäppchen“ in Duty Free Shops erworben haben. Dies setzt natürlich solide
Kenntnisse voraus. Geübte Sammler kaufen drei Flaschen einer Sorte: Eine zum Trinken, eine zum Tauschen und eine für
einen späteren Verkauf.
Von einem Kauf in Internetshops oder bei nicht auf Whisky spezialisierten Onlineauktionen raten Experten ab, weil
die hier verkauften „Spitzenwhiskys“ oft gepanscht sind und minderwertiger Whisky in leere Flaschen abgefüllt wurde.
Kriterien und Tipps für das Whisky-Investment
Selbstverständlich können Sie Aktien der
großen Alkoholproduzenten, die meist auch Whiskys im Angebot haben, erwerben. Allerdings würde man hier nicht mehr
von einem Whisky-Investment sprechen.
Seit Juni 2014 gibt es den weltweit ersten Whiskyfonds der Welt, der sich auf seltene, wertvolle
und alte Single Malt Whiskys spezialisiert hat. Der Platinum Whisky Investment Fonds, der im Juni 2014 in Hongkong von Rickesh Kishnani
aufgelegt wurde, ist auf sieben Jahre konzipiert und strebt jährliche Dividendenausschüttungen von 15 % bis
17 % an. Allerdings ist hier eine Mindesteinlage von 250.000 US$ erforderlich.
Das Whisky-Investment hat kein Totalverlustrisiko
Wer in Whisky als Sachwert investieren möchte, sollte
entweder das nötige Kleingeld und solide Kenntnisse besitzen oder aber ein exzellenter Kenner sein, um edle Tropfen
mit hohem Potenzial frühzeitig zu kaufen und dann lange zu lagern. Es gibt Firmen, die die Lagerung für den
Eigentümer unter optimalen Bedingungen anbieten. Das lohnt sich aber erst ab einer bestimmten Flaschenanzahl.
Selbst, wenn Sie beim möglichen Verkauf nicht die gewünschte oder keine Rendite erzielen würden, können Sie den
Whisky immer noch allein oder mit Freunden trinken und ihn je nach Geschmack pur, mit Wasser verdünnt oder auf Eis
genießen. Erst dann erleiden Sie einen Totalverlust, aber eben auch einen besonderen Moment.
Cheers!
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