Von Ralf Kretzschmar – aktualisiert am 23.02.2023
Ab einem gewissen Zeitpunkt brauchen Gründer deutlich mehr Kapital für ihr Unternehmen, als sie selbst
aufbringen können. Dann schlägt die Stunde von Venture Capital Fonds – sie beteiligen sich an
jungen, innovativen Firmen. Nicht selten werben sie mit Renditen von deutlich über 10 % –
dementsprechend hoch ist auch das Risiko. Erfahren Sie hier, was Venture Capital Fonds ausmacht und ob auch
Privatanleger profitieren können.
Venture Capital Fonds sind Investmentfonds, die sich auf die
Beteiligung an Startups spezialisiert haben. Venture Capital (dt. Wagniskapital, Risikokapital) ist
dabei eine besondere Form von Private Equity, also
privatem Beteiligungskapital.
Der Venture-Capital-Investor stellt einem vielversprechenden Startup Eigenkapital zur Verfügung und erhält im Gegenzug
Unternehmensanteile. Zudem erhält er erhebliche Mitspracherechte und agiert als strategischer Partner des Unternehmens.
Sein Ziel ist es, die Unternehmensanteile zu einem späteren Zeitpunkt gewinnbringend zu verkaufen.
Venture Capital Fonds (oder VC-Fonds) werden von Gesellschaften aufgelegt, die sich mit dem investierten
Geld an verschiedenen Startups beteiligen. Oft fokussieren sich die Fonds dabei auf bestimmte Branchen wie etwa
E-Commerce oder den Medienbereich. Andere Fonds haben sich auf bestimmte Phasen des Unternehmensaufbaus
spezialisiert.
Bei dem Aufbau eines Startups können grob drei Phasen unterschieden werden:
VC-Fonds investieren hauptsächlich in die zweite und dritte der hier genannten Phasen. Hat sich das Geschäftsmodell
bewährt (der sogenannte Proof of Concept), wird neues Kapital benötigt. Es folgt die erste große
Finanzierungsrunde, die unter dem Namen Series A bekannt ist, die zweite Finanzierungsphase
dementsprechend als Series B.
Einer Studie der
Unternehmensberatung Ernst & Young zufolge ist Software & Analytics in Deutschland die beliebteste Branche bei
Venture-Capital-Investitionen. Danach folgen die Bereiche Mobilität und FinTech bzw. InsurTech.
Venture Capital nach den beliebtesten Branchen 2021 und 2022 im Vergleich (in Mio. €)
Ein Investment in Startups gilt als
hochriskant, da ein Großteil der jungen Unternehmen keinen Erfolg verzeichnet und Verluste drohen.
Venture-Capital-Gesellschaften kalkulieren deshalb von Beginn an damit, gescheiterte Investitionen mit der hohen Rendite der wenigen erfolgreichen Startups
auszugleichen.
Nicht unterschätzen sollten Anleger zudem die Gebühren der Fonds. Da es sich um aktiv gemanagte Fonds
handelt, werden hohe Gebühren für das Management fällig. Hinzu kommen Kosten für Agio (Ausgabeaufschlag), Marketing und Vertrieb. Die
Kosten von Venture Capital Fonds liegen deshalb in der Regel bei über 10 %.
Venture Capital ist eine teure Anlageklasse. Die Mindestanlagesumme beträgt bei kleinen Fonds
5.000 €, üblich sind jedoch eher Anlagen ab 100.000 €.
Hohe Mindestanlagesumme bei Einzelfonds und Dachfonds
Einzelne Venture Capital Fonds eignen sich deswegen nur für sehr wohlhabende oder institutionelle Kapitalgeber. Dasselbe
gilt für Venture-Capital-Dachfonds, die in eine bestimmte Menge von Einzelfonds bzw. Zielfonds
investieren. Das Mindestinvestment liegt bei ihnen in der Regel im sechsstelligen Bereich.
Aktien von Beteiligungsgesellschaften
Privatanlegern bleibt aufgrund der hohen Mindestanlagesummen nur der Umweg über die Börse. Einige
Venture-Capital-Gesellschaften wie die German Startups Group und Rocket Internet können über die Börse gehandelt werden
und sind somit auch für Privatanleger erschwinglich.
Ein Erfolgsgarant sind Aktien von
Venture-Capital-Gesellschaften
allerdings nicht. Tatsächlich tun sich viele der Beteiligungsgesellschaften an der Börse schwer:
Sie klagen unter anderem über die Transparenzpflichten des Handelsplatzes. Diese würden einen Nachteil gegenüber
nicht börsennotierten Venture-Capital-Gebern darstellen.
Venture Capital Fonds sind ein Wachstumsmarkt – potenziell mit sehr hohen Renditen. Aber auch die Nachteile der Fonds
liegen auf der Hand:
Auch eine Investition in Venture-Capital-Gesellschaften über die Börse ist für Kleinanleger nicht empfehlenswert, da das
Geschäftsmodell der Beteiligungsgesellschaften nicht wirklich börsentauglich ist.
Crowdinvesting
Wenn Sie mit einer geringeren Summe in Startups investieren möchten, bietet sich das Crowdinvesting in Startups an. Über eine
Online-Plattform können Privatanleger dort bereits ab 250 € in junge Unternehmen investieren.
Das hohe Ausfallrisiko bleibt aber selbstverständlich dasselbe. Außerdem kann es zu einer Verwässerung
der Rendite kommen: Der Anteil an der Gewinnbeteiligung kann aufgrund späterer Finanzierungsrunden sinken.
Investition in etablierte Unternehmen
Eine Alternative zu Venture Capital Fonds sind Investmentfonds, die sich an etablierten Unternehmen beteiligen. Diese
Private Equity Fonds erwerben in der Regel die Mehrheitsbeteiligung an einem großen Unternehmen.
Anschließend nehmen sie aktiv Einfluss auf dessen Management, um den Wert der Anteile zu steigern und letztendlich
gewinnbringend zu veräußern.
Sollten Anleger hingegen ein liquides Investment bevorzugen, bieten sich Aktien von etablierten
Unternehmen an. Mit Aktien sind Anleger nicht an Laufzeiten gebunden, sondern können Ihre Wertpapiere jederzeit über die
Börse veräußern. Aufgrund der strengeren Transparenzpflichten für den Börsenhandel können Anleger zudem die Situation
des Unternehmens deutlich besser einschätzen als bei Venture-Capital- und Private-Equity-Fonds.
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