Von Valeria Nickel – aktualisiert am 10.11.2022
Viele Menschen würden gerne Geld investieren – in Aktien oder vielleicht auch festverzinste Anleihen und alternative Investments. Allerdings haben sie oft zu großen Respekt vor dem Investieren an der Börse und weiteren Anlageklassen, die über das Sparen von Geld auf dem Girokonto oder Sparbuch hinausgehen.
Dadurch lassen sie sich große Gewinnmöglichkeiten entgehen. Denn vor allem Aktieninvestments haben bisher auch bei einer risikoarmen Anlagestrategie langfristig deutlich höhere Renditen im Vergleich zu den Zinsen für Spareinlagen erzielt. Dabei ist es falsch, zu denken, dass nur Profis oder reiche Menschen an der Börse Geld investieren können. Natürlich kostet die Entscheidung und Umsetzung dieser Investitionen Zeit und Eigeninitiative – doch die kann jeder aufbringen.
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit dem Grundwissen für das Investieren von Kapital an der Börse. Allgemeine Informationen zum Thema Finanzen finden Sie hier: Geld anlegen für Einsteiger.
Banken bieten oft Tagesgeld und Festgeld als Möglichkeiten an, um Geld zu investieren. Der Vorteil dieser sicherheitsorientierten Geldanlagen ist, dass ihr Risiko gering ist: Geld auf dem Tagesgeldkonto oder Festgeldkonto zum Beispiel sind bis zu einem Betrag von 100.000 € durch den europäischen Einlagensicherungsfonds abgesichert.
Wenn Sie das Geld hingegen in ein Unternehmen an der Börse investieren, so gehen Sie das Risiko ein, dass diese Unternehmen zu einem späteren Zeitpunkt zahlungsunfähig sind und Sie Geld verlieren.
Bankeinlagen wie Tagesgeldkonten und Festgeldkonten sind also etwas für Anleger, die mehr auf Sicherheit bedacht sind. Dagegen können sie an der Börse dank Dividenden oder Gewinnen aus Kurssteigerungen viel höhere Zinsen und Renditen auf ihr Geld erzielen.
An der Börse gibt es viele verschiedene Anlageprodukte, in die man Geld investieren kann. Sie lassen sich unterteilen in:
Einsteigern werden oft ETF, auch Indexfonds genannt, empfohlen. Dies sind Aktienfonds, die nicht aktiv von einem Manager verwaltet werden, sondern passiv in einen Aktienindex investieren – wie zum Beispiel den DAX – und damit einen Markt in seiner Gesamtheit nachbilden. Mit einem ETF profitiert der Anleger von einer positiven Gesamtentwicklung des Marktes – und arbeitet nicht „gegen“ den Markt, wie ein Fondsmanager.
Möchte man dagegen versuchen, die Durchschnittsrendite des Marktes zu schlagen, kann man Geld in einen (aktiv gemanagten) Fonds investieren. Dieser stellt sozusagen einen Korb an ausgewählten Anlageformen dar und wird von einem Fondsmanager verwaltet.
Je nach dem, welche Geldanlagen in dem jeweiligen Investmentfonds gebündelt werden, wird er als Aktienfonds, Mischfonds, Immobilienfonds usw. bezeichnet.
Wenn man sich seine Aktien lieber selbst aussuchen möchte, bietet es sich an, Geld in Einzelwerte zu investieren. Hier muss man allerdings aufpassen, dass man das Risiko auf Wertpapiere von mehreren verschiedenen Unternehmen verteilt und eine ausreichende Streuung der Risiken innerhalb der Geldanlage erreicht.
Neben Aktien, lässt sich Geld auch in einzelne Anleihen investieren. Dabei handelt es sich nicht um börsennotierte Unternehmensanteile, sondern um festverzinste Schuldverschreibungen von Unternehmen oder Staaten (z. B. Bundesanleihen). Gewinne werden hier nicht mit Dividenden oder Kursschwankungen erwirtschaftet, sondern ähnlich einem Kredit auf das geliehene Geld gezahlt.
Für Spekulanten, die bereit sind, höhere Risiken beim Investieren einzugehen und intensiver mit ihrem Glück zu spielen, können Hebelprodukte wie Derivate, Zertifikate oder Futures interessant sein.
Diese Anlageform ist besonders riskant und so manch ein Trader hat mit den komplexen Finanzprodukten bereits ein Vermögen verloren. Daher sollte man sich beim Investieren sehr intensiv mit den Trading-Strategien beschäftigen und diese in Demokonten oder Musterdepots testen, bevor man echtes Geld investiert.
Aktien oder Investmentfonds können Sie nicht einfach direkt an der Börse „shoppen“. Der Handel mit diesen Geldanlagen ist nur mit einem Aktiendepot und einem dazugehörigen Verrechnungskonto möglich. Das ist sozusagen ein Konto für zu investierendes Geld, während das Depot ein Verwahrplatz für die gekauften Wertpapiere ist.
Ein solcher Verwahrplatz lässt sich ganz klassisch bei einer Bank in einer Filiale oder online eröffnen. Alternativ gibt es auch Online-Broker. Bevor Sie sich für einen Anbieter entscheiden, sollten Sie auf jeden Fall die Kosten vergleichen. Hier lässt sich einiges an Geld sparen. In der Regel sind die Gebühren der Online-Broker insgesamt kostengünstiger.
Vor jeder Investition muss man sich die Frage stellen, wie lange man das Geld investieren bzw. entbehren kann. Davon ausgehend lässt sich eine Geldanlage mit der passenden Anlagedauer bestimmen.
Bei Anleihen investieren Anleger beispielsweise zwischen drei und sieben Jahren. Dabei gilt die Regel: je mehr Jahre, desto höher die Zinsen.
Viele Geldanlagen haben aber auch gar keine maximale Laufzeit, zum Beispiel Aktien oder die meisten Fonds. Das Investment wird in diesem Fall durch den Weiterverkauf der Wertpapiere beendet. Sind Aktien oder die Anteile an einem Fonds zum Verkaufszeitpunkt mehr wert als zum Erwerbszeitpunkt, profitiert der Anleger von Kurssteigerungen.
Anlagedauer unterschiedlicher Börsenprodukte im Überblick
unbegrenzte Laufzeit |
fixe Laufzeit |
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ETF |
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offene Fonds |
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geschlossene Fonds |
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Aktien |
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Anleihen |
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Hebelprodukte* |
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*Einzelne Hebelprodukte variieren in ihrer Ausgestaltung stark
Bei Aktien gelten grundsätzlich keine Oberbegrenzungen – wenn Sie viel Geld zur Verfügung haben und investieren wollen, gilt das Prinzip: je mehr, desto besser. Gewisse Mindestinvestments sollten jedoch getätigt werden. Dafür gibt es folgende Gründe:
Durch hohe Anlagebeträge reduzieren sich die verhältnismäßigen Kosten beim Investieren von Kapital, die beispielsweise durch Ordergebühren entstehen.
Aufgrund dieser Kosten sollte man als Anleger auch nicht weniger als 1.000 € in eine Aktie investieren. Denn die Kosten sind sonst unverhältnismäßig hoch im Vergleich zum Anlagebetrag und können nur durch eine hohe Rendite wieder eingebracht werden. Es gibt also zwar meist keine zwingenden, aber logisch vernünftige Mindestinvestments bei Aktien.
Anlage im Wert von 500 € |
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positiv erst ab 3 % Kursgewinn |
Anlage im Wert von 1.000 € |
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positiv ab 1,5 % Kursgewinn |
Anlage im Wert von 3.000 € |
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positiv schon ab 0,5 % Kursgewinn |
Investieren Sie Geld in Einzelaktien, sollten Sie nicht alles auf ein Pferd setzen: Investieren Sie Ihr Geld in unterschiedliche Unternehmen und Branchen und diversifizieren Sie Ihre Kapitalanlage, um mit einer durchdachten Depotzusammenstellung eine ausreichende Risikostreuung zu erreichen.
Zudem sollten Sie Ihr Geld nicht ausschließlich an der Börse investieren. Mit einer durchdachten Asset Allokation streuen Sie das Risiko nicht nur über verschiedene Wertpapiere, sondern über Anlageklassen wie beispielsweise Sparkonten, Immobilien oder Rohstoffe hinweg. Ein solch ausgeglichenes Portfolio mit ausreichender Diversifikation setzt natürlich einiges an Geld voraus.
Investieren Sie nur so viel Geld, wie Sie wirklich zur freien Verfügung haben. Bedenken Sie, dass kurze Anlagezeiträume Kursrückgänge häufig nicht „rechtzeitig“ ausgeglichen und so wird ein Verlust bei Verkauf wahrscheinlicher. Bei längeren Anlagezeiträumen sieht das anders aus. Wenn Sie in den nächsten Jahren also Geld in eine bestimmte Anschaffung, eine Immobilie oder die Ausbildung der Kinder investieren möchten, sollten Sie das Geld nicht in Aktien investieren.
Wenn Sie mit einem geringen Anlagebetrag einsteigen wollen, bietet es sich an, Geld in Aktienfonds oder ETF zu investieren. Der Grund dafür ist, dass diese Finanzprodukte bereits über verschiedene Aktienwerte gestreut sind. ETF sind dazu auch noch besonders kostengünstig.
Kleinere Summen können Anleger zudem in Aktien, Fonds, ETF usw. investieren, wenn sie regelmäßig – zum Beispiel monatlich – Geld in einen Sparplan einzahlen. Schon mit geringen Beträgen ab 10 € im Monat ist es hier für Privatanleger möglich, an der Börse ein Vermögen aufzubauen.
Ein weiterer Vorteil bei Sparplänen ist, dass man nicht auf das ideale Timing zum Investieren achten muss. Da man sein Geld über einen langen Zeitraum verteilt, werden die Anteile zu einem Durchschnittspreis erworben. Dieser liegt zwar über dem günstigsten Preis innerhalb einer bestimmten Periode, aber gleichzeitig auch unter dem teuersten („Cost-Average-Effekt“).
Insgesamt gibt es also – auch für Privatanleger – verschiedenste Möglichkeiten, an der Börse Geld zu investieren. Ein solides Grundwissen des Anlegers bezüglich der einzelnen Anlageprodukte ist dabei der erste Schritt zum langfristigen Erfolg.
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