Aktien für Anfänger – Tipps und Fallstricke

Von Saskia Reh, Mauritius Kloft, Jürgen Pieper – aktualisiert am 29.04.2024

Wer „The Wolf of Wall Street“ gesehen hat, kennt eine schillernde, oft skandalöse Seite der Finanzwelt. Doch der
Aktienhandel in der Realität ist weit entfernt von der Exzessivität des Films. Vielmehr können sich auf dem Aktienmarkt für Anlegerinnen und Anleger durchaus Chancen ergeben.

Im Jahr 2023 sind 12,3 Mio. Menschen älter als 14 Jahre in Deutschland Aktionäre. Die Aktionärsquote in der Gesamtbevölkerung lag laut dem
Deutschen Aktieninstitut bei 17,6 %[1].

Doch wie können Sie in Aktien investieren und dabei Geld verdienen? Welche Aktienarten gibt es überhaupt? Und worauf
sollten Sie beim Aktienkauf achten? Erfahren Sie im folgenden Artikel die Grundlagen des Aktienhandels.

So funktioniert der
Einstieg
an der Börse

Wie können Sie
Aktien
handeln?

Welche Alternativen gibt es? Zu
den
Aktienfonds
und ETF

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Was sind Aktien überhaupt?

Eine Aktie ist ein Anteil an einem Unternehmen. Das heißt: Sie als Investorin oder Investor können
Aktien kaufen und
damit Miteigentümer des Unternehmens werden. Dadurch profitieren Sie, wenn der (Markt-)Wert des Unternehmens wächst.

Die Wertentwicklung eines Konzerns zeigt sich an
seinem Aktienkurs. Ob er steigt oder fällt, ist abhängig von der
Performance des Unternehmens und den allgemeinen Marktgeschehen.

Das Unternehmen kann zudem einen Teil des Gewinns – die sogenannte Dividende – an ihre Aktionärinnen und Aktionäre ausschütten. Die Firma beteiligt Sie also mit einem prozentualen Anteil des Gewinns an den
erwirtschafteten
Erträgen[2].

Genauer gesagt sind Aktien Anteile an Kapitalgesellschaften wie Aktiengesellschaften
(AG)
oder seltener
Kommanditgesellschaften auf Aktien (KGaA). Sie können an der Börse notiert sein – müssen
sie aber nicht.
Frei handelbar sind jedoch nur Aktien von AGs und KGaAs, die an der Börse notiert sind („Free Float“).

Welche Aktienarten gibt es?

Viele Anlegerinnen und Anleger wissen nicht, dass es verschiedene Arten von Aktien gibt.
Man kann Aktien etwa nach nach Übertragung, Stimmrecht oder Unternehmensanteil unterscheiden. Wichtig
dabei ist: Innerhalb einer Art kann eine Aktie nur zu einer Unterkategorie zählen.

Hier eine Übersicht zu den einzelnen Aktienarten:

Übertragung

Stimmrecht

Unternehmensanteil

Benötigt eine Aktiengesellschaft frisches Eigenkapital kann es eine Kapitalerhöhung
nutzen[3]. Wenn neue Aktien zum
„Free Float“ gehören, sinkt der Wert jedes Unternehmensanteils – einfach weil mehr Aktien im Umlauf sind. Um das
bisherige Beteiligungsverhältnis am Unternehmen aufrechtzuerhalten, bekommen Altaktionärinnen und -aktionäre in
der Regel ein Bezugsrecht (Vorkaufsrecht) auf die neuen Aktien zugesprochen. Generell müssen Investorinnen und
Investoren einer Kapitalerhöhung auf der Hauptversammlung zustimmen.

Das Gegenteil einer Kapitalerhöhung ist derweil der Aktienrückkauf. Die Idee: Um etwa eine
feindliche
Übernahme zu verhindern oder schlicht Kapital anlegen möchten, können börsennotierte Unternehmen bis zu
10 % ihrer Aktien an der Börse zurückkaufen[4]. Dadurch steigt im
Regelfall der Aktienkurs. Der Grund
dafür ist simpel: Immerhin erhöht sich der Gewinn pro Aktie, weil nur noch eine geringere Zahl der Aktien an
der Börse erwerbbar sind.

Wie können Sie Aktien handeln?

Der gängigste Weg ist, Aktien an deutschen und internationalen Börsen zu kaufen. Das sind die sogenannten
„börsennotierten Aktien“. Diese sind öffentlich gelistet und Sie als Investorin oder Investor
können sie kaufen oder
verkaufen.

Es gibt auch Aktien, die nicht an der Börse notiert sind. Die sogenannten „nicht börsennotierten
Aktien“
können Sie nicht öffentlich kaufen. Beide Parteien handeln hier
direkt miteinander. Der Handel ist in der Regel auf spezielle Plattformen beschränkt oder läuft „over the Counter“ (OTC).

In Deutschland können Sie als Anlegerin oder Anleger wochentags an verschiedenen Börsen handeln, wie:

Online-Börsen:

Hier fallen unterschiedliche Gebühren an, die von den Brokern in der Regel im
Preis-Leistungsverzeichnis
aufgeführt werden.

Wo können Sie ein Wertpapierdepot eröffnen?

Bevor Sie mit Aktien handeln können, müssen Sie ein Wertpapierdepot eröffnen. Das kann bei
Filialbanken, Direktbanken
oder Online-Brokern erfolgen. Es gibt diverse Online-Banken und -Broker, die zwar keine Depotgebühren verlangen. Hier kann es aber versteckte Gebühren über ungünstige Spreads geben (der Differenz zwischen Ankauf- und Verkaufspreis, auch Handelsspanne genannt). Der
Handel über
Direktbanken ist dennoch schneller (und oft günstiger) als bei einer Filialbank, der Aktienkauf und -Verkauf geschieht oft einfach über eine App.

Sie sollten bei der Auswahl eines Depotanbieters zudem auf die Ordergebühren achten. Sie fallen an, wenn
Sie Aktien kaufen
oder verkaufen. Das kann eine feste Gebühr oder einen prozentualen Anteil des Handelsvolumens betragen[10].

Investoren nutzen Aktien häufig, um kurzfristig zu spekulieren. Sie kaufen heute Aktie XY, um sie morgen
wieder zu verkaufen. Das aber ist sehr riskant und kann zu großen Verlusten führen. Zudem kann es aufgrund der Transaktionsgebühren pro Order sehr teuer sein. Das sogenannte
Day-Trading eignet sich daher nicht für Sie als Börsenanfänger.

Welche Aktien eignen sich für Einsteiger?

Wenn Sie zum ersten Mal Aktien kaufen, sollten Sie sich zunächst auf Regionen konzentrieren, deren Märkte Sie näher
kennen. Blue-Chip-Aktien sind hier ein guter Ausgangspunkt für Anfänger, um in den Handel
einzusteigen. Das sind
Aktien von etablierten Unternehmen mit einer soliden finanziellen Performance und einem guten Ruf
in der Branche.
Sie verfügen in der Regel über eine hohe Marktkapitalisierung. Im Allgemeinen können
Aktien, die im Leitindex – etwa
der Dow Jones oder der S&P 500 in den USA oder der DAX in Deutschland – gelistet sind, als Blue-Chip-Aktien
betrachtet werden. Beispiele hierfür sind Aktien von Apple, Coca-Cola, Daimler oder Volkswagen[11].

Wie viele Aktien sollten Sie kaufen?

Sie sollten nicht alles auf eine Aktie setzen, sondern Ihr Aktienportfolio über verschiedene Branchen und in Regionen
diversifizieren (Risikostreuung).

Allerdings sollten Sie – abhängig vom investierten Kapital – nicht zu viele Aktien kaufen. So sollten Sie noch in der Lage sein, die Entwicklung Ihrer
Papiere im Auge zu behalten. Mehr als fünf bis sieben verschiedene Titel sollten es am Anfang nicht
sein, zumindest
beim Kauf von Einzelaktien, dem sogenannten Stock-Picking. Über Fonds können Sie dagegen leicht streuen – in
Hunderte verschiedene Aktien (siehe unten).

Wie oft sollten Sie die Aktienkurse checken?

Letztlich bleibt es Ihnen überlassen, wie oft Sie die Kurse anschauen. Wenn Sie langfristig
investieren
und nicht
aktiv handeln, kann es ausreichen, die Kurse wöchentlich oder monatlich zu überprüfen. So können
Sie größere Trends
erfassen.

Anders ist es jedoch, wenn Sie kurzfristig handeln oder aktiver investieren möchten. Hier kann es
sinnvoll sein, die
Kurse täglich oder sogar mehrmals täglich zu checken.
Grund dafür: Sie können etwa besser auf schnelle Veränderungen am Markt reagieren – und potenzielle kurzfristige
Gewinne erzielen. Sie sollten jedoch beachten, dass das mit höheren Risiken verbunden ist. Zudem
kostet Sie das mehr
Zeit.

Aktiensparpläne

Anstelle vom direkten Kauf einzelner Aktien können Sie auch in einen Aktiensparplan oder
Aktienfonds-Sparplan

investieren. Mit einem Sparplan erteilen Sie einmalig einen Dauerauftrag, der in dem von Ihnen festgelegten
Intervall (z.B. einmal pro Monat) und zu einem festgelegten Betrag zu einem bestimmten Tag ausgeführt wird. Das geht einfach über ein
Wertpapierdepot. Wichtig ist hier nur, dass Sie stets ausreichend Geld auf dem Verrechnungskonto haben.

Über längere Sicht (etwa zehn Jahre) gleichen sich Kursdifferenzen beim Kauf aus – Sie steigen letztlich zum
Durchschnittskurs ein.

Wie viel Geld sollten Sie in Aktien investieren?

Hierfür gibt es keine klare Regel. Grundsätzlich sollten Sie nur so viel Geld in Aktien investieren, wie Sie
über Ihren Anlagehorizont nicht benötigen – also Geld, das Sie sonst gegen geringe Zinsen sparen würden. Denn
ein Totalverlust
ist nie komplett ausgeschlossen[12].

Bezogen auf Ihr Vermögensportfolio sollten etwa drei Nettomonatsgehälter liquide Mittel sein. Das
bedeutet, dass Sie
noch Zugriff darauf haben – weil der Betrag etwa auf einem Tagesgeldkonto liegt. Alles sollten Sie jedoch nicht in
Aktien investieren. Andere Anlagemöglichkeiten bieten Ihnen zum Beispiel Immobilien, Anleihen, Festgeld oder Wertgegenstände wie Gold.
Hierbei kommt es erneut auf Ihre Risikoaversion an.

Aktienfonds und ETF als eine Alternative zu Einzelaktien?

Die Geldanlage mit Einzelaktien ist an sich zwar recht einfach. Sie sollten jedoch bedenken, dass Sie ein erhöhtes Risiko eines
Totalausfalls eingehen – wegen der fehlenden Diversifikation. Aber für Anlegerinnen und Anleger, die gezielt in bestimmte Unternehmen investieren möchten,
lohnen sich Einzelaktien. Auch die Auswahl der Firmen kann zeitaufwendig sein. Für Einsteiger können Fonds und Exchange Traded Funds (ETF) eine sinnvolle
Alternative sein.

Aktienfonds sind Investmentfonds, die ausschließlich
oder zum überwiegenden Teil in Aktien investieren. Ein
Aktienfonds stellt einen sogenannten Aktienkorb dar. Aktienfonds werden aktiv von professionellen
Fondsmanagern
gemanagt
. Das heißt: Diese nehmen Ihnen die Entscheidung ab, in welche Einzelaktien Sie investieren
sollten[13].

Möchten Sie Ihr Geld breit streuen, eignet sich auch ein Sparplan für Fonds. Hierbei investieren Sie
langfristig und regelmäßig Geld in einen Investmentfonds. Sie verteilen damit Ihr Kapital auf verschiedene
Wertpapiere wie Aktien oder Anleihen.

Sie können unter den unzähligen Fonds nach verschiedenen Anlagekriterien auswählen – zum Beispiel Risiko, Länder,
Branchen, renditeorientiert oder konservativ. Damit können Sie, wie oben erwähnt, Ihr Portfolio leicht
diversifizieren.

Allerdings sollten Sie beachten, dass bei An- und Verkauf meist Ausgabeaufschläge und
jährliche Verwaltungskosten
anfallen – zusätzlich zu den üblichen Börsengebühren[14].

ETF sind eine kostengünstigere
Alternative zu Aktienfonds. Sie werden in der Regel passiv gemanagt, indem sie computergesteuert einen ganzen Index nachbilden. Beispiele
hierfür sind der DAX, der S&P 500 ETF, der EURO Stoxx 50 oder der MSCI World. Auch nachhaltige ETF werden immer beliebter[15]. Mit Branchen-ETF können Sie indes leicht in eine ganze Branche investieren. Finden Sie hier einige Beispiele für ETF-Portfolios.

Tipps für Einsteiger

Die folgenden vier typischen Fehler sollten Sie beim Kauf von Aktien vermeiden:

1. Selbstüberschätzung (Gier):

Verlassen Sie sich nicht auf angebliche „heiße Tipps“ für
renditestarke Aktien. Sie könnten dabei womöglich übersehen, dass andere Aktien noch besser abschneiden.

2. Mangelnde Diversifikation:

Ein Aktiendepot sollte ausreichend diversifiziert sein, um
mögliche Verluste zu
begrenzen. Sie können Ihre Risiken beschränken, wenn:

  • Sie mehrere verschiedene Aktien unterschiedlicher Branchen und gegebenenfalls auch Länder besitzen
  • Sie nicht nur Aktien im Depot haben, die von wirtschaftlichen Schwankungen abhängen – sondern auch
    Aktien, die vom wirtschaftlichen (makroökonomischen) Umfeld weniger beeinflusst werden, etwa Lebensmittelhersteller

3. Falsches Timing:

„Versuch niemals ein fallendes Messer zu greifen.“ Das ist eine bekannte
Börsenweisheit. Sie bedeutet, dass es gute Gründe für fallende Kurse geben kann – und Aktienkurse noch
weiter fallen können. Ein Beispiel für einen dramatischen Kursabsturz ist die Aktie der insolventen Wirecard
AG. Innerhalb von nur zwei Wochen sank der Aktienpreis von mehr als 100 Euro auf unter einen Euro. Viele
Investoren haben einen erheblichen Teil ihres Vermögens verloren.

Auch bei Aktien, die schon längere Zeit sehr stark gestiegen sind, sollten Sie vorsichtig sein. Es besteht
die Gefahr, dass sie zunächst ihren Höchststand erreicht haben. Das wissen Sie jedoch erst, wenn die Kurse
wieder fallen.

Um falsches Timing zu verhindern, können Sie mit verschiedenen Orderformen investieren. Zum Beispiel mit
Stop-Buy oder Stop-Loss. Mit dem Stop-Buy-Auftrag legen Sie einen Kurs fest, zu dem Sie eine Aktie oder
einen ETF kaufen möchten. Sie kaufen die Aktie automatisch, wenn dieser Kurs erreicht ist. Beim
Stop-Loss-Auftrag hingegen legen Sie eine Kursuntergrenze fest, bei der Sie eine sogenannte „Market-Order“
auslösen. Das heißt: Sie geben automatisch eine Anweisung an den Broker, Ihre Aktie zum bestmöglichen Preis
zu verkaufen
.

4. „Hin und Her macht Taschen leer“:

Das ist eine alte Börsenweisheit. Gerade Einsteiger übersehen
oft die erheblichen Transaktionskosten und schichten ihr Portfolio zu häufig und bei nur geringen Gewinnen (oder
Verlusten) um. Das kann dazu führen, dass Sie letztendlich unter dem Strich Verluste machen.

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Bild-Copyright: © PantherMedia / AndreyPopov

Quellenangaben

  1. Deutsches Aktieninstitut: Aktionärszahlen 2023: Erneut über 12
    Millionen. Aktiensparer trotzen der Zinswende
  2. Kühn, M., Kühn, S. (2023). Handbuch Geldanlage – Verschiedene Anlagetypen für Anfänger und
    Fortgeschrittene einfach erklärt: Aktien, Fonds,
    Anleihen, Festgeld, Gold und Co. Berlin: Stiftung Warentest. S. 120 ff.
  3. Börse Frankfurt:
    Kapitalerhöhung
  4. Börse Frankfurt:
    Aktienrückkauf
  5. Börse Berlin
  6. Börse Stuttgart
  7. Börse Frankfurt
  8. Tradegate Exchange
  9. Deutsche Börse Xetra
  10. Börse Frankfurt: Es geht los: Depot eröffnen
  11. Börse Frankfurt: Wegweiser für die Aktienauswahl
  12. Börse Frankfurt: Grundregeln für Aktionär*innen
  13. Kühn, M., Kühn, S. (2023). Handbuch Geldanlage
    – Verschiedene Anlagetypen für Anfänger und Fortgeschrittene einfach erklärt: Aktien, Fonds,
    Anleihen, Festgeld, Gold und Co. Berlin: Stiftung Warentest. S. 194
  14. Börse
    Frankfurt: Aktienfonds
  15. Kühn,
    M., Kühn, S. (2023). Handbuch Geldanlage – Verschiedene Anlagetypen für Anfänger und Fortgeschrittene einfach
    erklärt: Aktien, Fonds, Anleihen, Festgeld, Gold und Co. Berlin: Stiftung Warentest. S. 197