Von Saskia Reh, Mauritius Kloft, Jürgen Pieper – aktualisiert am 29.04.2024
Wer „The Wolf of Wall Street“ gesehen hat, kennt eine schillernde, oft skandalöse Seite der Finanzwelt. Doch der
Aktienhandel in der Realität ist weit entfernt von der Exzessivität des Films. Vielmehr können sich auf dem Aktienmarkt für Anlegerinnen und Anleger durchaus Chancen ergeben.
Doch wie können Sie in Aktien investieren und dabei Geld verdienen? Welche Aktienarten gibt es überhaupt? Und worauf
sollten Sie beim Aktienkauf achten? Erfahren Sie im folgenden Artikel die Grundlagen des Aktienhandels.
So funktioniert der
Einstieg
an der Börse
Wie können Sie
Aktien
handeln?
Welche Alternativen gibt es? Zu
den
Aktienfonds
und ETF
Eine Aktie ist ein Anteil an einem Unternehmen. Das heißt: Sie als Investorin oder Investor können
Aktien kaufen und
damit Miteigentümer des Unternehmens werden. Dadurch profitieren Sie, wenn der (Markt-)Wert des Unternehmens wächst.
Die Wertentwicklung eines Konzerns zeigt sich an
seinem Aktienkurs. Ob er steigt oder fällt, ist abhängig von der
Performance des Unternehmens und den allgemeinen Marktgeschehen.
Das Unternehmen kann zudem einen Teil des Gewinns – die sogenannte Dividende – an ihre Aktionärinnen und Aktionäre ausschütten. Die Firma beteiligt Sie also mit einem prozentualen Anteil des Gewinns an den
erwirtschafteten
Erträgen[2].
Viele Anlegerinnen und Anleger wissen nicht, dass es verschiedene Arten von Aktien gibt.
Man kann Aktien etwa nach nach Übertragung, Stimmrecht oder Unternehmensanteil unterscheiden. Wichtig
dabei ist: Innerhalb einer Art kann eine Aktie nur zu einer Unterkategorie zählen.
Hier eine Übersicht zu den einzelnen Aktienarten:
Übertragung
Inhaberaktien
Die meisten an der Börse gehandelten Aktien sind Inhaberaktien. Das Unternehmen kennt bei Inhaberaktien
Ihren Namen nicht. Sie als Besitzerin oder Besitzer einer Inhaberaktie müssen sich nicht im
Aktienregister eintragen lassen. Dadurch können Sie die Aktie formlos an einen anderen
Aktionär
übertragen.
Namensaktien
Bei Namensaktien sind Sie im Gegensatz zu Inhaberaktien namentlich bekannt. Sie müssen
sich hier samt
Anschrift und Geburtsdatum im Aktienregister registrieren. Möchten Sie die Aktie verkaufen, müssen Sie
zunächst beantragen, aus dem Aktienregister gelöscht zu werden.
Stimmrecht
Stammaktien
Als Inhaberin oder Inhaber einer Stammaktie sind Sie stimmberechtigte Aktionäre. Dadurch
können Sie unter
anderem mitbestimmen, wie das Unternehmen den Bilanzgewinn verwendet – sofern welcher erwirtschaftet
wurde. Dies geschieht auf der Hauptversammlung, die in der Regel einmal jährlich stattfindet.
Vorzugsaktien
Manche Unternehmen (z.B. die Volkswagen AG) begeben sogenannte Vorzugsaktien. Diese gewähren Ihnen im
Gegensatz zu Stammaktien vorerst kein Stimmrecht. Jedoch erhalten Sie dafür eine etwas
höhere Dividende.
Diese ist in der Regel garantiert, fest und regelmäßig. Oft werden Vorzugsaktien mit den Merkmalen von
Anleihen verglichen. Denn: Besitzer von
Vorzugsaktien haben einen Anspruch auf gleichbleibende
Dividenden, ähnlich der Zinszahlungen bei Anleihen. Wenn das Unternehmen die Vorzugsdividenden nicht
oder nur teilweise auszahlt, erhalten Sie ein Stimmrecht – bis die ausstehenden Zahlungen beglichen
wurden.
Unternehmensanteil
Nennwertaktien
Nennwertaktien (auch „Nennbetragsaktien“) laufen auf einen festen Nennwert. Der Nennwert
ist der
festgesetzte und konstante Wert einer Aktie. Er muss mindestens 1 € betragen. Der
Kurswert hingegen
hängt davon ab, wie sich der Wert eines Unternehmens entwickelt.
Beispiel: 1.000 Nennwertaktien mit einem Nennwert von 5 € ergeben ein gezeichnetes Kapital von 5.000 €.
Hat ein Unternehmen Nennbetragsaktien, kann es keine Stückaktien mehr ausgeben.
Stückaktien
Stückaktien sind im Gegensatz zu Nennwertaktien nennwertlos: Sie gehen also von keinem
festen Eurowert
aus. Sie als Inhaberin oder Inhaber erhalten einen Anteil am Grundkapital der
Gesellschaft. Achtung:
Wenn das Unternehmen zusätzliche Aktien ausgibt, erhöht sich i.d.R. das Grundkapital (siehe Infokasten). Dadurch sinkt Ihr Anteil
am Gesamtunternehmen, da Sie nicht automatisch neue Aktien erhalten.
Der gängigste Weg ist, Aktien an deutschen und internationalen Börsen zu kaufen. Das sind die sogenannten
„börsennotierten Aktien“. Diese sind öffentlich gelistet und Sie als Investorin oder Investor
können sie kaufen oder
verkaufen.
In Deutschland können Sie als Anlegerin oder Anleger wochentags an verschiedenen Börsen handeln, wie:
Online-Börsen:
Hier fallen unterschiedliche Gebühren an, die von den Brokern in der Regel im
Preis-Leistungsverzeichnis
aufgeführt werden.
Wo können Sie ein Wertpapierdepot eröffnen?
Bevor Sie mit Aktien handeln können, müssen Sie ein Wertpapierdepot eröffnen. Das kann bei
Filialbanken, Direktbanken
oder Online-Brokern erfolgen. Es gibt diverse Online-Banken und -Broker, die zwar keine Depotgebühren verlangen. Hier kann es aber versteckte Gebühren über ungünstige Spreads geben (der Differenz zwischen Ankauf- und Verkaufspreis, auch Handelsspanne genannt). Der
Handel über
Direktbanken ist dennoch schneller (und oft günstiger) als bei einer Filialbank, der Aktienkauf und -Verkauf geschieht oft einfach über eine App.
Sie sollten bei der Auswahl eines Depotanbieters zudem auf die Ordergebühren achten. Sie fallen an, wenn
Sie Aktien kaufen
oder verkaufen. Das kann eine feste Gebühr oder einen prozentualen Anteil des Handelsvolumens betragen[10].
Wenn Sie zum ersten Mal Aktien kaufen, sollten Sie sich zunächst auf Regionen konzentrieren, deren Märkte Sie näher
kennen. Blue-Chip-Aktien sind hier ein guter Ausgangspunkt für Anfänger, um in den Handel
einzusteigen. Das sind
Aktien von etablierten Unternehmen mit einer soliden finanziellen Performance und einem guten Ruf
in der Branche.
Sie verfügen in der Regel über eine hohe Marktkapitalisierung. Im Allgemeinen können
Aktien, die im Leitindex – etwa
der Dow Jones oder der S&P 500 in den USA oder der DAX in Deutschland – gelistet sind, als Blue-Chip-Aktien
betrachtet werden. Beispiele hierfür sind Aktien von Apple, Coca-Cola, Daimler oder Volkswagen[11].
Wie viele Aktien sollten Sie kaufen?
Sie sollten nicht alles auf eine Aktie setzen, sondern Ihr Aktienportfolio über verschiedene Branchen und in Regionen
diversifizieren (Risikostreuung).
Allerdings sollten Sie – abhängig vom investierten Kapital – nicht zu viele Aktien kaufen. So sollten Sie noch in der Lage sein, die Entwicklung Ihrer
Papiere im Auge zu behalten. Mehr als fünf bis sieben verschiedene Titel sollten es am Anfang nicht
sein, zumindest
beim Kauf von Einzelaktien, dem sogenannten Stock-Picking. Über Fonds können Sie dagegen leicht streuen – in
Hunderte verschiedene Aktien (siehe unten).
Wie oft sollten Sie die Aktienkurse checken?
Letztlich bleibt es Ihnen überlassen, wie oft Sie die Kurse anschauen. Wenn Sie langfristig
investieren und nicht
aktiv handeln, kann es ausreichen, die Kurse wöchentlich oder monatlich zu überprüfen. So können
Sie größere Trends
erfassen.
Anders ist es jedoch, wenn Sie kurzfristig handeln oder aktiver investieren möchten. Hier kann es
sinnvoll sein, die
Kurse täglich oder sogar mehrmals täglich zu checken.
Grund dafür: Sie können etwa besser auf schnelle Veränderungen am Markt reagieren – und potenzielle kurzfristige
Gewinne erzielen. Sie sollten jedoch beachten, dass das mit höheren Risiken verbunden ist. Zudem
kostet Sie das mehr
Zeit.
Aktiensparpläne
Anstelle vom direkten Kauf einzelner Aktien können Sie auch in einen Aktiensparplan oder
Aktienfonds-Sparplan
investieren. Mit einem Sparplan erteilen Sie einmalig einen Dauerauftrag, der in dem von Ihnen festgelegten
Intervall (z.B. einmal pro Monat) und zu einem festgelegten Betrag zu einem bestimmten Tag ausgeführt wird. Das geht einfach über ein
Wertpapierdepot. Wichtig ist hier nur, dass Sie stets ausreichend Geld auf dem Verrechnungskonto haben.
Über längere Sicht (etwa zehn Jahre) gleichen sich Kursdifferenzen beim Kauf aus – Sie steigen letztlich zum
Durchschnittskurs ein.
Wie viel Geld sollten Sie in Aktien investieren?
Hierfür gibt es keine klare Regel. Grundsätzlich sollten Sie nur so viel Geld in Aktien investieren, wie Sie
über Ihren Anlagehorizont nicht benötigen – also Geld, das Sie sonst gegen geringe Zinsen sparen würden. Denn
ein Totalverlust
ist nie komplett ausgeschlossen[12].
Bezogen auf Ihr Vermögensportfolio sollten etwa drei Nettomonatsgehälter liquide Mittel sein. Das
bedeutet, dass Sie
noch Zugriff darauf haben – weil der Betrag etwa auf einem Tagesgeldkonto liegt. Alles sollten Sie jedoch nicht in
Aktien investieren. Andere Anlagemöglichkeiten bieten Ihnen zum Beispiel Immobilien, Anleihen, Festgeld oder Wertgegenstände wie Gold.
Hierbei kommt es erneut auf Ihre Risikoaversion an.
Die Geldanlage mit Einzelaktien ist an sich zwar recht einfach. Sie sollten jedoch bedenken, dass Sie ein erhöhtes Risiko eines
Totalausfalls eingehen – wegen der fehlenden Diversifikation. Aber für Anlegerinnen und Anleger, die gezielt in bestimmte Unternehmen investieren möchten,
lohnen sich Einzelaktien. Auch die Auswahl der Firmen kann zeitaufwendig sein. Für Einsteiger können Fonds und Exchange Traded Funds (ETF) eine sinnvolle
Alternative sein.
Aktienfonds sind Investmentfonds, die ausschließlich
oder zum überwiegenden Teil in Aktien investieren. Ein
Aktienfonds stellt einen sogenannten Aktienkorb dar. Aktienfonds werden aktiv von professionellen
Fondsmanagern
gemanagt. Das heißt: Diese nehmen Ihnen die Entscheidung ab, in welche Einzelaktien Sie investieren
sollten[13].
Sie können unter den unzähligen Fonds nach verschiedenen Anlagekriterien auswählen – zum Beispiel Risiko, Länder,
Branchen, renditeorientiert oder konservativ. Damit können Sie, wie oben erwähnt, Ihr Portfolio leicht
diversifizieren.
Allerdings sollten Sie beachten, dass bei An- und Verkauf meist Ausgabeaufschläge und
jährliche Verwaltungskosten
anfallen – zusätzlich zu den üblichen Börsengebühren[14].
ETF sind eine kostengünstigere
Alternative zu Aktienfonds. Sie werden in der Regel passiv gemanagt, indem sie computergesteuert einen ganzen Index nachbilden. Beispiele
hierfür sind der DAX, der S&P 500 ETF, der EURO Stoxx 50 oder der MSCI World. Auch nachhaltige ETF werden immer beliebter[15]. Mit Branchen-ETF können Sie indes leicht in eine ganze Branche investieren. Finden Sie hier einige Beispiele für ETF-Portfolios.
Die folgenden vier typischen Fehler sollten Sie beim Kauf von Aktien vermeiden:
1. Selbstüberschätzung (Gier):
Verlassen Sie sich nicht auf angebliche „heiße Tipps“ für
renditestarke Aktien. Sie könnten dabei womöglich übersehen, dass andere Aktien noch besser abschneiden.
2. Mangelnde Diversifikation:
Ein Aktiendepot sollte ausreichend diversifiziert sein, um
mögliche Verluste zu
begrenzen. Sie können Ihre Risiken beschränken, wenn:
3. Falsches Timing:
„Versuch niemals ein fallendes Messer zu greifen.“ Das ist eine bekannte
Börsenweisheit. Sie bedeutet, dass es gute Gründe für fallende Kurse geben kann – und Aktienkurse noch
weiter fallen können. Ein Beispiel für einen dramatischen Kursabsturz ist die Aktie der insolventen Wirecard
AG. Innerhalb von nur zwei Wochen sank der Aktienpreis von mehr als 100 Euro auf unter einen Euro. Viele
Investoren haben einen erheblichen Teil ihres Vermögens verloren.
Auch bei Aktien, die schon längere Zeit sehr stark gestiegen sind, sollten Sie vorsichtig sein. Es besteht
die Gefahr, dass sie zunächst ihren Höchststand erreicht haben. Das wissen Sie jedoch erst, wenn die Kurse
wieder fallen.
Um falsches Timing zu verhindern, können Sie mit verschiedenen Orderformen investieren. Zum Beispiel mit
Stop-Buy oder Stop-Loss. Mit dem Stop-Buy-Auftrag legen Sie einen Kurs fest, zu dem Sie eine Aktie oder
einen ETF kaufen möchten. Sie kaufen die Aktie automatisch, wenn dieser Kurs erreicht ist. Beim
Stop-Loss-Auftrag hingegen legen Sie eine Kursuntergrenze fest, bei der Sie eine sogenannte „Market-Order“
auslösen. Das heißt: Sie geben automatisch eine Anweisung an den Broker, Ihre Aktie zum bestmöglichen Preis
zu verkaufen.
4. „Hin und Her macht Taschen leer“:
Das ist eine alte Börsenweisheit. Gerade Einsteiger übersehen
oft die erheblichen Transaktionskosten und schichten ihr Portfolio zu häufig und bei nur geringen Gewinnen (oder
Verlusten) um. Das kann dazu führen, dass Sie letztendlich unter dem Strich Verluste machen.
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