Von Anna Baier – aktualisiert am 10.03.2023
Seit dem Jahr 2000 können Anleger an der Frankfurter Börse ETF handeln. In den letzten zehn Jahren wurden ETF zunehmend auch von Privatanlegern gekauft. Insgesamt ist das Volumen des verwalteten Vermögens (asset under management) in Deutschland von 2006 bis 2021 von 17 Mrd. € auf mehr als 168 Mrd. € gestiegen (Quelle: BVI ).
Lesen Sie hier, was ETF sind, welche Arten es gibt und warum diese bei Anlegern immer beliebter geworden sind.
Der Begriff Exchange Traded Funds bedeutet wörtlich übersetzt börsengehandelter Fonds. Das heißt, ETF werden dauerhaft über die Börse gehandelt und nicht wie andere Fonds von einer Fondsgesellschaft abgewickelt. In vielen Fällen bilden ETF hierbei Aktienlisten nach, die auch Indizes genannt werden. Im deutschen Sprachgebrauch hat sich deswegen auch der Begriff Indexfonds etabliert.
Die Anlagestrategie von ETF ist in der Regel passiv, der Indexfonds wird also nicht aktiv durch die Einschätzungen von Fondsmanagern gesteuert. Vielmehr wird versucht, die Wertentwicklung anhand einer vorab definierten Benchmark, das heißt eines Aktienindizes wie zum Beispiel dem deutschen Aktienindex (DAX), abzubilden. Die Performance des ETF soll sich damit immer parallel zum zugrundeliegenden Index entwickeln.
Geringes Emittentenrisiko
Wie bei aktiv gemanagten Fonds ist das angelegte Kapital auch bei Indexfonds Teil eines Sondervermögens. Sondervermögen werden getrennt vom Vermögen der Investmentgesellschaft geführt und fallen daher im Falle der Insolvenz der Fondsgesellschaft nicht in deren Insolvenzmasse. Der Anleger ist insoweit vor dem Emittentenrisiko geschützt.
Allerdings kann die Investmentgesellschaft durch Verleih der Wertpapiere aus dem Sondervermögen an andere Kapitalmarktteilnehmer zusätzliche Erträge durch Leihgebühren erwirtschaften. Das Anlegerrisiko ist hier jedoch gering, da die Geschäfte in der Regel täglich ausgeglichen werden und durch Staatsanleihen besichert sind.
ETF können sich auf alle Anlageklassen beziehen, wie Aktien, Anleihen, Rohstoffe, Währungen oder Immobilien. Neben marktbreiten Indizes wie zum Beispiel dem S&P 500 ETF oder dem MSCI World ETF gibt es auch branchen- und regionalorientierte ETF (zum Beispiel Emerging Markets ETF).
Durchaus üblich sind neben ETF, die Aktienindizes nachbilden, auch Anleihen-ETF, die einen Rentenindex abbilden. ETF, denen Anleihen zugrundeliegen, werfen eine geringere Rendite als Aktien-ETF ab, sind aber auch risikoärmer.
Des Weiteren gibt es auch ETF auf „Strategieindizes“. Diese können sich beispielsweise auf spezielle Werte, wie die Dividendenrendite, besondere Marktsegmentindizes (zum Beispiel World Luxury Index) oder bestimmte Handelsstrategien (zum Beispiel Optionsstrategien, gehebelte Positionen) beziehen. Auch nachhaltige ETF werden immer beliebter.
Zunächst sind ETF verhältnismäßig einfach aufgebaut und transparent: Die Anbieter müssen den Anlegern einen Verkaufsprospekt sowie eine Übersicht mit allen wesentlichen Anlegerinformationen zur Verfügung stellen. Dort findet sich auch die wichtige Kennzahl der Total Expense Ratio (TER), die Auskunft über die jährlichen Kosten einer Angabe gibt.
Das Volumen von ETF ist über die letzten Jahre jedoch vor allem deshalb gewachsen, da es sich um eine kosteneffiziente Investition handelt. Gegenüber klassischen, aktiv gemanagten Investmentfonds haben ETF für Anleger deutlich geringere Verwaltungsgebühren, weil Sie keinen Fondsmanager bezahlen müssen. Außerdem beträgt der Ausgabeaufschlag nur bis zu 0,25 %, gegenüber bis zu 5 % bei aktiven Investmentfonds.
Zudem ist die Fondsgesellschaft bei Investmentfonds mit bis zu 20 % der Jahresrendite am Gewinn beteiligt. Wenn Sie einen Indexfonds kaufen, entfällt diese Gewinnbeteiligung.
Aktive Investmentfonds haben das Ziel, besser als der Markt abzuschneiden. Statistische Untersuchungen haben aber ergeben, dass dies nur in den seltensten Fällen gelingt. Bezieht man die oben genannten Kosten ein, wird die Performance weiter reduziert. ETF laufen, wie bereits erwähnt, parallel zu der entsprechenden Marktperformance. Sie versuchen also nicht den Markt zu schlagen, sondern folgen ihm vielmehr.
Dabei sind ETF besonders flexibel und liquide. Auch hier schneiden sie besser als klassisch gemanagte Fonds ab, die meist nur einmal täglich gehandelt werden. Nicht selten dauert ein Verkauf von klassischen Fondsanteilen deswegen einige Tage und geschieht dann zu schlechteren Konditionen als geplant. Bei ETF ist das anders: Hier garantieren Market Maker, dass sie sich zu Börsenzeiten jederzeit kaufen und verkaufen lassen.
Gegenüber Einzelaktien („Stock-Picking“) bieten ETF auch den Vorteil, dass entsprechend der Anlagestrategie (zum Beispiel in bestimmte Märkte oder Branchen zu investieren) ein kostengünstiges und weitgehend transparentes Anlageprodukt zur Verfügung steht, um diversifiziert zu investieren.
Wenn Sie ein Depot bei einer Direktbank beziehungsweise einem Onlinebroker eröffnen, können Sie meist ohne Depotgebühren und für geringe Transaktionskosten ETF kaufen und wieder verkaufen, da dort der tägliche Handel über die Börse möglich ist. Die besten Konditionen für Ihre Bedürfnisse können Sie über diverse Broker-Vergleich-Seiten im Internet finden.
Wie bei Investmentfonds unterscheidet man zwischen thesaurierenden und ausschüttenden ETF. Darüber hinaus wird zwischen physischen und synthetischen ETF unterschieden. Hierbei geht es um die Abbildungsart, also einfach ausgedrückt was tatsächlich hinter dem jeweiligen Indexfonds steht.
Bei der Full-Replication-Methode werden sämtliche Bestandteile des Index mit ihrer entsprechenden Gewichtung im Sondervermögen gehalten. Hierdurch ist der sogenannte Tracking Error (Abweichung vom Vergleichsindex) sehr gering. Allerdings stößt die Methode bei den zumeist großen Indizes wie zum Beispiel dem S&P 500 Aktienindex auf praktische Grenzen, weil etwa die Transaktionskosten für 500 Aktien sehr hoch wären.
Daher arbeiten die ETF in der Regel mit Samplingmethoden, indem Sie eine Teilmenge für das Sondervermögen erwerben, meist Werte mit der höchsten Gewichtung und der höchsten Liquidität.
Beim sogenannten optimized sampling hält der ETF nahezu alle Aktien, die im Vergleichsindex (Originalindex) vertreten sind. Zur Erzielung zusätzlicher Einnahmen werden die entsprechenden Wertpapiere meist am Kapitalmarkt gegen Besicherung und bei täglichem Ausgleich verliehen.
Hierbei lässt sich der ETF-Anbieter die Indexentwicklung über einen Tausch (Swap) mit einer Bank zusichern. Er selbst hält ein ETF Portfolio mit Aktien großer Unternehmen. ETF-Anbieter und Bank gleichen entstehende Differenzen in der Wertentwicklung regelmäßig aus. Durch die Tauschgeschäfte können ETF-Anbieter die Entwicklung des Index kostengünstiger nachbilden.
Die Tauschgeschäfte sind meist durch Staatsanleihen besichert, die im Falle der Insolvenz der Bank zusammen mit dem Trägerportfolio des ETF-Anbieters liquidiert werden.
Hier werden die erzielten Dividenden aus Aktien des Indexfonds zur Wiederanlage verwendet und nicht an den Anteilsinhaber ausgeschüttet.
Früher ergab sich hier für Anleger ein steuerlicher Vorteil, denn die Abgeltungssteuer wurde erst bei der Auszahlung der Gewinne abgeführt. So konnten Gewinne unversteuert reinvestiert werden. Inzwischen trat jedoch eine Reform des Investmentsteuergesetzes in Kraft, die die Besteuerung verschiedener Fonds- und ETF-Typen vereinheitlicht und sie durch eine pauschale Wertsteigerung besteuert (Vorabpauschale).
Hier werden Dividenden an die ETF-Anleger ausgeschüttet und eine Wertsteigerung der Anteile kann nur durch Kursgewinne entstehen. Die gegebenenfalls anfallende Abgeltungssteuer kann aus den Dividendenzahlungen beglichen werden.
Bevor Sie sich für eine Anlage in Indexfonds entscheiden, müssen Sie zumindest drei Fragen klären:
Je nachdem, welchen Markt Sie am besten einschätzen können und wie breit Sie streuen möchten, können Sie sich beispielsweise einen Indexfonds auf den DAX, den Eurostoxx 50 oder den MSCI World-Index kaufen.
Verfügen Sie über Detailkenntnisse in Subsegmenten oder Branchen, werden Sie gegebenenfalls einen entsprechend spezialisierten ETF wählen. Für den ETF-Einsteiger bietet es sich an, einen der größeren und breiter gestreuten ETF mit hohem Volumen zu wählen, der sich entsprechend leicht handeln lässt.
Die Entscheidung, ob Sie in einen ausschüttenden oder thesaurierenden ETF investieren, hängt von Ihrer individuellen Vermögens- und Liquiditätsplanung ab. Die sofortige Auszahlung von Dividenden bei ausschüttenden ETF ist sinnvoll, wenn Sie Liquidität aufbauen möchten. Bedenken Sie dabei jedoch, dass die Ausschüttung von Dividendenzahlungen immer von der Performance der einzelnen Titel des ETF zum gegebenen Zeitpunkt abhängig ist.
Bei thesaurierenden ETF erhalten Sie die Auszahlung erst zu einem späteren Zeitpunkt. Sie können dafür aber vom Zinseszins-Effekt der reinvestierten Dividenden profitieren. Ein thesaurierender ETF kann Zeit und Geld sparen, vorausgesetzt Sie möchten den Gewinn aus den Dividendenausschüttungen ohnehin reinvestieren.
Da ETF zunehmend an Bedeutung gewinnen, mehren sich auch Kritikpunkte.
Während das Emittentenrisiko bei ETF aufgrund der Zugehörigkeit zum Sondervermögen nicht gegeben ist, bestehen (unspezifische) Marktpreisrisiken, die je nach Anlageklasse zum Beispiel Aktienkurse, Rohstoffpreise oder Zinsänderungsrisiken betreffen. Hinzu können bei spezialisierten ETF noch spezifische Marktpreisrisiken wie zum Beispiel Länderrisiken und Branchenrisiken kommen.
Tendenziell zeigen die beliebten Aktien-ETF bei einem Bullenmarkt, also anhaltend steigenden Kursen an der Börse, eine gute Performance. Kommt es hingegen zu einer Baisse, schlägt die Stunde der aktiv gemanagten Fonds. Diese konnten im Idealfall und im Gegensatz zu ETF bereits im Vorhinein auf sichere Papiere setzen. ETF hingegen schneiden in Bärenmärkten schlechter ab.
Für den Einsteiger sind ETF aufgrund geringer Verwaltungsgebühren ein kostengünstiges und zudem einfach zu handhabendes Anlageinstrument. Mit relativ geringen Mitteln können Anleger in verschiedene Märkte, Regionen und Branchen diversifizieren. Wie bei einzelnen Werten bestehen jedoch auch bei Indexfonds für die Anleger und Anlegerinnen übliche Verlustrisiken durch Kursschwankungen.
Sollten Sie anstelle der Kursrisiken von ETF feste Zinssätze und feste Laufzeiten bevorzugen, dann stellt Crowdinvesting in Immobilien eine gute Alternative zu ETF dar. Hier finden sich zahlreiche Kleinanleger auf einer Plattform zusammen, die es ihnen ermöglicht, gemeinsam große Finanzierungen zu tätigen.
Das Mindestanlagevolumen ist dabei – ähnlich wie bei ETF – sehr gering: Auf BERGFÜRST können Sie etwa bereits ab 10 € in Immobilien investieren. Gleichzeitig erhalten Sie auf die Anlagemöglichkeiten, die über die Plattform vermittelt werden, attraktive Zinssätze von bis zu 7,0 % pro Jahr, sodass Immobilien-Crowdinvesting für renditeorientierte Anleger eine interessante Investmentalternative darstellt.
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