Von Falko Bozicevic, Mauritius Kloft – aktualisiert am 08.02.2024
In der Regel verbinden Sie mit dem Begriff Genuss etwa ein leckeres Essen oder Ihren wohlverdienten Urlaub. Doch auch
wenn der Name das suggeriert, haben Genussscheine wenig damit zu tun. Sie eignen sich vielmehr als Teil
Ihrer Geldanlage.
Unternehmen nutzen Genussscheine, um neues Kapital zu beschaffen, ähnlich wie bei Aktien. Sie als Anlegerin oder Anleger
können Genussscheine kaufen, um eine Rendite zu erwirtschaften. Es handelt sich jedoch um Finanzinstrumente, die sich
vor allem an erfahrenere Investoren richten. Wir erklären Ihnen, wie Genussscheine genau funktionieren,
welche Risiken es gibt und was Sie bei einem Investment in Genussscheine beachten sollten.
Wie können Sie Genussscheine
handeln? So
geht’s
Worauf müssen Sie bei Genussscheinen
achten?
Zur
Übersicht
Genussscheine sind ein recht komplexes Finanzprodukt, das zwischen einer Anleihe und einer
Aktie angesiedelt ist.
Genussscheine verbriefen ihren Inhabern – also Ihnen als Anlegerin oder Anleger – sogenannte
Genussrechte[1]. Das
umfasst
meist das Anrecht auf eine Gewinnbeteiligung, also einen Teil des Bilanzgewinns, der Ihre Rendite
darstellt (siehe
unten). Das funktioniert ähnlich wie bei einer Aktie, bei der es Dividendenzahlungen gibt.
Ansonsten weisen Genussscheine den Charakter einer Anleihe
bzw. Schuldverschreibung auf: Sie als Käuferin oder Käufer
eines Genussscheins werden zum Gläubiger des Unternehmens. Das wiederum muss die geleistete Einlage zum
Nennwert zurückzahlen, also dem ursprünglichen Betrag. In der Regel wird ein konkreter Termin für die Rückzahlung
festgeschrieben. Einen tabellarischen Vergleich zwischen Aktie, Anleihe und Genussschein finden Sie im nächsten
Abschnitt.
Während der Laufzeit können Genussscheine wie Anleihen an der Börse gehandelt werden. Dann können Sie
sie zum Kurswert
kaufen, der aber auch oberhalb des Nennwertes liegen kann. Oftmals sind Genussscheine aber nicht an der Börse handelbar (siehe
unten). Sie sollten vor der Anlage in Genussscheine die Risiken kennen.
Vergleich: Aktie, Anleihe und Genussschein
Aktie |
Anleihe |
Genussschein |
|
---|---|---|---|
Stellung des Anlegers | (Mit-)Eigentümer eines Unternehmens | Gläubiger des Emittenten | Gläubiger des Emittenten |
Laufzeit | unbegrenzt | (meist) fest | fest |
Form der Erträge | Kursgewinne sowie potenzielle Dividendenzahlungen | Zinszahlungen sowie mögliche Kursgewinne | i.d.R. Recht auf Gewinnbeteiligung |
Rendite | potenziell höhere Wachstumschancen, Dividenden | stetige Einkünfte aus Zinsen, geringeres Kapitalwachstum | erhöhte Renditechancen |
Risiko | höher, gerade bei einzelnen Aktien; teils hohe Volatilität | tendenziell niedriger, Volatilität auf dem Rentenmarkt geringer | tendenziell hoch, für erfahrene Anleger geeignet |
Diese Vorteile haben Unternehmen durch die Ausgabe von Genussscheinen
Sie als Inhaberin oder Inhaber von Genussscheinen bekommen zwar Vermögensrechte sowie
Gläubigerrechte zugesprochen. Sie
erhalten jedoch keine Stimmrechte, wie es bei Aktionären üblich ist[3].
Somit können sich Unternehmen Kapital von Anlegern leihen, ohne diese am Unternehmen zu beteiligen.
Zudem profitieren
Emittenten von großen Spielräumen bei der
Gestaltung von Genussscheinen[4]. Welche
Ausgestaltungen es
genau gibt, lesen Sie hier.
Inhaber‐ vs. Namenspapiere
Genussscheine werden sowohl als Inhaber- als auch als Namenspapiere ausgegeben. Ein Überblick:
Beim Handel von Genussscheinen stehen Ihnen mehrere Weisen zur Verfügung. Anbei zeigen wir Ihnen, wie Sie die
Wertpapiere kaufen und verkaufen können:
Sie können Genussscheine auf verschiedenen Wegen kaufen. Ein Überblick:
Sie können Genussscheine auf verschiedene Arten verkaufen. Ein Überblick:
Wie werden Gewinne durch Genussscheine besteuert?
Gewinne, die Sie durch Genussscheine erzielen, unterliegen in Deutschland der Abgeltungsteuer. Die
Abgeltungsteuer
liegt bei 25 % zzgl. Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer. Die genaue Höhe der Kirchensteuer hängt dabei von
Ihrer Konfession und dem Bundesland ab, in dem Sie steuerpflichtig sind.
Sie als Anlegerin oder Anleger erhalten mit Genussrechten oft hohe Renditen, da Sie zumindest teilweise am
Unternehmerrisiko partizipieren.
Aufgrund dieses Risikoaufschlags fällt die Rendite meist höher aus als bei regulären Anleihen[8].
Die Vorteile von Genussscheinen unterscheiden sich stark in Abhängigkeit von den jeweiligen Ausstattungsmerkmalen der
einzelnen Wertpapiere. Eine Übersicht:
Doch nicht nur die Rendite von Genussscheinen ist höher als die von Anleihen, auch die Risiken sind größer. Die konkrete
Risikostruktur hängt von den Ausstattungsmerkmalen des Genussscheins ab. Eine Übersicht:
Die Ausgestaltung von Genussscheinen ist weitgehend von den emittierenden Unternehmen selbst bestimmt, da es nur
wenige
gesetzliche Vorgaben für ihre Ausgabe gibt. Dadurch können die Unternehmen bei der Gestaltung dieser
Wertpapiere recht
flexibel agieren – Genussscheine richten sich daher vor allem an erfahrene Investoren.
Laufzeit
Die Laufzeit eines Genussscheins kann begrenzt oder unbegrenzt sein. Bei begrenzter Laufzeit gibt es einen
vorab festgelegten Rückzahlungstermin, während bei unbegrenzter Laufzeit kein fester Termin für die
Rückzahlung vorgesehen ist.
Ausschüttung
Die Gewinnausschüttungen bei Genussscheinen können anhand eines vorher vereinbarten Zinssatzes erfolgen.
Alternativ dazu kann es eine erfolgsabhängige Gewinnbeteiligung durch einen variablen Zinssatz geben, was
als „Floater“ bezeichnet wird. Eine Mindestverzinsung kann ebenfalls vereinbart sein.
Aussetzen der Ausschüttung
Bei einigen Genussscheinen sind die Ausschüttungen fix und unabhängig von der finanziellen Situation des
Unternehmens. In anderen Fällen können Gewinnausschüttungen aufgrund der Geschäftslage des Unternehmens
ausgesetzt oder verschoben werden, was das Risiko für Sie erhöht (siehe oben).
Nachzahlungsanspruch
Unterschiede gibt es auch hinsichtlich eines Nachzahlungsanspruchs. Einige Genussscheine sehen keinen
Nachzahlungsanspruch vor, während in anderen Fällen vereinbart ist, dass ausgesetzte Gewinnausschüttungen zu
einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden müssen. Ein guter Indikator ist häufig, ob das Unternehmen in
einem bestimmten Jahr Dividenden an seine Aktionäre zahlt: Meistens laufen Dividenden‐ und
Genussschein‐Zahlungsstopp parallel.
Verlustbeteiligung
Die Beteiligung an Verlusten ist ein entscheidendes Merkmal von Genussscheinen. In den meisten Fällen sind
Genussscheininhaber zwar nicht am Verlust des Emittenten beteiligt. Dennoch bleibt das Risiko eines
Totalverlustes im Insolvenzfall bestehen. Bei anderen Genussscheinen kann gar eine Beteiligung an Verlusten
über die Höhe der geleisteten Einlage hinaus vorgesehen sein. Eine solche Nachschusspflicht ist für Sie
jedoch sehr gefährlich – prüfen Sie unbedingt, ob eine solche Klausel in den Bedingungen festgeschrieben
ist.
Wandel‐ oder Umtauschrecht
Genussscheine können ein Wandel‐ oder Umtauschrecht beinhalten, das es den Inhabern ermöglicht, die
Genussscheine in Aktien des Emittenten umzutauschen. Alternativ dazu können Genussscheininhaber bei
Vorhandensein eines Optionsrechts unter bestimmten Bedingungen Aktien des Unternehmens erwerben.
Sie haben einige Alternativen zum Investment in Genussscheine. Ein Überblick:
Bei Genussscheinen kommt es stark auf die konkreten Ausstattungsmerkmale an. Darauf sollten Sie vor einer Investition in
Genussscheine achten:
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