Uhren als Geldanlage: So funktioniert das luxuriöse Investment

Von Mauritius Kloft – aktualisiert am 08.02.2024

„Zeit ist Geld“ – das Sprichwort kennen Sie aus einem anderen Kontext. Doch auch beim Investieren kann es eine Rolle
spielen. Genauer gesagt: bei Luxusuhren als Wertanlage. Denn die Zeitmesser können eine Möglichkeit für
Sie sein, Ihr
Portfolio zu diversifizieren.

Doch nicht nur das, wie Tim Stracke erklärt, Gründer des Uhren-Onlinemarktplatzes
Chrono24
.
„Luxusuhren als
reine Kapitalanlage zu betrachten, greift zu kurz und beschreibt nur einen Aspekt, wenn auch ein relevanter und
spannender“, sagt er der Finanzredaktion von BERGFÜRST. „Das Beste ist, eine Uhr zu kaufen, um diese auch zu tragen. So
erhält man quasi die doppelte Rendite: Einerseits erfreut man sich an der Uhr und hat zugleich eine
potenzielle Wertentwicklung am Handgelenk.“

Grundsätzlich sind Luxusuhren aber eine spekulative, alternative Anlageklasse, die einige Risiken bergen kann. Wir zeigen Ihnen, was
Sie bei einer Investition beachten sollten und welche Luxusuhren für Sie Sinn ergeben können.


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Sie beachten sollten

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Welche Uhr eignet sich als Wertanlage?

Es gilt: Begehrt sind Uhren, die durch limitierte Stückzahlen oder eine besondere
Handwerkskunst
hervorstechen. Speziell
historische Modelle erfreuen sich großer Nachfrage unter Sammlern. Solche Uhren können sich daher gut als langfristige
Wertanlage eignen. Eine Übersicht über die wichtigsten Uhrenmarken:

Rolex

Die begehrten Modelle von Rolex gehören zu den Spitzenreitern unter den Luxusuhren, wenn es um das
Wertsteigerungspotenzial geht. Besonders vielversprechend sind dabei die Sportmodelle aus Edelstahl sowie die Serien
Rolex Daytona und Sea-Dweller. Trotz vergleichsweise hoher Produktionszahlen sind sie
zu Listenpreisen praktisch nicht mehr oder nur mit erheblichen Wartezeiten bzw. über Kontakte erhältlich.

Rolex Sea-Dweller
Rolex Sea-Dweller, Bildquelle: Chrono24

  • Teuerste reguläre Uhr: Oyster Perpetual Day-Date 40
  • Listenpreis: 112.100 €[1]

Patek Philippe

Ein weiterer renommierter Name in der Welt der Luxusuhren – insbesondere die
Grandes-Complications-Kollektion von Patek.
Es kann für Sie jedoch schwer sein, diese Luxusuhren zu erwerben. Der Grund: Sie sind oft nur für erfahrene
Uhrenliebhaber oder Sammler zugänglich. Einige Händler arbeiten dabei mit einer Umsatzhistorie, um potenziellen Käufern
die Möglichkeit zu geben, auf Wartelisten vorzurücken.

Patek Philippe
Patek Philippe, Bildquelle: Chrono24

  • Teuerste reguläre Uhr: Nautilus 5740/1G
  • Listenpreis: rund 149.000 €[2]
Als eine der begehrtesten Uhren weltweit gilt die Patek Philippe Nautilus mit unterschiedlichen Referenznummern.
Ende 2021 hat der Hersteller die Edelstahl-Version mit der Referenz 5711 eingestellt. Abgelöst wurde sie von der
Nautilus mit dem Modellnamen 5811/1G. Sie ist sehr ähnlich zur 5711, besteht aber aus Weißgold anstelle von
Edelstahl. Ihr Listenpreis liegt bei 68.950 €[3] – und damit deutlich niedriger als bei
der 5711.

Audemars Piguet

Die Marke hat mit ihren Armbanduhren – insbesondere der Royal-Oak-Serie – einen festen Platz im Herzen von Sammlern. Der
Fachhandel bietet diese Uhren indes kaum noch an, was die Preise stark treibt. Die Royal Oak gilt als
erste Luxusuhr,
die aus Edelstahl gefertigt wurde.

Audemars Piguet
Audemars Piguet, Bildquelle: Chrono24

  • Teuerste reguläre Uhr: Royal Oak Doppelte Unruh Squelette
  • Listenpreis: 75.500 €[4]

Omega

Omega ist mittlerweile eine Tochtergesellschaft der Swatch-Gruppe. Die Omega Speedmaster Professional
hat sich einen
besonderen Ruf erworben: Sie war die erste Armbanduhr auf dem Mond – Buzz Aldrin trug sie 1969 bei der Mondlandung. Sie
ist daher als „Moonwatch“ oder „Astronautenuhr“ bekannt. Im Jahr 2020 hat Omega die Speedmaster
Moonwatch Professional
umfassend überarbeitet.

  • Teuerste reguläre Uhr: Speedmaster Kaliber 321 Canopus-Gold
  • Listenpreis: 97.000 €[5]

Vacheron Constantin

Das Unternehmen ist vor allem für seine ausgefeilte Uhrmacherkunst bekannt. Vor allem die „astronomischen
Uhren“
des
Herstellers haben ein Wertsteigerungspotenzial. So wirbt Vacheron Constantin damit, dass die Armbanduhren „nur alle 122
Jahre“ zu stellen seien. Wenngleich die Marke nicht die gleiche Bekanntheit wie Rolex oder Patek Philippe hat, erfreut
sie sich dennoch eines guten Rufs unter Kennern.

  • Teuerste reguläre Uhr: Overseas Ewiger Kalender extra-flach
  • Listenpreis: 133.000 €[6]

A. Lange & Söhne

Eine traditionelle Manufaktur aus Deutschland, die mit der Uhrenfamilie Lange berühmt geworden ist. Hier zählt vor allem
die feine Handwerkskunst dieser Zeitmesser. Lange Zeit galt die kompliziert ausgefertigte Taschenuhr „Grande
Complication Nr. 42500“
gar als Flaggschiff des Uhrenherstellers.

  • Teuerste reguläre Uhr: 1815 Jahreskalender
  • Listenpreis: 52.900 €[7]
Sowohl Vacheron Constantin als auch A. Lange & Söhne gehören dem Schweizer Luxusgüterkonzern
Richemont. Auch der
Uhrenhersteller Piaget ist Teil der Unternehmensgruppe.

Wie finde ich eine Uhr zur Kapitalanlage?

Folgende Kriterien sollten Sie bei der Auswahl einer Uhr beachten:

  • Manufaktur: Die Marke ist von entscheidender Bedeutung (siehe oben). Die Reputation des
    Herstellers trägt
    erheblich zum Wert einer Uhr als Wertanlage bei.
  • Limitierung: Geringe Auflagen und eine hohe Nachfrage machen ein Modell besonders interessant
    als Investment.
    Limitierte Auflagen unterstreichen die Exklusivität und können den Wert steigern. Von geringen Auflagen spricht
    man bei etwa 10 bis 100 Stück.
  • Uhrwerk: Hochwertige Materialien und die handwerkliche Qualität des (mechanischen) Uhrwerks
    steigern den Wert.
  • Handwerkskunst: Uhren mit besonderen Funktionen wie einem ewigen Kalender oder einer
    Mondphasenanzeige haben ein
    erhöhtes Wertsteigerungspotenzial (wie bei Vacheron Constantin, siehe oben). Ein dekoriertes Zifferblatt und
    Details wie Gravuren eines berühmten Besitzers tragen ebenfalls zur Wertigkeit der Uhren bei. Als Beispiel kann
    die Rolex Cosmograph Daytona mit der Referenz 6239 genannt werden. Der US-Regisseur und Rennfahrer John Newman
    hatte sie von seiner Ehefrau, der Schauspielerin Joanne Woodward, geschenkt bekommen – samt entsprechender
    persönlicher Gravur „Drive Carefully – Me“. 2017 erzielte sie bei einer Auktion den damaligen Rekordwert von
    17,7 Mio. US-Dollar.
  • Materialqualität: Achten Sie auf hochwertige Materialien, etwa Gold, Silber oder Platin.
    Wichtig ist: Das
    Material allein reicht nicht aus, um eine Uhr zum Sammlerobjekt zu machen, was obige Beispiele aus Edelstahl
    zeigen.
Es kann für Sie sinnvoll sein, vor dem Uhrenkauf einen Experten hinzuzuziehen – etwa ein Uhrmacher, der Sie
dabei unterstützt, Fälschungen zu identifizieren. Insbesondere bei gebrauchten Modellen müssen Sie zum Beispiel
beurteilen können, ob die Ersatzteile vom Hersteller stammen (siehe unten).

Tipp vom Experten

„Ein Insider-Tipp ist es, bei großen Uhrenevents aufmerksam auf neue Modelle oder die Einstellung von
Modellreihen zu
achten“, so Tim Stracke von Chrono24. „Durch geschickte Beobachtung und entsprechende Schlussfolgerungen kann man hier
einen echten Vorteil erlangen.“

Insgesamt sei es wichtig, „den persönlichen Geschmack und die Freude an der Uhr nicht aus den Augen zu
verlieren, selbst
wenn sie als potenzielles Investment betrachtet wird“, erklärt Stracke weiter.

Über den Experten

Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Quelle: Chrono24

Tim Stracke ist Gründer von Chrono24 ,
dem laut eigenen Angaben größten Online-Marktplatz für Luxusuhren. Mit rund 530.000 Uhren von mehr
als 3.000 professionellen Händlern und 30.000 Privatverkäufern verzeichnet die Plattform rund neun Mio. Nutzer im Monat.

Stracke
fungierte
bis 2024 als
Co-Geschäftsführer, mittlerweile ist er als Verwaltungsratsvorsitzender von Chrono24 tätig. Stracke
ist selbst Uhrensammler und unterstützt zudem als
Angel-Investor Start-Ups. Er hat Wirtschaftsingenieurwesen an der Uni Karlsruhe studiert und
hält einen MBA von der Golden Gate University in San Francisco.

Wie verfolge ich die Wertentwicklung von Luxusuhren?

Genau wie bei Aktien gibt es mehrere Indizes, die die Performance von Luxusuhren messen. Einer davon
ist der Bloomberg
Subdial Watch Index
[8]. Dieser bildet die Preise für die 50 wertmäßig
am häufigsten gehandelten Uhren auf dem
Sekundärmarkt
ab, also gebrauchte Uhren.

Erst im Herbst 2023 gestartet ist der Uhrenpreisindex Chronopulse, der sich aus 14 Uhrenmarken bzw. 140
Uhrenmodellen
mit dem höchsten weltweiten Transaktionsvolumen auf dem Sekundärmarkt zusammensetzt[9]. Folgende Marken bildet Chronopulse
ab: Rolex, Omega, Patek Philippe, Audemars Piguet, Breitling, Cartier, IWC, Panerai, TAG Heuer, Jaeger LeCoultre,
Hublot, Vacheron Constantin, Grand Seiko und Tudor. Berechnet wird er vom Uhren-Onlinemarktplatz Chrono24. Der Index
stützt sich laut eigenen Angaben auf mehr als 4,6 Mio. Datensätze aus zwei Jahrzehnten historischer Analysen sowie
echter Verkaufsdaten.

Die beiden oben genannten Indizes beleuchten also die Wertentwicklung einzelner, ausgewählter Modelle. Sie dienen auch
Uhrenfonds als Referenzwert für die eigene Performance (siehe unten). Der Knight Frank Luxury Investment
Index
indes
zeigt, wie sich die Uhrenbranche insgesamt entwickelt – auch im Vergleich zu anderen Luxussektoren wie Wein[10].

Wie können Sie in Luxusuhren investieren?

In diesem Artikel behandeln wir die klassische Variante, den Kauf einer Luxusuhr. Daneben gibt es weitere direkte oder
indirekte Möglichkeiten, in Uhren zu investieren. Diese sind teils noch nicht sehr verbreitet. Sie können für Sie als
Privatanlegerin oder Privatanleger jedoch interessant sein, wenn Sie kein großes Kapital zur Verfügung haben.

Uhrenfonds

Es gibt spezialisierte Investmentfonds, die sich auf Luxusuhren
konzentrieren. Diese Fonds können in verschiedene
Uhrenmarken und Modelle investieren. Durch die Investition in einen solchen Fonds können Sie als Anlegerin oder Anleger
von der Wertentwicklung des gesamten Portfolios profitieren, ohne einzelne Uhren kaufen zu müssen. Der bekannteste
Uhrenfonds ist der „Precious Time Fund“ (LU0566795539).

Aktien von Uhrenunternehmen

Einige Unternehmen, die Uhren herstellen, sind an der Börse notiert. Sie können in Aktien solcher Unternehmen
investieren, um von der Entwicklung des Uhrensektors zu profitieren. Das aber ist ein indirektes Investment – denn Sie
halten keine Anteile an einer Uhr, sondern Anteile an einem Unternehmen. Hier spielen weniger die Preisentwicklung der
Uhren, sondern vor allem betriebswirtschaftliche Kennzahlen eine zentrale Rolle. Aktien aus der Uhren- und
Schmuckbranche sind etwa Swatch, Fossil, Pandora,
Movado oder Richemont. Wie bei anderen Aktien können Sie hier
ebenfalls in ETF investieren – spezielle
Luxusgüter-ETF ist etwa der Amundi S&P Global Luxury UCITS ETF EUR[11].

Tokenisierung von Uhren

Eine relativ neue Möglichkeit. Durch Tokenisierung können Sie als Anlegerin oder Anleger bereits mit kleineren Beträgen
in
teure Luxusuhren investieren. Bei diesem Ansatz erwerben Investoren einen Bruchteil des Eigentums an einer Uhr durch den
Kauf von digitalen Token. Sie sollten hier nur investieren, wenn Sie die Funktionsweise genau verstehen
– denn Kryptos
und Tokenisierung sind recht komplex.

Was sollten Sie beim Uhrenkauf beachten?

„Zunächst einmal sollte einem die Uhr gefallen, wenn man sie tragen möchte“, sagt Experte Stracke. Doch abgesehen von
den ästhetischen Punkten
sollten Sie folgende Faktoren beim Kauf einer Luxusuhr als Geldanlage beachten:

Uhren als Wertanlage: Sind sie eine Alternative zu Aktien oder ETF?

Nein. Uhren können Ihnen maximal als Teil einer ausgewogenen Kapitalanlage dienen – etwa um Ihr
Portfolio zu
diversifizieren. Im Vergleich zu Aktien oder ETF sind Uhren jedoch weniger liquide. Das bedeutet: Der Verkauf kann
zeitaufwändig sein, und der Wiederverkaufswert hängt stark von der Nachfrage für eine spezielle Uhr ab.

Der Markt für Luxusuhren ist dabei sehr volatil – Uhren gelten daher als spekulative Anlageklasse.
Daher sollten Sie nur
einen geringen Teil Ihres Geldes hinein anlegen.

Sie setzen bei Uhren indes voll auf einen Gewinn bei einem Wiederverkauf. Im Gegensatz zu Dividenden bei Aktien oder
Zinserträgen bei Anleihen bieten Uhren derweil keine laufenden Erträge.

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Uhren benötigen bei einem Investment zudem eine regelmäßige Pflege, Wartung und womöglich eine
Versicherung (siehe
oben). Diese laufenden Kosten sollten Sie bei der Bewertung des Gesamtertrags berücksichtigen.

Wenn Sie Uhrenliebhaber sind, sollten Sie lieber eine Uhr zum Tragen kaufen, die Ihnen gefällt – und nicht zwangsläufig
auf eine Rendite setzen. Auch Tim Stracke von Chrono24 sagt: „Ich würde davon abraten, Luxusuhren zu kaufen, wenn man
nicht wirkliches Interesse an der Uhr und ihrer Geschichte hat oder wenn der Kauf finanziell nicht vertretbar ist. Der
Kauf sollte nicht ausschließlich spekulativ erfolgen, sondern sollte auch persönliche Freude und
Leidenschaft
für Uhren widerspiegeln.“

Bild-Copyright: © Chrono24

Quellenangaben

  1. Rolex: Day-Date 40
  2. Patek Philippe: 5740/1G – Nautilus
  3. Patek Philippe: 5811/1G – Nautilus
  4. Audemars Piguet: Royal Oak Doppelte Unruh Squelette
  5. Omega: Speedmaster Kaliber 321
  6. Vacheron Constantin: Overseas Ewiger Kalender
  7. A. Lange & Söhne: Alle Zeitmesser
  8. Subdial: Bloomberg Subdial Watch Index
  9. Chrono24: ChronoPulse –
    Uhrenindex
  10. Knight Frank: Luxury Investments
  11. Amundi: AMUNDI S&P GLOBAL LUXURY UCITS ETF – EUR (C)
  12. Einkommensteuergesetz (EStG): § 23 Private Veräußerungsgeschäfte