Asset Allocation: So bauen Sie Ihr Portfolio auf wie ein Profi

Von Mauritius Kloft, Jürgen Pieper – aktualisiert am 03.12.2024

Das Wichtigste in Kürze
  1. Diversifikation: Streuung des Vermögens über verschiedene Anlageklassen reduziert Risiken und stabilisiert die Renditen.
  2. Anlageklassen: Klassische Asset-Kategorien sind Aktien, Anleihen, Immobilien und alternative Investments wie Rohstoffe oder Private Equity.
  3. Risikoprofil: Die Wahl der Asset Allocation hängt von der Risikobereitschaft, dem Anlagehorizont und den finanziellen Zielen des Investors ab.
  4. Langfristige Perspektive: Regelmäßige Überprüfung und Anpassung der Portfolio-Zusammensetzung ist notwendig, besonders bei veränderten Lebensumständen.
  5. Kosteneffizienz: ETFs sind oft eine günstigere Möglichkeit, diversifiziert zu investieren, da sie niedrige Gebühren im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds haben.

Bei der Geldanlage sollten Sie nicht einfach
drauflos investieren, sondern sich vorab einige Gedanken machen.
Entscheidend ist hier der richtige Aufbau Ihres Portfolios – und die Gewichtung der einzelnen Anlageklassen (Assets).
Profis sprechen bei der Strukturierung eines Portfolios oft von einer Asset Allocation.

Doch was steckt hinter diesem Begriff? Warum sollten Sie als Privatanleger Ihre Asset Allocation aktiv gestalten? Und
vor allem: Wie gelingt Ihnen der Portfolioaufbau wie ein Experte?


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Was ist Asset Allocation genau?

Asset Allocation (auch Asset Allokation, Vermögensallokation oder Vermögensaufteilung) beschreibt die Verteilung Ihres
Kapitals auf verschiedene Assetklassen
, etwa Aktien, Anleihen, Fondsanteile oder Immobilien. Asset Allocation meint also eine
Vermögensstrukturierung und soll für eine Risikostreuung
sorgen[1].

Sie sollten sich zu Beginn klar machen, wie hoch Ihre Risikobereitschaft ist. Denn von Ihrer Risikobereitschaft hängt
maßgeblich die Asset Allocation ab. Sie finden hier eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie Sie beim
Portfolioaufbau
vorgehen. Zuvor wollen wir jedoch kurz in die (theoretischen) Grundlagen der
Vermögensaufteilung einsteigen.

Portfoliotheorie nach Markowitz

Methoden der Asset Allocation basieren in der Regel auf der Portfoliotheorie des US-Ökonomen Harry M.
Markowitz[2]. Sie
berücksichtigt die Korrelationen der Wertentwicklung einzelner Assets. Tendenziell gleichen sich diese innerhalb
eines Portfolios gegenseitig aus, weil sie negativ korrelieren. Sprich, fallen die Erlöse innerhalb einer Anlageklasse,
tendieren sie in einer anderen dazu, zu steigen.

Beispiele für Assets sind Einlagen (Geldmarkt), Wertpapiere (Kapitalmarkt), Immobilien sowie Rohstoffe[3]. Nach dem
Ökonomen und Nobelpreisträger ist auch das Markowitz-Paradigma benannt, die klassische Vorgehensweise zur Optimierung
der Asset Allocation in drei Schritten:


1 | Definition Gesamtrendite
Ausgehend von den persönlichen Anlagezielen und der individuellen Anlagestrategie wird die Höhe
der
Rendite festgelegt, die bis zum Ende des geplanten Anlagezeitraums erwirtschaftet werden soll.

2 | Historische Analyse
Die Performance unterschiedlicher Anlageklassen in der Vergangenheit wird analysiert.

3 | Asset Allocation
Basierend auf den durch die Analyse gewonnenen Daten und dem zuvor definierten Renditeziel teilen
Investoren
das
anzulegende Geld auf unterschiedliche Anlageklassen auf. Das Gesamtrisiko der
Kapitalanlagen
ist damit automatisch so hoch, wie es maximal sein muss, um das langfristige Ziel zu erreichen.
Somit werden keine unnötig hohen Risiken eingegangen.

Strategische oder taktische Asset Allocation?

  • Strategische Asset Allocation: Sie legen sich auf lange Sicht fest und justieren ggf. die Portfoliogewichtung
    nach, wenn es nötig ist[4]. Meistens ist die strategische Asset Allocation gemeint, wenn von
    Vermögensallokation
    gesprochen wird.
  • Taktische Asset Allocation: Eine taktische (oder dynamische) Asset Allocation meint eine zeitlich begrenzte
    Über- bzw. Untergewichtung einzelner Assetklassen innerhalb eines strategisch ausgerichteten
    Portfolios[5]. Das
    Ziel: Kurzfristig von bestimmten Marktentwicklungen profitieren und die Gesamtrendite erhöhen.

Befindet sich der Aktienmarkt beispielsweise in einer Hausse – also einer Phase steigender Börsenkurse – würde im Rahmen
einer taktischen Asset Allocation der Aktienanteil vorübergehend erhöht werden. Schwächt sich das Hoch auf dem
Aktienmarkt wieder ab, könnten Sie zur strategischen Asset Allocation zurückkehren.

Die taktische Asset Allocation ermöglicht Ihnen Flexibilität, die bei einer starren strategischen Vermögensallokation
nicht gegeben ist. Auf diesem Weg können Sie die Rendite zusätzlich optimieren. Die taktische Asset Allocation spielt
für institutionelle Investoren im Allgemeinen eine deutlich bedeutendere Rolle als für Sie als Privatanlegerin oder -anleger.

Wie gewichten Sie Ihr Portfolio am besten?

Diese Frage ist bei der Asset Allocation ebenfalls wichtig. Dabei gibt es verschiedene Methoden, wie Sie eine optimale
Gewichtung erreichen. Diese sind wieder abhängig von Ihren persönlichen Präferenzen und Ihrer Risikobereitschaft. Eine
Übersicht:

  1. Gleichgewichtung: Bei dieser Methode weisen Sie jedem Anlageinstrument im Portfolio das gleiche Gewicht
    zu[6]. Zum
    Beispiel hätte in einem Portfolio mit vier Aktien jeder Wert ein Gewicht von 25 % – Sie würden bei einem
    Vermögen von 1.000 € exakt 250 € in eine bestimmte Aktie investieren. Gleichgewichtung ist in der
    Praxis nicht
    zu empfehlen, weil sie anlagenspezifische Risiken nicht abbildet.
  2. Risikobasierte Gewichtung: Diese Methode berücksichtigt das Risiko jedes Anlageinstruments. Das bedeutet:
    Anlagen mit höheren Risiken erhalten ein geringeres Gewicht, weniger riskante Investments spielen dagegen eine
    größere Rolle im Portfolio. Diese Form der Gewichtung dürften Sie in der Praxis am ehesten anwenden.
  3. Gewichtung nach Marktkapitalisierung: Hier bestimmen Sie das Gewicht eines Anlageinstruments basierend auf
    seiner Marktkapitalisierung[7]. Das bedeutet, dass größere Unternehmen
    ein höheres Gewicht im Portfolio haben als
    kleinere Unternehmen. Dieses Vorgehen nutzen häufig Anbieter von Aktienindizes. Sie als Privatanleger sollten zumindest berücksichtigen, dass kleinere Unternehmen häufig eine schlechtere Informationspolitik haben.


Wie funktioniert die Vermögensaufteilung in der Praxis?

Es gibt keine allgemeingültige Anleitung für eine optimale Asset Allocation. Lediglich Methoden, um eine individuell
zugeschnittene Vermögensallokation zu ermitteln. Dabei spielen vor allem die erwünschte Rendite, das einzugehende
Risiko, die Definition der eigenen Ziele, der Anlagehorizont sowie die benötigte Liquidität über den Anlagezeitraum
hinweg eine Rolle.

Schritt für Schritt zum Anlageportfolio

Anbei finden Sie eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, um Ihr Portfolio aufzubauen:

  1. Anlagepotenzial feststellen
  2. Anlageziel definieren
  3. Anlagehorizont bestimmen
  4. Risikobereitschaft kennen
  5. Anlageklassen auswählen und gewichten
Diese Anleitung ist nicht in Stein gemeißelt. Sie stellt lediglich musterhaft dar, wie ein Portfolioaufbau
vonstatten gehen kann.

1. Anlagepotenzial feststellen

Wie viel können Sie überhaupt investieren? Die Höhe des Betrages, den Sie anlegen können, beeinflusst die Wahl des
richtigen Anlageprodukts. So gibt es etwa Mindestanlagebeträge bei bestimmten Assetklassen.

2. Anlageziel definieren

Worauf möchten Sie sparen? Was wollen Sie mit dem investierten Geld anfangen? Ist es Ihre Altersvorsorge, der
Vermögensaufbau oder Ihr Traumurlaub? Kennen Sie Ihr Anlageziel, können Sie leichter den Anlagehorizont sowie
Ihre
Risikobereitschaft einschätzen.

3. Anlagehorizont bestimmen

Wie lange möchten Sie Ihr Geld investieren? Kurz-, mittel- oder langfristig? Der Anlagehorizont hängt maßgeblich mit Ihrem
Anlageziel zusammen. Ihre Altersvorsorge benötigt etwa in der Regel einen langen Anlagehorizont.

4. Risikobereitschaft kennen

Wie risikoaffin sind Sie? Oft wird das einzugehende Risiko mit dem Alter des Portfolioinhabers in ein Verhältnis
gesetzt: Je jünger dieser ist, desto riskanter kann das Portfolio sein. Als Faustregel finden Sie daher folgende Rechnung:

100 – Lebensalter = prozentualer Wertpapieranteil im Portfolio

Beachten Sie: Die persönlichen Anlageziele werden oft von zahlreichen individuellen Faktoren beeinflusst, die bei einer
solchen Entscheidung in jedem Fall mitgedacht werden müssen. Entscheidend ist, dass Sie sich bewusst werden, wie viel
Risiko Sie eingehen möchten.

5. Anlageklassen auswählen und gewichten

Im letzten Schritt müssen Sie noch die Assetklassen auswählen und entsprechend gewichten. Hierbei können Sie sich auch
am magischen Dreieck der Vermögensanlage orientieren. Es zeigt, dass jede Geldanlage von drei zentralen Faktoren
beeinflusst wird: Rendite, Risiko und Verfügbarkeit bzw. Liquidität.

Das magische Dreieck der Geldanlage

Lesen Sie im nächsten Kapitel, wie die Portfoliogewichtung abhängig von der jeweiligen Risikobereitschaft aussehen kann.

Beispiele: Portfolioaufbau

Anbei finden Sie drei Beispiel-Portfolios je nach Risikotyp dargestellt:

Sicherheitsorientiertes Portfolio

Sicherheitsorientiertes Portfolio
Quelle: Eigene Bearbeitung

Ausgewogenes Portfolio

Ausgewogenes Portfolio
Quelle: Eigene Bearbeitung
  • 20 % Festgeld
  • 20 % Anleihen-ETF
  • 35 % Aktien-ETF
  • 5 % Einzelaktien
  • 15 % Immobilien (Fonds, Crowdinvesting)
  • 5 % Gold-ETC

Renditeorientiertes Portfolio

Renditeorientiertes Portfolio
Quelle: Eigene Bearbeitung
  • 10 % Festgeld
  • 10 % Anleihen-ETF
  • 15 % Aktienfonds
  • 35 % Einzelaktien
  • 20 % Immobilien
  • 10 % Edelmetalle (Gold, Silber, Platin)

Sie sehen: Je nach Risikotyp ändert sich die Gewichtung der Assetklassen in Ihrem Portfolio – und die zu erwartende
Rendite. Ein sicherheitsorientierter Typ setzt etwa überwiegend auf Festgeld, Geldmarktfonds sowie eine breit gestreute
Anlage in Anleihen, etwa über einen Rentenfonds. Festgeld ist durch die Einlagensicherung besonders sicher. Allerdings
dürften die Erträge deutlich geringer ausfallen als beim zweiten
und dritten Beispiel-Portfolio.

In einem ausgewogenen Portfolio stehen derweil Rendite und Risiko in einem recht ausgeglichenen Verhältnis. Die Anteile
an Renditeanlagen (Aktien) und risikoarmen Anlagen (Anleihen, Festgeld) sind gleich groß.

Das renditeorientierte Portfolio geht bewusst ein höheres Risiko ein: Das Ziel hier ist eine hohe Rendite. In der Praxis zeigt sich das vor allem am Kauf von Einzelaktien, dem Stock-Picking. Festgeld
oder Anleihen spielen derweil eine untergeordnete Rolle. Letztlich ist hier aber ebenfalls eine breite Diversifikation
über verschiedene Assetklassen gegeben – was in der Praxis etwas Risiko abfedert.

Exkurs: So wirkt sich ein Kursrutsch auf Ihr Portfolio je nach Risikogewichtung aus

Wie sich die Risikogewichtung in Ihrem Portfolio auswirkt, zeigt folgende Tabelle. Bei einem
Kursrutsch von 30 % etwa muss ein sicherheitsorientierter Anlegertyp mit einem Risikoanteil von 10 % im
Portfolio nur
einen Verlust von 3 % hinnehmen.

Risiko­anteil -5 % -10 % -15 % -20 % -30 %
10 % -0,5 % -1 % -1,5 % -2 % -3 %
20 % -1 % -2 % -3 % -4 % -6 %
30 % -1,5 % -3 % -4,5 % -6 % -9 %
40 % -2 % -4 % -6 % -8 % -12 %
50 % -2,5 % -5 % -7,5 % -10 % -15 %
60 % -3 % -6 % -9 % -12 % -18 %
70 % -3,5 % -7 % -10,5 % -14 % -21 %
80 % -4 % -8 % -12 % -16 % -24 %

Rebalancing: Warum – und wie funktioniert es genau?

Haben Sie eine sinnvolle Asset Allocation für das persönliche Portfolio gefunden, gilt es, diese durch gezieltes
Rebalancing aufrechtzuerhalten. Denn ändert sich die Wertentwicklung in einer Anlageklasse deutlich, kann das die
Gewichtung des gesamten Portfolios verschieben.

Erwirtschaften Sie zum Beispiel überdurchschnittliche Erträge durch Aktien, befindet sich mehr Kapital im Wertpapierteil
Ihres Portfolios. Damit sind die Wertpapiere nach einer gewissen Zeit gegenüber anderen Anlageklassen übergewichtet. Um
zu der ursprünglich geplanten Portfoliogewichtung zurückzukehren, sollten Sie die erzielten Erträge umverteilen.

Sie sollten daher regelmäßig Ihr Wertpapierdepot überprüfen. Im besten Fall setzen Sie sich selbst ein bis zwei fixe
Stichtage pro Jahr, an denen Sie ihre Strukturierung prüfen und gegebenenfalls anpassen.

Welche Tools zur Asset Allocation gibt es?

Wollen Sie den Portfolioaufbau professioneller angehen, können Sie entsprechende Tools von spezialisierten Anbietern nutzen. Mit ihnen können Sie
leicht ein Portfolio analysieren und konstruieren. Dabei nutzen diese Tools oft das von Markowitz formulierte Paradigma
und greifen auf verfügbare Daten zur vergangenen Performance unterschiedlicher Anlageklassen zurück. Basierend auf
dieser Analyse geben sie Tipps für die Strukturierung eines persönlichen Portfolios.

Es gibt eine immense Auswahl an Programmen, die bei der Optimierung der Asset Allocation des eigenen Portfolios
hilfreich sein können. Dabei orientiert sich die Suche nach der passenden Software an den individuellen Bedürfnissen.
Hier sind drei Beispiele für nützliche Programme:


Kosten

Assets

Online-Banking


Morningstar


Portfolio


Manager

kostenlos Aktien, Fonds, ETF nein


Lexware


FinanzManager


Deluxe

74,99 € pro Jahr
jegliche


Assets
ja


Sharesight


Pro


kostenfrei bis zu


gewisser Nutzung, dann


ab 7 $ pro Monat
Aktien, Fonds, ETF nein
Machen Sie sich Gedanken, ob Sie ein solches Tool tatsächlich benötigen. Es kann zwar hilfreich sein. Oftmals
stellen Wertpapierdepots bereits übersichtlich dar, wie sich Ihre Vermögenswerte aufteilen – und wie sich Ihr
Portfolio ändert, wenn Sie die Gewichtung anpassen. In jedem Fall sollten Sie ein solches Tool lediglich
unterstützend nutzen, um Ihre zuvor definierten Anlageziele umzusetzen.

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Quellenangaben

  1. Gabler Wirtschaftslexikon: Asset Allocation, Grundprinzipien
  2. Kühn, M.,
    Kühn, S. (2023). Handbuch Geldanlage – Verschiedene Anlagetypen für Anfänger und Fortgeschrittene
    einfach erklärt: Aktien, Fonds, Anleihen, Festgeld, Gold und Co. Berlin: Stiftung Warentest. S. 15
  3. Kühn, M.,
    Kühn, S. (2023). Handbuch Geldanlage – Verschiedene Anlagetypen für Anfänger und Fortgeschrittene
    einfach erklärt: Aktien, Fonds, Anleihen, Festgeld, Gold und Co. Berlin: Stiftung Warentest. S. 16 f.
  4. Seegert, S. (2015). Portfoliooptimierung mit Hilfe der Asset-Allocation. Hamburg:
    Bachelor + Master Publishing. S. 5 ff.
  5. Seegert, S. (2015). Portfoliooptimierung mit Hilfe der Asset-Allocation. Hamburg: Bachelor +
    Master Publishing. S. 16 ff.
  6. Investopedia: Equal Weight Investing: Performance and Examples
  7. Investopedia: Weighted
    Average Market Capitalization: Overview, Alternatives