Asset Allocation – Portfolio strukturieren wie ein Profi

Von Lana Iliev – aktualisiert am 28.02.2023

Profis sprechen bei der Strukturierung ihres Portfolios meist von einer Asset Allocation. Was hinter diesem
Begriff steckt, warum auch Privatanleger ihre Asset Allocation aktiv gestalten sollten und welche Programme bzw.
Tools es hierfür gibt, erfahren Sie in diesem Beitrag.

1 | Was ist Asset Allocation?

Asset Allocation (auch Asset Allokation, Vermögensallokation oder Vermögensaufteilung) beschreibt die Verteilung
von Kapital auf verschiedene Anlageklassen (Assets), wie Aktien, Fonds oder Immobilien. Asset Allocation ist
Vermögensstrukturierung und dient der Risikostreuung.

Experten berücksichtigen hier die Korrelationen zwischen einzelnen Assets, welche sich im Optimalfall innerhalb eines
Portfolios gegenseitig ausgleichen, indem sie negativ korrelieren. Sprich, fallen die Erlöse innerhalb einer
Anlageklasse, tendieren sie in einer anderen dazu zu steigen, da ihre Investitionsgegenstände konträr sind.

Mit einer durchdachten Vermögensallokation lässt sich die Rendite unter Berücksichtigung des
individuell gewünschten Risikogrades optimieren.

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2 | Welche Anlageklassen gibt es?

Anlageklassen (oder Assets) sind Kategorien, nach denen unterschiedliche Finanzinstrumente klassifiziert werden können.
Nach dem Ökonomen William F. Sharpe dürfen die Erträge unterschiedlicher Anlageklassen keinen Zusammenhang aufweisen.
Aus diesem Grund liegt es nahe, eine Asset Allocation zur Risikostreuung zu nutzen. Denn fallen die Erträge innerhalb
einer Anlageklasse, hat dies theoretisch keinen Einfluss auf andere Anlageklassen. Somit wird die negative Entwicklung
einer Assetklasse bestenfalls durch eine positive Entwicklung einer anderen Assetklasse ausgeglichen.

Asset Allocation

Beispiele für Assets sind Einlagen (Geldmarkt), Wertpapiere (Kapitalmarkt), Immobilien und Immobilienbeteiligungen, sowie
Rohstoffe. Eine genauere Beschreibung einzelner Anlageklassen findet sich in der folgenden Grafik
oder detailliert in unserem Beitrag: Anlageklassen.

3 | Methoden der Asset Allocation: Portfolio gewichten

Es gibt keine allgemeingültige Anleitung für eine optimale Asset Allocation. Es gibt jedoch zahlreiche Methoden, um eine
individuell zugeschnittene Vermögensallokation zu ermitteln.

Der Klassiker: Portfoliotheorie nach Markowitz

Methoden der Asset Allocation basieren meist auf der Portfoliotheorie von Harry M. Markowitz. Nach dem US-amerikanischen
Ökonomen ist auch das Markowitz-Paradigma benannt, die klassische Vorgehensweise zur Optimierung der
Asset Allocation in drei Schritten:


1 | Definition Gesamtrendite
Ausgehend von den persönlichen Anlagezielen und der individuellen Anlagestrategie wird die Höhe der
Rendite festgelegt, die bis zum Ende des geplanten Anlagezeitraums erwirtschaftet werden soll.

2 | Historische Analyse
Die Performance unterschiedlicher Anlageklassen in der Vergangenheit wird analysiert.

3 | Asset Allocation
Basierend auf den durch die Analyse gewonnenen Daten und dem zuvor definierten Renditeziel wird das
anzulegende Geld auf unterschiedliche Anlageklassen aufgeteilt. Das Gesamtrisiko der Kapitalanlagen
ist damit automatisch so hoch, wie es maximal sein muss, um das langfristige Ziel zu erreichen.
Somit werden keine unnötig hohen Risiken eingegangen.

Immanente Anlageziele und Asset Allocation

Individuelle Anlageziele erfordern zwangsläufig eine persönlich zugeschnittene Strategie. Dabei spielen
für die Definition der eigenen Ziele vor allem die subjektiven Erwartungen an die erwünschte Rendite, das einzugehende
Risiko, den Anlagehorizont sowie die benötigte Liquidität über den Anlagezeitraum hinweg eine Rolle. Wie Sie Ihre
persönlichen Anlageziele definieren, erfahren Sie in unserem Beitrag: Geld anlegen

Oft wird das einzugehende Risiko mit dem Alter des Portfolioinhabers in Relation gesetzt: Je jünger dieser ist,
desto riskanter soll das Portfolio sein. Als Faustregel findet sich häufig folgende Rechnung:

100 – Lebensalter = prozentualer Wertpapieranteil im Portfolio

Dabei handelt es sich jedoch um eine recht banale Rechnung, denn die persönlichen Anlageziele werden nicht selten von
zahlreichen individuellen Faktoren beeinflusst, die bei einer solchen Entscheidung in jedem Fall mitgedacht werden
müssen.

Das magische Dreieck der Geldanlage

Das magische Dreieck der Vermögensanlage ist eine Grundlage, die Anleger zu Beginn ihrer Vermögensbildung
betrachten sollten. Es zeigt, dass jede Geldanlage von drei zentralen Faktoren beeinflusst wird: Rendite, Risiko und
Verfügbarkeit bzw. Liquidität.

4 | Asset Allocation Tools

Inzwischen gibt es eine Reihe von Softwareprogrammen, mit deren Hilfe sich ein Portfolio analysieren
und konstruieren lässt. Dabei nutzen diese Tools oft das von Markowitz formulierte Paradigma und greifen auf verfügbare
Daten zur vergangenen Performance unterschiedlicher Anlageklassen zurück. Basierend auf dieser Analyse geben sie Tipps
für die Strukturierung eines persönlichen Portfolios.

Solche Tools sind in jedem Fall hilfreich, zumal der zweite Schritt von Markowitz‘ Portfoliotheorie recht
arbeitsintensiv und mühsam sein kann. Dennoch sollte ein solches Tool lediglich unterstützend genutzt werden, um die
zuvor individuell definierten Anlageziele umzusetzen.

Es gibt eine immense Auswahl an Programmen, die bei der Optimierung der Asset Allocation des eigenen Portfolios
hilfreich sein können. Dabei orientiert sich die Suche nach der passenden Software nach den individuellen Bedürfnissen.
Hier sind drei unterschiedliche Beispiele für nützliche Programme:


Kosten

Assets

Online-Banking


Morningstar


Portfolio


Manager

kostenlos nur Aktien nein


Lexware


FinanzManager


Deluxe

69,99 € pro Jahr
jegliche


Assets
ja


Sharesight


Pro


kostenfrei bis zu


gewisser Nutzung, dann


ab 12 $ pro Monat
nur Aktien nein

5 | Wie riskant sind einzelne Anlageklassen?

Die im Rahmen der Asset Allocation durchgeführte Gewichtung erfolgt vor allem nach den Kriterien Rendite und Risiko.
Dabei sind manche Anlageklassen riskanter als andere.

Einlagen

Tagesgeld oder Festgeld sind verzinste Geldeinlagen bei einer Bank und gelten als äußerst sicher, denn innerhalb der EU
greift hier eine gesetzliche Einlagensicherung von
100.000 €. Als nachteilig erweist sich jedoch die geringe Verzinsung, die es momentan nahezu unmöglich
macht eine Rendite zu erzielen. Einlagen eignen sich jedoch als Ausgleich für risikoreichere Anlageklassen und sollten
mehr als Sicherheitspuffer gegenüber riskanteren Investments betrachtet werden.

Immobilien

Immobilien gelten als vergleichsweise risikoarme
Anlageklasse. Im Hinblick auf die Portfoliostruktur werden sie vor allem als Pendant zu Wertpapieren eingestuft, denn
eine Immobilieninvestition ist, ebenso wie bei Rohstoffen, eine Investition in einen Sachwert. Doch der Einzelkauf einer Immobilie erfordert einen hohen
Kapitaleinsatz und kann mit sehr viel Arbeit verbunden sein, denn Gebäude müssen durch den Eigentümer gewartet und
eventuell renoviert werden. Dies kann mitunter zu unerwarteten Kosten führen, die im Zweifel Renditen vernichten. Zudem
kann sich die nachgelagerte Verwaltung als mühselig erweisen.

Als klassische Alternative bevorzugen Privatanleger oft den Kauf von Anteilen an Immobilienfonds. Auf diese Weise lässt sich
ein Portfolio auch unter geringem Kapitaleinsatz um diese Assetklasse erweitern. Hier entstehen jedoch Fondskosten,
welche die Rendite teils stark schmälern. Zudem kann kein Einfluss auf die Auswahl einzelner Immobilienobjekte genommen
werden.

Eine gebührenfreie Alternative bietet das Crowdinvesting in Immobilien. Hier begeben Anleger
gemeinschaftlich Darlehen für Immobilienprojekte, die über eine Internetplattform wie BERGFÜRST angeboten werden. Dabei werden kleine
Stückelungen ausgegeben und die Anleger können so bereits mit geringem Kapitaleinsatz investieren. Im Gegensatz zum Crowdfunding profitieren Anleger hier von einem vereinbarten Zinssatz von bis zu 7,5 % pro Jahr. Das Angebot ist gebührenfrei.

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Wertpapiere

Aktien, Anleihen und Zertifikate sowie Anteile an Fonds, die in solche Wertpapiere investieren (Aktienfonds,
Anleihen-ETF, etc.), gelten im Allgemeinen als risikoreiche Anlageklasse. Im Gegenzug glänzen sie in der Regel jedoch
auch mit attraktiven Renditen. Im Hinblick auf die Asset Allocation lässt sich mit dieser Anlageklasse also die
Gesamtrendite steigern. Gleichzeitig steigt jedoch auch das Risiko.

Rohstoffe

Ob Agrarrohstoffe, Energierohstoffe oder Edelmetalle wie Gold – diese Anlageklasse steht für Sachwerte. Gerade Gold gilt als besonders sicher, die Rendite hängt
hier jedoch von dem jeweiligen Goldkurs ab. Edelmetalle werden häufig als Krisenwährung betrachtet und stellen im
Portfolio meist einen Notfallpuffer, für Zeiten schwerer wirtschaftlicher Krisen, dar.

Alternative Investments

Diese Gruppe beschreibt ein sehr weitläufiges Spektrum von Investitionsformen, weshalb es schwierig
ist hier eine allgemeingültige Aussage zu treffen. Unter anderem zählen jedoch auch besonders riskantere Investments
wie Hedgefonds oder Container Investments in diese Anlageklasse.

6 | Rebalancing: Wie funktioniert eine langfristige Asset Allocation?

Hat man eine sinnvolle Asset Allocation für das persönliche Portfolio ermittelt, gilt es diese durch gezieltes
Rebalancing aufrecht zu erhalten. Der Grund ist, dass Kursveränderungen in einer Anlageklasse die
Gewichtung des gesamten Portfolios verschieben können.

Erwirtschaften Sie beispielsweise überdurchschnittliche Erträge durch Aktien, befindet sich mehr Kapital im
Wertpapierbereich Ihres Portfolios. Damit sind die Wertpapiere nach einer gewissen Zeit gegenüber anderen Anlageklassen
übergewichtet und die ursprünglich geplante Portfoliostrukturierung ist nicht mehr gegeben. Somit müssen die erzielten
Gewinne umverteilt werden, um zu der ursprünglich definierten Portfoliogewichtung zurückzukehren.

Hier empfiehlt sich eine regelmäßige Prüfung des (Wertpapier-) Depots. Im besten Fall setzen Sie sich
selbst ein bis zwei fixe Stichtage pro Jahr, an denen Sie ihre Strukturierung prüfen und gegebenenfalls anpassen.

7 | Strategische oder taktische Asset Allocation?

Die bisher beschriebene langfristige Festlegung und Nachjustierung einer Kapitalgewichtung wird strategische
Asset Allocation
genannt. Meistens ist diese gemeint, wenn von Vermögensallokation gesprochen wird. Doch
in der Theorie wird zwischen strategischer- und taktischer Asset Allocation unterschieden.

Unter taktischer Asset Allocation versteht man eine zeitlich begrenzte Über- respektive Untergewichtung
einzelner Anlageklassen innerhalb eines strategisch ausgerichteten Portfolios, mit dem Ziel kurzfristig von positiven
Marktentwicklungen zu profitieren und die Gesamtrendite zu erhöhen.

Befindet sich der Aktienmarkt beispielsweise in einer Hausse, also einer Phase steigender Börsenkurse, würde im Rahmen
einer taktischen Asset Allocation der Wertpapieranteil vorübergehend erhöht werden. Schwächt sich das Hoch auf dem
Aktienmarkt wieder ab, würde eine Rückkehr zur strategischen Asset Allocation vorgenommen werden.

Die taktische Asset Allocation ermöglicht dem Anleger Flexibilität, die bei einer starren strategischen
Vermögensallokation nicht gegeben ist. Auf diesem Weg lässt sich die Rendite zusätzlich optimieren.

Fazit: Profis setzen auf diversifizierte Portfolios mit individuellen Maßstäben

Die Krux der Asset Allocation liegt in der Konkretisierung der persönlichen Anlageziele und einer
davon ausgehenden Strategie, die stetig verfolgt wird. Auf diesem Weg können Sie langfristig ihre Ziele erreichen.

Dennoch ist es mit einer durchdachten Vermögensaufteilung im Portfolio nicht getan: Auch innerhalb der einzelnen
Anlageklassen
muss eine sinnvolle Diversifizierung erreicht werden. Immer getreu dem Motto „Lege nicht alle
Eier in einen Korb!“

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