Honorarberatung oder Finanzen selbst regeln? Was Sie für Ihre Geldanlage wissen sollten

Von Valeria Nickel, Mauritius Kloft – aktualisiert am 04.06.2024

Überprüft von Saskia Reh

Sie wollen Geld anlegen, wissen aber nicht, wie? Dann kann Ihnen eine Finanzberatung helfen. Doch in welchen Fällen ist
das wirklich hilfreich? Wann ist es sinnvoller, die Geldanlage in die eigene Hand zu nehmen? Und was
sollten Sie bei
einer Honorarberatung beachten? Wir erklären es Ihnen!


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Warum sollten Sie auf einen Finanzberater zurückgreifen?

Die Entscheidung, ob Sie einen Finanzberater beauftragen, ist eine sehr individuelle. Schließlich können Sie Ihre
Geldanlage und den Vermögensaufbau in die eigene Hand
nehmen.

Eine Finanzberatung hat den zentralen Vorteil, dass Sie weniger Arbeit haben. Einmal engagiert, müssen Sie sich um wenig
kümmern: Finanzberater haben ein umfangreiches
Fachwissen und meist eine langjährige Erfahrung in der Finanzbranche.
Sie entwickeln eine passende Strategie für Sie als Kundin oder Kunde – besonders wenn
Sie unsicher sind oder keine Erfahrung haben. Das hat jedoch seine Kosten. Wann sich eine Finanzberatung lohnt, lesen
Sie hier.

Zudem gilt: Die letztliche Entscheidung – also die über die konkrete Geldanlage – müssen immer noch Sie treffen. Und im
besten Fall verlassen Sie sich nicht nur auf einen Berater, sondern checken die Ergebnisse noch einmal in Ruhe nach.

Welche Art von Beratern gibt es?

Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Berater. Eine Übersicht[1]:

  1. Banken: Banken, Sparkassen und andere Geldinstitute bieten eine Vielzahl von Finanzdienstleistungen an –
    Konten, Kredite und Anlageprodukte wie Investmentfonds
    und Aktien. Sie als Kundin oder Kunde
    können
    in der Regel direkt mit einem Bankberater sprechen, der Sie bei der Auswahl von Produkten berät. Beachten Sie
    aber, dass Bankberater an Verkaufsziele gebunden sind – unabhängig sind sie daher nicht. Sie werden Ihnen stets
    die eigenen Produkte verkaufen.
  2. Allfinanzvertriebe: Diese Unternehmen bieten eine breite Palette von Finanzdienstleistungen an, die von
    Versicherungen über Anlageprodukte bis hin zu Krediten reichen. Für Allfinanzvertriebe sind oft eine Vielzahl
    selbständiger Berater tätig. Zu diesen Anbietern gehören in Deutschland etwa die Deutsche Vermögensberatung,
    MLP, Swiss Life (Tecis) oder OVB. Sie arbeiten in der Regel auf Provisionsbasis, zumindest teilweise.
  3. Finanz- und Versicherungsmakler: Makler bzw. Vertreter arbeiten als unabhängige Vermittler und vertreten einen oder mehrere
    Versicherungs- und Finanzproduktanbieter. Makler verdienen oft Provisionen für den
    Verkauf von Versicherungs- und Anlageprodukten. Beachten Sie: Die Bezeichnung „Versicherungsberater“ ist
    gesetzlich geschützt – ein „Versicherungsberater“ darf keine Provisionen annehmen.
  4. Verbraucherzentralen: Auch die Verbraucherzentralen der Länder bieten eine Finanzberatung an. Auf den Webseiten
    der jeweiligen Verbraucherzentralen können Sie einen Termin für ein Beratungsgespräch buchen. Die Kosten
    variieren pro Bundesland. In Berlin kostet die persönliche Beratung 80 € für bis zu 60 Minuten[2], in
    Nordrhein-Westfalen 190 € für bis zu 90 Minuten[3]. Beachten Sie: Dabei handelt es sich
    um ein einmaliges Gespräch – eine weitere Anlageberatung kostet erneut.
  5. Honorarberatung: Honorarberater bieten Finanzberatung gegen eine Gebühr an, die Sie als Kundin oder Kunde direkt
    bezahlen. Honorarberater verdienen keine Provisionen von Produktanbietern und haben daher keinen Anreiz,
    bestimmte Produkte zu empfehlen. Honorarberater können deshalb als unabhängig gesehen werden. Mehr Infos dazu
    finden Sie im nächsten Abschnitt.

Honorarberatung vs. Provisionsberatung: Was sind die zentralen Unterschiede?

Wenn Sie zu Ihrer Bank oder Sparkasse gehen und sich dort kostenlos beraten lassen, bevor Sie ein Finanzprodukt kaufen,
erhalten Sie keine tatsächliche Beratung. Denn Ihr Bankberater erhält eine Provision für die vermittelte Geldanlage und
wird daher vom Produktanbieter bezahlt. Er ist eher ein Verkäufer als ein Berater.

So ist es ebenfalls bei Finanzberatern, die Sie vermeintlich „kostenfrei“ beraten: Bei Beratern, die auf Provisionsbasis
arbeiten, steht oftmals nicht die Beratungsleistung im Fokus, sondern der Produktverkauf. Sie handeln daher nach
Eigeninteresse. Sie könnten Ihnen womöglich ein Produkt empfehlen, für das sie eine höhere Provision erhalten, selbst
wenn ein anderes Produkt besser für Sie als Kundin oder Kunde geeignet wäre. Die Höhe dieser Provision ist Ihnen oftmals
zunächst nicht bekannt – Sie müssen sie erfragen.

Anders verhält es sich bei einer Honorarberatung. Ein solcher Berater erhält keine Provisionen vom Anbieter eines
Finanzprodukts, sondern nur Zahlungen vom Kunden, der zu ihm kommt. Die Kosten stehen von vornherein fest. Die
Motivation des Honorarberaters ist allein das Interesse und der Erfolg von Ihnen als Anlegerin oder Anleger. Er
unterliegt keinem Verkaufsdruck und ist daher neutraler und unabhängiger. Somit ist er für Ihre Finanzplanung, für
Versicherungen und Vermögensanlagen der bessere Ansprechpartner.

Welche unterschiedlichen Honorarberater gibt es?

Ein Berater auf Honorarbasis berät nicht kostenlos, sondern wird vom Kunden für die Beratung bezahlt. Der Begriff
„Honorarberater“ als solcher ist zwar nicht gesetzlich geschützt. Allerdings ist seit August 2014 die Honorarberatung
über Vermögensanlagen im Honoraranlageberatungsgesetz geregelt.

Wer sich auf Investmentfonds und geschlossene
Investmentvermögen
spezialisiert bzw. beschränkt, wird als
„Honorar-Finanzanlagenberater“ bezeichnet und muss vom örtlichen Gewerbeamt zugelassen und überwacht werden. Dagegen
heißt „Honorar-Anlageberater“, wer sämtliche Finanzinstrumente – also auch Aktien oder Zertifikate – in seiner Beratung
anbietet[4]. Er wird von der Bundesanstalt für
Finanzdienstleistungsaufsicht
(BaFin) zugelassen und überwacht.

„Honorar-Finanzanlagenberater“ werden im öffentlichen Vermittlerregister der Industrie- und Handelskammer (IHK)
gelistet, Honorar-Anlageberater dagegen müssen sich im Melde- und Beschwerderegister der BaFin eintragen. Die BaFin
trägt dort nur Institute ein, die durch eine Prüfbescheinigung nachweisen, dass sie bestimmten Verhaltens- und
Organisationspflichten entsprechen.

Anforderungen an die Honorar-Anlageberatung:

  • Vergütung ausschließlich durch den Kunden
  • Breit gestreute Angebotspalette an Finanzinstrumenten
  • Nicht nur eigene Emissionen: auch Empfehlung von Emissionen anderer Anbieter
  • Kein Festpreisgeschäft (Geschäft mit festem oder bestimmbaren Preis auf eigene Rechnung), außer bei
    Eigenemissionen
  • Organisatorische, funktionale und personelle Trennung
  • Eintragung im Honorar-Anlageberaterregister

Um eine Honorarberatung zu finden, sollten Sie den Verbund Deutscher Honorarberater (VDH) konsultieren. Das ist der
größte und älteste Zusammenschluss von Finanzberatern in Deutschland, die nach strikten Richtlinien arbeiten. Im
Bundesverband der Versicherungsberater sind derweil zertifzierte Versicherungsberater
organisiert.

Beim selbsterklärten „Bundesverband unabhängiger Honorarberater gemeinnütziger e. V.“ sollten Sie indes
skeptisch sein. Zwar suggeriert dieser eine gewisse Seriosität und Unabhängigkeit. Tatsächlich warnt die
Stiftung Warentest jedoch vor dem Verband[5].

Was kostet eine Honorarberatung?

Ein Honorarberater kann mehrere Abrechnungsarten nutzen. Ein Überblick:

  1. Bezahlung pro Stunde: Der Berater kann sich nach dem Zeitaufwand bezahlen lassen. Je komplexer
    die Aufgabenstellung ist, die er zu bearbeiten hat, desto mehr Stunden werden berechnet. Die Stundensätze liegen
    dabei zwischen 80 € und 200 € pro Stunde zuzüglich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.
  2. Vereinbarung eines Pauschalhonorars: Man kann auch von vornherein einen pauschalen Betrag für
    die Beratungskosten festlegen, unabhängig vom Zeitaufwand. So ist der Kostenrahmen von vornherein genau
    definiert.
  3. Prozentualer Satz auf das betreute Vermögen: Die Kosten können auch von der Größe des Vermögens
    abhängig gemacht werden. In diesem Fall sind 0,5 – 2 % gängig.

Provisionen im Finanzvertrieb

Anbei finden Sie indes eine Übersicht über die üblichen Provisionen von Finanzberatern, die nicht auf Honorarbasis
arbeiten[6]:

Produkt Abschlussprovision (in % der Anlagesumme) Bestandsprovision pro Jahr (in % der Anlagesumme)
Aktienfonds 4 – 6,5 0,25 – 0,5
Rentenfonds 3 – 5 0,1 – 0,25
Offene Immobilienfonds 4 – 5 0,25 – 0,5
Kapitallebensversicherung 1 – 4 0,1 – 2,5
Private
Rentenversicherung
1 – 4 0,1 – 2,5
Geschlossene
Immobilienfonds
6 – 10
Flugzeugfonds 7 – 9
Sie sehen: Bei der provisionsbasierten Beratung kommen schnell hohe Beträge zusammen. Legen Sie etwa
10.000 € in
einen offenen Immobilienfonds an, müssen Sie bei einer solchen Finanzberatung mit einmaligen Kosten von 400 bis
500 € rechnen – plus jährliche Kosten von 25 bis 50 €. Beachten Sie: Die Gebühren müssen Sie – anders
als bei
einem Honorarberater – nicht an den Berater überweisen. Sie gehen bei Abschluss des Produkts ab.

Was Sie beim Beratungsgespräch beachten sollten

Noch vor dem eigentlichen Gespräch sollten Sie in Ruhe nach einem passenden Berater suchen. Die Mitgliedschaft im VDH
ist ein Qualitätsmerkmal eines unabhängigen Honorarberaters (siehe oben). Schauen Sie nach weiteren Qualifikationen oder
Zertifizierungen – zum Beispiel als Certified Financial Planner (CFP)[7] oder Chartered Financial Analyst (CFA)[8].
Warnzeichen für die Auswahl eines Beraters finden Sie weiter unten.

Folgende Punkte sollten Sie dann bei einem Gespräch mit einem Finanzberater beachten. Eine Übersicht:

Warnzeichen beim Beratungsgespräch

  • Keine klare Erläuterung des Honorars
  • Keine einfache, klare und verständliche Erklärung der Finanzinstrumente
  • Der Berater kontrolliert nicht, ob sein Mandant wirklich alles verstanden hat
  • Präsentation von verschiedenen Alternativen zur Geldanlage fehlt
  • Der Finanzberater nimmt sich nicht ausreichend Zeit und lässt auch dem Mandanten nicht ausreichend Zeit, seine
    Vorschläge zu prüfen
  • Drängen auf Unterschrift nach der Beratung

Wann lohnt sich ein Finanzberater für Sie?

Das ist die entscheidende Frage. Wenn Ihre finanzielle Situation komplex ist, zum Beispiel durch mehrere (hohe)
Einkommen, komplizierte Steuerfragen oder besondere Anlageziele, kann ein Finanzberater (auf Honorarbasis) von Nutzen
sein.

Das gilt insbesondere, wenn Sie ein hohes Vermögen
von (mehr als) 100.000 € anlegen möchten. Ein
unabhängiger,
objektiver Honorarberater
ist hier eine große Hilfe. Wer absolut kein Interesse daran hat, sich mit Geldanlage zu beschäftigen, kann und sollte in
diese Finanzdienstleistung investieren.

Es ist derweil möglich, dieses Thema selbstbestimmt in die Hand zu nehmen und dadurch Kosten zu sparen: Kick-Backs,
Provisionen, Honorare – alles kommt dann allein dem Anlagebetrag zugute. Außerdem bilden Sie sich weiter und finden
womöglich Spaß daran, Geldanlagen als „Hobby“ zu betreiben. Sie als Privatanleger benötigen deshalb nicht unbedingt einen
Anlageberater, sondern können von den Vorteilen der Eigeninitiative profitieren.

Vergleich: Selbst regeln vs. Finanzberatung

Anbei finden Sie eine Übersicht:

Vorteile Nachteile
Selbst machen
  • Kostenersparnis
  • Volle Kontrolle über Finanzentscheidungen
  • Flexibilität bei der Auswahl und Verwaltung von Anlageprodukten
  • Möglichkeit, sich selbst über Finanzthemen zu informieren und zu lernen
  • Sehr zeitintensiv
  • Risiko, aufgrund mangelnder Erfahrung oder fehlendem Wissen schlechte Entscheidungen zu
    treffen
  • Keine professionelle Unterstützung
Finanzberatung
  • Expertise und Fachwissen
  • Individuelle Beratung, besonders mit Blick auf Risikostreuung
  • Anlagestrategie wird (bestenfalls) regelmäßig überprüft
  • Hilfe bei steuerlichen Optimierungsmöglichkeiten
  • Beratungsgebühren, ggf. Provisionen
  • Von Qualität und Seriosität der Beratung abhängig
  • Risiko von Interessenkonflikten (bei Provisionen)
  • Womöglich auf die verfügbaren Anlageprodukte des Beraters beschränkt

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Bild-Copyright: © PantherMedia / Yuri Arcurs

Quellenangaben

  1. Kühn,
    M., Kühn, S. (2023).
    Handbuch Geldanlage – Verschiedene Anlagetypen für Anfänger und Fortgeschrittene einfach erklärt: Aktien, Fonds,
    Anleihen, Festgeld, Gold und Co. Berlin: Stiftung Warentest. S. 24 ff.
  2. Verbraucherzentrale Berlin: Geldanlage- und Altersvorsorgeberatung
  3. Verbraucherzentrale NRW: Geldanlage- und Altersvorsorgeberatung
  4. VDH: Unter Honorarberatung versteht jeder etwas anderes
  5. Stiftung Warentest: Dubioser Verband von Honorarberatern
  6. Kühn,
    M., Kühn, S. (2023).
    Handbuch Geldanlage – Verschiedene Anlagetypen für Anfänger und Fortgeschrittene einfach erklärt: Aktien, Fonds,
    Anleihen, Festgeld, Gold und Co. Berlin: Stiftung Warentest. S. 27
  7. Financial Planning Standards Board (FPSB): CFP Certification
  8. CFA Institute: CFA
    Program