Von Mauritius Kloft, Falko Bozicevic – aktualisiert am 28.02.2024
Wenn Sie denken, Rentenfonds haben etwas mit Ihrer gesetzlichen Altersvorsorge zu tun, liegen Sie nicht ganz richtig.
Denn Renten bezeichnen nicht nur die staatliche Zahlung im Alter, sondern ebenso regelmäßige Zinszahlungen, wie Sie sie
bei einem Investment in Anleihen bekommen.
Bei einem Rentenfonds handelt es sich folglich um einen Investmentfonds, der das Geld von Ihnen – den
Anlegerinnen und
Anlegern – in Anleihen (englisch: Bonds) investiert. Doch wie funktionieren solche Fonds genau? Warum sollten Sie dort
investieren? Und wie finden Sie den richtigen Rentenfonds für Ihre Bedürfnisse? Das erklären wir Ihnen in diesem
Beitrag.
Wie funktionieren Anleihen überhaupt?
Zur Erklärung
Mit Unternehmensanleihen eine Rendite erwirtschaften:
So
geht’s
Rentenfonds (seltener: Anleihefonds) sind Investmentfonds, die
mehrheitlich in festverzinsliche Wertpapiere in Form von
Anleihen investieren – also Obligationen,
Schuldverschreibungen, Bonds bzw. Zinspapiere[1]. Erträge erwirtschaften
Rentenfonds sowohl durch die regelmäßigen Zinszahlungen (via Kupon) als auch durch den Handel mit
Zinspapieren und
möglichen Kursgewinnen.
Wie erwirtschaften Rentenfonds Erträge für Investoren?
Die Rendite eines Rentenfonds für Sie hängt zum einen von den Zinserträgen ab und zum anderen von der Wertentwicklung
der Wertpapiere. Ein Überblick:
Grundsätzlich profitieren Sie mit einem Investment in Anleihen von einem Sicherheitsbaustein im Portfolio – und das bei
einem festgelegten Zinssatz. Denn die Wertschwankungen von Anleihen sind im Durchschnitt geringer als die von Aktien.
Rentenfonds bieten Ihnen indes folgende Vorteile:
Wollen Sie Anteile an einem Rentenfonds kaufen, sollten Sie sich zunächst überlegen, ob das Investment zu Ihrem
persönlichen Anlagehorizont und zu Ihrer individuellen Strategie passt.
Darüber hinaus sollten Sie sich fragen, ob Sie in einen ausschüttenden oder in einen
thesaurierenden Fonds investieren
möchten (siehe oben). Ein thesaurierender Fonds verortet Gewinne – die nur über einen Verkauf von Fondsanteilen zustande
kommen können – in die Zukunft. Das kann relevant sein, da Sie etwa im Rentenalter eine niedrigere persönliche
Steuerlast haben. Auch über das Fondsvolumen und die Reputation des Fondsmanagers
sollten Sie Informationen einholen.
Sie sollten die Rentenfonds unter folgenden Gesichtspunkten vergleichen:
Emittent: Legt der Fonds einen Schwerpunkt auf Unternehmens- oder Staatsanleihen?
Beachten Sie, dass Unternehmensanleihen und Aktien zur gleichen
Anlageklasse gehören. Haben
Sie bereits in Aktien
investiert und möchten ein breit aufgestelltes Portfolio aufbauen? Dann passen womöglich Rentenfonds,
die in
Staatsanleihen investieren[3].
Bonität: Wie steht es um die Bonität der Emittenten?
Ein gutes Rating bedeutet grundsätzlich weniger Risiko, aber auch weniger Rendite. So gibt es
Anleihefonds, die sich
ausschließlich auf Papiere mit einer verminderten Bonität spezialisiert haben, dafür aber mehr Rendite
versprechen[4].
Diese High-Yield-Fonds enthalten Hochzinsanleihen,
also Papiere, die von Unternehmen oder Staaten mit einer geringen
Solvenz ausgegeben werden (auch „Junk Bonds“ genannt). Emerging-Markets-Rentenfonds hingegen enthalten Staatsanleihen,
die von Schwellenländern ausgegeben werden und ebenso häufig eine geringere Bonität aufweisen als Top-Länder wie die
USA, Japan oder auch Deutschland.
Region und Währung: Aus welcher Region stammen die Anleihen und in welcher Währung werden sie ausgegeben?
Globale Rentenfonds erwerben Anleihen aus vielen unterschiedlichen Ländern und erhöhen damit die Renditechancen.
Gleichzeitig erhöht sich hier aber auch das Fremdwährungsrisiko (mehr dazu hier). Um
ein solches Wechselkursrisiko zu vermeiden, können Sie auf Euro-Rentenfonds setzen, um im selben Währungsraum zu
bleiben.
Laufzeit: Wie lange ist die Restlaufzeit der Anleihen, die der Fonds hält?
Geldmarktfonds setzen beispielsweise auf Obligationen
mit kurzen Laufzeiten. Das äußert sich in einer geringeren
Rendite, bedeutet aber auch mehr Sicherheit für Sie als Anlegerin oder Anleger.
Aktienanteil: Wie hoch ist ein möglicher Aktienanteil des Rentenfonds?
Rentenfonds investieren oftmals nicht ausschließlich in Anleihen, sondern noch zu einem Teil in Aktien (sogenannte
Mischfonds). Als Anlegerin oder Anleger sollten Sie sich informieren, welche Anlagerichtlinien der
Fonds verfolgt und
wie die Anlagestruktur des Fonds aufgebaut ist. Prüfen Sie, inwiefern die Gewichtung zwischen Anleihen und Aktien zu
Ihren persönlichen Zielen passt – insbesondere mit Blick auf ein mögliches Klumpenrisiko in Ihrem Portfolio.
Um die Rendite von Rentenfonds zu beurteilen, gibt es drei zentrale Kennzahlen:
1. Endfälligkeitsrendite
Die Endfälligkeitsrendite beschreibt die Rendite aller Anleihen des Fonds, vorausgesetzt diese werden bis zum Ende der
Laufzeit gehalten. Da Rentenfonds das jedoch nicht durchgängig tun, sondern mit den Zinspapieren auch handeln, dient die
Effektivverzinsung lediglich Ihrer groben Orientierung.
2. Laufende Rendite
Die laufende Rendite bezieht sich auf ein Jahr und gibt das Verhältnis zwischen Zinskupon und
Anleihekurs der
Obligationen des Fonds an. Bei ausschüttenden Rentenfonds handelt es sich bei der laufenden Rendite auch um die
Auszahlungen, ähnlich wie Dividenden bei Aktienfonds.
3. Modifizierte Duration
Anhand dieser Kennzahl können Sie abschätzen, was passiert, wenn sich der Marktzins verändert. Bei der
modifizierten
Duration wird im Prinzip durchgespielt, was mit dem Fondswert passiert, wenn sich das allgemeine Zinsniveau um ein
Prozentpunkt verändert. Bei einer modifizierten Duration von zum Beispiel 5, bedeutet das: Der Fondswert steigt um fünf
Prozentpunkte, sollte der Marktzins um einen Punkt fallen. Steigt der Marktzins hingegen um einen Prozentpunkt, so fiele
der Wert des Rentenfonds analog um fünf Prozentpunkte.
Zu guter Letzt sollten Sie sich einen genauen Überblick bezüglich der Kosten verschaffen, die durch das Investment in
einen
Rentenfonds anfallen. Bedenken Sie, dass alle anfallenden Kosten Ihre Rendite schmälern.
Depotkosten
Um Anteile an Rentenfonds zu erwerben, müssen Sie ein Bankdepot haben oder eröffnen. Für die Eröffnung
und Verwaltung
eines solchen Depots berechnen Banken Gebühren. Alternativ können Sie ein Online-Depot von einer Direktbank nutzen. Das
ist meist günstiger als bei einer herkömmlichen Bank. Nutzen Sie dazu einen der zahlreichen Depotvergleiche im Internet.
Fondskosten
Die Rentenfonds selbst berechnen ebenfalls Gebühren für Verwaltung, Transaktionen und
ggf. Boni für die Manager des
Fonds. Um die Kosten unterschiedlicher Fonds zu vergleichen, können Sie die Total Expense Ratio (TER) zu Rate ziehen.
Diese Kennzahl fasst die jährlichen Kosten zusammen und stellt sie prozentual dar. Doch neben den Verwaltungskosten
fällt in der Regel zudem ein einmaliger Ausgabeaufschlag an. Dieser kann bei Rentenfonds je
nachdem bei bis zu 5 %
der
Anlagesumme liegen. Oft sind Rentenfonds teurer, die auf sichere Papiere (etwa Euro-Staatsanleihen) setzen.
Um Fondskosten zu sparen, weichen Anleger nicht selten auf passiv gemanagte Indexfonds, sogenannte ETF aus. Als
kostengünstige Alternative zu Rentenfonds kommen hier Anleihen-ETF in Frage. Da diese passiv einen Index
nachbilden,
fallen keine Gebühren für ein aktives Management wie bei klassischen Fonds an.
Rentenfonds gelten gemeinhin als Investment mit einem sehr niedrigen Risiko für Verluste. Als
festverzinsliche
Wertpapiere fallen sie in die Risikoklasse 2 – nur Geldmarktpapiere sind noch sicherer. Generell sind Anleihen sicherer
als Aktien – und so auch die Fonds, die in diese Wertpapiere investieren.
Dennoch sollten Sie sich der Risiken bewusst sein, die es gibt. Eine Übersicht:
Bonitätsrisiko
Anleihen sind unterschiedlich riskant. Auskunft darüber gibt die Bonität der Emittenten, die von
Ratingagenturen wie
S&P, Fitch oder anderen beurteilt wird. Wenn diese gering ist, besteht eine erhöhte Ausfallwahrscheinlichkeit. Aus
diesem Grund sollten Sie sich immer darüber informieren, in welche Art von Anleihen ein Rentenfonds investiert.
Zinsänderungsrisiko
Die Verzinsung von Anleihen entwickelt sich in Abhängigkeit vom allgemeinen Zinsniveau, daher sind
Änderungen der
sogenannten Leitzinsen (EZB, Fed, Bank of Japan, Bank of England usw.) entscheidend. Steigt der Marktzins, geben
Emittenten auch Anleihen mit einer höheren Verzinsung aus. Fällt der Marktzins, geben sie Anleihen mit einer niedrigeren
Verzinsung aus.
Die Kursentwicklung von Anleihen und Rentenfonds hängt eng mit diesem Marktzins zusammen. Wenn der
Marktzins sinkt,
steigen die Kursgewinne von Rentenfonds, da neu ausgegebene Anleihen weniger Zinsen bieten als die bereits erworbenen.
Das ermöglicht dem Rentenfonds, die bereits vorhandenen Anleihen zu einem attraktiven Kurs zu verkaufen.
Im Gegensatz dazu führt ein Anstieg des Marktzinses dazu, dass die bereits erworbenen Anleihen an Wert verlieren, da neu
emittierte Anleihen höhere Zinssätze bieten. Hier ist es also schwieriger, die bereits erworbenen Anleihen zu einem
guten Kurs zu veräußern – was zu temporären Buchverlusten führen kann. Da bestehende Anleihen nach wie vor zum Nennwert
zurückgezahlt werden, gibt es allerdings keine Notwendigkeit für Sie, diese Buchverluste auch wirklich zu realisieren.
Fremdwährungsrisiko
Im Zusammenhang mit Rentenfonds tritt das Wechselkursrisiko bzw. Währungsrisiko auf, wenn der Fonds in
Anleihen
investiert, die in fremden Währungen emittiert wurden. Wenn die Währung des Landes, in dem die Anleihen emittiert
wurden, gegenüber dem Euro an Wert verliert, kann das Ihre Rendite mindern oder sogar gänzlich aufzehren.
Umgekehrt kann eine Aufwertung der Fremdwährung gegenüber dem Euro zu einer höheren Rendite führen. Sie sollten
beachten, dass das Wechselkursrisiko in Rentenfonds umso relevanter wird, je höher der Anteil an ausländischen Anleihen
im Fondsportfolio ist. Erfahrene Fremdwährungsanleihen-Manager sind daher auch stets Währungsexperten.
Statt in einen Rentenfonds zu investieren, haben Sie noch andere Möglichkeiten, einen Sicherheitsbaustein im Portfolio
zu installieren. Ein Überblick:
Einzelanleihen
Da ein Rentenfonds lediglich in eine Vielzahl von Anleihen investiert, können Sie auch direkt einzelne
Anleihen erwerben. Dadurch können Sie die
genauen Rentenpapiere direkt auswählen. Allerdings streuen Sie so
auch nicht Ihr Risiko. Und Sie müssen mehr Zeit für das Investment einplanen, die Sie mit einem Rentenfonds
sparen können.
Anleihen-ETF
Ähnlich wie ein Rentenfonds funktioniert ein Anleihen-ETF. Hierbei braucht es jedoch kein Fondsmanagement.
Stattdessen wird bei einem Anleihen-ETF ein ganzer Anleihenindex passiv nachgebildet – Sie als Anlegerin
oder Anleger investieren folglich in sämtliche Anleihen eines solchen Indexes[5]. Beispiele für solche
Anleihen-Indizes sind die iBoxx USD Liquid High Yield Index (oder andere Indizes der iBoxx-Familie[6]) oder der
deutsche Rentenindex (RDax).
Geldmarktfonds
Diese Investmentfonds funktionieren nach einem ähnlichen Prinzip wie Rentenfonds. Denn Geldmarktfonds
investieren das Kapital der Anlegerinnen und Anleger nicht in Rentenpapiere, die oftmals fünf oder mehr
Jahre laufen. Stattdessen setzen sie auf Geldmarktpapiere. Das sind Papiere, die sich von Anleihen vor allem
in ihrer deutlich geringeren Laufzeit (weniger als einem Jahr) unterscheiden[7]. Teils gibt es hier aber
Überschneidungen. So gibt es sowohl Rentenfonds als auch Geldmarktfonds, die in Schatzanweisungen des Bundes
(Bundeswertpapiere) investieren. Der Geldmarkt reagiert aufgrund der kürzeren Laufzeiten schneller auf
Zinsanpassungen als der Kapitalmarkt.
Festgeld
Eine sichere Anlage außerhalb des Kapitalmarkts finden Sie im Festgeld. Hier legen Sie Ihr Geld für
einen
vorher festgeschriebenen Zeitraum an und erwirtschaften so Zinserträge. Anders als bei einem Investment in
Rentenfonds gibt es hier eine Einlagensicherung von
100.000 €[8].
Sollten die Zinsen aber während der
Laufzeit
steigen, haben Sie keine kostenlose Möglichkeit, diesen höheren Zinssatz anzulegen. Sie sollten daher Ihr
Kapital ggf. in mehrere Tranchen aufteilen, wenn Sie mit Hilfe von Festgeld sparen.
Eine pauschale Antwort gibt es nicht, aber: Rentenfonds können eine sinnvolle Ergänzung für Ihr
Portfolio sein. Denn sie
gleichen Risiken aus, die Sie mit einem Investment in Aktien (bzw. Aktienfonds) eingehen. Durch Rentenfonds investieren
Sie in eine Vielzahl von Anleihen und sparen so Zeit bei der Auswahl von Einzelanleihen.
Dennoch sollten Sie überlegen, inwiefern es bei einem Investment tatsächlich Rentenfonds sein müssen.
Anleihen-ETF sind
günstiger. Die Verwaltungskosten können hier bei weniger als 0,1 % pro Jahr liegen, bei aktiv gemanagten
Rentenfonds
dagegen bei mehr als 1 % – oder noch höher. Festgeld kann ebenso eine spannende Alternative für Rentenfonds sein,
falls
man ggf. kurzfristig auf Reserven angewiesen sein könnte.
Zudem sollten Sie die aktuelle Marktsituation bzw. die Laufzeiten der Anleihen im Rentenfonds beachten. Investieren Sie
langfristig, bietet sich auch ein Sparplan in Anleihen an – so wird der konkrete Einstiegszeitpunkt
zunehmend
irrelevant, da er sich über die Monate und Jahre ausgleicht.
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