Von Mauritius Kloft, Saskia Reh – aktualisiert am 12.09.2024
Das Wichtigste im Überblick: |
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Früher nutzten Finanzinstitute und institutionelle Anleger Derivate vor allem als Risikoabsicherung für andere
Geldanlagen. Heutzutage werden Derivate oftmals als lukratives Investment für Privatanleger beworben. Kritiker
dagegen bezeichnen Derivate als reine Wettgeschäfte. Doch stimmt das wirklich? Welche Risiken gibt es? Und wie
können Sie als Anlegerin oder Anleger investieren? Wir erklären es Ihnen!
Derivate (von lat. „derivare“ – „ableiten“) sind Finanzprodukte, deren Wert sich von einem Basisprodukt ableitet.
Basiswerte können beispielsweise folgende sein[2]:
Zu den Derivaten zählen Finanzprodukte wie Aktienanleihen, Swaps, Futures, Zertifikate, CFD (Contract for Difference)
oder Optionsscheine (siehe unten). Somit können Sie als Investorin oder Investor auf die zukünftige Wertentwicklung
des Basisprodukts spekulieren, ohne es direkt zu kaufen. Finanzderivate werden oft als Termingeschäfte bezeichnet
und sind sehr komplexe Anlageformen mit hohen Risiken für Anlegerinnen und Anleger.
Neben einem Investment in den Basiswert können Sie mit einem Derivat auch auf fallende Kurse oder Preise setzen.
Derivate auf einen steigenden Marktpreis werden als „long“ oder „call“ bezeichnet, solche auf einen sinkenden Preis
als „short“ oder „put“.
Folgend haben wir für Sie die wichtigsten Begriffe rund um das Thema Derivate aufgeführt und erklärt:
Begriff: | Erklärung |
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Hebel | Der Hebel zeigt, wie stark der Preis eines Derivats auf eine Kursänderung des zugrunde liegenden Basiswertes oder auch Underlyings reagiert. Generell gilt: Ein höherer Hebel bedeutet größere Auswirkungen und damit auch ein höheres Risiko[3]. |
Nachschusspflicht | Eine Nachschusspflicht bedeutet, dass Sie als Anlegerin oder Anleger verpflichtet sind, zusätzliches Kapital einzuzahlen, wenn die Verluste aus einer Transaktion das ursprünglich investierte Kapital übersteigen. Diese Pflicht kann bei bestimmten Derivaten wie Futures oder dem Verkauf von Optionen auftreten. Das führt dazu, dass Sie über das bereits verlorene Geld hinaus weiteres Kapital verlieren können. Unter anderem für Futures ist eine solche Nachschusspflicht jedoch untersagt[4]. |
Underlying | Ein Underlying ist der Vermögenswert oder auch der Basiswert, auf den sich ein Derivat bezieht. Er kann eine Vielzahl von Anlageklassen umfassen. Ein Beispiel, wie oben aufgelistet, sind Wertpapiere wie Aktien. |
Besonderheiten bei Derivaten
Beim Kauf von Derivaten kommt zwischen Verkäufer und Käufer ein Vertrag zustande, der je nach Produkt sehr
unterschiedlich gestaltet sein kann. So müssen Derivate zum Beispiel nicht 1:1 am Underlying partizipieren. Es
können zudem andere Bezugsverhältnisse festgelegt werden. So kann es sein, dass die Papiere Schwankungen des
zugrundeliegenden Basiswerts überproportional abbilden.
Die Laufzeiten der einzelnen Anlageprodukte schwanken je nach Ausgestaltung[6]. Dabei kann die Struktur eines Derivats
sehr einfach (z.B. Knock-out-Zertifikate) oder sehr komplex (CFD) gehalten sein (siehe unten, entsprechende
Verlinkung). Auch die Gebührenstruktur ist häufig schwer nachvollziehbar. Gleiches gilt für die vertraglichen
Bedingungen.
Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Derivate und es kommen laufend neue, innovative Produkte hinzu. Im Folgenden
stellen wir Ihnen diese vor:
Übersicht über Arten von Finanzderivaten
Zertifikate | Prinzipiell wird bei allen Zertifikatstypen stets die steigende oder fallende Entwicklung eines beliebigen Basiswerts abgebildet. Es gibt inzwischen eine ganze Reihe verschiedener Zertifikatstypen, die in der konkreten Ausgestaltung teils stark variieren. Beispiele sind Indexzertifikate, Discountzertifikate oder Aktienanleihen[7]. |
Futures | Börsengehandelte, standardisierte Terminkontrakte, bei denen sich ein Käufer und ein Verkäufer vorab auf den Handel eines beliebigen Basiswertes zu festgelegten Konditionen einigen. Unter Forwards versteht man Futures, die außerbörslich gehandelt werden[8]. |
Forex | Forex-Trading beschreibt den Devisenhandel. Hier werden Derivate und Hebel genutzt, um marginale Kursschwankungen bei Wechselkursen von Währungen optimal ausnutzen zu können[9]. |
Optionsscheine | Ein Optionsschein ist ein handelbares Recht. Das heißt, ein Optionsschein gibt dem Inhaber das Recht, einen bestimmten Basiswert zu einem festgelegten Preis innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu kaufen (Call) oder zu verkaufen (Put)[10]. |
CFD | CFD werden auch Differenzkontrakte genannt. Dabei handelt es sich um ein Instrument des Daytrading, denn sie sind für den kurzfristigen Handel vorgesehen. Mit Differenzkontrakten können Sie auf fallende und steigende Kurse setzen. Wie bei anderen Derivaten können Aktien, Rohstoffe, Devisen und Wertpapiere auf Indizes gehandelt werden[11]. |
Swaps | Bei Swapgeschäften tauschen zwei Marktpartner zukünftige Zahlungsströme aus. Häufig kommt es zu Währungs- und Zinsswaps[12]. |
Bedingte und unbedingte Termingeschäfte
Es gibt zwei Hauptkategorien von Derivaten: bedingte und unbedingte Derivate. Hauptsächlich unterscheiden sie sich
durch die Verpflichtung, eine Transaktion durchzuführen.
Unbedingte Derivate:
Unbedingte Derivate sind Verträge, bei denen beide Parteien eine bestimmte Transaktion zu einem festgelegten
Zeitpunkt und zu einem festgelegten Preis durchführen müssen – unabhängig von den Marktbedingungen. Beispiele für
unbedingte Derivate sind etwa Futures und Forwards.
Bedingte Derivate:
Bedingte Derivate gewähren dem Käufer das Recht, aber nicht die Verpflichtung, eine Transaktion durchzuführen. Der
Verkäufer ist jedoch verpflichtet, wenn das Recht ausgeübt wird. Beispiele für bedingte Derivate sind etwa
Optionsscheine.
Die Wahl zwischen diesen beiden Typen hängt von den Zielen und der Risikobereitschaft des Investors ab.
Derivate bergen verschiedene Risiken, die für Anleger potenziell erhebliche Verluste bedeuten können. Dazu gehören:
Diese Risiken machen den Handel mit Derivaten besonders für unerfahrene Investoren gefährlich.
Was ist die Kritik an Derivaten?
Neben der genannten Risiken (siehe oben) gibt es Kritik an den Finanzprodukten aus ethischer Perspektive. Der
Hauptkritikpunkt ist, dass Derivate oft von Spekulanten genutzt werden, die nicht unbedingt ein Interesse am
zugrunde liegenden Vermögenswert haben. Insbesondere da Derivate oft auf Rohstoffe gehandelt werden.
Kritiker argumentieren, dass Spekulationen an Terminbörsen die Preise verzerren bzw. zu deutlichen Preisanstiegen
führen können. Sie machen Derivate mitverantwortlich für Nahrungsmittelkrisen und Hungersnöte in
Entwicklungsländern.
Es gibt einige Gründe, warum Investoren auf Derivate setzen. Eine Übersicht:
Absicherung durch Derivate
Institutionelle Investoren, Finanzinstitute sowie Handels- und Industrieunternehmen nutzen Derivate, um sich gegen
unerwartete Preisrisiken abzusichern. Dieser Vorgang wird als „Hedging“ bezeichnet und dient dazu, die Schwankungen
von Basiswerten, die sie besitzen oder verarbeiten, zu minimieren. So sichern sich beispielsweise Unternehmen mit
Derivaten auf die von ihnen verarbeiteten Rohstoffe gegen Preisschwankungen ab, um ihre Kosten langfristig stabil zu
halten. Der Begriff „Hedgefonds“ leitet sich ebenfalls von dieser Strategie ab.
Spekulation an Terminbörsen
Investoren sehen in Derivaten vor allem den Vorteil einer Spekulation. Denn unverhältnismäßigen Risiken von Derivaten
stehen oft überdurchschnittliche Gewinnchancen gegenüber. Derivate mit großen Hebeln sind für Spekulanten besonders
reizvoll. Hier können Anlegerinnen und Anleger durch den Einsatz von wenig Kapital hohe Gewinne erzielen –
allerdings gehen Sie dabei auch ein sehr hohes Risiko ein[14].
Derivate werden sowohl über die Börse als auch außerbörslich als OTC-Derivate („over the counter“) gehandelt. Zu den
weltweit größten Derivatenbörsen für Trader gehören unter anderem Eurex (Deutschland/Schweiz)[15], CME (Chicago
Mercantile Exchange, USA)[16] und die zugehörige CBOT (Chicago Board of Trade, USA)[17], KRX (Korea Exchange)[18] sowie NYSE
Liffe (Großbritannien)[19]. Der Handel geschieht in diesem Fall über einen Online-Broker oder Ihre Bank – ähnlich wie
bei Aktien, Fonds, Anleihen oder anderen Wertpapieren.
Ein Großteil des Derivatehandels findet jedoch außerbörslich statt. Privatpersonen, institutionelle Anleger und
Unternehmen handeln direkt miteinander. Diese OTC-Märkte sind weniger reguliert, was das Risiko nochmals erhöht.
Auch die Wertpapiere sind weniger transparent, was besonders mit Blick auf die Kosten zum Problem werden kann (siehe
nächster Abschnitt).
Wie bei anderen Wertpapieren auch, müssen Anlegerinnen und Anleger bei Derivaten Bank- und Ordergebühren an Ihren
Broker zahlen. Börsengebühren fallen ggf. an. Generell liegen die Kosten bei Derivaten etwas höher als bei Aktien
oder Anleihen.
So können zusätzliche Kosten anfallen, etwa eine Maklercourtage oder eine Managementgebühr. Banken und Broker, die
Derivate ausgeben, machen ihren Gewinn auch mit dem sogenannten Spread, d.h. dem Unterschied zwischen An- und
Verkaufspreis.
Die Kosten für Sie sind somit oft nicht vollständig transparent, besonders beim außerbörslichen Handel. So können die
Verträge eine Klausel enthalten, wonach Sie zwar am Verlust in voller Höhe teilhaben – am Gewinn indes nur bis zu
einer bestimmten Höhe. Dabei handelt es sich letztlich um versteckte Kosten. Entsprechend sollten Sie die
Anlagebedingungen gut durchlesen und nur investieren, wenn Sie alle Klauseln verstanden haben.
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