Was ist Wealth Management?

Von Ralf Kretzschmar, Dr. Sabine Theadora Ruh – aktualisiert am 13.07.2023

Vermögensverwaltung, Asset Management, Private Banking – die Bezeichnungen im Wealth Management sind
unübersichtlich.
Erschwerend kommt hinzu, dass es keine verbindlichen Definitionen gibt. Wir erklären Ihnen daher, was unter Wealth
Management zu verstehen ist und wer diese Dienstleistung anbietet.

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Was ist Wealth Management?

Im deutschsprachigen Raum bezeichnet Wealth Management eine langfristige Anlageberatung und Vermögensverwaltung für
vermögende Privatpersonen. Hierbei erhalten Sie als Anlegerin oder Anleger individuell zugeschnittene
Finanzdienstleistungen
über verschiedene Lebenszyklen hinweg. Sie bekommen mit einer Vermögensverwaltung
(auf Englisch
Asset Management“), nicht nur Anlageberatung und Vermögensplanung. Stattdessen übernimmt nach
Absprache mit Ihnen als
Kunde ein Wealth Manager, auch Portfolio- oder Investmentmanager, die Kontrolle über einen bestimmten Betrag Ihres
Vermögens.

Zwischen Private Banking und Wealth Management besteht keine klare Abgrenzung – die Bezeichnungen sind
austauschbar.
Häufig findet sich noch der Begriff Private Wealth Managements als eine gehobene Form des Wealth Managements. Hier gibt
es ebenfalls keine klare Grenze: Je nach Bank wird von Private Wealth Management erst gesprochen, wenn die
Mindestanlagesumme des angelegten Vermögens 1 bis 5 Mio. € übersteigt.

Für wen eignet sich Wealth Management?

Kunden, die Wealth Management in Anspruch nehmen, sind meist Vermögensmillionäre. In diesem Bereich hat
sich die
Bezeichnung „High Net Worth Individuals“ (HNWI) eingebürgert. Im World Wealth Report der Investmentbank Merrill Lynch
und
der Unternehmensberatung Capgemini werden als HNWI US-Dollar-Millionäre bezeichnet[1]. Besonders begehrt bei den Banken
sind Superreiche oder „Ultra High Net Worth Individuals“ (UHNWI), dazu zählen Vermögende ab 30 Mio.
US-Dollar[2].

Über welche Qualifikationen und welches Spezialwissen verfügen Wealth
Manager?

Wegen der komplexen Vermögensstruktur von HNWI müssen Wealth Manager über ein breites Finanzwissen
verfügen: Sie
erarbeiten Anlagestrategien, bieten steuerliche und rechtliche Beratung und stehen den Kunden in allen Finanzfragen zur
Seite. Das gilt auch für Erbschaftsstreitigkeiten sowie in Stiftungs- und Versicherungsfragen.

Wealth Manager haben deshalb meist ein finanzwirtschaftliches Studium abgeschlossen. Häufig verfügen sie auch über eine
zusätzliche berufliche Qualifikation als „Certified Financial Planner“ (CFP)[3] oder
Chartered
Financial Analyst
“ (CFA)[4]. Wealth Manager bewahren zudem absolute
Diskretion.

Wer bietet Wealth Management an?

Wealth Management oder Private Banking war in Deutschland lange Zeit vor allem das Geschäft von
Privatbanken
, die als
kleine, diskrete Häuser einen engen Kontakt zu ihren Kunden unterhielten und ein großes Vertrauen aufbauen konnten.
Heute bieten diesen Service nicht mehr nur Privatbanken an. Im Gegenteil: Als relevant im Bereich Wealth Management
gelten heute in Deutschland nur noch wenige Privatbanken.

Vor allem rangeln die großen deutschen und ausländischen Banken um wohlhabende Privatkunden. Auch
Sparkassen und
Genossenschaftsbanken haben das Wealth Management schon seit längerer Zeit für sich
entdeckt[5]. Sie
setzen aber häufig niedrigere Anlagebeträge für eine individuelle Beratung an.

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Das Family Office als Alternative zur Bank

Infolge der Finanzkrise von 2009 kam es zu einem Vertrauensverlust in Banken. In den Folgejahren wurden Family Offices
deutlich beliebter. Der zentrale Unterschied zur Vermögensverwaltung bei Banken ist, dass die Wealth Manager
direkt von
der Anlegerfamilie
angestellt sind. Die vermögenden Anlegerinnen und Anleger, meist große
Unternehmensfamilien, haben so eine stärkere
Kontrolle über das eigene Vermögen und die Investitionen als bei einer Bank. Aufgrund der hohen Personalkosten lohnt
sich die Gründung einer solchen Gesellschaft aber erst bei sehr großen Familienvermögen ab etwa 250
Mio. €
.

Neben dem Single Family Office einer einzigen Familie gibt es auch Multi Family
Offices
, die die Vermögen mehrerer
wohlhabender Familien verwalten[6]. Die Betreuung dieser Unternehmen umfasst neben Finanzberatung und -management oft auch
persönliche Dienstleistungen wie Lifestyle-Beratung und Reiseplanung der Familienmitglieder. Voraussetzung ist hierbei
ein Mindestvermögen von 15 Mio. €.

Digitalisierung des Wealth Managements

Banken geraten aber nicht nur durch Family Offices, sondern auch durch die Digitalisierung zunehmend unter Druck. Vor
allem sogenannte Robo Advisor treten in Konkurrenz zu
Wealth Managern. Diese Robo Advisor berechnen mithilfe von
Algorithmen eine Investitionsstrategie, die persönlich
auf Sie als Anlegerin oder Anleger zugeschnitten ist[7].
Vorteil von Robo Advisors für Sie ist ihre Transparenz. Denn Sie als Investorin oder Investor
können Kosten und die aktuelle Performance ihrer Investitionen in Echtzeit verfolgen.

Klassische Wealth Manager in Banken oder Vermögensberatungen können hingegen mit Ihrer engen und
umfassenden
persönlichen Beratung und jahrelanger Erfahrung punkten.

Bild-Copyright: © PantherMedia / denisismagilov

Quellenangaben

  1. Capgemini: World Wealth Report 2022
  2. Kenton, W. (2021). Ultra-High-Net-Worth Individual (UHNWI): Definition and Criteria. Investopedia. Hier abrufbar
  3. Financial Planning Standards
    Board (FPSB): CFP Certification
  4. CFA Institute: CFA Program
  5. Lumma, K., Kühn, I.-W. (2012). Der Markt für Private Banking. In: Richter, A., Farkas-Richling, D. und
    Fischer, T.R. (Hrsg.). Private
    Banking und Family Office: Markt, Geschäftsmodelle, Produkte, rechtliche und steuerliche Aspekte. Stuttgart:
    Schäffer-Poeschel. S. 2
  6. Syring, A., Fischer, T.R. (2012).
    Leistungsumfang des Family Office. In: Richter, A., Farkas-Richling, D. und Fischer, T.R. (Hrsg.). Private
    Banking und Family Office: Markt, Geschäftsmodelle, Produkte, rechtliche und steuerliche Aspekte. Stuttgart:
    Schäffer-Poeschel. S. 487
  7. Krahnhof, P. (2023). Analyse von Robo-Advice unter besonderer
    Berücksichtigung des Anlageverhaltens deutscher Privatkunden. Wiesbaden: Springer Gabler. S. 60