InsurTech – Die Versicherer der Zukunft?

Von Valeria Nickel – aktualisiert am 27.09.2022

InsurTech (deutsch: Versicherungstechnologie) bezeichnet die Nutzung moderner Technologien in der Versicherungsbranche. Der Begriff setzt sich zusammen aus „Insurance“ (Versicherung) und „Technology“ (Technologie). InsurTech-Unternehmen sind eine Sparte der FinTechs. Gerade aufgrund der niedrigen Zinsen bekommen sie großen Zulauf, denn das anhaltende Zinstief wirkt sich auf Systeme für Risikoabsicherung und auch Altersvorsorge – siehe Lebensversicherungen – aus.

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Die Unternehmen im Bereich InsurTech wollen die Versicherungsbranche modernisieren. Versicherungen sollen kundenfreundlicher, günstiger, einfacher und effizienter werden durch neue Versicherungsmodelle, digitalisierte Prozesse, neue Beratungs- und Verwaltungsmethoden. Mittlerweile bieten InsurTechs in vielen verschiedenen Versicherungsbereichen digitale Optionen an:

Übersicht: InsurTech Bereiche
Contract-Management / Brokerage Ein großer Teil der neuen InsurTechs – beispielsweise Knip, Getsafe oder Clark – sind Online-Versicherungsmakler mit dem Ziel, die Verwaltung und das Verständnis von Versicherungen mittels einer App zu vereinfachen. Die Nutzer speichern ihre Versicherungsverträge in der App ab und bekommen im Gegenzug eine Übersicht über die bestehenden Versicherungen. Das InsurTech analysiert daraufhin per Algorithmus die Versicherungssituation des Nutzers und schlägt Verbesserungen vor.
Peer-to-peer-Insurance Bei Peer-to-peer-Versicherungen wie Friendsurance schließen sich Nutzer mit der gleichen Versicherungsart (z.B. Hausrat) zu Gruppen von etwa 10 Leuten zusammen und sammeln ihre Beiträge in einem gemeinsamen Pool. In einem (kleineren) Schadensfall unterstützt sich die Gruppe von Versicherten durch den Pool gegenseitig. Wenn es keine Schadensfälle gibt, reduzieren sich die Versicherungs­beiträge.
Spot-Insurance In manchen Situationen benötigt man nur eine kurzzeitige Versicherung. Zum Beispiel wenn man sein Auto für einen Tag an einen Bekannten verleiht und ein 24-Stunden-Drittfahrerschutz sinnvoll wäre oder wenn man einen Kinderwagen für 12 Monate gegen Diebstahl versichern möchte. Um diese Fälle kümmert sich die sogenannte Spot-Insurance. Diese Kurzzeit-Versicherung passt sich genau an die Situation des Versicherten an.
Health-Insurance Die meisten InsurTechs haben sich bisher im Gesundheitsbereich angesiedelt. Sie nutzen neue Datenquellen wie die Apps, um gesundheits­bezogene Informationen über Kunden zu sammeln. Daraufhin können Versicherungsbeiträge und -modelle neu und kundenzentriert angepasst werden. Außerdem vernetzen sich diese InsurTechs mit Ärzten und motivieren ihre Kunden zu einem gesünderen Lebensstil.

An dieser Stelle ist besonders das Unternehmen „Ottonova“ zu erwähnen, das am 21. Juni 2017 gestartet ist: Dieses InsurTech ist die erste neue private Krankenversicherung seit Jahrzehnten und die erste vollständig digitale Krankenversicherung überhaupt. Sie will durch günstigere Verwaltungsprozesse und zielgerichtetere Vorsorgeangebote punkten. Die gesetzlichen Auflagen für die Gründung und Zulassung einer Krankenversicherung sind sehr hoch, doch die Bafin hat das Startup nach eingehender Prüfung zugelassen. Nun bleibt abzuwarten, wie sich die digitale Krankenversicherung entwickelt.

Weitere InsurTech Bereiche Die Aufzählung der Versicherungs­bereiche, in denen InsurTechs tätig sind, ist noch lange nicht abschließend: eCommerce-Insurance, Usage Driven Insurance, Car Insurance – mittlerweile gibt es für jede Lebenssituation, jedes Nutzungsverhalten und jede Risikogruppe ein speziell zugeschnittenes Versicherungs­angebot. Durch die Digitalisierung ist die Branche sehr flexibel und schnell.

Konkurrenz auf dem Versicherungsmarkt

Klassische Versicherungen kritisieren ihre Online-Pendants jedoch wegen mangelnder Transparenz und mangelnder vertrauenswürdiger Kundenberatung. Zudem stehen die meisten FinTechs für eine Ausprobier-Einstellung, Schnelligkeit und das Ziel, Neues zu wagen. Diese Kultur ist mit dem Versicherungsgeschäft nur schwer vereinbar. Denn hier steht vor allem Vertrauen und langfristige Bindung im Vordergrund.

Über 173 Mio. $ konnten deutsche InsurTech Unternehmen im Jahr 2018 von Investoren einsammeln. Das waren knapp 100 Mio. $ mehr als noch im Vorjahr. Laut einer Studie von McKinsey wird jeder vierte Arbeitsplatz eines klassischen Versicherungsmaklers durch die Digitalisierung verschwinden. Auf der anderen Seite können InsurTechs dazu beitragen, die Transparenz und den Wettbewerb auf dem Versicherungsmarkt zu erhöhen und so die Situation für den Verbraucher verbessern.

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