Valeria Nickel, 06.03.2018
Es war ein regelrechter Boom: Vor 5 Jahren wurde an den Börsen Frankfurt, Stuttgart, Düsseldorf, Hamburg und München ein Börsensegment speziell für Anleihen von mittelständischen Unternehmen geschaffen. Diese Mittelstandsanleihen sind im Vergleich zu Unternehmensanleihen kleinvolumig. Sie werden deshalb auch „Minibonds” genannt. Zu den kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) zählen in Deutschland rund 90 % aller Betriebe. Sie hatten die Wirtschaftskrise gut überstanden – im Gegensatz zu den Banken. Deshalb sollten sie sich das Geld, welches sie beispielsweise für den Bau neuer Maschinen oder Produktionshallen benötigen, statt bei den Banken bei privaten Anlegern beschaffen. Dadurch eröffnete sich für kleinere Firmen eine weitere Finanzierungsoption über den Bankkredit hinaus. Die Unternehmen und Privatanleger konnten dann im neuen Segment an den Börsen zusammengebracht werden. Vorteile gibt es für beide Seiten: Die Unternehmer erhalten Kreditgeber, die keine Mitspracherechte haben, und können so das „Zepter in der Hand behalten”. Darüber hinaus kann das Unternehmen, das eine Mittelstandsanleihe herausgibt, anders als bei Aktien die eigene Geschäftsform frei wählen, eine AG ist nicht zwingend notwendig. Die Anleger profitieren auf der anderen Seite von sehr
hohen Zinsen
zwischen 5 und mehr als 10 Prozent – mitten in der Niedrigzinsphase.
Die Idee war zwar gut, doch der Boom hielt nicht an: 2016 hatte der Markt für Mittelstandsanleihen keinen guten Start.
Die Situation erinnert viele Profis an den „Neuen Markt“, den zu Beginn des Jahrtausends hoch riskante Firmen nutzten, um mit dem Verkauf ihrer Aktien Geld zu machen. Nach einer Reihe von Skandalen wurde das Segment im Juni 2003 von der Deutschen Börse geschlossen. Auch bei Mittelstandsanleihen hat sich bereits eine Börse zurückgezogen: die Stuttgarter Börse im Jahr 2014. Insgesamt handelt es sich derzeit um einen für Investoren undurchsichtigen, illiquiden Markt mit einem unausgewogenen Risiko-Rendite-Verhältnis und zu wenigen guten Emittenten. Und gerade diesem Markt steht eine große Refinanzierungswelle bevor, wenn ab 2017 ein Großteil der heute gelisteten Anleihen fällig wird.
Bereits 2014 reagierte die Frankfurter Börse als erster Handelsplatz auf den schlechten Ruf der Mittelstandsanleihen und veröffentlichte den „Best Practice Guide” als Handlungsempfehlung für die Emission einer Unternehmensanleihe im Entry Standard. Darin sind unter anderem Mindeststandards an das Zahlenwerk, das Emissionsvolumen, die Betreuung der Emission, den Gläubigerschutz und das Rating der Mittelstandsanleihe enthalten. Dadurch wolle man zur „Professionalisierung des Marktes” für die Mittelstandsanleihe beitragen. Doch bislang sind die Standards unverbindlich. Die Unternehmen können selbst entscheiden, ob und inwiefern sie dem Leitfaden folgen. Der Nachteil eines verbindlichen Leitfadens ist, dass Börsen durch zu harte Auflagen Erstemittenten abschrecken könnten – und das liegt nicht in ihrem Interesse. Nach wie vor ist eine Emission auch für die Börse ein mehr oder minder lukratives Geschäft.
Damit die Mittelstandsanleihen eine Zukunft haben, fordern viele Profis, dass folgende Vorgaben Pflicht sein sollten:
Auch die Nachfrage nach Hochzinsanleihen hat aufgrund der immer weiter sinkenden Verzinsung von
Staatsanleihen
und Bankeinlagen wie Tages- und Festgeld zugenommen. Hochzinsanleihen bzw. High Yield Bonds oder lapidar auch „Junk” (= Ramsch-) Bonds sind festverzinsliche Wertpapiere schlechterer Kreditqualität. Sie werden von den Ratingagenturen in der Regel als BB+ oder schlechter eingestuft. Weil sie höhere Risiken beinhalten, bieten sie auch höhere Renditen (engl. yield) als Anleihen mit besseren Ratings.
Hochzinsanleihen haben viele gemeinsame Eigenschaften mit typischen Mittelstandsanleihen: Dies ist zum einen das fehlende Rating im Investmentgrade-Bereich, dem nur Anleihen mit bester bis mittlerer Bonität unterfallen. Denn die Emittenten beider Segmente weisen ein bestimmtes Risikoprofil auf, das nicht dem von klassischen Anleihe-Emittenten entspricht. Der Grund dafür ist beim Mittelstand die geringe Größe und damit höhere Risikokonzentration, bei Hochzinsanleihen ist es eine sonstige besondere Risikosituation. Mittelstandsanleihen sind somit praktisch ein Unterfall der Hochzinsanleihen.
Die beiden Anlageprodukte weisen jedoch auch konkrete Unterschiede auf:
Insgesamt zeigt sich, dass sich noch einiges bewegen muss, bevor Mittelstandsanleihen für private Gläubiger wieder attraktiv werden. Sogar die auch als „Ramsch” bezeichneten Hochzinsanleihen haben zurzeit geringere Ausfallraten. Den Ausfall einer Mittelstandsanleihe kann nur ein Investor verkraften, der sehr vermögend ist und nur einen kleinen Teil seines Depots in eine Hand voll Mittelstandsanleihen mit sehr hohen Zinsen investiert. Anlegern stehen jedoch andere Möglichkeiten offen, wenn sie nicht auf
hohe Renditen
verzichten möchten: Das Crowdinvesting als aktuelle Trendfinanzierung mit positivem Flair löst die herkömmlichen Finanzierungsformen mit negativem Flair ab. Dabei schließt man sich mit vielen anderen Privatanlegern über eine
Crowdinvesting-Plattform wie BERGFÜRST zusammen und investiert als „Crowd” zusammen in einzelne Projekte. Besonders
Immobilien-Investments
sind bei Investoren derzeit sehr beliebt. Sie locken mit Attributen wie Sicherheit und Wertbeständigkeit – und werden daher auch „Betongold” genannt. Das Crowdinvesting bietet Anlegern die Möglichkeit, Geld in Immobilien zu investieren ohne viel Kapital für nur ein Bauprojekt aufbringen zu müssen. Das funktioniert bereits mit kleinen Beträgen und ermöglicht es somit auch Kleinanlegern, in größere
Immobilienprojekte
zu investieren. Das war bisher nur professionellen Groß-Investoren via
Mezzanine-Kapital vorbehalten. Nähere Informationen gibt es dazu
hier.
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