Von Mauritius Kloft – aktualisiert am 01.02.2024
Lange Zeit galt bei Investoren der Spruch „Cash is Trash“, „Bargeld ist Müll“ also. Mit Bargeld sind
dabei nicht nur
Münzen oder Scheine gemeint, sondern allgemein Geld, das kurz- bis mittelfristig verfügbar ist, in Form von Bank- oder
Spareinlagen. Wegen der langjährigen Niedrigzinsphase wurde Cash jedoch sehr unattraktiv – die langfristige Anlage an der Börse gewann an Bedeutung.
Doch die Zeiten haben sich geändert. Cash erlebt durch die Zinserhöhungen der Zentralbanken ein Comeback, gilt bisweilen
gar wieder als „King“. Entsprechend gewinnen Geldmarktfonds an Bedeutung. Doch was genau sind
Geldmarktfonds? Wie
funktioniert der Geldmarkt überhaupt? Und welche Vorteile bieten die Investmentfonds im Vergleich zu Tages- oder
Festgeld? In diesem Beitrag erfahren Sie es.
Täglich verfügbar
3 Jahre Laufzeit
Geldmarktfonds sind Investmentfonds, die in kurzfristige, sichere und liquide Anlagen investieren,
sogenannte
Geldmarktpapiere[1]. Das können etwa kurzlaufende Staatsanleihen, Schuldscheindarlehen oder
Schatzanweisungen sein.
Wie der Name vermuten lässt, geht es hier um den Handel mit Geld – jedoch nicht etwa um das Kaufen und Verkaufen von
Sammlermünzen. Vielmehr nutzen Staaten, Banken und Unternehmen den Geldmarkt zur schnellen Beschaffung von Kapital. Was
abstrakt klingen mag, ist essentiell für den Wirtschaftskreislauf. Wie der Geldmarkt funktioniert, lesen Sie hier.
Geldmarktfonds bieten Ihnen eine relativ sichere Möglichkeit, kurzfristig Geld anzulegen. Denn Sie können diese Fonds
börsentäglich handeln. Geldmarktfonds eignen sich besonders als Alternative zu traditionellen Sparkonten oder
Termingeldern. Allerdings unterliegen Geldmarktfonds wie
alle Investmentfonds Marktschwankungen, was das Risiko für Sie
als Anlegerin oder Anleger erhöht (siehe unten).
Damit Sie sich ein besseres Bild davon machen können, wie Geldmarktfonds funktionieren, lassen Sie uns einen Blick auf
den Geldmarkt werfen. Der Geldmarkt ist wie der Kapitalmarkt ein Segment des Finanzmarktes. Zentraler
Unterschied
zwischen den Märkten ist die Laufzeit.
Der Geldmarkt ist ein Markt für kurzfristige Finanzinstrumente mit einer Restlaufzeit von bis zu zwölf
Monaten, in
Ausnahmefällen bis zu zwei Jahren[2]. Der Kapitalmarkt hingegen stellt einen Markt für langfristige
Finanzinstrumente dar mit einer
Laufzeit von (deutlich) mehr als einem Jahr.
Auf dem Geldmarkt sind insbesondere die Europäische Zentralbank (EZB), die nationalen Notenbanken, Geschäftsbanken,
Fondsgesellschaften und Versicherungen aktiv, um kurzfristige Finanzierungslücken zu schließen oder um
Überschüsse
wenige Tage, Wochen bzw. Monate anzulegen. Konzerne beschaffen sich mittelbar über ihre Geschäftsbanken liquide Mittel
über den Geldmarkt[3].
Hier treffen sich folglich Geldnachfrage und Geldangebot, was die Geldmarktzinsen für die gehandelten
Finanzinstrumente
bestimmt. Diese orientieren sich am Niveau der Leitzinsen der
EZB. Genauer gesagt rangieren die Geldmarktzinsen stets
zwischen dem Einlagensatz (aktuell ) und dem
Spitzenrefinanzierungssatz (aktuell ).
Auf dem Kapitalmarkt geht es um langfristige Investitionen
Im Gegensatz zum Geldmarkt wird der Kapitalmarkt für die Beschaffung von langfristigem Kapital genutzt. Der Kapitalmarkt
ermöglicht es Unternehmen, Staaten und Banken, Schulden oder Eigenkapital zu emittieren, um künftige Investitionen zu
finanzieren. Beispiele für Instrumente am Kapitalmarkt sind Anleihen, Aktien, Investmentfonds oder Derivate. Die Preise
bzw. Kurse entstehen durch den Börsenhandel der Anlageprodukte.
Während der Kapitalmarkt für eine breitere Palette von Anlegerinnen und Anlegern zugänglich ist, wird
der Geldmarkt vor
allem von institutionellen Anlegern und professionellen Investoren genutzt. Mit einem Geldmarktfonds
haben Sie als
Privatanlegerin oder Privatanleger jedoch die Möglichkeit, an der Wertentwicklung des Geldmarktes zu
partizipieren.
Geldmarktfonds und geldmarktnahe Fonds sind ähnliche Arten von Investmentfonds. Der
Hauptunterschied zwischen den beiden
liegt darin, dass Geldmarktfonds in der Regel fast ausschließlich in Geldmarktinstrumente investieren.
Geldmarktnahe
Fonds müssen indes das Kapital von Ihnen als Anlegerin oder Anleger nur zu 51 % auf dem Geldmarkt anlegen.
Das restliche Kapital kann das Fondsmanagement auch in andere Anlageformen mit einer längeren
Restlaufzeit als einem
Jahr investieren. Das können etwa Unternehmensanleihen oder Anleihen mit einem variablen Zinssatz sein.
Durch die längeren Restlaufzeiten unterliegen geldmarktnahe Fonds in der Regel etwas höheren Kursschwankungen. Das führt
zu einem leicht größeren Risiko als bei Geldmarktfonds. Allerdings bieten sie so potenziell eine höhere Rendite.
Geldmarktfonds gelten als vergleichsweise sichere Anlageform, da sie in kurzfristige Anlagen von
Emittenten mit einer
hohen Bonität investieren – also in Staatsanleihen, Schatzanweisungen oder Einlagenzertifikate (siehe oben). Diese
Anlageformen haben in der Regel ein niedriges Ausfallrisiko.
Allerdings gibt es immer noch ein gewisses Risiko. Denn Geldmarktfonds werden an der Börse gehandelt, unterliegen
folglich Kursschwankungen, auch wenn diese im Vergleich zu Aktienfonds deutlich geringer ausfallen.
Zins- und
Inflationsänderungen oder Verwerfungen auf dem Finanzmarkt können dennoch zu Kursverlusten führen und die Rendite des
Fonds negativ beeinflussen.
Sie sollten zudem beachten: Bei Geldmarktfonds greift keine Einlagensicherung, wie etwa bei den Alternativen
Tagesgeld-
oder Festgeldkonto (siehe unten). Daher kann Ihnen theoretisch ein Verlust Ihrer Anlage drohen, was jedoch sehr
unwahrscheinlich ist.
Die Rendite des Geldmarktfonds hängt unter anderem von den Laufzeiten der Wertpapiere ab. Da diese sehr
kurz sind,
fallen auch die Renditen grundsätzlich geringer aus als bei anderen aktiven Fonds. Vor allem entscheiden jedoch die
Zinsen der Wertpapiere im Fonds über seine Rendite. Diese werden maßgeblich durch die Geldpolitik der
Europäischen
Zentralbank bestimmt.
Zwar hat die EZB die Zinsen zehn Mal in Folge angehoben. So liegt der Leitzins der Eurozone – der sogenannte
Zinssatz der
Hauptrefinanzierungsfazilität – mittlerweile bei [5]. Das mag nominal eine
ordentliche Rendite für Sie ergeben.
Sie
müssen allerdings die Realverzinsung betrachten. Das sind die Zinsen, die sich aus der Differenz von Nominalzinsen und
der aktuellen Inflationsrate ergeben.
Die Realzinsen bei Geldmarktfonds sind angesichts der Teuerung nur leicht über Null. Ebenso wie bei Tagesgeld oder Festgeld
bieten Geldmarktfonds also derzeit eher keine inflationssichere Geldanlage. Zudem gilt, dass Geldmarktfonds schnell darauf reagieren, wenn die Zinsen wieder sinken (siehe unten).
Pauschal lässt sich das nicht beantworten. Grundsätzlich werden bei Geldmarktfonds wie bei anderen Fondsarten sowohl ein
einmaliger Ausgabeaufschlag als auch laufende
Verwaltungsgebühren fällig. Der Ausgabeaufschlag fließt dabei nicht direkt
dem Geldmarktfonds zugute, vielmehr deckt er die Vertriebs- und Marketingkosten. Der Ausgabeaufschlag bei Geldmarktfonds
liegt bei bis zu 0,5 % Ihres Anlagebetrages.
Die laufenden Gebühren dagegen decken vor allem die Kosten für das Management des Geldmarktfonds. Für
Sie als Anlegerin
oder Anleger ist besonders die sogenannte Gesamtkostenquote („TER“) entscheidend. Im Vergleich zu anderen
aktiven
Investmentfonds rangiert sie für Geldmarktfonds nur bei etwa 0,5 % pro Jahr.
Die Verwaltungskosten von Geldmarktfonds sind niedriger als bei Aktienfonds oder Rentenfonds, da Geldmarktfonds eine
einfachere Anlagestrategie haben. Noch günstiger können Sie es indes mit Geldmarkt-ETF haben (siehe
nächster Abschnitt).
Hier werden nur Brokergebühren fällig, die bei aktiven Geldmarktfonds ebenso obendrauf kommen.
Ein Geldmarkt-ETF ist ein börsengehandelter Investmentfonds („Exchange Traded Fund“, „ETF“), der – wie
Geldmarktfonds –
in kurzfristige, hochliquide Schuldinstrumente investiert, die auf dem Geldmarkt gehandelt
werden[6]. Ein
Geldmarkt-ETF
orientiert sich dabei stets an den Leitzinsen der EZB.
Im Gegensatz zu einem Geldmarktfonds ist ein ETF in der
Regel nicht aktiv gemanagt. Das bedeutet, hier bestimmt kein
Fondsmanager die Anlagestrategie des Fonds. ETF sind passiv, ein Computeralgorithmus kauft die
Wertpapiere für die
Fondsgesellschaft.
Daher bieten Geldmarkt-ETF Ihnen eine vergleichsweise einfache Möglichkeit, in den Geldmarkt zu investieren.
Geldmarkt-ETF sind in der Regel sehr kostengünstig, da bei ihnen keine Ausgabeaufschläge erhoben
werden. Auch ihre
laufenden Verwaltungsgebühren liegen deutlich unter denen von aktiv gemanagten Geldmarktfonds.
Ja. Geldmarktfonds können für Sie eine Alternative zum Tagesgeldkonto oder Festgeld sein, da sie
ebenfalls als relativ
sichere Anlageform gelten und eine vergleichsweise hohe Liquidität bieten. So ist es im Grunde täglich möglich, Ihren
Anteil an einem Geldmarktfonds zu verkaufen.
Im Vergleich zu Tagesgeld- und Festgeldkonten bieten Geldmarktfonds tendenziell höhere Renditen – besonders bei
steigenden Zinsen. Anders als bei Banken, die höhere Zinsen nicht (direkt) an Sie weitergeben – etwa in Form von
anziehenden Tagesgeldzinsen –, merken Sie ein höheres Zinsniveau bei Geldmarktfonds sehr schnell. Das ist aber der entscheidende Punkt: Fallen die Zinsen, merken Sie das bei Geldmarktfonds ebenfalls zeitnah. Erwarten Sie sinkende Zinsen, ist Festgeld zu höheren Zinsen womöglich die bessere Option.
Sie sollten zudem beachten, dass bei Geldmarktfonds keine Einlagensicherung greift (siehe oben). Auch
gilt die
Handhabung von Geldmarktfonds als etwas komplizierter als Tagesgeld und Festgeld, weil Sie die Fonds
über einen
Online-Broker oder eine Depotbank kaufen müssen. Ein Tagesgeldkonto zu eröffnen, geht dagegen deutlich schneller. Je
nach Fondsstruktur müssen Sie zudem mit einmaligen sowie laufenden Kosten rechnen.
Vergleich zwischen Tagesgeld, Festgeld und Geldmarktfonds
Im Folgenden finden Sie eine Übersicht zu den wesentlichen Unterschieden und Gemeinsamkeiten zwischen
Tages- und
Festgeldkonten sowie Geldmarktfonds:
Tagesgeld | Festgeld | Geldmarktfonds | |
---|---|---|---|
Risiko | geringes Risiko, Einlagensicherung | geringes Risiko, Einlagensicherung | geringes bis mittleres Risiko, keine Einlagensicherung |
Rendite | rund 1 % Zinsen p.a. | rund 2 % Zinsen p.a. | steigende Rendite bei steigendem Zinsniveau |
Verzinsung | variabel, abhängig vom Zinsniveau | fest, vereinbart bei Vertragsabschluss | variabel, abhängig von Geldmarktzinsen |
Liquidität | täglich verfügbar | i.d.R. nicht vor Laufzeitende kündbar | börsentäglich handelbar |
Anlagebetrag | meist keine Mindestanlage nötig | oft Mindestanlagebetrag von 500 € | meist keine Mindestanlage nötig |
Kosten | keine | keine | einmaliger Ausgabeaufschlag von max. 0,5 % + laufende Verwaltungsgebühren |
Wenn Sie in einen Geldmarktfonds investieren möchten, sollten Sie auf folgende Faktoren achten. Ein
Überblick:
Kosten
Schauen Sie nach den Kosten des Geldmarktfonds, insbesondere dem Ausgabeaufschlag und der Gesamtkostenquote.
Die Kosten können je nach Fonds sehr unterschiedlich sein, allerdings einen erheblichen Einfluss auf Ihre
Rendite haben. Geldmarkt-ETF sind in der Regel günstiger als aktive Geldmarktfonds.
Bonität
Achten Sie auf die Bonität der Geldmarktpapiere, in die der Fonds investiert. Die Ratings können sich
erheblich unterscheiden, also die Kreditwürdigkeit der Emittenten von Geldmarkttiteln.
Schwankungsbreite
Wegen der geringen Restlaufzeiten der Geldmarkttitel sind Geldmarktfonds in der Regel weniger anfällig für
Kursschwankungen als andere Fonds. Sie sollten dennoch die Schwankungsbreite des Fonds berücksichtigen, um
Ihr Risiko gering zu halten.
Fondsvolumen
Ein größeres Fondsvolumen kann in der Regel ein Indikator für eine höhere Liquidität und ein geringeres
Risiko sein. Ein Fondsvolumen von mehr als 50 Mio. € gilt hier als Richtwert für Sie.
Alter des Fonds
Haben Sie das Alter des Fonds im Blick. Fonds, deren Auflagedatum bereits länger zurückliegt, weisen eine
längere Erfolgsbilanz und Erfahrung auf.
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