Von Mauritius Kloft, Falko Bozicevic – aktualisiert am 05.01.2024
Lange Zeit waren Unternehmensanleihen kleinerer Unternehmen als zu riskant verschrien, Anleihen von
Staaten galten
als sicherer. Mit der Finanzkrise 2008 hat sich das geändert. Seitdem sind auch Schuldverschreibungen von Firmen
als Sicherheitsbaustein im Portfolio anerkannt.
Dabei sollten Sie als Anlegerin oder Anleger jedoch auf einiges achten. Wir zeigen Ihnen, auf was genau. Und erklären
außerdem, ob sich Unternehmensanleihen für Investoren wirklich lohnen.
Wie funktionieren Anleihen überhaupt?
Zur Erklärung
Doch lieber Bundesanleihen kaufen?
Diese
Vorteile haben Sie
Unternehmensanleihen (Corporate Bonds) sind Anleihen, die
von Unternehmen ausgegeben, also emittiert werden[1]. Im
Gegensatz zu einer Aktie erwerben Sie mit einer Unternehmensanleihe aber keinen Anteil an einer
Firma. Es handelt
sich um eine Schuldverschreibung eines Unternehmens: Sie als Anlegerin oder Anleger leihen einem
Unternehmen zu
einem (meist vorher) festgelegten Zinssatz Geld – geben also einen Kredit.
Anleihen sind folglich für Firmen eine Möglichkeit, Kapital aufzunehmen – ohne herkömmliche
Kreditaufnahme über eine
Bank. Die Unternehmen werden damit zum Schuldner, Investoren zum Gläubiger.
Anleihen können börsengehandelt sein
Durch das Zeichnen der Anleihe haben Sie als Anlegerin oder Anleger das Recht, dass der von Ihnen geliehene Betrag –
der sogenannte Nennwert – zu einem festen Zeitpunkt zurückgezahlt wird. Allerdings spielt das in
der Praxis
bisweilen keine Rolle.
Denn viele Anleihen – gerade von internationalen Konzernen – werden am Kapitalmarkt gehandelt. Das
bedeutet: Sie
müssen Anleihen nicht exakt bei der Emission einer Anleihe von der Firma abkaufen („zeichnen“).
Stattdessen können
Sie jederzeit eine Anleihe an der Börse kaufen und verkaufen, über Ihre Bank oder einen Broker.
Allerdings kommen
viele Unternehmensanleihen wegen der großen Stückelung nicht für Privatanleger in Frage (siehe unten).
An der Börse kommt der sogenannte Kurswert zum Tragen, der je nach Nachfrage ober- oder unterhalb
des Nennwertes
liegen kann. Die wichtigsten Begriffe zu Unternehmensanleihen finden Sie im nächsten Abschnitt.
Unternehmensanleihen: wichtige Begriffe
Anbei finden Sie einige Begriffe, die im Zusammenhang mit Unternehmensanleihen eine Rolle spielen. Wenn Sie sich mit
der grundsätzlichen Funktionsweise von Anleihen auskennen, können Sie das Kapitel überspringen.
Kennzahl |
Bedeutung |
---|---|
Nennwert (Nominalwert) | Der Nennwert bezeichnet den nominalen Geldbetrag, zu dem der Gläubiger die Anleihe erwirbt. Den Nominalwert zahlt der Emittent nach Ablauf der Laufzeit zurück. Die Höhe des Nennwerts ergibt sich aus dem Anleihevolumen. |
Kupon, Zinszahlung | Während der Laufzeit einer Anleihe zahlt der Emittent dem Gläubiger regelmäßig Zinsen. Diese Zahlungen werden als Kupon bezeichnet. Ihre Höhe wird in der Regel im Vorfeld festgelegt, kann aber auch wie jüngst an die Entwicklung der Inflation gekoppelt sein (sogenannte ‚Floater‘). |
Restlaufzeit, Laufzeit | Die Laufzeit beschreibt die Dauer bis zu dem Zeitpunkt, zu dem der Emittent den Nennwert der Anleihe an den Gläubiger zurückzahlt. Je länger die Laufzeit ist, desto höher die zu erwartende Rendite. Denn: Mit der Länge der Laufzeit steigt das Risiko für Gläubiger. |
Kurswert | Da Anleihen ebenso wie Aktien gehandelt werden können, wird ihr aktueller Kurswert ermittelt. Dabei wird der Kurs einer Unternehmensanleihe immer in Prozent angegeben. Liegt der Kurs einer Anleihe bei 100 €, entspricht ihr Wert exakt ihrem Nennwert. Verkaufen Sie eine Anleihe oberhalb des Nennwerts (bzw. dem Kurs, zu dem Sie die Anleihe gekauft haben), erzielen Sie einen Kursgewinn, anders einen Verlust. |
Anleihevolumen | Als Anleihevolumen wird der Betrag bezeichnet, für den der Emittent insgesamt Anleihen herausgegeben hat. Das Anleihevolumen wird in einzelne Beträge gestückelt. Sie ergeben den Nennwert der einzelnen Gläubiger. Das Volumen beeinflusst die Liquidität im Handel einer Anleihe und damit ihre Rendite. |
Bonität | Hier spielt das Bonitätsrating der Unternehmen, die Anleihen emittieren, eine zentrale Rolle. Die Kreditwürdigkeit der Emittenten wird von Ratingagenturen wie S&P, Moody’s und Fitch bewertet. Sie vergeben entsprechende Ratings. Diese reichen von höchster Kreditwürdigkeit (zum Beispiel AAA oder Aaa) bis zu spekulativen Kategorien (zum Beispiel Junk-Bonds). Bei Unternehmen mit geringer Ausfallwahrscheinlichkeit spricht man von einem Investment Grade (Rating ab BBB bzw. Baa aufwärts), bei niedrigen Bonitäten von Non-Investment Grade. Ratings leisten sich in der Regel nur große Emittenten von Anleihen. |
Die Rendite wird neben dem Kupon, der Laufzeit sowie dem Kauf- und Rückkaufkurs auch von exogenen Faktoren
beeinflusst. Eine Übersicht:
Bonität
Die Bonität des Emittenten spielt eine wichtige Rolle für Sie als Gläubiger. Kann ein Unternehmen die
ausgegebenen Unternehmensanleihen nach Ablauf der Laufzeit nicht zurückzahlen, verliert die Anleihe an
Wert. Sie haben zwei Möglichkeiten, um sich ein Bild von der Bonität eines Emittenten zu machen:
Marktzins
Einer der wichtigsten Einflussfaktoren auf die Rendite einer Unternehmensanleihe ist das Marktzinsniveau,
das durch Zentralbanken wie der EZB kontrolliert wird. So hat eine Änderung des Leitzinses direkte
Auswirkungen auf die Rendite und den Kurswert von Unternehmensanleihen (und auch Staatsanleihen). Fällt
das Zinsniveau, steigt der Kurs bestehender Unternehmensanleihen, da der Zinssatz der Anleihe relativ
betrachtet attraktiver wird. Steigt der Leitzins hingegen, fällt der Wert schon emittierter
Unternehmensanleihen.
Währung
Die Wertentwicklung von Unternehmensanleihen unterliegt den Schwankungen der Währung, in der sie
ausgegeben wird. Wird eine Unternehmensanleihe in einer schwachen Fremdwährung emittiert, ist sie
besonders risikoreich, da auch das Währungsverhältnis berücksichtigt werden muss. Theoretisch denkbar
wären aber auch zusätzliche Währungsgewinne.
Liquidität
Die Liquidität ergibt sich aus der Häufigkeit, mit der eine Anleihe an der Börse gehandelt wird. Weist
eine Anleihe eine geringe Liquidität auf, gilt sie ebenfalls als riskant. Anleihen mit einem hohen
Volumen ab ca. 1 Mrd. € werden viel häufiger täglich gehandelt als Anleihen mit einem Volumen von
etwa
100 Mio. € oder gar weniger.
Wie andere Anleihen bieten Schuldverschreibungen von Firmen Ihnen einige Vorteile. Eine Übersicht:
Unternehmensanleihen bergen im Grunde die gleichen Risiken wie Staatsanleihen. Eine Übersicht:
Emittentenrisiko
Das Emittentenrisiko bezieht sich auf die Gefahr, dass das Unternehmen seinen finanziellen
Verpflichtungen nicht nachkommen könnte. Die Bonität des Emittenten spielt hier eine entscheidende Rolle
(siehe oben). Unternehmen mit niedriger Bonität haben ein höheres Emittentenrisiko, da die
Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls höher ist. Beachten Sie zudem: Im Gegensatz zu Einlagen bei
Banken sind Unternehmensanleihen nicht durch ein Einlagensicherungssystem geschützt. Falls das
emittierende Unternehmen zahlungsunfähig wird, besteht das Risiko, dass Sie Teile Ihres oder Ihr Kapital
verlieren – insbesondere bei Nachranganleihen. Müssen
Anleiheinvestoren Verluste hinnehmen, spricht man
von „Hair Cut“ – wie im Falle Griechenlands vor einigen Jahren. Eine Wertaufholung im Zuge einer
Insolvenz nennt sich „Recovery“.
Liquiditätsrisiko
Wenn es am Markt an Käufern mangelt, haben Sie als Investoren womöglich Schwierigkeiten, Ihre Anleihen zu
verkaufen. Besonders bei Mittelstandsanleihen kann das für Sie zum Problem werden. Hier ist der Markt
zudem oftmals intransparent, weil der Handel außerbörslich abläuft („over the counter“).
Zinsänderungsrisiko
Wenn die Zinsen steigen, werden Anleihen mit niedrigen Kupons weniger attraktiv. Das kann zu einem
fallenden Kurswert führen. Wenn Sie Ihre Anleihe vorzeitig verkaufen müssen, erleiden Sie einen
Kursverlust.
Liquidität
Halten Sie eine Anleihe in einer Fremdwährung und wertet diese Währung gegenüber dem Euro ab, kann das zu
einem Wertverlust führen. Das sollten Sie beachten, wenn Sie Anleihen internationaler Konzerne zeichnen.
Das lässt sich pauschal nicht sagen. Grundsätzlich können Unternehmensanleihen ein Baustein in Ihrem Portfolio sein –
jedoch nicht zwangsläufig ein Sicherheitsbaustein wie bei Staats- oder Bundesanleihen. Hier kommt es sehr auf
den Emittenten
sowie seine Bonität an. Es gilt: Die Anleihe eines internationalen Konzerns, der finanziell stabil dasteht, ist
sogar sicherer als die Anleihe eines Landes mit niedriger Bonität, z.B. Argentinien, Brasilien etc., die beinahe
regelmäßig alle paar Jahre in eine Staatsinsolvenz rutschen.
Suchen Sie indes nach einer Geldanlage mit einer höheren Rendite, bieten sich riskante Unternehmensanleihen nicht an,
also Mittelstandsanleihen, Nachranganleihen oder
Hochzinsanleihen. Denn sie sind eine sehr komplexe Anlageform, in
die Sie nur investieren sollten, wenn Sie die Risiken umfänglich verstehen.
Unabhängig vom Risiko gilt bei Unternehmensanleihen: Wegen der Stückelung (meistens 1.000 € bei
kleineren
Unternehmen
und häufig sogar 100.000 € bei Investment-Grade-Anleihen) eignen sich diese Wertpapiere eher für Depots ab
einem
fünf-, sechs- bzw. siebenstelligen Wert. Alternativ können Sie auf einen Rentenfonds setzen, bei dem Sie bereits ab
50 € einsteigen können.
Mit einem Rentenfonds investieren Sie in eine
Vielzahl von festverzinslichen Wertpapieren – und zwar nicht nur
Unternehmensanleihen. Günstiger als mit einem aktiv gemanagten Rentenfonds legen Sie Ihr Geld mit einem sogenannten
Anleihen-ETF an. Das ist ein passiver Investmentfonds,
der einen ganzen Anleihen-Index automatisiert nachbildet. Mit
einem ETF investieren Sie folglich in sämtliche
Anleihen des zugrunde liegenden Indexes.
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