Von Mauritius Kloft, Falko Bozicevic – aktualisiert am 05.01.2024
Anleihen, auch Schuldverschreibungen oder Rentenpapiere genannt, gelten als Klassiker in einer breit gestreuten
Geldanlage. Denn die Wertpapiere sind festverzinslich – außerdem wird bei ihnen vorab ein fixer Zeitpunkt festgelegt, zu
dem sie zurückgezahlt werden. Sie gelten damit als vergleichsweise sicher.
Lange Zeit warfen sie angesichts eines niedrigen Zinsniveaus jedoch kaum mehr Erträge ab, seit der Zinswende sind
Anleihen jedoch wieder attraktiver geworden. Lesen Sie in diesem Beitrag, wie Sie als Anlegerin oder Anleger
Anleihen
kaufen und was es dabei zu beachten gibt.
Wie funktionieren Anleihen überhaupt?
Zur Erklärung
Bundesanleihen kaufen:
Diese
Vorteile haben Sie
Anleihen gelten als risikoarme Kapitalanlage. Deshalb werden sie häufig genutzt, um das Risiko eines Wertpapierdepots zu
verringern. Sie bieten Ihnen als Anlegerin oder Anleger eine erhöhte Sicherheit durch Risikostreuung.
Denn das Ziel einer Anleihen-Investition ist nicht, hohe Renditen zu erwirtschaften. Vielmehr geht es darum, eine
langfristige und möglichst risikoarme Komponente in ein Portfolio zu integrieren, das ansonsten zum Großteil
auf Aktien oder gar noch risikobehafteteren
Investitionen basiert.
So hängen Anleihen- und Aktienkurse zusammen
Wenn Sie Anleihen über die Börse handeln, können Sie die Kursschwankungen der Anleihe und die Entwicklung des
Marktzinses zum Vorteil nutzen. In der Theorie besteht eine negative Korrelation zwischen Aktien- und
Anleihenmarkt, die
wie folgt aussieht:
Bei einem Abschwung der Wirtschaft fallen Unternehmensgewinne und damit auch Aktienkurse. Die Zentralbanken senken
jedoch ihre
Zinssätze. Dadurch steigen die Kurse von Anleihen, die zuvor bei einem höheren Leitzinsniveau begeben
worden waren. Wenn sich Wirtschaft und Aktienkurse erholen, zieht die Inflation an.
Die Zentralbanken erhöhen die Zinsen, was nun zu einem Rückgang der Anleihekurse führt.
Das bedeutet also: Anleihen entwickeln sich in der Regel gut, wenn Aktien schlecht abschneiden – und umgekehrt. Immer
gilt dieser Mechanismus nicht, etwa bei sehr starker Inflation oder sonstigen Extremverhältnissen wie während der
Finanzkrise 2007/2008. Daher sollten Sie neben Aktien stets weitere
Anlageformen in Ihr Portfolio aufnehmen. Eine Möglichkeit als Inflationsschutz sind Immobilien oder Edelmetalle, auch
hier sollten Sie natürlich auf eine Risikogewichtung achten.
Es gibt eine ganze Reihe unterschiedlicher Anleihen. Ein Überblick:
a. Emittenten
Zunächst unterscheiden sich Anleihen basierend darauf, von wem sie ausgegeben werden bzw. wer der Schuldner der Anleihe
ist. Auch die Laufzeit hängt vom Emittenten ab. Staatsanleihen werden von Ländern bzw. Staaten
begeben[1]. Deutschland gibt
zum Beispiel Bundesanleihen aus. Die Emission von Bundesanleihen und weiteren Bundeswertpapieren wird
von der Deutschen
Finanzagentur organisiert[2].
Pfandbriefe werden von Hypotheken- bzw. Pfandbriefbanken
begeben und sind mit Pfandrechten besichert, weshalb sie als
mündelsicher gelten. Unternehmensanleihen werden –
wie der Name vermuten lässt – von Unternehmen ausgegeben[3],
Mittelstandsanleihen indes von mittelständischen
Firmen. Staatsanleihen haben oft deutlich höhere Laufzeiten als
Unternehmensanleihen.
b. Zinsen
Anleihen können auch danach unterschieden werden, welche Art der Zinszahlung bzw. welcher Zinssatz
(Zinskupon)
vereinbart wird. Bei der Emission einer Anleihe wird in der Regel ein Zinssatz („Festkupon“) festgeschrieben. Diesen
Kupon zahlt der Emittent über die Laufzeit der Anleihe hinweg zu regelmäßigen Zinsterminen an die Investoren aus.
Alternativ gibt es auch Anleihen, die mit variablen Zinssätzen („Floater-Zinsen“) ausgestattet
sind[4]. In diesem Fall wird
der Zinssatz stetig an den Marktzins bzw. die Inflationsrate angepasst. Diese Anleihen sind vor allem bei langfristigen
Investitionen sinnvoll, da es hier eher zu geringen Kursschwankungen kommt.
Darüber hinaus können Sie Nullkuponanleihen („Zero Bonds“) erwerben. Bei Anleihen dieses Typs werden
die
Zinsen
gesammelt. Am Ende der Laufzeit werden sie gemeinsam mit dem Nennwert – also dem Kaufpreis der Anleihe – ausgezahlt. Bei
Nullkuponanleihen kann es mitunter zu großen Kursschwankungen kommen.
c. Sonderformen
Zudem gibt es Sonderformen von Anleihen. Nachranganleihen und Hochzinsanleihen („Junk
Bonds“)
sind beispielsweise
Anleihen mit besonders hohe Renditen. Sie zeichnen sich durch ein größeres Risiko aus[5]. Wandelanleihen
(„Convertible
Bonds“) hingegen bieten die Möglichkeit, die erworbenen Anleihen während ihrer Laufzeit in Aktien des Emittenten
umzuwandeln. Doch auch Wandelanleihen sind eher etwas für Anlegerinnen und Anleger, die etwas mehr Erfahrung
mitbringen, da man parallel die Entwicklung der Aktie des Emittenten im Auge behalten muss[6].
Sie können Anleihen wie Aktien einzeln erwerben. Einfacher machen Sie es sich, wenn Sie in einen Rentenfonds
investieren. Dieser legt das Geld der Anlegerinnen und Anleger in eine Vielzahl von Anleihen an – von unterschiedlichen
Emittenten und mit unterschiedlichen Laufzeiten[7]. So werden etwaige Risiken (Emittenten-
oder Währungsrisiko),
Zahlungsausfälle und Kursverluste gestreut. Die Bezeichnung Anleihefonds ist indes nicht gebräuchlich.
Im Gegensatz zu aktiven Rentenfonds, bei denen ein Fondsmanagement über die Zusammensetzung des
Vermögens entscheidet,
bildet ein Anleihen-ETF lediglich einen Index nach. Wie
bei Aktienindizes gibt es auch reine Anleiheindizes, in deren
gelistete Wertpapiere Sie mithilfe eines solchen passiven Rentenfonds leicht investieren können.
In aller Regel erwerben Sie als Privatanlegerin oder -anleger Anleihen nicht direkt bei einer Emission.
Das ist
normalerweise institutionellen Investoren oder Großhändlern vorbehalten, die Anleihen in großen Stückelungen kaufen und
ggf. weiter verkaufen.
Stattdessen kaufen Sie Anleihen über die Börse,
genauer gesagt: über Banken oder Online-Broker. Sie sind
zwischengeschaltet und wickeln den Kauf für Sie ab[8].
Auch OTC-Geschäfte („over the counter“) sind beim Anleihekauf möglich, hier liegen die Kosten deutlich
niedriger, weil
die Börsengebühren entfallen. Doch der außerbörsliche Handel über einen Zwischenhändler ist meist auch intransparenter.
So sollten Sie auf den Spread achten – der Differenz zwischen An- und Verkaufspreis –, der beim OTC-Handel höher
ausfallen kann als beim regulären Kauf über die Börse.
Gehen Sie beim Anleihekauf am besten nach diesen Schritten vor:
So nutzen Sie einen Anleihefinder im Internet
Nutzen Sie einen kostenlosen Anleihefinder im Internet, etwa von der Börse Stuttgart[10] oder der Börse München[11]. Auf diesen
Websites haben Sie die Möglichkeit, gezielt nach Anleihen zu suchen, indem Sie nach verschiedenen Parametern filtern.
Diese können Emittent bzw. Anleihetyp, Laufzeit bzw. Fälligkeit, Zinskupon oder die Bonitätsbewertung umfassen.
Wählen Sie etwa beim Typ einer Anleihe „Staatsanleihen Euro“ ein, erhalten Sie nur Anleihen, die von Ländern aus der
Eurozone emittiert wurden. Bei „Unternehmensanleihen Deutschland“ erhalten Sie Anleihen von deutschen Konzernen. Bei
„Bundesanleihen“ finden Sie entsprechende Schuldverschreibungen der Bundesrepublik Deutschland.
Wichtig für Sie ist auch die Stückelung einer Anleihe, liegt diese bei 1.000 €, müssen Sie
mindestens diesen Betrag
investieren. Sie können nur in ganzzahlige Vielfache der Stückelung investieren.
Haben Sie eine Anleihe gefunden, die Ihren Anlagepräferenzen entspricht, notieren Sie sich die ISIN
oder die
Wertpapierkennnummer (WKN), die jeder Anleihe zugeordnet ist. Damit können Sie die Anleihe in Ihrem
Depot wiederfinden und sie handeln, also kaufen oder verkaufen.
Generell gilt: Sie sollten Anleihen kaufen, wenn der Kurs vergleichsweise niedrig ist. So wird die Wahrscheinlichkeit
gesteigert, Kursgewinne zu realisieren. Herrscht hingegen eine hohe Nachfrage und viele Anleger wollen
Anleihen kaufen,
ergibt es für Sie Sinn, zu warten. Denn zu diesem Zeitpunkt sind die Wertpapiere schnell überteuert.
Darüber hinaus ist hier auch die allgemeine Zinsentwicklung bzw. das Marktzinsniveau und dessen
Auswirkungen auf die
Effektivverzinsung des angelegten Kapitals zu berücksichtigen. Sinkt das Zinsniveau, steigen die Kurse
bestehender Anleihen, da
die Verzinsung relativ betrachtet attraktiver ist als die neuer Papiere. Steigt der Marktzins hingegen, führt dies zu
fallenden Kursen bestehender Anleihen.
Früher oder später stellt sich auch die Frage, wann der richtige Zeitpunkt zum Verkauf ihrer Anleihen ist. Im besten
Fall sollten Sie Ihre Anleihen natürlich zu einem möglichst hohen Kurs verkaufen und Kursgewinne
realisieren. Genau wie bei Aktien und sonstigen Veräußerungsgewinnen hält hier allerdings auch das Finanzamt die Hand
auf.
Auch hier sollten Sie auf das allgemeine Zinsniveau achten. Denn bei einem niedrigen Zinsniveau wird es
zu einer steigenden Nachfrage nach Anleihen kommen und Sie erzielen einen besseren Verkaufspreis.
Sie sollten folgende Punkte berücksichtigen, um einzelne Anleihen vergleichen und analysieren zu können. Eine Übersicht:
Allgemeine Kennwerte
Anleihen besitzen spezielle Kennwerte, die Sie auswerten und vergleichen sollten. Eine detaillierte
Erklärung der einzelnen Anleihen-Kennwerte finden Sie in diesem Beitrag.
Bonität des Emittenten
Nur wer zahlungskräftig ist, ist am Ende der Laufzeit auch in der Lage, den Nennwert von Anleihen
zurückzuzahlen. Je höher also die Bonität, desto risikoärmer die Anleihe.
Die Bonität können Sie anhand von Ratings abschätzen.
Dabei ist AAA (Triple A) das bestmögliche Rating für Anleihe-Emittenten, während D für eine
Zahlungsunfähigkeit steht. Anleihen von Emittenten mit geringen Ratings bieten häufig die Chance auf höhere
Renditen. Die Gefahr jedoch, dass der Emittent der Anleihe zum Ende der Laufzeit nicht über das nötige Geld
für die Rückzahlung verfügt und Sie Verluste erleiden, ist ebenfalls umso größer.
Ein Überblick über die Bonitätsbewertungen von Ratingagenturen[12]:
Rating | Moody’s | S&P | Fitch | |
---|---|---|---|---|
Investment Grade | ||||
Aaa | AAA | AAA | AAA | Höchste Bonität. Geringstes Ausfallrisiko. |
Aa1/Aa2/Aa3 | AA+ | AA | AA- | Sehr hohe Bonität. Geringes Ausfallrisiko. |
A1/A2/A3 | A+ | A | A- | Gute Bonität. Geringes Ausfallrisiko. |
Baa1/Baa2/Baa3 | BBB+ | BBB | BBB- | Durchschnittliche Bonität. Mäßiges Ausfallrisiko. |
Non-Investment Grade | ||||
Ba1/Ba2/Ba3 | BB+ | BB | BB- | Spekulative Bonität. Erhöhtes Ausfallrisiko. |
B1/B2/B3 | B+ | B | B- | Hohe spekulative Bonität. Hohes Ausfallrisiko. |
Caa/Ca/C | CCC/CC | CCC/CC | CCC/CC | Hochgradig spekulative Bonität. Sehr hohes Ausfallrisiko. |
Kosten
Wenn Sie Anleihen kaufen, sollten Sie mit Transaktionskosten und Gebühren für das Depot
rechnen. Deshalb ist es besonders wichtig, vor dem Kauf von Anleihen die unterschiedlichen Gebühren und
Kosten zu vergleichen. Ein Blick in das Preis- und Leistungsverzeichnis Ihrer Bank kann Aufschluss
geben[13].
Das gilt besonders, wenn Sie mit Anleihen handeln und häufige Käufe und Verkäufe tätigen wollen. In diesem
Fall sollten Sie versuchen, Ordergebühren und Transaktionskosten minimal zu halten.
Bei Rentenfonds bzw. ETF müssen Sie vor allem auf den Ausgabeaufschlag achten, dieser rangiert bei bis zu
5 % der Anlagesumme. Eine jährliche Verwaltungsgebühr kommt oben drauf. Der Kauf von Rentenfonds ist
oftmals
teurer als der Erwerb von Anteilen an Anleihen-ETF.
Währungen und Wechselkurse
Sie sollten unbedingt darauf achten, in welcher Währung die Anleihen ausgegeben werden. Gerade bei schwachen
Währungen können immense Währungsrisiken bestehen. Durch schwankende Wechselkurse kann es hier zu großen
Verlusten beim Verkauf der Anleihe kommen.
Wenn Sie risikofreudig sind, könnte es Ihnen jedoch auch gelingen, Fremdwährungsanleihen gewinnbringend zu
verkaufen. Dafür sollten Sie jedoch bereits Erfahrungen gesammelt haben und sich gut auskennen, damit Sie
keine bösen Überraschungen erleben.
Liquidität
Anleihen sind an der Börse unterschiedlich gut handelbar. Wie schnell ein Käufer für eine Anleihe gefunden
werden kann, hängt damit zusammen, wie viele der Wertpapiere im Umlauf sind. Wurden bei der Emission nur
wenige Anleihen ausgegeben, kann es sich schwierig gestalten, einen guten Verkaufspreis auszuhandeln.
Allgemein gilt: Anleihen mit einem Anlagevolumen ab circa einer Mrd. € sind an der Börse gut handelbar.
Infos zur Liquidität finden Sie auch bei den Anleihefindern, etwa der Börse München.
Stückelungen
Beachten Sie die Stückelungen, in denen die Anleihen erhältlich sind. Können Sie bereits 1.000 €
investieren
oder steht die Anlage nur institutionellen bzw. professionellen Investoren offen, da die Stückelung häufig
bei 100.000 € liegt? Die Stückelung der Anleihe
sollte zu Ihrer Anlagestrategie passen.
Zeitpunkt
Auch der Zeitpunkt des Anleihekaufs ist entscheidend. Der richtige Zeitpunkt, um Anleihen zu kaufen, ist in
der Regel, wenn die Kurse vergleichsweise niedrig sind, um Ihre Kursgewinne zu maximieren. Wenn die
Nachfrage hoch ist und die Anleihen teuer erscheinen, ist es ratsam, zu warten. Beachten Sie auch das
allgemeine Zinsniveau, da fallende Zinsen Anleihekurse steigen lassen. Beim Verkauf gilt die Logik
umgekehrt (siehe oben), hier sollten Sie die Fälligkeit einer Anleihe im Blick haben.
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