Von Mauritius Kloft – aktualisiert am 16.01.2024
Wenn Sie einen Anteil an einem Fonds kaufen wollen, ist das grundsätzlich eine gute Idee. Denn so setzen Sie auf viele
Aktien und Anleihen, streuen Ihr Risiko und können eine ordentliche
Rendite erwirtschaften. Ihr Ertrag hängt derweil auch von den Kosten ab, die Sie tragen müssen.
Entscheidend beim Fondskauf ist die sogenannte Gesamtkostenquote, auch Total Expense
Ratio (TER) genannt. Doch welche
Faktoren umfasst die TER tatsächlich, welche Kosten müssen Sie zusätzlich tragen? Und wie hoch sollte die Total Expense
Ratio sein? Wir erklären es Ihnen!
Was ist der Ausgabeaufschlag beim Fondskauf?
Zur Erklärung
Was bringen Ihnen Investmentfonds?
Hier
erfahren Sie es
Die Total Expense Ratio, kurz TER, ist eine Kennzahl, die Fondspreise transparent
machen und Ihnen als Anlegerin oder
Anleger den Fondsvergleich erleichtern soll. Total Expense Ratio lässt sich dabei mit Gesamtkostenquote übersetzen.
Sie gibt Privatanlegern Auskunft über die jährlich anfallenden Kosten eines Investmentfonds bzw. ETF. Konkret zeigt die
TER an, wie hoch die interne Kostenbelastung des Investmentfonds im zurückliegenden Geschäftsjahr war – im Vergleich zum
Fondsvolumen[1] (siehe unten).
Die TER wird häufig kritisiert, da sie zentrale Kosten wie den Ausgabeaufschlag (Agio) nicht erfasst. Die Kosten eines Investments
wiederum spielen bei der Anlageentscheidung eine wichtige Rolle. Denn hohe
Kosten schmälern Ihre Rendite.
Die TER ist eine Kennzahl, die auf einer international einheitlichen und damit vergleichbaren
Berechnungsformel basiert.
Wie Sie die Kennzahl berechnen, lesen Sie hier.
Doch die TER erfasst nicht wirklich die gesamte Kostenstruktur eines Fonds – auch wenn die Bezeichnung
Gesamtkostenquote
das suggeriert. Gebühren, die in der Berechnung nicht berücksichtigt sind, machen einen großen Teil der anfallenden
Investmentkosten aus.
Die Total Expense Ratio können und sollten Sie daher nutzen, um mehrere (unterschiedliche) Fonds miteinander zu
vergleichen. Hier kann sie Ihnen helfen, eine fundierte Kaufentscheidung zu treffen bzw. einen ersten
Anhaltspunkt zu
geben. Sie sollten die TER jedoch nicht alleine, sondern stets mit weiteren Kostenfaktoren betrachten,
etwa dem
Ausgabeaufschlag (siehe unten).
Alle in Deutschland zugelassenen Investmentfonds müssen seit 2004 die Total Expense Ratio transparent angeben. Das
Kapitalanlagegesetzbuch (als Nachfolger des Investmentgesetzes) schreibt vor, dass die TER sowohl in den
wesentlichen
Anlegerinformationen unter der Bezeichnung „laufende Kosten“ als auch im Jahresbericht
stehen muss[2].
Sie als Anlegerin oder Anleger finden die Total Expense Ratio zudem in einem ausgewiesenen
Informationsblatt
(„Factsheet“) sowie bei der Fondssuche unter „Details zum Fonds“ oder einer ähnlichen Angabe.
Die TER setzt sich aus unterschiedlichen Kostenbestandteilen zusammen[3]. Jede Fondsgesellschaft ist gesetzlich dazu
verpflichtet, in die Total Expense Ratio einbezogene Gesamtkosten im Verkaufsprospekt aufzuschlüsseln.
Eine Übersicht:
Kostenfaktor |
Ø Kosten / Fondsvermögen |
---|---|
Verwaltungskosten | 1,5 % – 2,5 % |
Depotbankgebühr | 0,1 % – 0,3 % |
Prüfungskosten, Veröffentlichungskosten und sonstige Betriebskosten |
< 0,3 % |
Verwaltungskosten und Managementgebühren
Dieser Posten umfasst die Vergütung des Fondsmanagers, der für das Portfoliomanagement und seine
Expertise bezahlt wird.
Auch die Gewinnmargen der Fondsgesellschaften sind hier enthalten. Bei aktiv verwalteten
Investmentfonds beträgt die
Managementgebühr durchschnittlich zwischen 1,5 % und 2,5 % gemessen am Fondsvermögen. Bei passiv gemanagten
Fonds (ETF) liegt sie im Durchschnitt (weit) unterhalb der Ein-Prozent-Marke.
Depotbankgebühr
Aus aufsichtsrechtlichen Gründen ist es der Fondsgesellschaft nicht erlaubt, selbst Wertpapierdepots anzulegen – die
Anlegergelder also zu verwahren. Daher beauftragt ein Vermögensverwalter üblicherweise eine Depotbank damit. Die
Gebühren für die Verwahrung belaufen sich auf circa 0,1 bis 0,3 % des Fondsvermögens.
Prüfungskosten
Fondsgesellschaften sind per Gesetz dazu verpflichtet, einen jährlichen Rechenschaftsbericht durch
einen
Wirtschaftsprüfer erstellen zu lassen. Auch diese Kosten umfasst die TER.
Kosten des Fondsvertriebs
Zusätzlich enthält die Total Expense Ratio Kosten, die durch den Vertrieb des Fonds entstehen. Darunter fallen
beispielsweise Druckkosten für Prospekte und Broschüre sowie Werbemittel wie
Fernsehspots, Google-Anzeigen, Geld für
einen Webauftritt oder Sponsorings.
Sonstige Betriebskosten
Letztendlich entstehen weitere, teilweise nicht absehbare Betriebskosten für Investmentfonds, wie
Anwaltskosten. Die
Höhe dieser Gebühren betragen zusammen durchschnittlich bis zu 0,3 % des Gesamtvolumens eines Fonds.
Den Begriff der Gesamtkostenquote dürfen Sie leider nicht im wörtlichen Sinne verstehen[4]. Der Grund: Für Sie als
Anlegerin oder Anleger fallen in der Regel deutlich mehr Kosten an, als bei der Berechnung der TER
berücksichtigt
werden.
Eine Übersicht:
Transaktionskosten
Transaktionskosten auf Fondsebene sind kein Bestandteil der Total Expense Ratio. Damit sind Kosten gemeint, die
entstehen, wenn das Fondsmanagement Wertpapiere kauft und verkauft. Dazu zählen zum Beispiel
Courtagen (Maklergebühren),
Börsenumsatzsteuern oder Ordergebühren, die beim Börsenhandel entstehen und mit jedem
Handel („Trade“) zu bezahlen sind.
Die Höhe der Transaktionskosten hängt davon ab, mit welcher Frequenz das Management das Portfolio
umschichtet. Generell
handelt es sich hier indes um einen der größten Gebührenposten eines Fonds. Bei Aktienfonds etwa liegen die Gesamtkosten
für Transaktionen im Durchschnitt zwischen 0,5 % und 3 % gemessen am Wert des Fondsdepots.
Performancegebühren
Erfolgsabhängige Vergütungen für das Fondsmanagement („Performance Fees“), die von der Wertentwicklung
abhängen, sind in
der Total Expense Ratio nicht enthalten.
Ausgabeaufschlag
Die Total Expense Ratio umfasst grundsätzlich keine Kosten, die auf Anlegerebene entstehen. Das ist vor
allem der
Ausgabeaufschlag oder Agio, bei dem es sich um eine Vertriebsprovision etwa für Banken oder
Finanzvermittler handelt.
Dieser Kostenaufschlag fällt beim Fondserwerb einmalig an. Die Höhe des Agios beträgt zwischen 0 und 7 %, in der
Regel
liegt der Ausgabeaufschlag jedoch bei 5 %. Er muss in den Anlagebedingungen aufgeführt sein.
Rücknahmeabschlag
Der Rücknahmeabschlag, auch Disagio genannt, wird von manchen Fondsgesellschaften für die Rücknahme von
Anteilen
verlangt. Der Rücknahmeabschlag kann bis zu mehreren Prozentpunkten betragen und wird in der Gesamtkostenquote nicht
berücksichtigt.
Weitere Kosten
Darüber hinaus fallen auf Anlegerebene weitere Kosten an. So müssen Sie oftmals für Ihr Wertpapierdepot
bei Ihrer Bank
bzw. Ihrem Broker zahlen. Je nach Anbieter werden zudem Transaktionsgebühren für den Kauf und Verkauf eines Fondsanteils
fällig – sogenannte Ordergebühren.
Abhängig vom Handelsplatz, über den Sie einen Fonds bzw. ETF kaufen, müssen Sie
zusätzlich mit Börsengebühren rechnen. Bisweilen gehen diese auch in den Ordergebühren auf. Indexfonds müssen indes
Lizenzgebühren für die nachgebildeten Indizes entrichten. Diese spezielle Gebühr wird nicht durch die
Total Expense
Ratio abgebildet.
Natürlich gilt: Je geringer die Kosten, desto besser die Rendite. Dennoch sind die günstigsten Angebote
nicht gleich die
Besten. Der Grund dafür ist, dass eine hohe Gesamtkostenquote nicht zuletzt durch die Verwaltungsgebühren für das
Fondsmanagement zustande kommt.
Um zu ermitteln, ob die Höhe der Total Expense Ratio gerechtfertigt ist, sollten Sie verschiedene Fondsangebote
vergleichen und die Höhe der veröffentlichten TER zueinander ins Verhältnis setzen. Zudem sollten Sie die
genaue
Kostenaufschlüsselung im Verkaufsprospekt berücksichtigen.
Durchschnittliche Höhe der Total Expense Ratio nach Fondstyp
Die durchschnittliche Höhe der TER kommt auf den Fondstypen an. Bei Aktienfonds ist sie höher als bei Rentenfonds und
offenen Immobilienfonds. Am geringsten ist der
Durchschnittswert bei Geldmarktfonds. Ein Überblick:
Die Total Expense Ratio wird stets in Prozent angegeben. Sie berechnet sich folgendermaßen:
Kosten
Ø Fondsvolumen
= Total Expense Ratio (TER)
Zunächst werden Kosten einbezogen, die im Verlauf eines Jahres vom Sondervermögen beglichen wurden. Damit ist das durch
die Investmentgesellschaft verwaltete Kapital der Investoren gemeint. Diese Kosten werden ins Verhältnis zum
Fondsvolumen im gleichen Zeitraum gesetzt, also dem durchschnittlichen Gesamtwert des Sondervermögens.
Um die Total Expense Ratio zu berechnen, werden die Zahlen des vorangegangenen Geschäftsjahres
herangezogen. Somit kann
die Total Expense Ratio künftig von dem zum Kaufzeitpunkt angegebenen Wert abweichen.
Beispielrechnung
Angenommen, ein Fonds verwaltet ein Volumen von einer Millionen Euro und die Fondskosten für den Betrieb beliefen sich
im vergangenen Jahr insgesamt auf 30.000 €. Die Total Expense Ratio liegt dann bei 3 %.
30.000 €
1.000.000 €
= 0,03
Angenommen, Sie als Anlegerin oder Anleger möchten einen Fondsanteil im Wert von 10.000 € erwerben. Dann müssen Sie
mit
mindestens 300 € Kosten rechnen. Die restlichen Gebühren sind hier aber noch nicht enthalten:
10.000 € x 0,03 = 300 €
Neben der TER haben Finanzexperten weitere Kennzahlen entwickelt, die Ihnen als Anlegern einen
Überblick über
Fondskosten verschaffen sollen:
Real Total Expense Ratio (realTER oder RTER)
Diese Kennzahl schließt neben den in der TER enthaltenen Kostenfaktoren der Depotbankgebühr, Verwaltungs- und
Veröffentlichungskosten zusätzlich Transaktionsgebühren ein. Auch performanceabhängige Vergütungen und weitere Kosten
auf Fondsebene fließen hier mit ein.
Total Cost of Ownership (TCO)
Die Total Cost of Ownership erhebt den Anspruch, jegliche Kosten für den Fondskauf zu berücksichtigen – also auch solche
auf Anlegerebene. Hier wird es jedoch problematisch: Denn diese Kosten auf der individuellen Ebene variieren sehr stark,
weshalb einheitliche Definitionen kaum möglich sind.
Beim Fondskauf sollten Sie neben der Gesamtkostenquote sowie den weiteren Kosten, die die TER nicht umfasst, weitere
Faktoren beachten. Ein Überblick:
Fondstyp
Je nach Ihren Anlagezielen und Ihrer Risikobereitschaft sollten Sie den passenden Fondstyp wählen. Es
gibt Aktienfonds, Rentenfonds, Mischfonds oder Immobilienfonds – jeweils mit einem anderen Schwerpunkt.
Von der Fondsart hängen derweil auch die Kosten ab (siehe oben); ebenso davon, ob es sich um einen
aktiven oder passiven Fonds handelt.
Performance
Wichtig für Ihre Rendite ist die Performance des Fonds, also seine Wertentwicklung über einen längeren
Zeitraum. Beachten Sie dabei, dass vergangene Ergebnisse keine Garantie für zukünftige Gewinne sind.
Ausschüttung
Werden die erwirtschafteten Erträge wie Dividenden an Sie als Anleger
ausgeschüttet? Oder werden sie
wieder angelegt (thesauriert)? Die Art der Ausschüttung ist daher wichtig, wenn es um die Wahl des Fonds
geht. Sie hängt von Ihrer persönlichen Anlagestrategie ab.
Risikokennzahlen
Hier ist die sogenannte Volatilität entscheidend – also die Schwankungsbreite eines Investmentfonds.
Fondsvolumen
Die Größe des Fonds kann ebenfalls eine Rolle spielen. Ein zu kleiner Fonds könnte Liquiditätsprobleme
haben. Als Richtgröße gilt ein Fondsvolumen von 50 bis 100 Mio. €.
Erfahrung des Fondsmanagements
Überprüfen Sie die Erfolgsbilanz des Fondsmanagers und seine Expertise. Zumindest kann Ihnen das einen
Hinweis auf einen erfolgreichen Fonds geben.
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