Anleihen-ETF: einfach und günstig in Anleihen investieren

Von Mauritius Kloft – aktualisiert am 06.08.2024

Überprüft von Falko Bozicevic

Möchten Sie ein ausgewogenes Portfolio aufbauen, kommen Sie an einem breit gestreuten Anleihen-ETF kaum vorbei. Denn
diese Fonds bieten eine kostengünstige und zugängliche Möglichkeit, in den Anleihemarkt zu investieren.

Doch wie funktionieren solche Fonds? Und was sollten Sie bei einem Investment in Anleihen-ETF beachten? Wir
erklären es Ihnen.


Wie funktionieren Anleihen überhaupt?

Zur Erklärung


Mit Unternehmensanleihen Rendite erwirtschaften:

So
geht’s

Worauf müssen Sie bei Anleihen-ETF achten?
Zur Übersicht

Warum möchten Sie Geld anlegen?

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Was sind Anleihen-ETF?

Bei einem Anleihen-ETF (auch Renten-ETF) handelt es sich um einen passiv gemanagten Fonds, der auf Anleihen basiert.
Konkret bildet ein Anleihen-ETF einen ganzen Anleihen-Index nach – Sie investieren folglich in sämtliche Rentenpapiere,
die in dem Index gelistet sind[1]. ETF werden daher auch
Indexfonds genannt.

Vom Index, den ein ETF nachbildet, hängt demnach der Schwerpunkt und die Wertpapierauswahl ab. In der Regel ist der ETF
breit diversifiziert. So investiert er in eine Vielzahl an Schuldverschreibungen – Unternehmensanleihen, Bundesanleihen
oder kurzlaufende Geldmarktpapiere, mit
unterschiedlicher Bonität (mehr dazu hier). Eine
Gemeinsamkeit ist, dass sie festverzinslich sind, also regelmäßig Zinsen abwerfen – wenn man vom Sonderfall sogenannter
Nullkuponanleihen absieht.

Anleihen als Sicherheitsbaustein

Grundsätzlich gelten Anleihen als risikoärmere,
stabilere Anlageklasse im Vergleich zu Aktien.
Denn Anleihen weisen oft eine geringere Volatilität als Aktien auf. Daher werden Anleihen als fester Bestandteil eines
Depots empfohlen, um höhere Volatilitäten durch Aktien auszugleichen[2]. Es gilt: Je größer der Anteil an
Anleihen, desto
geringer ist in der Regel die Gesamtvolatilität Ihres Portfolios.

Anbei finden Sie einige Beispiele für Anleihen-ETF:


Name des ETF

Fondsmanagement

ISIN

Anlageschwerpunkt
iShares Core € Corp Bond UCITS ETF[3] Blackrock IE00B3F81R35 auf Euro lautende Unternehmensanleihen mit hoher Bonität (Investment Grade)
Xtrackers Eurozone Govt Bond UCITS ETF[4] DWS LU0290355717 auf Euro lautende Anleihen, die von Regierungen der Eurozone mit hoher Bonität (Investment Grade)
begeben werden
PIMCO Emerging Markets Advantage Local Currency Bond[5] PIMCO IE00B4P11460 Staatsanleihen von Schwellenländern, Bonitätsrating von mind. BB-
Die obenstehenden ETF stellen lediglich eine beispielhafte Übersicht dar, jedoch keine Anlageempfehlung.

Fälligkeit von Anleihen wird bei ETF-Investment irrelevant

Wenn Sie direkt in eine Anleihe investieren, können Sie die Anleihe bis zum Ende ihrer Laufzeit halten. Dann erhalten
Sie den Nennwert zurück. Sonderfall Nullkuponanleihen: Hierbei werden die nicht gezahlten Kupons am Ende dem Nennwert
aufgeschlagen, d.h. zum Beispiel eine Rückzahlung zu 140 %. Der Nennbetrag ist der Betrag, in den eine Anleihe
zuvor gestückelt worden ist. Am üblichsten sind 1.000 €.

Anders sieht es indes bei Anleihen-ETF aus, die das investierte Geld auf eine Vielzahl verschiedener Anleihen streuen.
In einem solchen ETF-Portfolio wird stets eine neue
Anleihe dazugekauft
, wenn eine alte ausläuft. Der Mix aus Anleihen
bleibt demnach bestehen. Die Laufzeit der einzelnen Anleihen wird hingegen irrelevant.

Gut zu wissen: Der Anbieter iShares hat seit neuestem sogenannte iBonds aufgelegt[6]. Das sind
Unternehmensanleihen, die nach Ablauf ihrer Laufzeit – also mit ihrer Fälligkeit – liquidiert werden. Solche
Indexfonds sind aber ein Spezialfall, in der Regel spielt die Laufzeit bei Anleihen-ETF keine Rolle.

Wie setzt sich die Rendite eines Anleihen-ETF zusammen?

Die Rendite bei Anleihen-ETF setzt sich aus folgenden beiden Faktoren zusammen:

1. Zinsen

Der Kupon ist der festgelegte Zinssatz, den der Emittent einer Anleihe regelmäßig zahlt – abhängig von ihrem Nennwert.
Wenn der Anleihen-ETF Wertpapiere mit höheren Kuponzahlungen enthält, sollte Ihre Rendite höher sein.

Bei einem thesaurierenden ETF werden die Zinszahlungen wieder in das Fondsvermögen investiert. Bei einem ausschüttenden
ETF

erhalten Sie als Anlegerin oder Anleger hingegen die Zahlungen. Viele ETF oder Fonds tragen daher ein Buchstabenkürzel
‚a‘ für ausschüttend oder ‚t‘ für thesaurierend zum schnelleren Überblick.

2. Wertentwicklung

Da Anleihen an der Börse gehandelt werden, schwanken auch deren Kurse. Wenn die Marktzinsen steigen, werden bestehende
Anleihen mit niedrigeren Kupons weniger attraktiv. Das führt zu einem sinkenden Kurswert. Umgekehrt erhöhen fallende
Marktzinsen die Kurse von Anleihen.

Die Kursänderungen beeinflussen die Gesamtrendite des ETF – denn bei steigenden
Kursen der einzelnen Anleihen zieht auch der Kurs des Anleihen-ETF an. Verkaufen Sie dann Ihren ETF-Anteil,
erwirtschaften Sie einen Extra-Ertrag ähnlich den Kursgewinnen bei Aktien.

Welche Vorteile bieten Ihnen Anleihen-ETF?

Gegenüber der Investition in einzelne Rentenpapiere bietet ein Anleihen-ETF Ihnen eine ganze Reihe von Vorteilen. Eine
Übersicht:

  • Zeit: Sie sparen sich, Ihr Depot zeitaufwendig umzuschichten – wie es beim Investment in einzelne Rentenpapiere
    zumindest dann und wann sein müsste.
  • Risikostreuung: Ein Anleihen-ETF investiert in viele unterschiedliche Anleihen und federt so mögliche Verluste
    einzelner Wertpapiere ab.
  • Geringer Kapitaleinsatz: Die Stückelung bei einzelnen Anleihen ist vergleichsweise hoch, meist müssen Sie
    mindestens 500 bis 1.000 € pro Bond investieren. Sogenannte institutionelle Tranchen haben sogar Nennwerte
    von
    100.000 € und sind die Regel bei größeren Unternehmen. Bei Anleihen-ETF sieht das anders aus: Hier
    können
    Sie bereits ab 50 € investieren. Außerdem müssen Sie beim Investment in Anleihen-ETF nicht auf den Nennwert
    der
    einzelnen Schuldverschreibungen achten. Vielmehr können Sie beliebig viele Anteile an dem Fonds erwerben.
  • Niedrige Gebühren: Wie bei anderen ETF fallen die Verwaltungsgebühren geringer aus als bei klassischen, aktiv
    gemanagten Fonds (siehe unten).

Welche Risiken kann ein Anleihen-ETF bergen?

Auch wenn Anleihen als risikoarm gelten, sind sie noch lange nicht risikolos. Somit können Anleihen-ETF ein gewisses
Risiko bergen. Das hängt vor allem von dem Anleihetyp ab, auf den sie sich spezialisiert haben.

So gibt es besonders riskante Rentenpapiere wie Hochzinsanleihen („Junk Bonds“ genannt), die
aufgrund erhöhter
Ausfallrisiken vergleichsweise hohe Zinszahlungen bieten. Zudem gibt es sogenannte Schwellenländer-ETF, zum Beispiel der
iShares Emerging Asia Local Government Bond UCITS ETF[7]. Hier ist – etwa wegen des zusätzlichen Währungsrisikos – erhöhte
Vorsicht geboten.

Als am risikoärmsten gelten hingegen Staatsanleihen. Doch noch lange nicht jeder Staat gibt sichere Anleihen aus. Ebenso
wie Unternehmen können Staaten hohe Schulden anhäufen, bei denen ihre Gläubiger nicht mehr bedient werden können. Sie
sollten daher stets die Bonität der Staaten (sowie der Unternehmen) beachten, deren Anleihen Sie über den Fonds
erwerben. Südamerikanische Länder etwa haben in der Vergangenheit oftmals einen Insolvenz- und damit Zahlungsausfall
erlebt. Ein Beispiel dafür ist Argentinien.

Zudem sollten Sie bei der Investition in Staatsanleihen auf das erwähnte Zinsänderungsrisiko achten. Durch ein
steigendes Zinsniveau wie gerade jüngst seit 2022 kann es zu Kursverlusten kommen – wie beim Investment in einzelne
Anleihen.

Wichtig ist daher, dass Sie den zugrundeliegenden Index eines ETF und dessen Funktionsweise kennen und
verstehen, bevor Sie investieren. Ein spezielles Problem kommt bei Anleihen-ETF zum Tragen, die nach
Marktkapitalisierung gewichten. So kann es sein, dass gerade die Anleihen jener Emittenten stärker ins Gewicht
fallen, die an den Märkten bereits große Mengen Kapital aufgenommen haben. Somit repräsentieren nach
Marktkapitalisierung gewichtete ETF womöglich überproportional eben die Unternehmen und Staaten, die bereits
besonders hoch verschuldet sind. Ausnahmen wie USA, Japan, Deutschland und weitere Top-10-Volkswirtschaften sind
davon natürlich ausgenommen.

Welche Alternativen zu Anleihen-ETF haben Sie?

Sie haben einige Alternativen zu einem Anleihen-ETF. Eine Übersicht:

Rentenfonds

Anstatt in passive Fonds zu investieren, die einen ganzen Index nachbilden, können Sie Ihr Geld in einen aktiven
Rentenfonds anlegen. Bei diesem wählt ein Fondsmanagement
die Anleihen aus[8]. Die Hoffnung ist eine Überrendite
(‚Alpha‘)
– also eine bessere Wertentwicklung als ein vergleichbarer Index durch seine aktuelle Zusammensetzung passiv erzielen
würde. Das Problem bei aktiven Rentenfonds sind die Kosten: Bei ETF rangieren die jährlichen Verwaltungskosten oftmals
nur bei 0,1 %, ein Ausgabeaufschlag entfällt.

Anders sieht es bei Rentenfonds aus: Hier liegt die TER (Total Expense Ratio), also die Gesamtkostenquote,
in der Regel bei mehr als 1 % pro Jahr. Dazu kommt ein einmaliger
Ausgabeaufschlag von bis zu 5 %. Diese Kosten schmälern Ihre Rendite und werden häufig nur bei langjähriger Anlage
wieder
wettgemacht.

Festgeld

Festgeld ist eine Form der Geldanlage, bei der Sie
Ihr Geld für einen festgelegten Zeitraum zu einem festen Zinssatz
anlegen. Im unwahrscheinlichen Fall einer Bankinsolvenz sind Ihre Einlagen geschützt[9]. Der
Nachteil ist jedoch, dass
Sie während der Laufzeit keinen Zugriff auf Ihr Geld haben – oder zu Strafzinsen, die Ihre Rendite zunichtemachen.

Anders sieht es bei Tagesgeld aus, einer weiteren
Alternative zu Anleihen-ETF. Auf Ihr Tagesgeldkonto haben Sie jeden Tag
Zugriff[10].
Allerdings sind hier die Zinsen in der Regel nochmals deutlich geringer als beim Festgeld – real (Rendite minus
Inflation) könnte Ihr Ertrag daher sogar negativ sein.

Geldmarkt-ETF

Geldmarkt-ETF investieren in kurzfristige, hochliquide Wertpapiere wie Schatzanweisungen, kurzfristige
Unternehmensanleihen und andere Geldmarktinstrumente[11]. Sie sind daher eine spezielle Form von Anleihen-ETF, bisweilen
werden sie zu dieser Anlageklasse gezählt. Geldmarkt-ETF sind für Sie eine Option, wenn Sie nach kurzfristigen, stabilen
Investments für Ihr Portfolio suchen.

In der Geldanlage allein auf einen Anleihen-ETF zu setzen, gilt nicht als Optimum. Denn Anleihen sind stets nur
ein Sicherheitsbaustein. Sie benötigen als Pendant noch einen Renditebaustein – fast immer sind das Aktien.

Worauf sollten Sie bei einem Anleihen-ETF achten?

Zunächst sollten Sie sich fragen, in welche Art von Anleihen Sie investieren möchten. Während Staatsanleihen meist
risikoärmer sind, stehen bei Unternehmensanleihen die Chancen auf eine höhere Rendite besser.

Bevor Sie einzelne ETF-Produkte gezielt vergleichen, sollten Sie sich zunächst mit den zugrundeliegenden Indizes
auseinandersetzen. Denn der Index legt im Wesentlichen fest, wie sich ein ETF zusammensetzt und welche Rentenpapiere
aufgenommen werden könnten.

Folgende Faktoren sollten Sie bei der Wahl eines Anleihen ETF berücksichtigen:

  1. Rendite und Kursentwicklung („Track Record“): Wie hat sich der ETF in der Vergangenheit entwickelt?
  2. Kosten: Wie hoch ist die Gesamtkostenquote des ETF?
  3. Fondsvolumen: Wie groß ist das Fondsvolumen des ETF?
  4. Index: Wie funktioniert der Index, auf dem der ETF basiert?
    • Währung: Aus welchen Ländern stammen die Anleihen, die im ETF vertreten sind, und in welcher Währung
      werden sie gehandelt? Bedenken Sie dabei, dass Anleihen in Fremdwährungen zusätzlich einem
      Währungsrisiko ausgesetzt sind.
    • Restlaufzeit: Ist die Laufzeit der Anleihen ein Kriterium für die Aufnahme in den ETF?
    • Bonität: Müssen die Emittenten der Anleihen ein bestimmtes Rating aufweisen, um in den ETF aufgenommen
      zu werden?
    • Liquider Markt: Investiert der ETF in liquide Anleihen? Da ETF die erworbenen Rentenpapiere in der Regel
      nicht bis zum Ende der Laufzeit halten, sondern mit ihnen handeln, ist es wichtig, dass ETF in Papiere
      investieren, für die auch eine gewisse Nachfrage besteht. Das aber ist in der Regel der Fall (siehe
      oben).
    • Gewichtung: Werden die Anleihen innerhalb des ETF gewichtet? Wenn ja, nach welchem Prinzip und in
      welchem Turnus?
    • Ausschüttung: Wollen Sie in einen ausschüttenden oder einen thesaurierenden ETF investieren (siehe
      oben)? Ein ausschüttender ETF macht Sinn, wenn Sie laufende Einnahmen schätzen (‚Cashflows‘), ähnlich
      den Dividenden bei Aktien.

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Quellenangaben

  1. Kühn, M., Kühn, S. (2023). Handbuch
    Geldanlage – Verschiedene Anlagetypen für Anfänger und Fortgeschrittene einfach erklärt: Aktien, Fonds,
    Anleihen, Festgeld, Gold und Co. Berlin: Stiftung Warentest. S. 219
  2. Kühn, M., Kühn, S. (2023). Handbuch
    Geldanlage – Verschiedene Anlagetypen für Anfänger und Fortgeschrittene einfach erklärt: Aktien, Fonds,
    Anleihen, Festgeld, Gold und Co. Berlin: Stiftung Warentest. S. 70 ff.
  3. iShares: iShares Core € Corp Bond UCITS ETF
  4. DWS: Xtrackers II EUR High Yield Corporate Bond UCITS
    ETF 1C
  5. Pimco: Emerging Markets Advantage Local Bond Index UCITS
    ETF
  6. iShares: iBonds
  7. iShares: iShares Emerging Asia Local Govt Bond UCITS ETF
  8. Kühn, M., Kühn, S. (2023). Handbuch
    Geldanlage – Verschiedene Anlagetypen für Anfänger und Fortgeschrittene einfach erklärt: Aktien, Fonds,
    Anleihen, Festgeld, Gold und Co. Berlin: Stiftung Warentest. S. 109 f.
  9. BaFin: Festgeld
  10. BaFin: Tagesgeld
  11. Farkas-Richling, D. (2012). Liquiditätsanlagen. In:
    Farkas-Richling, D., Fischer, T.R. und Richter, A. (Hrsg.).
    Private Banking und Family Office. Geschäftsmodelle – Produkte – Recht und Steuern. Stuttgart: Schäffer-Poeschel. S.
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