Green Bonds: Die Zukunft des nachhaltigen Investierens?

Von Saskia Reh – aktualisiert am 02.02.2024

Überprüft von Mauritius Kloft

Steigender Meeresspiegel, Überschwemmungen und Hitzewellen: Angesichts der Klimakrise haben Green Bonds in den
vergangenen Jahren als eines der vielversprechendsten Finanzprodukte an Bedeutung gewonnen. Mit insgesamt mehr als
2.000 Billionen US-Dollar an Emissionsvolumen – das ist 78 Mal das Bruttoinlandsprodukt der Vereinigten Staaten –
haben Green Bonds das Potenzial, die Finanzierung von Projekten zur Bekämpfung der Klimakrise zu
revolutionieren[1].

Doch was sind Green Bonds überhaupt? Wie funktionieren sie und welche Vorteile bieten sie? Und wie können sie einen
positiven Beitrag zur Bekämpfung der Klimakrise leisten? Erfahren Sie es in diesem Beitrag.


Wie nachhaltig sind Green Bonds wirklich?

Was Sie beachten
sollten


Welchen Ertrag kann ich bei einer Investition in Green Bonds erwarten?

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Was sind Green Bonds?

Grüne Anleihen (engl. „Green Bonds“) sind festverzinsliche Schuldverschreibungen zur Finanzierung von Projekten für
die Umwelt. Mittlerweile bieten nicht nur Staaten Green Bonds an – sondern auch Banken und Unternehmen, die sich
Kapital beschaffen wollen. Mit den Erlösen aus diesen Anleihen finanzieren sie umweltfreundliche
Projekte
– etwa
erneuerbare Energien, nachhaltige Landwirtschaft oder Maßnahmen für den Klimaschutz[2].

Ein Beispiel: Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) platzierte 2017 ihren ersten eigenen Green Bond mit einem
Volumen von 750 Mio. € – mit dem sie energieeffiziente gewerbliche Immobilien
finanzierte[3].

Auch Apple hat seit 2016 bereits drei Green Bonds auf dem Kapitalmarkt ausgegeben. Die Investitionen von 4,7
Mrd.
US-Dollar
haben dazu beigetragen, die Entwicklung neuer kohlenstoffarmer Produktions- und
Recyclingtechnologien
voranzutreiben – und konnten so die globalen Emissionen verringern[4].

Seit 2020 gibt der deutsche Staat grüne Bundesanleihen aus. Im Jahr 2022 lag der Wert der
neu emittierten
grünen Bundeswertpapiere bei rund 14,5 Mrd. €. Das Gesamtvolumen grüner Bundeswertpapiere betrug zum
Jahresende 2022 38,5 Mrd. € – in kurzer Zeit wurde Deutschland so weltweit zum zweitgrößten
Emittenten
von
grünen Anleihen, die auf Euro laufen[5].

Wie unterscheiden sich Green Bonds von anderen Anleihen?

Green Bonds unterscheiden sich in Bezug auf den Einsatzzweck des eingeworbenen Kapitals von
herkömmlichen
Anleihen – jedoch nicht bezüglich ihrer grundsätzlichen
Funktionsweise. Sie als Anlegerin oder Anleger können
einem Unternehmen Geld leihen und bekommen dafür einen vorher festgelegten Zinssatz gezahlt. Die
Laufzeit
unterscheidet sich hier nicht von gängigen Anleihen, sie rangiert oftmals bei 5 bis 15 Jahren. Bei den grünen
Wertpapieren investieren Sie als Anlegerin oder Anleger jedoch ausschließlich (indirekt) in nachhaltige und
klimaschonende Projekte – wie den Bau einer Windkraftanlage.

Exkurs: Wie hat sich der Green-Bonds-Markt entwickelt?

Grüne Anleihen gewinnen immer mehr an Beliebtheit. So hat sich das Volumen emittierter Green Bonds von 2020 zu
2021 mehr als verdoppelt. Im Jahr 2022 sank das Volumen aufgrund der Inflation. Im Zuge des
Ukraine-Krieges
stiegen die Energiepreise stark an, was die Teuerung antrieb. Die Notenbanken reagierten darauf mit einer
Erhöhung ihrer Leitzinsen. So hob die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins erstmals
seit elf Jahren
wieder an. Der gesamte Anleihenmarkt geriet dadurch unter Druck, entsprechend sank auch das Emissionsvolumen von
Green Bonds.

Doch in der ersten Hälfte 2023 stieg das Emissionsvolumen wieder und wird voraussichtlich den Wert von 2022
übertreffen.

Die jeweils emittierten Green Bonds in den Jahren 2014 bis 2022

Wie nachhaltig sind grüne Anleihen wirklich?

Green Bonds bieten Ihnen als Anlegerin oder Anleger die Möglichkeit, in nachhaltige Projekte zu investieren. Das
Europäische Parlament und der Rat einigten sich Anfang 2023 auf die Schaffung eines Rahmenwerks für grüne
Anleihen
: der EU Green Bond Standard (EUGBS), dieser tritt voraussichtlich ein Jahr
später in Kraft. Eine
verbindliche Standardisierung gab es bis dahin nicht[6].

Innerhalb der EU kann die Emission von grünen Wertpapieren künftig nach dem EUGBS erfolgen – sie
muss aber nicht.
Die Verordnung legt fest, wann Emittenten die Anleihen als „Europäische grüne Anleihen“ oder „EU Green Bonds“
bezeichnen dürfen. Die Erlöse aus grünen Anleihen sollen in wirtschaftliche Tätigkeiten investiert werden, die
mit der EU-Taxonomie übereinstimmen. Der EUGBS soll Greenwashing vermeiden[7].

Die EU-Taxonomie wurde 2020 von der Europäischen Kommission verabschiedet, die ersten
Anforderungen der
Verordnung gelten seit dem 1. Januar 2022. Die Taxonomie legt ein Regelwerk für klima- und
umweltfreundliche Investitionen fest. Dafür hat sie sechs Klima- und Umweltschutzziele herausgearbeitet:

  1. Bekämpfung des Klimawandels
  2. Anpassung an den Klimawandel
  3. Nachhaltige Nutzung und Schutz von Wasser- und Meeresressourcen
  4. Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft
  5. Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung
  6. Schutz und Wiederherstellung der Biodiversität und der Ökosysteme

Trägt ein Projekt zum Erreichen eines der genannten Ziele bei, gilt es als taxonomiekonform.
Es darf
dabei kein anderes Ziel beeinträchtigen und muss auch internationalen Standards entsprechen – etwa in
Bezug auf Menschenrechte[8].

Green Bond Principles

Die Emission von Wertpapieren, die nicht unter den EU-Standard fallen, sind weiterhin möglich. Ein weiteres
Rahmenwerk sind etwa die Green Bond Principles (GBP) – eine Sammlung freiwilliger
Leitlinien
für grüne
Anleihen, die von der International Capital Market Association („ICMA”) veröffentlicht wurde.

Die vier Kernelemente der GBP:

1. Verwendung der Emissionserlöse

Die Emissionserlöse eines Green Bonds sollen stets für geeignete grüne Projekte genutzt werden.
Diese sollen
einen klaren Umweltnutzen schaffen, den Unternehmen evaluieren und – falls möglich – messen.

Beispiele für grüne Projekte:

  • Erneuerbare Energien
  • Verschmutzungsprävention und -kontrolle
  • Umweltfreundliche Gebäude
  • Nachhaltiges (Ab-)Wassermanagement

2. Prozess der Projektbewertung und -auswahl

Der Emittent eines Green Bonds soll Ihnen als Anlegerin und Anleger gegenüber klar kommunizieren, welche
nachhaltigen Ziele das Projekt verfolgt – und wie die geeigneten Projektkategorien (siehe oben)
bestimmt
werden.

3. Management der Erlöse

Die Einnahmen aus einem Green Bond sollen einem Unterkonto gutgeschrieben, auf ein Teilportfolio transferiert
oder anderweitig nachverfolgt werden. Der Emittent soll dazu einen formalen, internen Prozess haben. So kann
sichergestellt werden, dass Ihr investiertes Geld tatsächlich für grüne Projekte genutzt wird und
nicht
anderweitig verwendet wird.

4. Berichterstattung

Unternehmen, die Geld sammeln und Aktien oder
Anleihen ausgeben, sollen Ihnen als Anlegerin oder Anleger
offenlegen, wofür das Geld verwendet wird. Sie sollen diese Information jedes Jahr bis zum Ende der Laufzeit
und bei wichtigen Veränderungen regelmäßig aktualisieren. Hier ist also Transparenz über
die
Mittelverwendung
entscheidend[9].

Climate Bonds Standard

Ein weiterer freiwilliger Standard ist der Climate Bonds Standard, der von der
sogenannten „Climate Bonds
Initiative“ entwickelt wurde. Dieser Standard zertifiziert Anleihen und Darlehen gemäß den strengen
wissenschaftlichen Kriterien des Pariser Klimaabkommens. Das stellt sicher, dass nur
Finanzinstrumente
zertifiziert werden, die die Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf höchstens 1,5 Grad Celsius
zulassen. Das Rahmenwerk soll die Transparenz im Bereich der grünen Finanzierung erhöhen[10].

Sie sehen: Die drei aufgeführten Rahmenwerke unterscheiden sich nicht sehr voneinander. Sie
zielen
darauf ab, Leitlinien für die Emission grüner Anleihen bereitzustellen. Es gibt jedoch ein paar
Unterschiede: Bei den GBP und den Climate Bonds Standards handelt es sich um freiwillige
Vereinbarungen
. Der EUGBS hingegen ist ein verbindlicher Rahmen, der von der
Europäischen Kommission
festgelegt wurde. Die EUGBS verlangen, dass grüne Anleihen bestimmte Umweltkriterien erfüllen, die
GBP sind mehr auf Transparenz und Offenlegung ausgerichtet. Der Climate Bonds Standard
richtet sich
nach dem Pariser Abkommen. Außerdem verlangt der EUGBS eine Überprüfung durch Dritte,
während die
GBP und der Climate Bonds Standard dieses nur empfehlen.

Wie hoch ist die Rendite bei Green Bonds?

Die Rendite bei Green Bonds variiert je nach Emittent und Restlaufzeit. In der Regel bieten sie Ihnen als
Anlegerin oder Anleger jedoch ähnliche Renditen wie konventionelle Anleihen.
Der Gewinn beim Verkauf eines Green Bonds ergibt sich, wie bei herkömmlichen Anleihen, aus der Differenz
zwischen dem Verkaufspreis und dem Nennwert der Anleihe. Generell gilt der Markt für Green Bonds als
etwas schwankungsanfälliger als bei herkömmlichen Anleihen, die Kurse machen folglich größere
Ausschläge
nach oben und unten.

Zum anderen zahlt der Emittent Ihnen als Anlegerin oder Anleger während der Laufzeit regelmäßig
Zinsen
.
Der sogenannte Kupon ist über die Laufzeit gleich hoch, er hängt von den Zinssätzen auf dem Markt
ab.
Einige Emittenten bieten aufgrund ihrer Nachhaltigkeitsziele etwas höhere Zinsen, um Investoren
anzuziehen.


Beispiel
Ein Beispiel in Deutschland ist der Green Bond der Förderbank ​​KfW. Im ersten
Halbjahr 2023 konnte die KfW durch den Verkauf von Green Bonds Emissionserlöse in
Höhe von 6,7 Mrd. € erzielen. Damit macht dieser Anteil 12,5 % des
Refinanzierungsvolumens aus[11].

Sie können auch in Green Bonds investieren, die einen Kupon von mehr als 5 % anbieten. Diese bieten
jedoch eher Unternehmen mit einer geringeren Bonität an – letztlich ist der höhere Kupon also ein
Risikoaufschlag (siehe Risiken).

Zudem ist Ihre Rendite womöglich von Währungskursen abhängig. Der Grund: Einige grüne Anleihen mit
einem
hohen Zinskupon werden häufig in einer Fremdwährung gehandelt. Daher ist Ihr Risiko des
Kapitalverlustes

höher als bei in Euro gehandelten Green Bonds.

Welche Risiken haben Sie bei Green Bonds?

Grüne Anleihen gehen für Sie mit verschiedenen Risiken einher. Grundsätzlich haben Sie die gleichen
Risiken wie bei herkömmlichen Anleihen. Zum einen hängt Ihr Risiko vom Emittenten einer Anleihe ab: Je
geringer seine Bonität, also seine Kreditwürdigkeit, desto höher ist das Risiko für Sie. Man
spricht
daher von einem Bonitätsrisiko, das es sowohl bei grünen als auch bei herkömmlichen Anleihen gibt.

Echte grüne Anleihen hingegen bergen aufgrund der höheren Transparenz- und Offenlegungsanforderungen
geringere Kreditrisiken als herkömmliche Anleihen. Es besteht jedoch immer noch ein
Ausfallrisiko: Wird
der Emittent zahlungsunfähig, kann er Ihnen als Anlegerin oder Anleger kein Geld zurückzahlen. Eine
Einlagensicherung wie bei einem Sparkonto greift hier nicht.

Auch das sogenannte Zinsänderungsrisiko sollten Sie beachten: Steigen die Zinsen, fallen die
Anleihenkurse – was mit Kursverlusten für Sie einhergehen kann. Auch das betrifft Green Bonds.

Bei Green Bonds gibt es insbesondere ein Nachhaltigkeitsrisiko: Fehlt eine standardisierte
Definition
dessen, was ein „grünes“ Projekt ausmacht, können bestimmte Projekte überbewertet werden. Die Messung
der Nachhaltigkeitsleistung bei grünen Anleihen birgt ebenfalls ein Risiko. Sie ist schwer zu bewerten
und kann je nach verwendetem Rahmen variieren. Außerdem kann es zu einer ungenauen oder unvollständigen
Berichterstattung kommen, was zu einem Mangel an Transparenz führt.
Ohnehin besteht die Möglichkeit, dass sich grüne Projekte nicht wie erwartet entwickeln. Das kann
Verluste für Sie nach sich ziehen.

Welche Alternativen gibt es?

Neben den Green Bonds gibt es weitere, nachhaltige Finanzierungsinstrumente, in die Sie Ihr Geld
investieren können. Im Folgenden haben wir für Sie Beispiele aufgeführt:

Drei zentrale Tipps zum Investieren in Green Bonds

Im Folgenden haben wir für Sie als Anlegerin oder Anleger Tipps für das Investment in Green Bonds
aufgelistet:

1. Berücksichtigen Sie die Erfolgsbilanz und die Bonität des Emittenten:

Es ist wichtig, in grüne Anleihen zu investieren, die von Unternehmen mit einer guten Erfolgsbilanz
im
Bereich der nachhaltigen Entwicklung ausgegeben werden. Sie als Anlegerin oder Anleger müssen die
Kreditwürdigkeit der Emittenten grüner Anleihen und der zugrunde liegenden Projekte sorgfältig
prüfen,
um Ihre Risiken zu mindern (siehe oben). Durchforsten Sie vor einem Investment die Bewertungen von
Ratingagenturen wie S&P, Moody’s oder Fitch.

2. Achten Sie auf Zertifizierungen der Green Bonds:

Beispiele hierfür wären der Climate Bonds Standards oder die Green Bond Principles der ICMA (siehe oben).
Wichtig ist dabei: Solche Zertifizierungen sind stets freiwillig – und bieten daher keine Garantie
für
echte Nachhaltigkeit. Entscheidend bei Green Bonds ist die Transparenz über Mittelverwendung. Lesen
Sie
sich daher auch Berichte über die Emittenten durch, um Greenwashing zu vermeiden.

3. Diversifizieren Sie Ihr Portfolio:

Um die Risiken zu minimieren, ist es wichtig, Ihr Portfolio breit aufzustellen. Investieren Sie in
Anleihen verschiedener Emittenten mit unterschiedlichen Laufzeiten und Bonitätsbewertungen.

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Bild-Copyright: © PantherMedia / vencav

Quellenangaben

  1. Climate Bonds
    Initiative: Green Bonds Market
  2. Bürgerliches Gesetzbuch (BGB): § 1191 Gesetzlicher Inhalt der
    Grundschuld
  3. LBBW: Grüne Anleihen für ein besseres Klima
  4. Apple: Apples 4,7 Milliarden US-Dollar für Green Bonds fördern
    innovative umweltfreundliche Technologien
  5. Bundesministerium der Finanzen: Grüne Bundeswertpapiere
  6. Rat der Europäischen Union: Nachhaltiges Finanzwesen: Vorläufige
    Einigung über europäische grüne Anleihen
  7. European Commission: Sustainable Finance: Commission welcomes political agreement on
    European green bond standard
  8. Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz:
    Sustainable Finance-Taxonomie
  9. ICMA: Green Bonds Principles
  10. Climate Bonds
    Initiative: The Climate Bonds Standard
  11. KfW: KfW bei Digitalisierung und
    Refinanzierung erfolgreich
  12. Terliesner, S. (2021).
    Ein Bond kann auch sozial sein. National Center for Biotechnology Information. Hier abrufbar