Von Lana Iliev – aktualisiert am 10.11.2022
Hedgefonds (engl. Hedge Funds) machten im Zuge der globalen Finanzkrise ab 2007 zahlreiche Negativschlagzeilen. Zeitgleich hört man oft von überdurchschnittlich hohen Renditen, die mit diesen Finanzprodukten erwirtschaftet werden. Doch wie kommen sie zustande und sind Hedgefonds auch eine sinnvolle Investition für Privatanleger?
Hedgefonds sind aktiv gemanagte Fonds, deren Ziel darin besteht, eine möglichst hohe Rendite zu erzielen – unabhängig davon, wie der Markt sich im Allgemeinen entwickelt. Um dieses Ziel zu erreichen, wagen Hedgefonds oft sehr riskante Investitionen.
Der Name „Hedgefonds“ leitet sich zunächst von dem englischen Begriff „hedging“ ab, der übersetzt „absichern“ bedeutet. Hedging steht für Strategien, die vor allem auf den Rohstoffmärkten üblich sind und bei der durch Futures (Terminkontrakte) und Optionen Transaktionen abgesichert werden.
Diese beiden Finanzinstrumente werden unter anderem auch von Hedgefonds verwendet. Mit der ursprünglichen Bedeutung „Absicherung“ hat das dann jedoch nicht mehr viel zu tun.
Hedgefonds legen sich nicht auf bestimmte Anlagestrategien oder Finanzinstrumente fest. Ihre Strategien reichen vom Handel mit traditionellen Anlageprodukten wie Aktien, Anleihen und Devisen bis hin zu Spekulationen mit Leerverkäufen oder Derivaten wie Optionsscheine oder Termingeschäfte.
Warum Hedgefonds so riskant sind
Zudem zeichnen sich Hedgefonds durch einen geringen Anteil an Eigenkapital aus. Oft kommt es zum hohen Einsatz von Fremdkapital in Form von Krediten, um Hebeleffekte (Leverage-Effekte) optimal nutzen zu können. Die geringe Eigenkapitalbasis wurde ihnen dabei in der Vergangenheit oft zum Verhängnis.
Darüber hinaus werden Hedgefonds oft als Offshore Funds betrieben und sind auf den Cayman Islands oder den Bermudas angesiedelt. Orte, an denen der Finanzsektor gesetzlich weniger stark reguliert wird als anderswo.
Zunächst sind Hedgefonds im Gegensatz zu traditionellen Fonds gesetzlich weniger reguliert, da sie nicht unter die AIFM-Richtlinie fallen und als Alternative Investmentfonds (AIF Fonds) gelten. Dadurch ist der Anlegerschutz hier weniger ausgeprägt als bei klassischen Fonds.
Weiterhin unterscheiden sie sich von klassischen Fonds durch ihre geringen Anlagebeschränkungen, durch die Nutzung von Finanzinstrumenten wie Leerverkäufen und Derivaten sowie durch ihre oft geringe Liquiditätsbasis und die Nutzung von Fremdkapital.
Zudem ist die Performance eines Hedgefonds sehr viel stärker von den Entscheidungen des Fondsmanagers abhängig und weniger von der Gesamtperformance des Marktes als es bei klassischen Fonds der Fall ist.
Hinter den hohen Renditen verstecken sich oft sehr hohe Risiken. Während klassische Fonds mit traditionellen Wertpapierstrategien Gewinne erwirtschaften, wenn der Markt sich positiv entwickelt, sind Hedgefonds davon unabhängig, da sie auch auf fallende Kurse spekulieren. Somit können sie fortwährend Renditen einfahren, solange der Fondsmanager das richtige Gespür besitzt und mit seinen Spekulationen Recht behält.
Zudem nutzen Hedgefonds Leverage-Effekte, bzw. Hebelwirkungen, indem sie auf einen geringen Eigenkapitalanteil setzen und vorwiegend kreditfinanziert spekulieren. Diese Strategie führt zwar zu höheren Gewinnen, falsche Entscheidungen fallen jedoch umso schwerwiegender aus.
Kapitalanleger können in Deutschland nicht ohne weiteres in Hedgefonds investieren, da diese Finanzprodukte gewohnheitsgemäß nicht den gesetzlich vorgeschriebenen Anlegerschutz bieten. Deshalb wurde vom Gesetzgeber festgelegt, dass nur spezielle Hedgefonds jedem offen stehen.
Hedgefonds, die Privatanlegern offen stehen
Privatanleger dürfen in Deutschland lediglich in Dach-Hedgefonds investieren. Dabei handelt es sich um sogenannte Fund Of Funds, also einen Fonds, der in andere Hedgefonds investiert. So kann ein gewisser Grad der Risikostreuung erreicht werden, denn fährt einer der Fonds Verluste ein, können diese durch die Gewinne aus anderen Fonds abgefangen werden.
Kapitalanleger, die in Dach-Hedgefonds investieren, müssen jedoch oft hohe Gebühren in Kauf nehmen: Nicht nur der Dachfonds erhebt Gebühren, auch die Kosten für die einzelnen investierten Fonds müssen beglichen werden. So können sich die Gebühren schnell potenzieren.
Hedgefonds, die Privatanlegern nicht offen stehen
Sogenannte Single-Manager-Hedgefonds, die von einem einzelnen Manager betreut werden, stehen Privatanlegern nicht offen. Das Risiko dieser Investition wird vom Gesetzgeber als zu hoch eingestuft.
Obgleich der Gesetzgeber spezifische Formen der Investition in Hedgefonds auch für private Kapitalanleger zulässt, handelt es sich nicht wirklich um eine sinnvolle Investition für Privatanleger. Die Risiken bleiben trotz gesetzlicher Reglementierungen immens. Damit sind diese Investitionen generell eher eine Investition für institutionelle Großanleger.
Die zugelassenen Dach-Hedgefonds gelten als weniger risikoreich, weil ihr Erfolg nicht von den Entscheidungen eines einzelnen Fondsmanagers abhängig ist und ein gewisser Grad der Risikostreuung erreicht werden kann. Dennoch bleiben weitere Gefahren wie beispielsweise der hohe Einsatz von Krediten bestehen.
Hinzu kommen die besonders hohen Kosten. Zunächst fällt sowohl für den Dachfonds, als auch für die investierten Hedgefonds regelmäßig eine Verwaltungsgebühr von zwei bis fünf Prozent an, auch wenn keine Gewinne eingefahren werden. Hinzu kommt eine Performancefee von 10 bis 20 Prozent, wenn Manager erfolgreich agieren. Manche Hedgefonds erheben sogar eine weitere Performancefee, wenn ein gewisser Höchststand (High-Watermark) erreicht wird.
Es sind gleich mehrere Eigenschaften, die Hedgefonds ihren schlechten Ruf einbringen und immer wieder für Negativschalgzeilen in den Medien sorgen.
Der schlechte Ruf geht zunächst auf die riskanten Anlagestrategien von Hedgefonds zurück. Diese sorgten in der Vergangenheit immer wieder für spektakuläre Pleiten. Die durchschnittliche Lebensdauer von Hedgefonds liegt bei gerade einmal fünf Jahren.
Ein besonders plakatives Beispiel für eine solche Pleite war der Hedgefonds FX Concepts, der von John Taylor gemanagt wurde. Zu Hochzeiten war FX Concepts zeitweise der größte und älteste Devisen-Hedgefonds im internationalen Vergleich und verwaltete bis zu vierzehn Mrd. US-Dollar.
Doch 2013 meldete der Fonds Insolvenz an. Taylor hatte jahrelang gegen den Euro gewettet und sich verspekuliert, denn die europäischen Regierungen und die EZB (Europäische Zentralbank) handelten nicht seinen Erwartungen gemäß und setzten sich für den Erhalt der einheitlichen EU-Währung ein.
Die riskanten Anlagestrategien sind jedoch nicht nur ein Problem für Anleger, die sich bewusst für die Investition in Hedgefonds entschieden haben. In manchen Fällen sind Hedgefonds und ihre Investitionsvolumen so groß, dass sie das gesamte Marktgeschehen beeinflussen. Aus diesem Grund werden sie von der Europäischen Union auch als Schattenbanken eingestuft, denn sie agieren wie Banken, unterliegen aber nicht deren Regulierungen.
Ein bekanntes Beispiel für eine Anlagestrategie, mit der Hedgefonds das Gesamtmarktgeschehen in der Vergangenheit beeinflusst haben, sind Leerverkäufe. Dabei wird eine immense Menge an Wertpapieren, wie beispielsweise Aktien, an der Börse verkauft. Der Verkäufer spekuliert darauf, dass ein Überangebot entsteht und es zu Kursverlusten kommt.
Die Krux: Bei einem Leerverkauf befanden sich die zum Verkauf angebotenen Wertpapiere nie im Besitz des Verkäufers. Sie wurden lediglich geliehen. Durch das von ihm verursachte Überangebot sinken die Kurse und die Preise der Wertpapiere verringern sich.
So kann der Verkäufer, in diesem Fall ein Hedgefonds, die bereits verkauften Papiere zu niedrigeren Preisen im Nachhinein wieder erstehen. Der Unterschied zwischen Verkaufs- und Einkaufspreis macht dann seinen Gewinn aus.
Die dadurch herbeigeführten Kursverluste können sich jedoch verheerend für den Emittenten der Wertpapiere auswirken. Das bekannteste Beispiel hierfür ist wohl Lehman Brothers. Als die Bank sich bereits aufgrund fauler Kredite in der Krise befand, drückten Leerverkäufe weiter ihren Wert. Lehman Brothers musste schließlich im Jahr 2008 Insolvenz anmelden.
Bei Leerverkäufen handelt es sich nur um eine von vielen Strategien, die von Hedgefonds verfolgt werden. Es ist jedoch naheliegend, dass von Finanzprodukten, die auf sinkende Märkte setzen, um jederzeit hohe Renditen einfahren zu können, erwartet wird, dass sie dem Markt tendenziell schaden zufügen.
Ein weiterer Grund, warum Hedgefonds in der Kritik stehen, ist, das sie schonungslos und unethisch agieren. Es zählt eben nur die Rendite. Dementsprechend lassen sich die allgemeine Unbeliebtheit von Hedgefonds und die zahlreichen Negativschlagzeilen erklären.
Aufgrund der riskant-komplexen Anlagestrategien ist generell von einer Investition in Hedgefonds abzuraten. Eine naheliegende Alternative sind klassische Investmentfonds, die unter die OGAW-Richtlinie der EU fallen und durch die BaFin reguliert werden.
Eine weitere Alternative bieten passiv gemanagte Indexfons (ETF). ETF versuchen nicht, wie Hedgefonds, den Markt zu schlagen. Somit sind die Renditeaussichten hier zwar geringer, gleichzeitig sind die Kosten für ETF jedoch auch niedriger.
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