Von Saskia Reh, Mauritius Kloft – aktualisiert am 13.11.2023
Soziale Anleihen sind eine neue Art der Finanzierung von sozialen Projekten, die immer mehr Investoren anziehen. So
verzeichneten Social Bonds im Corona-Jahr 2020 einen Anstieg des Emissionsvolumens um rund
700 % im Vergleich zum
Vorjahr.
Social Bonds bieten dabei eine attraktive Möglichkeit für Sie als Anlegerin oder Anleger, Ihr Portfolio zu
diversifizieren und gleichzeitig einen gesellschaftlichen Nutzen zu erzielen.
Doch was genau sind Social Bonds? Welche Risiken gehen Sie beim Investieren in Social Bonds ein? Und lohnt es sich
heutzutage in Social Bonds zu investieren – oder waren sie lediglich ein Corona-Phänomen? Mehr dazu erfahren Sie in
unserem Beitrag.
Sind Social Bonds nachhaltig?
Was Sie beachten
sollten
Welchen Ertrag kann ich beim Investieren in soziale Anleihen erwarten?
Zu den Renditen
Die wichtigsten Begriffe zu nachhaltigen Geldanlagen:
Zum Glossar
Soziale Anleihen (englisch: „Social Bonds“) sind festverzinsliche Schuldverschreibungen. Konkret
finanzieren Sie als
Anlegerin oder Anleger Projekte mit positiver sozialer Wirkung – und erhalten dafür einen Zinssatz gezahlt. Social
Bonds können sowohl von Staaten als auch von Unternehmen angeboten werden.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Anleihen verwenden die
Unternehmen das Kapital aus Social Bonds ausschließlich für
Projekte mit gesellschaftlichen Zielen. Sie als Anlegerin oder Anleger können etwa in bezahlbare
Basisinfrastruktur
(z.B. sauberes Trinkwasser oder Sanitäreinrichtungen) investieren.
Beispiel |
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Die Tiroler Landesbank Hypo Tirol hat 2021 einen Social Bond begeben. Dieser soll zur Schaffung und Sanierung von bezahlbarem Wohnraum in Tirol beitragen[1]. |
Sie erhalten regelmäßige Zinszahlungen auf Ihre Anlage – und nach Ablauf der im Voraus festgelegten
Laufzeit der
Anleihe den ursprünglichen Betrag zurück. Wie herkömmliche Anleihen können Sie Social Bonds aber auch während der
Laufzeit verkaufen. Sie sollten jedoch die Risiken beachten, ähnlich wie bei herkömmlichen Anleihen (siehe unten).
Exkurs: Der Boom von Social Bonds durch die Corona-Pandemie
Ihren Durchbruch haben Social Bonds durch die Corona-Krise erlangt. Ein kurzer Rückblick: Um kurzfristige
Beschäftigung zu ermöglichen und die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie aufzufangen, rief die Europäische Union
ihr bisher größtes Programm SURE („Support to mitigate Unemployment Risks in an Emergency“) ins
Leben[2].
Es trug dazu bei, Menschen während der Coronavirus-Pandemie in Arbeit zu halten. Um es zu finanzieren, hat die
Europäische Kommission Social Bonds begeben – im Rahmen von neun Emissionen zwischen Oktober 2020 und Dezember 2022
soziale Anleihen im Wert von insgesamt 98,4 Mrd. €[3].
Dadurch wurde die Europäische Kommission zu einem der weltweit bedeutendsten Emittenten von ESG-Anleihen (Umwelt,
Soziales und Governance).
Pauschal lässt sich das nicht sagen. Grundsätzlich gilt: Soziale Anleihen werden oft als nachhaltige
Investitionsmöglichkeit beworben, die gesellschaftliche Probleme angeht und zu lösen versucht.
Allerdings gibt es keine einheitlichen Standards, die festlegen, welche Projekte als sozial gelten. Auch Kriterien
wie die Wirkungsmessung – bzw. wie die Wirkungsanalyse funktionieren soll – fehlen. Die tatsächlichen sozialen
Auswirkungen sind kaum messbar, weshalb es auch bei Social Bonds Unternehmen gibt, die Greenwashing
betreiben.
Social Bonds-Prinzipien
Als Orientierung für Investoren veröffentlichte die International Capital Market Association (ICMA
Group) jedoch die
Social Bonds Principles (SBP):
Die SBP dienen Ihnen als Anlegerin oder Anleger als Leitfaden, um in Anleihen zu investieren, die wirklich soziale
Lösungen angehen. Sie geben vor, dass Unternehmen die Erlöse von sozialen Anleihen ausschließlich zur teilweisen
oder vollständigen Finanzierung geeigneter sozialer Projekte verwenden.
Die ICMA Group hält die Emittenten mithilfe der vier Kernkomponenten auf freiwilliger Basis zu
Transparenz und
Offenlegung an.
Die vier Kernelemente der SBP
1. Verwendung der Emissionserlöse:
Die Emissionserlöse eines von Ihnen investierten Social Bonds sollten stets für geeignete
soziale Projekte genutzt
werden. Diese sollten einen klaren sozialen Nutzen schaffen, der von Unternehmen evaluiert und – sofern möglich –
quantifiziert wird.
Beispiele für soziale Projekte:
2. Projektbewertung und -auswahl:
Emittenten von Social Bonds sollten Ihnen als Anlegerin und Anleger gegenüber die Ziele des Projektes klar
kommunizieren – und wie die geeigneten Projektkategorien (siehe oben) bestimmt werden.
3. Kontrolle der Erlöse:
Die Unternehmen sollten die Einnahmen aus einem Social Bond einem Unterkonto gutschreiben, sie auf ein Teilportfolio
transferieren oder anderweitig nachverfolgen. Hierzu sollte der Emittent einen formalen und internen Ablauf haben.
So können Sie sichergehen, dass Ihr investiertes Geld ausschließlich für sozial orientierte Projekte genutzt wird.
4. Berichterstattung:
Es ist wichtig, dass Unternehmen, die Aktien oder Anleihen ausgeben und Kapital aufnehmen, Sie transparent über die
Mittelverwendung informieren. Sie als Anlegerin oder Anleger sollten regelmäßig über die Verwendung des Geldes bis
zum Ende der Verteilung sowie bei wichtigen Änderungen informiert werden[4].
Pauschal lässt sich das nicht beantworten. Grundsätzlich bieten Social Bonds Ihnen als Anlegerin oder Anleger jedoch
ähnlich hohe Renditen wie konventionelle Anleihen. Sie gelten jedoch vor allem als
Sicherheitsbaustein im Portfolio.
Wie bei herkömmlichen Anleihen ergibt sich der Ertrag bei sozialen Anleihen aus der Differenz zwischen dem
Verkaufspreis und dem Nennwert der Anleihe. Bei Social Bonds gelten die Kurse jedoch als etwas
schwankungsanfälliger
als bei herkömmlichen Anleihen.
Während der Laufzeit der Nachhaltigkeitsanleihe erhalten Sie als Anlegerin oder Anleger zudem regelmäßig
Zinsen
gezahlt. Dieser sogenannte Kupon ist über die Laufzeit gleich hoch und hängt von den Zinssätzen auf dem Markt ab.
Auch hier gibt es wieder einen Unterschied zu konventionellen Anleihen: Um Sie als Investorin oder Investor
anzuziehen, bieten einige Emittenten aufgrund der nachhaltigen Ziele etwas höhere Zinsen. Aufgrund des jahrelangen
niedrigen Zinsniveaus in der Eurozone gab es zu Beginn des Booms vieler Social Bonds im Jahr 2020 wenig bis kaum
Zinsen auf Ihre Anlage.
Die DKB hat beispielsweise einen Social Bond begeben, um ihr Geschäft zur Wasserversorgung und -entsorgung in
Deutschland zu refinanzieren. Die Anleihe war laut DKB bei einem Kupon von nur 0,01 % für zehn Jahre dennoch
vierfach überzeichnet gewesen, was die hohe Nachfrage aufzeigt.
Beispiel |
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Die NRW-Bank hat 2023 einen neuen Social Bond mit einem Volumen von 1 Mrd. € begeben. Dieser soll unter anderem bezahlbares Wohneigentum, Bildung, Pflegeheime und Gesundheitswesen sowie Katastrophenmanagement unterstützen. Investoren erhalten hier einen Kupon von 2,875 %[5]. |
Es gibt einige Risiken. Ein Überblick:
Bonitätsrisiko
Wenn der Emittent einer Anleihe in finanzielle Schwierigkeiten gerät oder gar in Konkurs geht, droht
ein
Zahlungsausfall. Somit hängt Ihr Risiko von der Kreditwürdigkeit des Emittenten ab: Je geringer
seine Bonität, desto
höher ist das Risiko für Sie. Dieses sogenannte Bonitätsrisiko gibt es sowohl bei sozialen als auch
bei
herkömmlichen Anleihen.
Zinsänderungsrisiko
Soziale Anleihen können auch anfällig für Zinsänderungsrisiken sein, da höhere Zinssätze die
Refinanzierungskosten
für das Unternehmen bzw. einen Staat erhöhen. Die Anleihenkurse fallen indes, sobald die Zinsen steigen. Das kann
mit Kursverlusten für Sie einhergehen.
Greenwashing-Risiko
Bei sozialen Anleihen bezieht sich Greenwashing auf die falsche Darstellung der sozialen
Auswirkungen einer
Investition. Es handelt sich um Unternehmen oder Organisationen, die falsche Behauptungen über ihre positiven
sozialen Ziele aufstellen. Um Greenwashing zu vermeiden, müssen Sie als Anlegerin oder Anleger die Anleihe gründlich
analysieren. Prüfen Sie die Erfolgsbilanz eines Emittenten, das zu finanzierende Projekt und die
erwarteten sozialen
Auswirkungen. Greifen Sie auch auf Zertifizierungen und Ratings von externen Anbietern zurück.
Social Bonds sind nicht die einzigen Nachhaltigkeitsanleihen auf dem Kapitalmarkt. Im Folgenden haben wir für Sie
weitere Anlagemöglichkeiten aufgeführt:
Green Bonds
Green Bonds unterscheiden sich lediglich
hinsichtlich der Verwendung der Erlöse von den Social Bonds. Bei grünen
Anleihen nutzen die Unternehmen das von Ihnen investierte Geld für umweltfreundliche
Projekte. So können Sie in
Projekte für erneuerbare Energien, nachhaltige Landwirtschaft oder Maßnahmen für den Klimaschutz
investieren[6].
Sustainability Bonds
Mithilfe von Sustainability Bonds können Sie als Anlegerin oder Anleger in Projekte investieren, die
ökologische als
auch soziale Ziele verfolgen. Sie erfüllen dadurch die Ziele der Social Bonds und der Green
Bonds[7].
Rentenfonds
Anstatt in einzelne Anleihen zu investieren, können Sie Ihr Geld auch in einen ganzen Rentenfonds
anlegen. Mit einem
Investment in einen solchen nachhaltigen
Fonds streuen Sie Ihr Risiko entsprechend über viele verschiedene Anleihen
– je nach Ausrichtung auch Social Bonds und Green Bonds.
Impact Investing
Betrachten wir Social Bonds als Anlagemöglichkeit, kommt auch schnell das sogenannte Impact Investing zum Tragen. Das
ist keine Anlageklasse, sondern ein Investmentansatz. Unter diesen können auch Social
Bonds und Green Bonds fallen.
Sie können mit Ihrem Investment eine realwirtschaftliche Wirkung erzielen und
unterstützen die Nachhaltigkeitsziele
von Unternehmen. Impact Investing bezieht sich indes nicht nur auf nachhaltige Anleihen, sondern etwa
auch auf
Aktien oder Crowdinvesting.
Hier sind einige Tipps für Investitionen in Social Bonds:
Bild-Copyright: © PantherMedia / AndreyPopov
Quellenangaben