Von Mauritius Kloft – aktualisiert am 08.11.2024
Wer sein Geld in Edelmetalle anlegen will, muss
nicht allein auf Gold setzen – auch Silber ist eine
Alternative.
Silber ist eines der ältesten bekannten Edelmetalle und wurde bereits in der Antike
verwendet, vor allem zur Herstellung von Schmuck. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an industriellen Anwendungen für
das Edelmetall, aufgrund seiner besonderen Eigenschaften.
Bei Silber als Investmentalternative zu Gold sollten Anlegerinnen und Anleger jedoch einiges beachten. Denn eins zu eins
können Sie Silber und Gold nicht ersetzen. Im folgenden Beitrag erfahren Sie, was die zentralen
Unterschiede der Anlagen
sind, welche Chancen und Risiken es beim Kauf von Silber gibt und welche Alternativen Sie zum Erwerb von physischem
Silber
haben.
Warum sollte ich Silber kaufen? Diese Gründe gibt es
Wie kann ich mein Silber verkaufen? Was Sie dazu wissen sollten
Keine Barren oder Münzen erwerben? Zu den Alternativen zum Silberkauf!
Es gibt einige Gründe, warum Silber als Geldanlage sinnvoll sein kann. Silber gilt ebenso wie Gold als
„sicherer Hafen“.
In Zeiten von wirtschaftlicher Unsicherheit oder Inflation gewinnt Silber tendenziell an Wert. Der
Grund: Das Vorkommen
von Silber ist begrenzt und lässt sich nicht reproduzieren. Dadurch hat es einen „inneren Wert“,
ähnlich wie andere
Edelmetalle. Zudem ist es wie Gold seit Jahrtausenden als Zahlungsmittel anerkannt und gilt als
Währungsmetall.
Edelmetallexperte Wolfgang Wrzesniok-Roßbach sieht daneben einen zentralen Vorteil von Silber als Geldanlage. „Silber
ist ein wichtiges Industriemetall, das in zukunftsträchtigen Industrien gebraucht wird, wie der Elektrotechnik oder der
Photovoltaikindustrie.“ Daher könne es von einer wachsenden Weltwirtschaft profitieren, so der Experte – sei jedoch
weniger konjunkturanfällig als Gold, das etwa von der Nachfrage aus der Schmuckindustrie abhängt.
„Hier liegen definitiv die Chancen von Silber“, sagt er. „Der Bedarf an Silber könnte exponentiell
steigen, weil die
Produktion die
Silbernachfrage der Industrie nicht so zügig decken kann.“ Allerdings ist der Silberkurs sehr volatil,
was die Risiken
für Sie steigert (siehe unten).
Silber kann als „kleiner Bruder“ eine gute Ergänzung zu Gold darstellen, da es für eine breitere
Diversifizierung in
Ihrem Portfolio sorgen kann. Das gilt besonders, weil Silber rund 80 mal günstiger ist als Gold. Silber werde daher
„Gold des kleinen Mannes“ genannt, so Edelmetallexperte Wrzesniok-Roßbach. Der Experte rät indes dazu, nur bis zu
10 %
des Portfolios in Edelmetalle zu halten, je nach Risikotoleranz etwas mehr. „Dabei sollten Anlegerinnen und Anleger auf
keinen Fall Silber übergewichten – es sollte höchstens 2 % des Gesamtportfolios ausmachen“, sagt er. Anders
ausgedrückt: Investieren Sie in Edelmetalle, sollte Silber höchstens einen Anteil von einem Fünftel einnehmen.
Denn ein Investment in Silberprodukte gilt als riskant. „Aufgrund ihrer
historischen
Funktion als Währungsmetall orientiert sich der Silberpreis am Goldkurs. Allerdings ist die Volatilität deutlich höher
als bei Gold“, sagt er. Der Grund: Der Silbermarkt ist enger als der Goldmarkt.
Dadurch sind die Kursschwankungen höher, im Gegenzug können größere Gewinne locken. Entsprechend gilt Silber noch mehr
als
Gold als Spekulationsobjekt. „Attacken von Hedgefonds können zu drastischen Kursstürzen führen. Wenn
Anleger zum
falschen Zeitpunkt einsteigen, schreiben sie unter Umständen große Verluste“, warnt Wrzesniok-Roßbach.
Über den Experten
Wolfgang Wrzesniok-Roßbach ist Gründer und geschäftsführender
Gesellschafter
der in
Deutschland ersten nur auf Edelmetallthemen spezialisierten Unternehmensberatung „Fragold “. Mit mehr als 30
Jahren
Berufserfahrung in der Branche gilt er als einer der profiliertesten Edelmetallexperten
hierzulande.
Vor seiner
Zeit bei Fragold war der gelernte Investmentbanker acht Jahre lang Sprecher der
Geschäftsführung
von
Degussa-Goldhandel, den er zu einem der größten Goldhändler Deutschlands ausbaute. Stationen
seiner
Karriere waren zudem die Dresdner Bank und der Goldhersteller Heraeus.
Ebenso wie Gold wird Silber in der Gewichtseinheit Feinunze gehandelt. Eine Unze entspricht
31,1035 Gramm.
Der Silberpreis läuft ebenso auf eine Feinunze in US-Dollar.
Absolut vergleichen können Sie die Kurse von Gold und Silber indes kaum – weil die Preise so stark
auseinandergehen. Allerdings wird bisweilen die Gold-Silber-Ratio angegeben, also wie viel
Silber Sie für
eine Unze Gold erhalten. Dafür wird der Goldpreis durch den Silberpreis geteilt. Eine Gold-Silber-Ratio von
mehr als 80 zeigt an, dass Silber aktuell unterbewertet ist. Sie erhalten 80 Unzen Silber für eine Unze
Gold. Umgekehrt gilt Silber bei einer Ratio von weniger als 40 als überbewertet. Die Gold-Silber-Ratio kann
eine Entscheidungshilfe für Anlegerinnen und Anleger sein – Sie sollten jedoch auf gar keinen Fall nur
darauf schauen.
Anbei finden Sie eine Übersicht über die wichtigsten Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Gold und Silber:
Gold |
Silber |
|
---|---|---|
Verwendungszweck | Wertanlage, Schmuck | Wertanlage, Schmuck, Industrie |
Kursschwankung | mäßig bis hoch | sehr hoch |
Wertspeicher | ja | eher ja |
Geringes Investment | gut möglich | sehr gut möglich |
Besteuerung | Kauf steuerfrei | MwSt. von 19 % |
Die gängigste Möglichkeit ist es, physisches Silber zu kaufen. In diesem Fall können Sie Silber in Form
von Barren
oder Münzen erwerben – etwa bei Münzgeschäften, Juwelieren oder Edelmetallhändlern. Es gibt auch Onlinehändler, die
Silberprodukte verkaufen.
Neben dem physischen Kauf von Silbermünzen oder -barren können Sie in Silberaktien investieren. Das
sind Aktien von
Unternehmen, die in der Silberindustrie tätig sind, zum Beispiel Silberminenbetreiber oder Silberverarbeiter. In dem
Fall profitieren Sie nur indirekt von der Wertentwicklung von Silber, ähnlich wie bei Goldaktien[3].
Ein direktes Investment in Silber ist indes durch den Kauf von sogenannten Silber-ETC möglich
(Abkürzung für
„Exchange Traded Commodity“, also börsengehandelter Rohstoff). Silber-ETC sind Zertifikate, die den Silberkurs
nachbilden, aber physisch mit dem Edelmetall hinterlegt sind.
Der Vorteil für Sie als Anlegerin oder Anleger liegt auf der Hand: So profitieren Sie von einem Silberinvestment,
ohne sich um die Verwahrung des Silbers kümmern zu müssen[4]. Allerdings haben Sie kein physisches Silber
zur Hand, wie
beim Kauf von Anlagemünzen oder Barren. „Es kommt stark auf Ihr Motiv an. Sollten Sie Silber als Notnagel besitzen
wollen, eignen sich Silber-ETC womöglich nicht“, erklärt Edelmetallexperte Wrzesniok-Roßbach.
Beim Kauf von Silberprodukten sollten Sie einiges beachten. Eine Übersicht:
Barren oder Münzen
Beim Silberkauf müssen Sie sich zwischen Münzen und Barren entscheiden. Während
Silbermünzen
typischerweise ein bestimmtes Motiv tragen, ist das bei Barren in der Regel nicht der Fall. Barren sind
meist in größerem Gewicht verfügbar, während Anlagemünzen sehr kleinteilig sind – eine kleine Stückelung
ist leichter handhabbar.
„Bei der Wahl zwischen Barren und Münzen sollten Sie sehr genau hinschauen“, rät Edelmetallexperte
Wrzesniok-Roßbach. „Der Kauf von Silberbarren lohnt sich erst ab einem Kauf von einem Kilogramm oder
mehr. Bei kleineren Barren werden zu große Aufschläge fällig“, sagt er. „Kleinere Barren sind
vergleichsweise sehr teuer, teils wird gar ein Aufschlag von 80 % fällig.“ Der Grund dafür sei, dass die
Produktion von Silberbarren deutlich teurer ist. Zudem ist die Auflage wesentlich geringer, weil
Silbermünzen
lange einen Steuervorteil boten und entsprechend häufiger gekauft wurden. Kleinere Silberbarren fristeten
„ein reines Nischendasein“, so Wrzesniok-Roßbach.
Grundsätzlich gilt die einfache Regel: Je mehr Sie investieren wollen, desto größer sollte das Stück
sein, das Sie kaufen. „Anlegerinnen und Anleger können auf eine Masterbox mit in der Regel 500
Silbermünzen setzen. Auch das kann eine praktische Möglichkeit sein, Silber zu kaufen.“
Verkauf
Grundsätzlich ist es beim Silberkauf wichtig, bereits an den
Verkauf
zu denken. Deshalb sollten Sie
darauf achten, dass es einen ausreichend großen Zweitmarkt gibt. Bei folgenden Silbermünzen
ist das
Fall:
Bildquellen: jeweils MDM Münzhandelsgesellschaft
Viele dieser Anlagemünzen sind offizielles Zahlungsmittel in ihrem Ausgabeland. So können
sie –
theoretisch – gegen ihren Nennwert, der meist aufgeprägt ist, gegen die Landeswährung getauscht werden.
Das lohnt sich meistens jedoch nicht.
Für Silberbarren kann ein zusätzliches Qualitätsmerkmal zudem der Hersteller sein, etwa
solche mit
einem
Prägestempel von Heraeus, Umicore, Valcambi, Royal Mint, Perth Mint, C. Hafner oder Heimerle+Meule. Denn
diese Scheideanstalten besitzen eine Zertifizierung der London Bullion Market Association
(LBMA), dem
größten Handelsplatz für Gold und Silber. Allerdings gelte, so Wrzesniok-Roßbach: „Bei europäischen
Herstellern spielt eine LBMA-Zertifizierung keine entscheidende Rolle. Anders gesagt: Es gibt auch
Produzenten ohne Zertifizierung, bei denen es trotzdem einen großen Zweitmarkt gibt.“ Ein Beispiel sei
das Unternehmen Geiger Edelmetalle, das neben Silberbarren die beliebten Arche-Noah-Münzen prägt.
Reinheit
Beim Kauf entscheidend ist besonders der Feingehalt des Silbers. Die Reinheit wird
normalerweise in
Tausendsteln angegeben: Feinsilber weist eine Feinheit von 999,99 auf. Eine alte Einheit für den Silber-
und Goldanteil ist Karat. Hierbei wird das Gewicht des Edelmetalls in 24 Einheiten aufgeteilt. 24 Karat
bedeutet folglich reines Silber.
Aktueller Silberpreis
Selbstverständlich ist der Silberpreis entscheidend. Anders als beim Goldpreis gibt es seit 2014 kein
sogenanntes Fixing mehr. Bei diesem Verfahren wird ein Gold-Referenzpreis zweimal täglich vom London
Bullion Market festgestellt. Vielmehr entsteht der Silberpreis an Rohstoffbörsen durch Silberangebot
und
Silbernachfrage.
Daneben sollten Sie auf den aktuellen Dollarkurs achten. Bei ungünstigem
Dollar-Euro-Verhältnis kann es
sein, dass Sie weniger Silber für den gleichen Preis erhalten. Andererseits kann ein gutes
Dollar-Euro-Verhältnis praktisch sein.
Händler
Sie sollten Silber stets von einem vertrauenswürdigen Händler kaufen, um sicherzustellen,
dass Sie
echtes Silber erhalten. Unseriöse Händler erkennen Sie zum Beispiel daran, dass sie Ihnen Zinsen
versprechen. Doch als Edelmetall zahlt Silber keine Zinsen oder Dividenden, ein solches Versprechen
deutet also auf einen Betrug hin. Am besten kaufen Sie das Silber bei einem durch die Webseite „gold.de “
zertifizierten Händler. Bei diesen gehen Sie beim Erwerb auf Nummer sicher.
Kosten
Beim Silberkauf müssen Sie stets mit einem Aufschlag rechnen. Dieser wird für den Service
des Händlers
fällig und umfasst etwa den Import, den Versand oder die Vermittlung. Auch die Mehrwertsteuer von 19 %[5] reicht der Händler an die Kunden weiter. Der Silberaufschlag macht daher oft deutlich mehr als 20 % des eigentlichen Wertes aus, also des Spotpreises an der Börse. Von der Form – ob Barren oder Münzen – hängen die Aufschläge ebenso ab (siehe oben).
Sonderfall Zollfreilager
Um sich die Mehrwertsteuer ganz legal zu sparen, können Sie Barren direkt in ein sogenanntes
Zollfreilager hineinkaufen. Das ist ein Zwischenlager, meist mit Sitz in der Schweiz.
Wichtig ist
jedoch, dass das Silber während der Anlagezeit im Zollfreilager verbleibt. Sie können es folglich nur an
den Händler verkaufen, der das Zollfreilager betreibt. Entsprechend erzielen Sie womöglich einen
geringeren Ankaufspreis.
Es gibt noch weitere Gründe, die gegen diese Möglichkeit sprechen, erklärt Wrzesniok-Roßbach. „Für den
Kauf- und Verwaltungsprozess verlangen die Händler eine hohe Marge von teils 15 % oder mehr. Dazu
werden
jährliche Lagergebühren von rund 2 % fällig“, so der Experte. „Der eigentliche Steuervorteil löst sich
so schnell in Wohlgefallen auf.“ Ohnehin sei eine zollfreie Lagerung nur für größere Anleger geeignet,
da der Mindestanlagebetrag bei 15.000 € oder mehr liege. „Für kleine und mittlere Investments haben
Zollfreilager keine wirklichen Vorteile“, sagt Wrzesniok-Roßbach.
Verwahrung
Ebenso wie bei Goldbarren und Goldmünzen sollten Sie sich beim Kauf von Silber Gedanken machen, wo Sie
das erworbene Edelmetall lagern und sicher aufbewahren. So können Sie etwa auf ein
Bankschließfach
setzen. Die Kosten dafür liegen bei rund 60 € im Jahr, womöglich aber deutlich höher. Etwas
umständlicher ist es, sich einen Tresor für zu Hause anzuschaffen.
Zwar ist es für Verbrecher schwerer, den gleichen Wert in Silberbarren zu erbeuten als in Gold. Dennoch
sollten Sie Silber ebenfalls sichern – und müssen entsprechend bei der Verwahrung von Silber mit höheren
Kosten rechnen. Zollfreilager eignen sich derweil nicht für Privatanleger (siehe oben).
Anders als Gold müssen Sie beim Kauf von Silber die Mehrwertsteuer von 19 % zahlen – sowohl auf
Barren als auch auf
Münzen. Lange Zeit galt zwar der vergünstigte Steuersatz von 7 % auf alle Silberprodukte, 2014 wurde dieser
gekippt.
Es etablierte sich die sogenannte Differenzbesteuerung, die zumindest für Silbermünzen aus dem Nicht-EU-Ausland und
somit für die meisten Anlageobjekte griff.
Durch diese Regelung wurde der ermäßigte Steuersatz von 19 % nur auf die Differenz zwischen Einkaufspreis und
Verkaufspreis von Münzen angewendet. Die Händlermarge wurde folglich differenzbesteuert.
Seit 2023 müssen Sie den Steuersatz jedoch auf den vollen Betrag zahlen. Entsprechend sind die Aufschläge auf
Silbermünzen deutlich gestiegen. Lediglich bei Silbermünzen mit einem Sammlerwert von mehr als 250 %
des
eigentlichen Materialwertes gilt noch der ermäßigte Umsatzsteuersatz[6] – diese Münzen dürften aber die Ausnahmen bilden.
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