Von Mauritius Kloft – aktualisiert am 18.04.2024
Überprüft von Saskia Reh
Warren Buffett, George Soros und Peter Lynch haben es über Jahre hinweg vorgemacht: Mit
Stock-Picking den Markt
schlagen und eine Überrendite erwirtschaften.
Lesen Sie hier, wie Stock-Picking funktioniert und wie es in der Praxis angewendet wird. Erfahren Sie außerdem, für
wen sich die komplexe Anlagestrategie wirklich lohnt – und was Sie alles beachten sollten.
Welche Anlagestrategien gibt es?
Zum
Vergleich
ETF-Depot aufbauen:
Zu
unseren Musterportfolios!
Stock-Picking (auf Deutsch „Aktienauswahl“) ist eine Anlagestrategie, bei der Aktionäre ausgehend
von festgelegten
Kriterien in einzelne Aktien
investieren. Die ausgewählten Wertpapiere sollen insgesamt besser als der Gesamtmarkt
performen. Das Ziel ist also eine überdurchschnittliche Rendite[1].
Durch den Fokus auf börsennotierte Einzeltitel steht Stock-Picking im Gegensatz zu breit gestreuten Investitionen,
die der Markteffizienzhypothese folgen und an der gesamten Entwicklung des Marktes partizipieren sollen. Beispiele
dafür sind indexbasierte Fonds (ETF bzw. Indexfonds),
die versuchen, Märkte ganzheitlich abzubilden[2].
Wie Privatanleger einzelne, börsennotierte Unternehmen auswählen, wenn sie dem Stock-Picking-Ansatz folgen, lässt
sich leider nicht ohne Weiteres beantworten. Der Grund dafür ist die Vielfalt möglicher Bewertungskriterien,
Herangehensweisen, Investitionsstrategien oder Analysen (z.B. Fundamentalanalyse). Dabei lassen sich die
Bewertungskriterien folgendermaßen kategorisieren:
Welche Merkmale letztlich zum Stock-Picking herangezogen werden, entscheiden Investoren häufig auf Grundlage ihrer
individuellen Anlagestrategie. Die passenden Bewertungskriterien lassen sich ausgehend von der
Strategie definieren.
Im Folgenden stellen wir drei Börsenstrategien sowie die Kriterien vor, nach denen im jeweiligen
Fall Stock-Picking
betrieben werden kann.
Value Investing
Investoren, die sich auf sogenannte Value-Aktien spezialisieren, legen den Fokus auf
unterbewertete Unternehmen und
deren inhärente Qualitäten. Sie hoffen, beim Kauf einen günstigen Preis zu erzielen und langfristig an
Kurssteigerungen der Aktien zu partizipieren[4]. Die Aktienbewertung spielt hier eine
zentrale Rolle.
Fundamentale Kennzahlen zum Stock-Picking beim Value Investing:
Growth Investing, Wachstumsstrategie
Bei dieser Methode fokussieren sich Anleger auf sogenannte Growth-Aktien oder
Wachstumsaktien[6]. Der
Begriff meint Wertpapiere, für die ein starkes Wachstum vorhergesagt wird. Die Investoren wollen
durch ihre
Aktienanlage am
zukünftigen Wachstum partizipieren – zu welchem Preis Aktientitel eingekauft werden, ist hier
nebensächlich.
Fundamentale Kennzahl zum Stock-Picking beim Growth Investing:
Dividendenstrategie
Verfolgt ein Anleger die Dividendenstrategie, so
wählt er per Stock-Picking lediglich Aktien von Unternehmen aus, die
als Dividenden-Aktien gelten und vergleichsweise hohe Dividenden ausschütten[7]. Ziel ist es nicht,
von
Kurssteigerungen zu profitieren.
Wichtigste Werte zum Stock-Picking bei der Dividendenstrategie:
Exkurs: Fundamental- und Chartanalyse
Um Stock-Picking in der Praxis umzusetzen, ist es erforderlich, Aktien umfassend zu analysieren. So
zielt die
Fundamentalanalyse darauf ab, den inneren Wert einer Aktie zu bestimmen. Hier bewerten Sie als
Anlegerin oder
Anleger Faktoren wie Umsatz, Gewinn, Cashflow, Wachstumsaussichten oder Wettbewerbssituation. Dafür stützen Sie sich
auf Finanzberichte des Unternehmens und allgemeine Wirtschaftsdaten.
Die Chartanalyse (auch technische Analyse) basiert auf der Analyse von historischen
Aktienkursen[9].
Sie arbeitet mit
Trend- und Durchschnittslinien bei der Bewertung des Aktienkurses. Chartanalysten glauben, dass vergangene
Handelsmuster Rückschlüsse auf künftige Kursentwicklungen geben – ganz unabhängig von den zugrunde liegenden
Fundamentaldaten des Unternehmens. Daher ist die technische Analyse umstritten.
Pauschal lässt sich das nicht beantworten. Letztendlich sollten Sie über ein gutes Verständnis der Kriterien
verfügen, nach denen Sie Stock-Picking betreiben. Sie sollten sich zudem ein wenig mit dem Wertpapierhandel
auskennen – und die nötige Zeit mitbringen.
Weiterhin sind beim Stock-Picking betriebswirtschaftliche Kenntnisse von Vorteil. Tiefgreifende
Analysen eines
Unternehmens oder des Geschäftsmodells sowie daraus resultierende Aktienbewertungen sind komplexe Angelegenheiten.
Diese Alternativen haben Sie
Nicht für jede Anlegerin und jeden Anleger eignet sich das Stock-Picking als Anlagestrategie. Denn es ist sehr
zeitaufwendig – und riskant. Sie müssen sich schließlich viel mit einzelnen Aktien beschäftigen, um
eine gute
Auswahl treffen zu können.
Hier bieten sich eher Investitionen an, die den Gesamtmarkt abbilden, zum Beispiel Indexfonds wie ein Dax-ETF oder MSCI World ETF. So können Sie ohne viel Zeitaufwand vom Aktienmarkt profitieren.
Aufgrund der großen Fülle an Anwendungsoptionen lassen sich die Erfolge beim Stock-Picking nicht verallgemeinern. So
gibt es Aktionäre, für die sich Stock-Picking ausgezahlt hat, wie Börsen-Urgesteine Warren Buffett und George Soros
oder bekannte Fondsmanager wie Peter Lynch. Dennoch gehen Sie mit dem Stock-Picking Risiken ein, die Sie bei der
Aktienanlage kennen sollten, um Verluste zu vermeiden.
„Nichts ist umsonst“ – Kosten
Ein genereller Nachteil bei der Investition in Einzelwerte sind die Kosten, die durch den Kauf und Verkauf der Aktien
entstehen – etwa Börsen-, Order- oder Depotgebühren. Provisionen und Gebühren wirken sich stets
negativ auf die
Anlegerrendite aus.
Je öfter Sie Aktien kaufen oder verkaufen, desto geringer ist Ihre Rendite. Denn jedes Mal werden
Transaktionskosten
fällig.
Gleichzeitig gilt: Je weniger Kapital Sie in einzelne Aktien investieren, umso höher muss die Rendite ausfallen, um
die entstandenen Kosten auszugleichen. Das zeigt folgendes Beispiel, in dem von Gebühren in Höhe von 5 €
ausgegangen
wird: Je höher das Investment pro Einzeltitel ist, desto geringer ist der benötigte Kursgewinn, um die anfallenden
Kosten auszugleichen.
Investment |
Kursgewinn |
---|---|
500 € | 1,00 % |
1.000 € | 0,50 % |
2.500 € | 0,20 % |
5.000 € | 0,10 % |
10.000 € | 0,05 % |
20.000 € | 0,03 % |
Investieren Sie also genug Geld pro Aktientitel, um die gezahlten Gebühren über die Rendite wieder rauszubekommen.
Sonst machen Sie ein Minusgeschäft.
„Nicht alle Eier in einen Korb legen“ – Risikostreuung
Mit Blick auf die Gebühren ergibt es zwar Sinn, möglichst viel Kapital pro Aktientitel zu investieren. Gleichzeitig
ist es jedoch gefährlich, wenn ein Portfolio zu wenige unterschiedliche Aktienwerte enthält. Gerade beim
Stock-Picking sollten Sie auf eine gute Risikostreuung achten.
Die breite Diversifikation über verschiedene Anlageklassen hinweg und eine durchdachte Asset Allocation schaffen hier
Abhilfe. Beherzigen Sie stets die alte Börsenregel: „Nicht alle Eier in einen Korb legen.“
Es empfiehlt sich daher, nie allein auf Stock-Picking zu setzen. Zur breiten Risikostreuung können Sie auch in
außerbörsliche Geldanlagen investieren – etwa mithilfe eines Festgeldkontos.
„Gut Ding braucht Weile“ – Geduld
Wer beim Stock-Picking Erfolge sehen will, der braucht vor allem eines: Geduld. Denn es handelt sich
dabei um eine
langfristige Geldanlage, die sich meist erst nach mehreren Jahren auszahlt.
Zudem ist Stock-Picking aktives Vermögensmanagement. So sollten Sie den Zeitaufwand nicht
unterschätzen, der mit der
sorgfältigen und komplexen Auswahl der Aktien sowie den Depotumschichtungen einhergeht. Hier zeigt sich wieder, dass
Stock-Picking nicht für Kleinanleger geeignet ist: Kleine Anlage- und Gewinnbeträge sind nicht in der Lage, die
investierte Zeit aufzuwiegen.
Wem das zu aufwendig ist, kann sich alternativ für aktiv gemanagte Fonds entscheiden und die Arbeit Fondsmanagern
überlassen. Sie wollen aber bezahlt werden – und streichen einen Teil Ihrer Rendite ein.
Bild-Copyright: © PantherMedia / Maximusdn
Quellenangaben