Von Saskia Reh – aktualisiert am 17.11.2023
Überprüft von Mauritius Kloft
Impact Investing hat in den vergangenen Jahren an Popularität gewonnen. Der Grund liegt auf der Hand: Die
Gesellschaft wird sich der Bedeutung sozialer und ökologischer Herausforderungen immer
stärker bewusst, was sich
auch in der Geldanlage widerspiegelt. So stieg das Impact-Volumen laut einer Studie der Bundesinitiative Impact
Investing (BIII) aus dem Jahr 2022 auf insgesamt 38,89 Mrd. €. 2020 gaben die Teilnehmer in der Studie
noch ein
Volumen von 6,46 Mrd. € an[1].
Wollen auch Sie als Anlegerin oder Anleger Ihre finanziellen Ziele mit Ihren Werten in Einklang bringen? Welche
Renditen sind dabei realistisch? Und vor allem: Wie nachhaltig ist Impact
Investing wirklich? Wir zeigen es
Ihnen!
Wie kann ich mit Impact investieren?
Zu den Anlagemöglichkeiten
Welche Erträge kann ich erwarten?
Zu den Renditen
Welche nachhaltigen Investments gibt es noch?
Zu den alternativen
Geldanlagen
Unter Impact Investing fallen nachhaltige Vermögensanlagen, bei denen es darum geht, eine finanzielle Rendite (etwa in Form von Zinszahlungen) mit einer gesellschaftlichen oder ökologischen Wirkung zu verbinden („Impact“ bedeutet Wirkung). Anders als bei konventionellen Investments kann diese aber geringer ausfallen – die erzielte Wirkung steht stattdessen im Fokus, der sogenannte „Impact-First-Ansatz“. Eine
festgelegte Definition von Impact Investing existiert derweil nicht.
Je nach Anlageform wählen Sie als Privatanlegerin oder
Privatanleger zum Beispiel ein nachhaltiges Projekt aus und finanzieren es durch Ihr
Investment mit, etwa mithilfe einer nachhaltigen Bank (siehe
unten). Sie können etwa in ein Projekt zum Bau von Wasseraufbereitungsanlagen investieren. Beim Impact Investing
können Sie genau nachverfolgen, ob und wie viele dieser Anlagen nach Ihrer Investition gebaut wurden.
Impact Investing ist ein nachhaltiger Investmentansatz, wie ESG-Investments
oder der Best-in-Class-Ansatz (siehe unten). Grundsätzlich kann Impact Investing viele Formen annehmen. Es gilt lediglich: Die Unternehmen und Projekte müssen soziale und ökologische Mindeststandards erfüllen.
Als Orientierungshilfe nutzen viele
Impact-Investing-Anbieter die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung – „Sustainable Development Goals“, kurz
SDG.
Bei den SDG geht es darum, Problemen wie Armut, Hungersnot, Umwelt- und Wasserverschmutzung entgegenzuwirken[2].
Sie können über folgende Finanzprodukte nachhaltig und wirkungsorientiert investieren:
ETF und Aktien
Impact-ETF sind passiv gemanagte Fonds,
die an der Börse gehandelt werden und einen ganzen
Aktienindex per Computersteuerung
nachbilden. Im Falle eines Impact-ETF investieren Sie als
Anlegerin oder Anleger in eine Vielzahl an Unternehmen, die nachhaltige Ziele verfolgen. Sie können
jedoch ebenso in einzelne Impact-Aktien investieren. Dadurch gehen Sie aber ein größeres Risiko
ein[3].
Equity-based Crowdfunding
Beim Equity-based Crowdfunding
können Sie als Privatanlegerin oder Privatanleger in junge
Unternehmen investieren, die im Speziellen Nachhaltigkeitsziele umsetzen oder Projekte
finanzieren.
Die Start-Ups lassen Sie an ihrem wirtschaftlichen Erfolg teilhaben. Konkret läuft ein solches
Investment meist über ein Nachrangdarlehen, in dessen Forderungen Sie investieren und es so an die
Start-Ups vergeben. Auch Genussrechte
sind üblich, also ein Wertpapier, das zwischen Anleihe und
Aktie angesiedelt ist. Scheitert aber ein solches nachhaltiges Projekt, müssen Sie mit einem
Totalverlust rechnen.
Mikrofinanzfonds
Bei Mikrofinanzfonds steht der soziale Aspekt im Vordergrund. Mit Ihrem investierten
Kapital werden
Kredite mit geringen Summen (rund 50 $) an Menschen in Entwicklungsländern
vergeben.
Green Bonds und Social Bonds
Green Bonds sind Anleihen, mit denen Sie in
nachhaltige und klimaschonende Projekte investieren.
Social Bonds hingegen sind Anleihen, die ein soziales Projekt finanzieren sollen.
European Long-Term Investment Fund (ELTIF)
Seit 2015 können Sie als Privatinvestorin oder Privatinvestor das nachhaltige Wachstum
der EU mit
Ihrem Kapital fördern. Sie investieren in verschiedene Projekte wie Infrastruktur oder
Digitalisierung. ELTIF stellt dabei einen rechtlichen Rahmen für solche Investments dar, zuvor war
diese Art der Impact Investings ausschließlich institutionellen Investoren vorbehalten.
Beispiele |
---|
Vital Capital
Ein Beispiel für einen Impact-Fonds ist der Vital Capital Fund. Das Unternehmen hat bereits |
DEG
Die DEG, seit 2001 eine Tochterfirma der KfW-Bankengruppe, investiert mittels Impact Investing in |
BonVenture
BonVenture wurde im Jahr 2003 gegründet und hat seitdem mehr als 50 Sozialunternehmen unterstützt. |
Das Impact Investing ist nicht die einzige Anlageform mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit. Sie gilt
aber als die
strengste in dieser Hinsicht. Im Gegensatz zu traditionellen Geldanlagen unterstützen Sie bei
Impact Investings
aktiv das Erreichen von Nachhaltigkeitszielen. Weitere Strategien sind unter anderem die Auswahl anhand von
Negativkriterien, ESG-Investments sowie der Best-in-Class-Ansatz.
Ein Überblick:
Ausschlusskriterien
Bei den Ausschlusskriterien ist der Investmentgedanke der genau Gegenteilige im Vergleich zum Impact Investing. Denn eine Fondsgesellschaft wählt nicht etwa anhand von positiven,
wirkungsorientierten Aspekten Aktien oder Anleihen aus. Hier geht es lediglich darum, Unternehmen
mit bestimmten, negativen Aspekten auszuschließen. Beispiele hierfür sind etwa Waffen, Zigaretten und Alkohol, Glücksspiel, Atomkraft oder Öl.
ESG-Investments
ESG steht für Environmental, Social und Governance.
Es geht also um Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung, nach denen eine
Fondsgesellschaft Wertpapiere auswählt. Eine ordentliche Rendite für Sie als Anlegerin oder Anleger
steht hier im Vordergrund (Finance-First-Ansatz).
Impact Investings bauen auf den ESG-Kriterien auf
und setzen zusätzlich auf ökologische und soziale Wirkung. Anders als bei ESG-Investments
unterstützen Sie bei Impact Investings eine positive realwirtschaftliche Veränderung, auch wenn das
eine geringere Rendite für Sie bedeutet (Impact-First-Ansatz).
Best-in-Class-Ansatz
Beim Best-in-Class-Ansatz investieren Sie in Unternehmen, die sich mehr für nachhaltige
Lösungen einsetzen als andere vergleichbare Firmen. Anders als bei Impact Investings bedeutet das jedoch nicht,
dass das Unternehmen selbst nachhaltig ist oder gar ein Wirkungsziel verfolgt. Letztlich ist es nur
nachhaltiger als die Konkurrenzfirmen eines Sektors.
Standardisierte Normen und Methoden zur Wirkungsmessung gibt es bislang nicht. Impact Investing ist
jedoch zu einem
gewissen Grad durch soziale oder ökologische Kennzahlen messbar – denn es stehen aufgrund des Wirkungsansatzes nicht nur betriebswirtschaftliche Leistungskennzahlen im Fokus.
Transparenz der Unternehmen ist wichtig: Die erreichten sozialen und ökologischen Ziele der Investments müssen
nachweisbar sein. Die oben bereits genannten „Sustainable Development Goals“ bieten hier einen guten Maßstab. Das Global Impact
Investing
Network – eines der führenden Organisationen im Impact Investing – hat gemeinsam mit anderen
Unternehmen den
Messgrößen-Katalog IRIS+ entwickelt. In Bezug auf die SDG werden hier standardisierte Kennzahlen
aufgelistet[7].
Beispiele für Kennzahlen:
Die Messung der Wirkung kann jedoch eine Herausforderung darstellen. Sie erfordert eine konsistente
Datenerfassung,
-analyse sowie -interpretation.
Dass die Folgen eines Investments oft nicht klar feststellbar sind, stellt eine weitere Schwierigkeit dar. Nehmen wir erneut
das Beispiel von neuen Wasseraufbereitungsanlagen. So kann ein Investmentunternehmen zwar die genaue Anzahl
gebauter Anlagen ermitteln, also den direkten Impact des Investments. Wie viele Menschen durch sauberes Wasser weniger krank wurden, kann jedoch nicht ohne Weiteres
erfasst werden. Die Messung von Impact Investings gestaltet sich also schwer. Sie sollten daher stets die
Projektunterlagen prüfen sowie unabhängige Nachhaltigkeitsratings miteinbeziehen, um Greenwashing
zu vermeiden
(siehe nächster Abschnitt).
Grundsätzlich gelten Impact Investings als nachhaltiger als andere gängige Investmentansätze. Beim Impact
Investing geht es für Sie gezielt darum, Unternehmen und ihre Nachhaltigkeitsziele zu unterstützen und eine
realwirtschaftliche Wirkung zu erzielen. Durch soziale und ökologische Kennzahlen ist diese messbar
(siehe
oben).
Offenlegungspflichten
Die EU-Verordnung über die nachhaltigkeitsbezogenen Offenlegungspflichten („Sustainable Finance Disclosure
Regulation“, kurz SFDR) aus dem Jahr 2021 hilft Ihnen als Anlegerin oder Anleger wirklich
nachhaltige
Unternehmen und Produkte zu erkennen. Die Verordnung gilt etwa für Wertpapierfirmen, Vermögensverwalter,
Versicherer und börsennotierte Unternehmen, die auf den EU-Märkten handeln. Durch die SFDR sind Unternehmen und
Organisationen dazu verpflichtet, folgende Informationen offenzulegen und aktuell zu
halten[8]:
Anlageprodukte mit dem Fokus auf Impact Investing fallen dabei unter den Artikel 9 – Ziel ist hier das Erreichen
nachhaltiger Ziele. Die Kriterien für solche Investments gelten als sehr strikt, es geht vor allem um Transparenzvorschriften in der Bewerbung eines Finanzprodukts. ESG-Investments sind dagegen in
der Regel Produkte nach Artikel 8 der SFDR.
Pauschal lässt sich das nicht sagen. Die Rendite einer Geldanlage hängt von dem von Ihnen gewählten Produkt
selbst ab – und dem damit verbundenen Risiko. Grundsätzlich steht die soziale oder nachhaltige Wirkung einer
Geldanlage bei Impact Investments im Vordergrund (siehe oben).
Das schließt jedoch Ihre Renditechancen nicht
aus: In der oben erwähnten Marktstudie der BIII von 2022 gaben mehr als 70 % der Teilnehmer an, dass die Impact
Performance
(76 %) wie die finanzielle Performance (73 %) ihren Erwartungen entsprach. 19 % der Teilnehmer gaben
an, dass
ihre Erwartungen bei der finanziellen Performance übertroffen wurden[9].
Impact Investings bieten Renditechancen, jedoch haben Sie als Anlegerin oder Anleger wie bei
traditionellen
Anlageformen Risiken. Eine Übersicht:
Währungsrisiko
Die Unternehmen beim Impact Investing spezialisieren sich vor allem auf Projekte in anderen
Nationen. Dadurch unterliegen die Anlagen jedoch Währungsschwankungen. Das kann Ihre
Erträge
mindern.
Geringe Diversifizierung
Konzentriert sich ein Unternehmen, in das Sie investieren, nur auf wenige Projekte erhöht sich Ihr
Verlustrisiko. Sie sollten Ihren Kapitaleinsatz stets auf verschiedene Vermögenswerte
streuen (auch
abseits nachhaltiger Investments). Achten Sie zudem auf eine breite Portfoliostreuung
eines Impact
Investments.
Greenwashing
Greenwashing kann ein Problem beim nachhaltigen Investieren sein – und so zum Teil auch beim Impact
Investing. Ein klassisches Beispiel für Greenwashing wäre ein Ölkonzern, der eine
Baumpflanz-Aktion im Sinne eines „grünen Anstrichs“ startet.
Politische oder regulatorische Änderungen
Das Ziel eines Projektes kann etwa durch neue Gesetze oder neue
Umweltverordnungen beeinträchtigt
werden. Auch die politische Situation in Entwicklungsländern kann das Risiko für Sie erhöhen.
Totalverlustrisiko
Ein Projekt kann nicht gut durchgeplant, umgesetzt oder gar zu komplex sein. Dadurch drohen Ihnen
hohe Verluste oder gar der Verlust Ihres gesamten investierten Kapitals. Hier gibt es jedoch große
Unterschiede bei den Anlageformen. Ein Impact-ETF gilt etwa als risikoloser als Impact-Crowdfunding.
Im Folgenden finden Sie eine Übersicht der Vor- und Nachteile des Impact Investing:
Vorteile |
Nachteile |
---|---|
Investitionen in nachhaltige Projekte und Unternehmen | Keine standardisierten Normen zur Wirkungsmessung |
Hohe Renditechancen | Hohe Verluste möglich (je nach Anlageklasse) |
Positiver Einfluss bei Erfolg des Projektes | Kein positiver Einfluss bei schlechter Planung / Umsetzung |
1. Greenwashing erkennen
Achten Sie darauf, dass ein Projekt wirklich nachhaltig ist und kein Greenwashing betrieben wird. Eine gute Hilfe
stellen unabhängige Nachhaltigkeitsratings und Nachhaltigkeitsindizes dar.
Nachhaltigkeitsratings bewerten, wie
nachhaltig Unternehmen und Fondsgesellschaften sowie ihre Auswahlkriterien sind.
Nachhaltigkeitsratings
In Nachhaltigkeitsindizes hingegen sind Aktien von besonders nachhaltigen Unternehmen gelistet. Sie können diese
als Benchmark bei der Bewertung eines Impact Investments heranziehen.
Nachhaltigkeitsindizes
Prüfen Sie zudem die Projektunterlagen sorgsam und suchen Sie nach Medienberichten über das Unternehmen oder den
Impact-Fonds. Am Ende müssen Sie sich jedoch auf Ihren gesunden Menschenverstand verlassen.
2. Risiko einschätzen
Informieren Sie sich darüber, wie erfolgreich vergangene Investments eines Unternehmens waren. Gab es in der
Vergangenheit fehlgeschlagene Projekte? Vor einem Investment sollten Sie sich überhaupt fragen, wie
groß das
Risiko im Vergleich zu einer möglichen Rendite sein soll. Scheitert das Projekt aufgrund schlechter oder
unzureichender Planung, steigt das Risiko eines Verlustes. Das sollten Sie im Hinterkopf behalten, wenn Sie
nachhaltig und wirkungsorientiert investieren wollen. Achten Sie stets auf eine
breite Risikostreuung in Ihrem
Portfolio, um einem Totalverlust entgegenzuwirken.
3. Alternativen ausloten
Impact Investing ist nicht der einzige nachhaltige Investmentansatz. Wie oben beschrieben, richten sich auch
ESG-Investments oder der Best-in-Class Ansatz nach nachhaltigen Zielen. Wägen Sie ab, welcher
Ansatz mit Ihren
Werten am ehesten übereinstimmt. Bei Impact Investings geht es in erster Linie um die Nachhaltigkeit. Eine hohe
Rendite steht hier nicht unbedingt im Vordergrund – wenngleich Ihre Renditechancen hoch sein
können. Womöglich
können sich Impact Investings auch als Beimischung in einem traditionellen Portfolio eignen.
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