Von Valeria Nickel – aktualisiert am 10.11.2022
Vielen Anlegern geht es heutzutage nicht darum, ihr Vermögen in großem Stil zu mehren. Sie wollen es hauptsächlich
erhalten – also keine Verlustrisiken eingehen. Deshalb stehen Geldanlagen, die das Label „sicher”
tragen, bei Sparern hoch im Kurs. Doch lohnt sich die typisch deutsche Risikoaversion und Liebe für die sichere
Geldanlage in Zinstal-Zeiten überhaupt?
Um diese Frage zu klären, sollte man sich zunächst einen Überblick darüber verschaffen, welche
Anlageformen als „sicher” gelten. Denn „sichere” Geldanlagen haben viele Gesichter.
Sparverträge
Der Sparvertrag ist ein Sammelbegriff für verschiedene Anlage-Angebote von Banken – wie zum
Beispiel den Sparbrief, der oftmals synonym zum Sparvertrag verwendet wird. Beim Sparbrief existiert eine vorab
festgelegte Laufzeit von einigen Jahren und ein fester Zinssatz. Zudem kann er eine sogenannte Nachrangabrede
enthalten. Das
bedeutet, dass die gesetzliche Einlagensicherung
nicht greift und dass im Falle eines Zahlungsausfalls zuerst andere Gläubiger vor dem Sparer bedient werden. Für
dieses Risiko erhält man einen höheren Zinssatz.
Sparbücher
Das traditionelle Sparbuch, die älteste Form des Sparkontos,
ist in Deutschland trotz niedriger Zinsen immer noch die beliebteste Geldanlageform. Dabei bieten
Sparbücher für den Anleger keinen Vorteil gegenüber dem Tages- oder Festgeldkonto, die beide höhere Zinssätze
offerieren. Dort sind die Einlagen auch genauso sicher. Trotzdem halten viele Sparer in Deutschland an ihrem
Sparbuch fest und verzichten so auf einen höheren Zinsertrag.
Festgeld
Beim Festgeldkonto stellt der Kunde der Bank eine bestimmte Summe zur Verfügung und vereinbart eine feste
Laufzeit für die Anlage (Mindestdauer dafür ist bei fast allen Banken 1 Monat). Dann kann er bis zum
Rückzahlungstermin nicht mehr auf sein Geld zugreifen. Die Bank wiederum kann den Zinssatz während des
Anlagezeitraums
nicht mehr ändern.
Tagesgeld
Beim Tagesgeldkonto stellt der Kunde der Bank eine bestimmte Geldsumme über einen unbestimmten Zeitraum (meistens
1-12
Monate) zur Verfügung und bekommt dafür eine Verzinsung. Der Vorteil ist, dass man jederzeit wieder auf sein
Erspartes
zugreifen kann, ohne eine Kündigungsfrist einhalten zu müssen. Andererseits kann die Bank den
Zinssatz
aber jeden Tag ändern.
Pfandbriefe
Pfandbriefe sind Anleihen, die von Pfandbriefbanken
herausgegeben werden und mit Sicherheiten unterlegt sind. Die meisten Pfandbriefe werden durch Hypotheken besichert,
gefolgt von Krediten der Pfandbriefbanken an die öffentliche Hand und Schiffsdarlehen. Diese Sicherheiten werden aus
dem
Vermögen der Bank ausgesondert, sodass Pfandbriefe weitgehend vor Zahlungsausfällen geschützt sind,
sollte die Pfandbriefbank insolvent werden.
Staatsanleihen
Als Staatsanleihen werden langfristige
Schuldverschreibungen bezeichnet, die von Staaten ausgegeben werden. Der Staat nutzt die Anleihen, um
am
internationalen Kapitalmarkt Geld aufzunehmen, das er für den Staatsbetrieb und Investitionen benötigt.
Staatsanleihen
von Ländern mit solidem Staatshaushalt gelten als die sichersten Wertpapiere der Welt. Sie werden von
Rating-Agenturen
mit einem AAA-Rating ausgestattet, der höchsten Bonitätsnote.
Unternehmensanleihen
Grundsätzlich verfügt kaum ein Konzern über dieselbe Kreditwürdigkeit wie solide Staaten, daher werden
Unternehmensanleihen in der Regel als riskanter angesehen als Staatsanleihen. Jedoch gibt es eine handvoll privater
Unternehmen wie den Softwaregiganten Microsoft, den Anbieter von Pflegeprodukten Johnson & Johnson und
den Ölkonzern
Exxon Mobil, die mit höchster Kreditwürdigkeit bzw. einem AAA-Rating ausgezeichnet sind.
Lebensversicherungen
Die Kapitallebensversicherung ist ein
Altersvorsorge-Klassiker.
Der
Versicherungsnehmer zahlt über Jahrzehnte hinweg in die Versicherung ein und erhält bei Vertragsablauf eine im
Versicherungsschein vereinbarte Summe inklusive einer Gesamtverzinsung.
Eigenes Haus/ Bausparvertrag
Die Geldanlage in Sachwerte wie Immobilien ist bei den
Deutschen sehr beliebt. Für viele Bürger ist eine schuldenfreie, selbst genutzte Immobilie das Ideal der
Altersvorsorge.
Diesem Traum geht in der Regel eine lange Finanzierungsphase voraus. Viele Deutsche bereiten den
Boden
dafür mit einem Bausparvertrag. Dieser ist die Verbindung eines Sparvertrags mit einem
Darlehensvertrag
zum Bau oder Erwerb von Immobilien. Der Vorteil
dabei
ist, dass der Sparer sich zu Beginn des Bausparvertrags ein Darlehen mit einem festgelegten Zinssatz sichert, dessen
Laufzeit allerdings erst in mindestens 5 Jahren beginnt. Das führt zu einer sogenannten Zinswette:
Wenn
die Zinsen in den nächsten Jahren steigen, hat man sich ein Darlehen zu günstigeren Konditionen gesichert, als man
zu
einem späteren Zeitpunkt bei einer Bank bekommen würde. Insgesamt sollte man sich als Sparer jedoch sicher sein,
dass
man das Immobiliendarlehen auch benötigt und von steigenden Zinsen für Immobilienkrediten ausgehen. Zum Vermögensaufbau lohnt sich ein Bausparvertrag
nicht.
Immobilienfonds
Ein Immobilien-Investment kann – gerade in
Städten – eine langfristig sichere Geldanlage mit hohem Wertsteigerungspotenzial sein. Für Anleger,
die
nicht ihr gesamtes Kapital in eine einzige Immobilie investieren möchten, gelten Immobilienfonds als sichere
Alternative, da
das Risiko auf mehrere Anlagen gestreut wird und daher ein Totalverlust unwahrscheinlich ist. In
Fonds
wird Kapital gesammelt, das in mehrere Objekte gleichzeitig investiert wird.
Gold
Das seltene Edelmetall gilt als inflationssichere Anlage und Garant für Wertbeständigkeit. Seit
seinem
Höchststand im Jahr 2011 schwankt der Goldpreis jedoch je nach wirtschaftlicher und politischer Lage der einzelnen
Staaten. Er ist zudem abhängig vom Dollarkurs, deshalb unterliegt das Edelmetall indirekt den
Währungsschwankungen. Da die Goldreserven weltweit begrenzt sind, wird Gold aber immer einen gewissen Wert haben.
Deshalb eignet sich eine Goldanlage auch als
Inflationsschutz und als Anlagealternative für ein Worst-Case-Szenario an den Finanzmärkten.
Was qualifiziert all diese Anlageformen als „sicher”? Für Anleger, die in Deutschland bei einem deutschen Institut ihr
Geld anlegen – egal in welcher Form (Sparbuch,
Festgeld, etc) –, greift zunächst die gesetzliche Einlagensicherung. Sie garantiert die Sicherheit von
Beträgen bis 100.000 €. Darüber hinaus sind die Bankinstitute in der Regel noch Mitglied in privaten
Einlagensicherungsfonds. Dieser ist abhängig von der Institutszugehörigkeit. Sparkassen sind Mitglied im
„Sicherungssystem der Sparkassen Finanzgruppe” und Volksbanken im „Sicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher
Volksbanken”. Alle anderen sind Mitglied im „Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken e.V.”. Dort
sind 30 % des haftenden Eigenkapitals der Bank als Sicherungssumme pro Kunde vereinbart. So weit, so gut: Das
eigene Solidarsystem der deutschen Banken sowie die gesetzliche Einlagensicherung sind ein wichtiger Grund dafür, dass
Bankeinlagen (bis zu einem gewissen Betrag) für die Kunden als „sicher” gelten. Sollte ihrer Bank etwas passieren,
springen die anderen ein. Was aber, wenn eine flächendeckende Bankenpleite eintritt? Dann bringen auch die besten
Sicherungssysteme nichts. Natürlich ist so ein Szenario unwahrscheinlich – hundertprozentig ausschließen kann man es
aber nie.
Schließlich gibt es die Realsicherheiten wie Gold oder Immobilien, die etwas Greifbares darstellen.
Ganz gleich wie stark ihr Preis fällt – man behält trotzdem etwas „in der Hand”, das einen gewissen Wert hat. Würde
jedoch jeder Gold oder Immobilien im Überfluss besitzen, so könnte man diesen Wert nicht realisieren. Niemand würde
einem Geld für das Gold oder das Haus geben. So ist auch hier der Begriff „sicher” nur relativ.
Es gibt, zusammenfassend gesagt, gewisse Faktoren, die Anlagen als „sicher” qualifizieren:
Sicherungssysteme, die Reputation und Bonität desjenigen, der das Geld der Anleger annimmt und die Greifbarkeit des
Anlagegegenstandes. Überall bleibt jedoch trotzdem ein gewisses Restrisiko. Daher gibt es keinen über
alle Zweifel erhabenen Königsweg für eine krisensichere Geldanlage.
Restrisiko hin oder her: Können „sichere” Geldanlagen das Vermögen tatsächlich in ähnlichem Maße gefährden wie
risikoreiche Anlagen? Je risikoärmer die Geldanlage ist, desto weniger Rendite erhalten Sie. Vor allem in Niedrigzinsphasen ist dies ein Problem, denn dann
wird die Rendite verschwindend gering. Im derzeitigen Zinsumfeld haben Tagesgeld, Festgeld und Sparbücher eine sehr
kleine Verzinsung, die gen 0 % geht. Selbst Bundeswertpapiere und viele ausländische Staatsanleihen weisen nicht
mehr so starke Renditen auf wie in den vergangenen Jahren. Das Problem dabei:
„Sicherheit“ ist zurzeit also nicht zu empfehlen – sie gefährdet das Vermögen. Anleger müssen vielmehr aus ihrer
Komfortzone herauskommen und ein höheres Risiko in Kauf nehmen, um ihr Vermögen zu erhalten.
Für Privatanleger, die von der Wertbeständigkeit von Immobilien profitieren wollen, aber bereit
sind, für eine höhere Renditechancen ein höheres Risiko einzugehen, empfehlen sich alternative Anlageformen wie das Immobilien-Crowdinvesting. Dabei schließt man sich über eine
Internetplattform wie BERGFÜRST mit anderen Anlegern zusammen und bringt die notwendige Investitionssumme gemeinsam
auf. Die Laufzeiten der Investitionen sind meist kurz, wodurch das Kapital der Anleger flexibel bleibt. Begünstigt
wird dies zudem durch die Option, mit Ihren Anteilen zu handeln. Aufgrund der geringen
Mindestbeteiligungssummen ist zudem ähnlich wie bei Immobilienfonds eine gute Risikostreuung
möglich: Der Anleger kann in mehrere Immobilienprojekte gleichzeitig investieren. Das
Crowdinvesting ist daher eine gute Möglichkeit,
aktiv dem Vermögensverfall gegenzusteuern.
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