Von Mauritius Kloft – aktualisiert am 06.06.2024
Dass fossile Energien bald ausgedient haben und die Zukunft dem Strom aus Wind, Wasser und Sonne gehört, dürfte den
meisten Menschen mittlerweile klar sein. So prognostiziert die Internationale Energieagentur (IEA) ein moderates
Wachstum der erneuerbaren Energien auch für 2024 – die Gesamtkapazität dürfte auf 4.500 Gigawatt steigen[1]. Das entspricht
etwa der gesamten Stromproduktion von China und den USA zusammen.
Bereits in diesem Jahr werde der Ausbau der erneuerbaren Energie so stark zulegen wie nie zuvor, heißt es von der IEA.
Zwei Drittel des erwarteten Zubaus entfallen demnach auf Photovoltaik. Von diesem Solarboom können Sie mit Solaraktien
profitieren. Wir zeigen Ihnen, was Sie beachten sollten, wie hoch Ihr Risiko ist und welche Alternativen zum Investment
in Aktien aus der Solarbranche Sie noch haben.
Wie finde ich die richtige Solaraktie? Was Sie beachten sollten
Sind Windkraft-Aktien eine sinnvolle Alternative? Zur
Erklärung
Wichtige Begriffe zum Thema nachhaltige Geldanlagen:
Zum Glossar
Es gibt einige Gründe, warum Sie in Aktien der Solarbranche investieren sollten. Ein Überblick:
Pauschal lässt sich das nicht sagen. Grundsätzlich haben Sie die Wahl zwischen einer Vielzahl von Unternehmen, die auf
unterschiedlichen Gebieten der Solarbranche tätig sind. Eine Übersicht über die bekanntesten Solarfirmen, absteigend
sortiert nach ihrer Marktkapitalisierung:
Aktie |
ISIN |
Branche |
Börsenwert (in Mrd. €) |
---|---|---|---|
Nextera Energy | US65339F1012 | Solarparks, Windenergieanlagen | 145,65 |
First Solar | US3364331070 | Solarmodule | 26,18 |
Tongwei | CNE000001GS3 | Polysilizium | 13,17 |
Enphase Energy | US29355A1079 | Wechselrichter, Batterien, E-Ladestationen | 16,22 |
GCL PolyEnergy | KYG3774X1088 | Polysilizium | 4,48 |
SolarEdge | US83417M1045 | Wechselrichter | 2,49 |
Sunrun | US86771W1053 | Verkauf von Solaranlagen | 2,85 |
Array Technologies | US04271T1007 | Solartracker | 1,89 |
Scatec Solar | NO0010715139 | Solarparks | 1,18 |
Fluence Energy | US34379V1035 | Energiespeicher | 2,63 |
SMA Solar | DE000A0DJ6J9 | Wechselrichter | 1,61 |
Canadian Solar | CA1366351098 | Solarmodule, Solarparks | 1,14 |
Anbei finden Sie eine kurze Erläuterung zu den unterschiedlichen Branchen, in denen die Firmen tätig sind:
Silizium-Produzenten
Polysilizium ist ein wichtiger Rohstoff für die Herstellung von Solarzellen. Es ist ein hochreines
Siliziummaterial und bildet die Grundlage für die meisten Photovoltaikmodule, die in Solaranlagen verwendet
werden. Die Produktion von Polysilizium ist sehr komplex. Vor allem chinesische Firmen wie Daqo New Energy,
GCL Technology oder Tongwei sind hier erfolgreich – einziger europäischer Hersteller von hochreinem
Polysilizium ist das deutsche Unternehmen Wacker Chemie.
Hersteller von Solarmodulen und Wechselrichtern
First Solar aus den USA, JinkoSolar aus China und Canadian Solar gehören zu den führenden Herstellern von
Solar-Modulen. JinkoSolar gilt dabei als sehr wachstumsstark. Das Umsatzwachstum belief sich 2023 auf umgerechnet 15,2 Mrd. € – und damit 42,8 % mehr als 2022. Der deutsche Branchenprimus SMA Solar zählt mit einer Marktkapitalisierung von
rund drei Milliarden Euro tendenziell zu den Leichtgewichten im Vergleich zu den globalen Konkurrenten.
Array Technologies aus den USA ist ebenfalls gut etabliert. Der Konzern gilt als Marktführer für
Solartracker. Das sind Photovoltaikanlagen, die sich automatisch nach der Position der Sonne ausrichten.
Solarinstallateure
Im Gegensatz zu den Herstellern von Solarzellen konzentriert sich zum Beispiel Sunrun aus San Francisco auf
den Verkauf oder das Leasing von Solaranlagen. Die Solarfirma übernimmt darüber hinaus die Installation der
Anlagen vor Ort.
Produzenten von Speichertechnologie
Die Speicherung von Solarenergie ist ein entscheidender Aspekt der Energiewende. Fluence Energy produziert
beispielsweise riesige Lithium-Ionen-Batterien und ist seit Oktober 2021 an der New Yorker Wall Street
notiert. Auch Enphase Energy ist unter anderem auf diesem photovoltaischen Gebiet tätig.
Betreiber von Solarparks
Betreiber von Solarparks installieren Photovoltaikanlagen auf großen Flächen, betreiben die Anlagen und
speisen den erzeugten Strom in das Stromnetz ein. Die Unternehmen können etwa Energieversorger oder
Projektentwickler sein. Der Konzern NextEra Energy betreibt neben Solarparks eine Vielzahl von
Windkraftanlagen, unter anderem den größten Windpark in den USA.
Um die richtige Solaraktie zu finden, sollten Sie mehrere Kennzahlen beachten – so wie allgemein beim Investment in
Einzelaktien. Wichtig hier ist etwa das
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Das ist der aktuelle Aktienkurs, geteilt durch den
Unternehmensgewinn je Aktie.
Ein niedriges KGV zeigt eine mögliche Unterbewertung einer Aktie an. Bei Solarunternehmen, die keinen Gewinn erzielen –
etwa Start-Ups – bietet sich das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) an.
Darüber hinaus sollten Sie stets das sogenannte Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) betrachten – also den aktuellen
Aktienkurs durch den Buchwert je Solaraktie geteilt. Ein KBV unter 1 kann ein Zeichen für eine günstige Investition
sein.
Neben der genannten Kennzahlen sollten Sie sich sowohl die Kursentwicklung (bzw. die Volatilität) als auch die
Gewinn- und Umsatzentwicklung der Solarkonzerne anschauen. Lesen Sie Marktberichte und prüfen Sie das Geschäftsmodell auf seine
Rentabilität. So können Sie Kursrisiken eindämmen.
Wie bei anderen Aktien gibt es Aktienindizes speziell für die Solarbranche. Meist werden die einzelnen Aktien dabei
anhand ihres Börsenwertes ausgewählt.
Der Renewable Energy Industrial Index (auf deutsch: „Aktienindex für erneuerbare Energien“), kurz RENIXX, ist der
weltweit erste Index, der die Performance von Erneuerbare-Energie-Unternehmen darstellt[3].
Der Index enthält die 30 weltweit größten Unternehmen gemessen an der Marktkapitalisierung, deren Umsatz mindestens zu
50 % aus dem Bereich der erneuerbaren Energien stammt. Aus Deutschland sind etwa die Unternehmen Nordex, Verbio
sowie Encavis gelistet.
Kursverlauf des RENIXX zwischen 2013 und 2023
Daneben gibt es noch weitere Aktienindizes, die Solarfirmen listen. So ist der EQM Global Solar Energy Index ein
Aktienindex, der sich ausschließlich auf Unternehmen der Solarindustrie konzentriert – insgesamt 37[4]. Er spiegelt die
Performance des globalen Solarsektors wider. Betrieben wird der Index vom deutschen Unternehmen Solactive, das als
führend auf dem Gebiet der Nachhaltigkeitsindizes gilt.
Der MAC Global Solar Energy Stock Index umfasst 39 Solaraktien[5], ist also etwas breiter aufgestellt als der EQM
Global Solar Energy Index. Auch dieser Index gilt Solar-ETF als Grundlage – und aktiven Solarfonds als Benchmark für ihre
Performance (siehe unten).
Groß. Die Solarindustrie ist ein hart umkämpfter Markt, was immer wieder zu Insolvenzen großer Solarkonzerne führt.
Grundsätzlich ist die Volatilität der Kurse hoch. Das jüngste Beispiel ist die Aktie des Unternehmens Enphase, die im
September 2022 bei 325 € notierte – mittlerweile (Stand: Anfang Juni 2024) aber nur noch bei rund 120 € steht.
Grundsätzlich ist die Branche stark vom politischen Willen abhängig, also von staatlichen Förderungen. Das Ende solcher
Anreize kann sich jedoch negativ auf Solarunternehmen und deren Aktienkurse auswirken. Generell führt der intensive
Wettbewerb in der Branche – bedingt durch die Vielzahl von Unternehmen – zu einem hohen Preisdruck und vergleichsweise
geringen Margen.
Exkurs: Der Niedergang der deutschen Solarindustrie
Wie hart umkämpft die Solarindustrie ist, zeigt sich eindrücklich in Deutschland. In den frühen 2000er-Jahren erlebte
die deutsche Solarbranche einen starken Aufschwung. Nicht zuletzt dank der Einspeisevergütungen für erneuerbare Energien
(Stichwort: EEG-Umlage). Diese großzügigen Subventionen zogen Investoren an und führten zu einem regelrechten Boom im
Photovoltaikmarkt.
Doch Anfang der 2010er-Jahre kam es zu großen Verwerfungen im deutschen Solarmarkt. Dafür gab es mehrere Gründe: Allen
voran die günstigere Konkurrenz aus China, die zudem stark gefördert wurde. Die deutsche Solarindustrie galt zudem als
träge. Die staatliche Förderung in Deutschland wurde indes 2012 stark gekürzt, was viele Unternehmen vor finanzielle
Probleme stellte.
Der scharfe Wettbewerb, die geringen Margen sowie fehlende Innovationskraft führten dazu, dass viele deutsche
Solarunternehmen Insolvenz anmelden mussten. So kamen vor einigen Jahren gleich mehrere erfolgversprechende
Solarkonzerne wie Q-Cells, Solon oder Conergy in eine finanzielle Bredouille. Anlegerinnen und Anleger, die in deren
Aktien investiert haben, verloren einen Großteil ihres eingesetzten Kapitals.
Heutzutage sitzen vor allem in China und den USA die größten Solarunternehmen der Welt. Die deutschen Firmen sind in der
Solarforschung tätig – aber nur noch in deutlich geringerem Umfang in der Herstellung und dem Vertrieb von Solarzellen.
Statt einzelne Solaraktien zu kaufen, können Sie anders vom Boom der erneuerbaren Energien profitieren. Ein Überblick:
In Solarparks investieren
Sie können auch direkt in einen Solarpark investieren.
Das geht in der Regel auf drei verschiedene Arten. Wenn Sie viel
Kapital zur Verfügung haben, können Sie einen ganzen Solarpark kaufen – oder einen Anteil an diesem. Hier werden Sie
jedoch zum Unternehmer und müssen diesen betreiben.
Mit einem geschlossenen Solarfonds können Sie sich ebenfalls an
einem Solarpark beteiligen[6]. Hier werden Sie in der Regel ebenso zum Kommanditisten des Fonds und an Gewinnen und
Verlusten direkt beteiligt. Auch ist der Ausstieg aus einem geschlossenen Solarfonds oft nur nach einer Laufzeit von
zehn Jahren möglich. Und für den Einstieg benötigen Sie eine Mindestsumme von 5.000 bis 10.000 €.
Anders beim Solar-Crowdinvesting: Hier können Sie
bereits ab kleinen Beträgen in einen Solarpark investieren – indem Sie sich mit
einer Vielzahl anderer Kleinanlegerinnen und -anlegern zusammentun. Generell gilt bei einem direkten Investment: Die
Renditechancen sind hoch, doch das Risiko eines Totalverlustes ebenso.
Offene Solarfonds
Bei einem offenen Solarfonds kauft und verkauft ein Fondsmanagement Solaraktien. Durch Investitionen in offene
Solarenergiefonds können Sie Ihr Geld leicht in eine Vielzahl von Unternehmensanteilen streuen, was das Risiko breiter
verteilt.
Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass Sie bereits ab 50 € in den Fonds investieren können. Im Gegensatz zu
einem Solar-ETF sind die Kosten eines Solarfonds durch das aktive Management deutlich höher.
Solar-ETF
Diese Investmentfonds bilden einen ganzen Solar-Aktienindex automatisch per Computersteuerung nach. Investieren Sie
folglich in einen Solar-ETF, streuen Sie Ihr Risiko über
viele nachhaltige Aktien. Die Verwaltungskosten sind durch das passive Fondsmanagement geringer, was potenziell zu höheren Erträgen
für Sie führt.
Beispiele für Solar-ETF sind:
Solaranleihen
Mit einer Solaranleihe gewähren Sie als Privatanlegerin oder Privatanleger einem Solarunternehmen im Grunde einen
Privatkredit – daher spricht man bei einer Anleihe auch von
einer Schuldverschreibung. Dafür zahlt das Unternehmen Ihnen
einen Zins.
Es gibt zudem die Variante, dass mit dem Emissionsvolumen aus der Begebung der Anleihe eine Solaranlage
finanziert wird. Zentraler Unterschied einer Solaranleihe zur Aktie: Sie erwerben keinen Anteil an dem Unternehmen und
haben kein Mitspracherecht.
Bild-Copyright: © PantherMedia / buchachon_photo
Quellenangaben