Solaraktien: Sonnige Geldanlage oder Spekulation?

Von Mauritius Kloft – aktualisiert am 06.06.2024

Dass fossile Energien bald ausgedient haben und die Zukunft dem Strom aus Wind, Wasser und Sonne gehört, dürfte den
meisten Menschen mittlerweile klar sein. So prognostiziert die Internationale Energieagentur (IEA) ein moderates
Wachstum der erneuerbaren Energien auch für 2024 – die Gesamtkapazität dürfte auf 4.500 Gigawatt steigen[1]. Das entspricht
etwa der gesamten Stromproduktion von China und den USA zusammen.

Bereits in diesem Jahr werde der Ausbau der erneuerbaren Energie so stark zulegen wie nie zuvor, heißt es von der IEA.
Zwei Drittel des erwarteten Zubaus entfallen demnach auf Photovoltaik. Von diesem Solarboom können Sie mit Solaraktien
profitieren. Wir zeigen Ihnen, was Sie beachten sollten, wie hoch Ihr Risiko ist und welche Alternativen zum Investment
in Aktien aus der Solarbranche Sie noch haben.

Wie finde ich die richtige Solaraktie? Was Sie beachten sollten

Sind Windkraft-Aktien eine sinnvolle Alternative? Zur
Erklärung


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Gut zu wissen: In Bezug auf Solaraktien wird oft der Begriff „Solaranlagen“ verwendet, der sowohl
Solarthermieanlagen als auch Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) umfasst. Solarthermieanlagen zielen darauf ab,
Wärme durch Sonneneinstrahlung zu erzeugen. Im Gegensatz dazu ist eine PV-Anlage für die Umwandlung von
Sonnenenergie in elektrischen Strom zuständig.

Warum sollte ich in Solaraktien investieren?

Es gibt einige Gründe, warum Sie in Aktien der Solarbranche investieren sollten. Ein Überblick:

  1. Wachstumspotenzial: Die Solarindustrie hat in den vergangenen Jahren ein ordentliches Wachstum hingelegt. Und
    die Aussichten für die Zukunft bleiben sonnig[2]: Mit dem Fokus auf
    erneuerbare Energien anstelle fossiler
    Brennstoffe wird die Nachfrage nach Solarenergie laut Internationaler Energieagentur weiter steigen. Ein
    Investment in Aktien aus diesem Sektor kann eine Möglichkeit sein, am Solarboom teilzuhaben.
  2. Hohe Renditechancen: Mit den deutlichen Wachstumschancen verbunden ist die Aussicht auf eine hohe Rendite durch
    das Investment in Aktien. Durch steigende
    Kurse ergeben sich bisweilen ordentliche Gewinne beim Verkauf einer
    Solaraktie. Dazu kommen Dividendenzahlungen der Solarfirmen an die Anlegerinnen und Anleger.
  3. Diversifizierung des Portfolios: Durch Investitionen in Solaraktien können Sie Ihr Portfolio diversifizieren –
    allerdings sollten Sie einzelne Aktien bzw. Länder nicht übergewichten. So senken Sie Ihr Risiko.
Die Investition in Solaraktien hat zwar einige Vorteile für Sie. Allerdings gibt es hohe Risiken – so sind
einzelne Aktien stark schwankungsanfällig. Sie sollten sich ein Investment stets gut überlegen. Womöglich ergibt
eine Alternative mehr Sinn für Sie (siehe unten).

Welche Solaraktien sind die richtigen?

Pauschal lässt sich das nicht sagen. Grundsätzlich haben Sie die Wahl zwischen einer Vielzahl von Unternehmen, die auf
unterschiedlichen Gebieten der Solarbranche tätig sind. Eine Übersicht über die bekanntesten Solarfirmen, absteigend
sortiert nach ihrer Marktkapitalisierung:


Aktie

ISIN

Branche

Börsenwert (in Mrd. €)
Nextera Energy US65339F1012 Solarparks, Windenergieanlagen 145,65
First Solar US3364331070 Solarmodule 26,18
Tongwei CNE000001GS3 Polysilizium 13,17
Enphase Energy US29355A1079 Wechselrichter, Batterien, E-Ladestationen 16,22
GCL PolyEnergy KYG3774X1088 Polysilizium 4,48
SolarEdge US83417M1045 Wechselrichter 2,49
Sunrun US86771W1053 Verkauf von Solaranlagen 2,85
Array Technologies US04271T1007 Solartracker 1,89
Scatec Solar NO0010715139 Solarparks 1,18
Fluence Energy US34379V1035 Energiespeicher 2,63
SMA Solar DE000A0DJ6J9 Wechselrichter 1,61
Canadian Solar CA1366351098 Solarmodule, Solarparks 1,14
Stand: 06. Juni 2024

Anbei finden Sie eine kurze Erläuterung zu den unterschiedlichen Branchen, in denen die Firmen tätig sind:

So finden Sie die richtige Aktie

Um die richtige Solaraktie zu finden, sollten Sie mehrere Kennzahlen beachten – so wie allgemein beim Investment in
Einzelaktien. Wichtig hier ist etwa das
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Das ist der aktuelle Aktienkurs, geteilt durch den
Unternehmensgewinn je Aktie.

Ein niedriges KGV zeigt eine mögliche Unterbewertung einer Aktie an. Bei Solarunternehmen, die keinen Gewinn erzielen –
etwa Start-Ups – bietet sich das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) an.

Darüber hinaus sollten Sie stets das sogenannte Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) betrachten – also den aktuellen
Aktienkurs durch den Buchwert je Solaraktie geteilt. Ein KBV unter 1 kann ein Zeichen für eine günstige Investition
sein.

Neben der genannten Kennzahlen sollten Sie sich sowohl die Kursentwicklung (bzw. die Volatilität) als auch die
Gewinn- und Umsatzentwicklung der Solarkonzerne anschauen. Lesen Sie Marktberichte und prüfen Sie das Geschäftsmodell auf seine
Rentabilität. So können Sie Kursrisiken eindämmen.

Welche Solar-Aktienindizes gibt es?

Wie bei anderen Aktien gibt es Aktienindizes speziell für die Solarbranche. Meist werden die einzelnen Aktien dabei
anhand ihres Börsenwertes ausgewählt.

Der Renewable Energy Industrial Index (auf deutsch: „Aktienindex für erneuerbare Energien“), kurz RENIXX, ist der
weltweit erste Index, der die Performance von Erneuerbare-Energie-Unternehmen darstellt[3].

Der Index enthält die 30 weltweit größten Unternehmen gemessen an der Marktkapitalisierung, deren Umsatz mindestens zu
50 % aus dem Bereich der erneuerbaren Energien stammt. Aus Deutschland sind etwa die Unternehmen Nordex, Verbio
sowie Encavis gelistet.

Kursverlauf des RENIXX zwischen 2013 und 2023

Kursentwicklung des RENIXX
Quellen: RENIXX, Eigene Recherche

Daneben gibt es noch weitere Aktienindizes, die Solarfirmen listen. So ist der EQM Global Solar Energy Index ein
Aktienindex, der sich ausschließlich auf Unternehmen der Solarindustrie konzentriert – insgesamt 37[4]. Er spiegelt die
Performance des globalen Solarsektors wider. Betrieben wird der Index vom deutschen Unternehmen Solactive, das als
führend auf dem Gebiet der Nachhaltigkeitsindizes gilt.

Der MAC Global Solar Energy Stock Index umfasst 39 Solaraktien[5], ist also etwas breiter aufgestellt als der EQM
Global Solar Energy Index. Auch dieser Index gilt Solar-ETF als Grundlage – und aktiven Solarfonds als Benchmark für ihre
Performance (siehe unten).

Wie groß ist das Risiko von Solaraktien?

Groß. Die Solarindustrie ist ein hart umkämpfter Markt, was immer wieder zu Insolvenzen großer Solarkonzerne führt.
Grundsätzlich ist die Volatilität der Kurse hoch. Das jüngste Beispiel ist die Aktie des Unternehmens Enphase, die im
September 2022 bei 325 € notierte – mittlerweile (Stand: Anfang Juni 2024) aber nur noch bei rund 120 € steht.

Grundsätzlich ist die Branche stark vom politischen Willen abhängig, also von staatlichen Förderungen. Das Ende solcher
Anreize kann sich jedoch negativ auf Solarunternehmen und deren Aktienkurse auswirken. Generell führt der intensive
Wettbewerb in der Branche – bedingt durch die Vielzahl von Unternehmen – zu einem hohen Preisdruck und vergleichsweise
geringen Margen.

Es gilt: Das Investment in einzelne Aktien ist mit einem höheren Risiko verbunden als das Investieren in breit
gestreute Investmentfonds oder ETF (siehe unten). Durch die Geldanlage in einen Solar-ETF oder einen
nachhaltigen Energiefonds können Sie das Risiko einer einzelnen Aktie reduzieren und trotzdem von der
Entwicklung des Sektors profitieren.

Exkurs: Der Niedergang der deutschen Solarindustrie

Wie hart umkämpft die Solarindustrie ist, zeigt sich eindrücklich in Deutschland. In den frühen 2000er-Jahren erlebte
die deutsche Solarbranche einen starken Aufschwung. Nicht zuletzt dank der Einspeisevergütungen für erneuerbare Energien
(Stichwort: EEG-Umlage). Diese großzügigen Subventionen zogen Investoren an und führten zu einem regelrechten Boom im
Photovoltaikmarkt
.

Doch Anfang der 2010er-Jahre kam es zu großen Verwerfungen im deutschen Solarmarkt. Dafür gab es mehrere Gründe: Allen
voran die günstigere Konkurrenz aus China, die zudem stark gefördert wurde. Die deutsche Solarindustrie galt zudem als
träge. Die staatliche Förderung in Deutschland wurde indes 2012 stark gekürzt, was viele Unternehmen vor finanzielle
Probleme stellte.

Der scharfe Wettbewerb, die geringen Margen sowie fehlende Innovationskraft führten dazu, dass viele deutsche
Solarunternehmen Insolvenz anmelden mussten. So kamen vor einigen Jahren gleich mehrere erfolgversprechende
Solarkonzerne wie Q-Cells, Solon oder Conergy in eine finanzielle Bredouille. Anlegerinnen und Anleger, die in deren
Aktien investiert haben, verloren einen Großteil ihres eingesetzten Kapitals.

Heutzutage sitzen vor allem in China und den USA die größten Solarunternehmen der Welt. Die deutschen Firmen sind in der
Solarforschung tätig – aber nur noch in deutlich geringerem Umfang in der Herstellung und dem Vertrieb von Solarzellen.

Welche Alternativen zu Solaraktien gibt es?

Statt einzelne Solaraktien zu kaufen, können Sie anders vom Boom der erneuerbaren Energien profitieren. Ein Überblick:

In Solarparks investieren

Sie können auch direkt in einen Solarpark investieren.
Das geht in der Regel auf drei verschiedene Arten. Wenn Sie viel
Kapital zur Verfügung haben, können Sie einen ganzen Solarpark kaufen – oder einen Anteil an diesem. Hier werden Sie
jedoch zum Unternehmer und müssen diesen betreiben.

Mit einem geschlossenen Solarfonds können Sie sich ebenfalls an
einem Solarpark beteiligen[6]. Hier werden Sie in der Regel ebenso zum Kommanditisten des Fonds und an Gewinnen und
Verlusten direkt beteiligt. Auch ist der Ausstieg aus einem geschlossenen Solarfonds oft nur nach einer Laufzeit von
zehn Jahren möglich. Und für den Einstieg benötigen Sie eine Mindestsumme von 5.000 bis 10.000 €.

Anders beim Solar-Crowdinvesting: Hier können Sie
bereits ab kleinen Beträgen in einen Solarpark investieren – indem Sie sich mit
einer Vielzahl anderer Kleinanlegerinnen und -anlegern zusammentun. Generell gilt bei einem direkten Investment: Die
Renditechancen sind hoch, doch das Risiko eines Totalverlustes ebenso.

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Offene Solarfonds

Bei einem offenen Solarfonds kauft und verkauft ein Fondsmanagement Solaraktien. Durch Investitionen in offene
Solarenergiefonds können Sie Ihr Geld leicht in eine Vielzahl von Unternehmensanteilen streuen, was das Risiko breiter
verteilt.

Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass Sie bereits ab 50 € in den Fonds investieren können. Im Gegensatz zu
einem Solar-ETF sind die Kosten eines Solarfonds durch das aktive Management deutlich höher.

Solar-ETF

Diese Investmentfonds bilden einen ganzen Solar-Aktienindex automatisch per Computersteuerung nach. Investieren Sie
folglich in einen Solar-ETF, streuen Sie Ihr Risiko über
viele nachhaltige Aktien. Die Verwaltungskosten sind durch das passive Fondsmanagement geringer, was potenziell zu höheren Erträgen
für Sie führt.

Beispiele für Solar-ETF sind:

  • Invesco Solar Energy UCITS ETF
  • HANETF Solar Energy UCITS ETF
  • Global X Solar UCITS ETF

Solaranleihen

Mit einer Solaranleihe gewähren Sie als Privatanlegerin oder Privatanleger einem Solarunternehmen im Grunde einen
Privatkredit – daher spricht man bei einer Anleihe auch von
einer Schuldverschreibung. Dafür zahlt das Unternehmen Ihnen
einen Zins.

Es gibt zudem die Variante, dass mit dem Emissionsvolumen aus der Begebung der Anleihe eine Solaranlage
finanziert wird. Zentraler Unterschied einer Solaranleihe zur Aktie: Sie erwerben keinen Anteil an dem Unternehmen und
haben kein Mitspracherecht.

Gut zu wissen: Neben Solarenergie haben Sie die Möglichkeit, in Windenergie zu investieren, was ebenfalls zu
einer nachhaltigen Geldanlage beiträgt.
Hierbei können Sie entweder direkt in Windkraftwerke investieren oder
Großprojekte mitfinanzieren. Zudem stehen Ihnen eine Vielzahl von nachhaltigen ETF zur Auswahl. Diese ETF
bündeln Aktien von Unternehmen, die ihr Geld mit nachhaltigen Energien verdienen – etwa Wasserkraft, Biomasse
oder Wasserstoff.

Bild-Copyright: © PantherMedia / buchachon_photo

Quellenangaben

  1. IEA: Renewable Energy Market Update
  2. Mertens, K. (2022). Photovoltaik: Lehrbuch zu Grundlagen,
    Technologie und Praxis. München: Carl Hanser Verlag GmbH & Company KG. S. 363
  3. IWR: RENIXX
  4. Solactive: EQM
    Global Solar Energy Index NTR
  5. S&P Global: MAC Global Solar Energy Index Net Total Return
  6. Kühn, M., Kühn, S. (2023). Handbuch Geldanlage –
    Verschiedene Anlagetypen
    für Anfänger und Fortgeschrittene einfach erklärt: Aktien, Fonds, Anleihen, Festgeld, Gold und Co. Berlin: Stiftung
    Warentest. S. 392