Mikrofinanzfonds: Menschen aus der Armut helfen – und eine Rendite erwirtschaften?

Von Mauritius Kloft – aktualisiert am 05.01.2024

Möchten Sie einen Kredit aufnehmen, können Sie einfach zur Bank gehen und ihn beantragen. In der Regel sollten Sie
diesen auch erhalten – wenn nicht in voller Höhe, dann einen geringeren Betrag.

Anders sieht es indes in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern aus. Die Menschen hier haben oftmals kaum Chancen auf
ein Darlehen oder ein Sparprodukt einer großen Bank. Vielmehr nutzen Kredithaie ihre Situation aus und verlangen
Wucherzinsen.

Abhilfe schaffen hier sogenannte Mikrofinanzfonds. Über diese können Sie als Anlegerin oder Anleger
sich an der
Kreditvergabe in Entwicklungsländern beteiligen und dabei eine Rendite verdienen. Doch wie funktioniert das überhaupt?
Und: Wie hoch ist Ihr Risiko? Wir erklären es Ihnen!

Welche Rendite kann ich mit Mikrofinanzfonds erzielen? Zur Übersicht

Habe ich andere Möglichkeiten der sozialen Geldanlage? Ihre
Alternativen


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Wie funktionieren Mikrofinanzfonds genau?

Mikrofinanzfonds sind Investmentfonds, die in
Mikrofinanzinstitute (MFI) investieren[1]. Das sind kleine regionale Banken
bzw. Kreditinstitute. Konkret refinanzieren die Mikrofinanzfonds also die Mikrofinanzinstitute, die vor Ort agieren. Das
geschieht etwa durch die Vergabe von Darlehen oder den Ankauf von Anleihen.

Die MFI ermöglichen Menschen in Entwicklungsländern, etwa Gewerbetreibenden, einen Zugang zu
Bankdienstleistungen
. Dabei
geht es um diejenigen, die von herkömmlichen Banken normalerweise keine Darlehen (oder Sparprodukte) erhalten. Diese
sogenannten Mikrokredite fangen bei Darlehenssummen bei etwa 50 $ an, je nach Land reichen die
Beträge bis zu
50.000 $. Mit den Mikrokrediten, die oftmals nur wenige Monate laufen, setzen die Kleinstunternehmen eine
Geschäftsidee um.

Mit Mikrofinanzfonds können Sie als Anlegerin oder Anleger folglich in sozial verantwortliche Anlagen investieren –
also eine „soziale Rendite“ erwirtschaften – als auch eine finanzielle Rendite erzielen. So können Sie
mit Ihrer
Investition
einen positiven Beitrag zur Armutsbekämpfung in Entwicklungsländern in Afrika, Asien oder Südamerika
leisten[2]. Deshalb
zählen Mikrofinanzfonds zu den nachhaltigen Fonds, im Speziellen zu den Impactfonds.

Der IIV Mikrofinanzfonds ist mit der Gründung im Jahr 2011 der erste in Deutschland aufgelegte
Fonds, der sich
im Bereich Mikrofinanz spezialisiert hat. IIV steht dabei für die Fondsgesellschaft „Invest in Visions“. Er
kommt mittlerweile auf ein Fondsvolumen von knapp 850 Mio. €. Der IIV arbeitet in 32 Ländern und
unterstützt mehr als 465.000 Mikrofinanznehmerinnen und -nehmer über ein Netzwerk von 95
Finanzinstituten[3].
Neben dem IIV sind in Deutschland noch weitere Mikrofinanzfonds etabliert. Zu ihnen zählen etwa der GLS
Alternative Investments – Mikrofinanzfonds
der GLS Bank[4] als auch der KCD
Mikrofinanzfonds – III

der Bank im
Bistum Essen[5]. Alle drei Fonds gelten als besonders
nachhaltig.

Exkurs: So entstand die Idee von Mikrofinanzfonds

Die Idee der Mikrofinanzkredite ist ursprünglich in Bangladesch entstanden. Sie geht auf den Ökonom Muhammad
Yunus

zurück[6]. Der Wirtschaftswissenschaftler stieß während
seiner Forschung auf Frauen, die Bambusstühle herstellten. Das
Problem: Sie verfügten nicht über das nötige Kapital, um die dafür notwendigen Materialien zu kaufen. Die Frauen waren
daher gezwungen, Kredite zu überhöhten Zinsen aufzunehmen.

Yunus gewährte ihnen zunächst aus eigener Tasche Kleinstkredite, oft nur wenige Dollar umfassten. Die Kreditnehmerinnen
konnten sich so aus der Armut befreien. Diese Initiative führte zur Gründung der Grameen Bank im Jahr
1983, die
mittlerweile als eine der führenden Mikrofinanzinstitute der Welt gilt.

Allerdings gibt es Kritik an dem System der Mikrofinanzen – etwa, dass die Menschen durch die
Mikrokredite in eine
Schuldenspirale geraten, aus der sie es nicht schaffen, zu entkommen[7].
So ist fraglich, inwieweit die Mikrokredite
tatsächlich helfen, oder die Probleme in den Entwicklungsländern nur vergrößern.

Yunus, der für seine Idee den Friedensnobelpreisträger erhielt, wehrt sich gegen die Kritik. Er setzt sich für eine
Regulierung des Mikrofinanz ein, weil viele unseriöse Angebote im Markt unterwegs seien.

Wie wählen die Fonds ihre Investments aus?

Die Investmentfonds achten bei der Auswahl der MFI darauf, dass diese nachhaltig und gerecht agieren. Das geschieht
anhand folgender Kriterien:

Bei der Auswahl eines Mikrofinanzfonds sollten Sie als Anlegerin oder Anleger darauf achten, dass die
Investitionskriterien tatsächlich eingehalten werden. Hinweise können Nachhaltigkeitsratings
oder
Nachhaltigkeitssiegel geben, etwa das FNG-Siegel oder das des Magazins ECOreporter. Beim Mikrofinanzfonds der
GLS Bank achtet indes ein unabhängiger Anlagebeirat auf die Einhaltung der aufgestellten Kriterien.

Welche Rendite können Sie bei Mikrofinanzfonds erwarten?

Wer denkt, mit Mikrofinanzfonds eine außerordentliche Rendite erwirtschaften zu können, liegt falsch. Die zu erwartenden
Erträge liegen eher in der Höhe eines niedriger verzinsten Festgeldkontos[8], also bei rund 2 bis 3 % pro
Jahr.

Tatsächlich könnte die Rendite künftig steigen. Denn Mikrofinanzfonds profitieren von der Zinswende. Der Grund: Die
Mikrofinanzinstitute vergeben kurzlaufende, festverzinsliche Darlehen, die sich an den europäischen
Marktzinsen
orientieren. Steigen sie, dürfte sich das folglich auf die Renditen der Mikrofinanzfonds niederschlagen.

Dennoch steht bei Mikrofinanzfonds eher eine „soziale Rendite“ im Fokus – also der Wille, mit der Geldanlage etwas
Positives zu verändern. Wenn Sie dagegen auf eine hohe finanzielle Rendite aus sind, sollten Sie eher in
Alternativen
investieren[9] (siehe unten).

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Wie hoch ist das Risiko bei Mikrofinanzfonds?

Das Risiko von Mikrofinanzfonds gilt grundsätzlich wegen der breiten Streuung als überschaubar. Zudem
sind die Fonds
relativ unabhängig von den weltweiten Aktien- und Anleihemärkten. Dadurch ist die Volatilität eher
gering, die
Wertentwicklung dagegen stabil[10]. Trotzdem gibt es eine Reihe von Risiken, von
denen Sie wissen sollten. Eine Übersicht:

  • Kreditrisiko: Mikrofinanzfonds vergeben Darlehen an Mikrofinanzinstitute in
    Entwicklungsländern. Es besteht das
    Risiko, dass einige Kreditnehmerinnen oder Kreditnehmer die Darlehenssumme nicht zurückzahlen können, was sich
    negativ auf die Rendite des Fonds auswirken könnte[11]. Es kann zudem sein, dass die MFI zahlungsunfähig werden.
    Dass jedoch viele MFI gleichzeitig insolvent gehen, gilt als ausgeschlossen.
  • Liquiditätsrisiko: Wie bei anderen Investmentfonds besteht bei Mikrofinanzfonds ebenfalls ein
    Liquiditätsrisiko.
    Das bedeutet, der Fonds hat Schwierigkeiten, Gelder zurückzuzahlen, wenn viele Anlegerinnen und Anleger
    gleichzeitig ihre Anteile verkaufen möchten. Dazu kommt, dass die Rückgabe von Anteilen oft nur viertel- oder
    halbjährlich möglich ist – die Liquidität also deutlich geringer ist, als bei einem herkömmlichen
    Investmentfonds. Kaufen können Sie die Anteile ebenfalls nur monatlich, was einen Nachteil darstellt.
  • Währungsrisiko: Mikrofinanzfonds investieren häufig in Schwellenländern und sind damit
    Währungsschwankungen
    ausgesetzt. Wechselkursschwankungen können die Rendite beeinflussen, wenn die Landeswährung gegenüber dem Euro
    schwächer wird.
  • Externe Risiken: Investitionen in Entwicklungsländern können durch Naturkatastrophen oder
    politische Unruhen
    beeinträchtigt werden – etwa bei dem Ausbruch eines Bürgerkriegs oder Militärputsches.

Welche Alternativen zu Mikrofinanzfonds haben Sie?

Sie haben einige Alternativen zu Mikrofinanzfonds. Eine Übersicht:

Bild-Copyright: © PantherMedia / sarayut

Quellenangaben

  1. Kühn, M., Kühn, S. (2023). Handbuch Geldanlage –
    Verschiedene Anlagetypen
    für Anfänger und Fortgeschrittene einfach erklärt: Aktien, Fonds, Anleihen, Festgeld, Gold und Co. Berlin: Stiftung
    Warentest. S. 247
  2. Heismann, G. (2021). Geld anlegen mit gutem Gewissen: So investieren Sie nachhaltig in den Planeten Erde.
    Frankfurt am Main: Campus Verlag. S. 198
  3. Invest in Visions: IIV Mikrofinanzfonds
  4. GLS Bank: GLS AI – Mikrofinanzfonds
  5. Bank im Bistum Essen: KCD-Mikrofinanzfonds – III
  6. Grameen Foundation: Muhammad Yunus
  7. Braun, A. (2020). Nachhaltig investieren –
    simplified: Mehr Rendite mit ökologischer, ethischer und sozialer Geldanlage. München: FinanzBuch Verlag. S. 129
  8. Kühn, M., Kühn, S. (2023).
    Handbuch Geldanlage – Verschiedene Anlagetypen für Anfänger und Fortgeschrittene einfach erklärt: Aktien, Fonds,
    Anleihen, Festgeld, Gold und Co. Berlin: Stiftung Warentest. S. 247
  9. Braun, A. (2020). Nachhaltig investieren – simplified: Mehr Rendite mit ökologischer, ethischer und
    sozialer Geldanlage. München: FinanzBuch Verlag. S. 129
  10. Heismann, G. (2021). Geld anlegen mit gutem Gewissen: So investieren Sie nachhaltig
    in den Planeten Erde. Frankfurt am Main: Campus Verlag. S. 198
  11. Kühn, M., Kühn, S. (2023). Handbuch Geldanlage –
    Verschiedene Anlagetypen für Anfänger und Fortgeschrittene einfach erklärt: Aktien, Fonds, Anleihen, Festgeld,
    Gold und Co. Berlin: Stiftung Warentest. S. 247