Von Mauritius Kloft, Saskia Reh – aktualisiert am 30.11.2023
Hier finden Sie Erläuterungen der wichtigsten Begriffe zum Thema nachhaltige Geldanlage.
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Agenda 2030
Bis zum Jahr 2030 versuchen die Vereinten Nationen (UN) 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung umzusetzen,
siehe Sustainable Development Goals (SDG). Die Präambel der Agenda 2030 umfasst fünf Kernbotschaften, die
sich auch in den SDG widerspiegeln: Mensch, Planet, Wohlstand, Frieden und Partnerschaft.
Ausschlusskriterien
Mithilfe von Ausschluss- oder Negativkriterien schließt eine Fondsgesellschaft (oder ein Indexanbieter)
Unternehmen aus bestimmten, negativen oder nicht-nachhaltigen Branchen aus – sie investiert folglich nicht
hinein. Beispiele hierfür sind etwa Waffen, Zigaretten und Alkohol, Glücksspiel, Atomkraft oder Öl.
B
Best in Class
Beim Best-in-Class-Ansatz investieren Anlegerinnen und Anleger in Unternehmen, die sich mehr für
Nachhaltigkeit einsetzen als andere Firmen aus derselben Branche. Letztlich muss ein Unternehmen jedoch
nicht nachhaltig agieren – es muss lediglich nachhaltiger sein als seine Konkurrenz.
Best in Progress
Der Best-in-Progress-Ansatz ist eine Weiterentwicklung des Best-in-Class-Ansatzes. Bei dieser
Investmentstrategie werden für ein Investment gezielt die Unternehmen herausgefiltert, die ihre Performance
in der Nachhaltigkeit in den vergangenen Jahren steigern konnten.
Best of Class
Bei Investments über diesen Ansatz werden die besten Unternehmen wirklich nachhaltiger Branchen angeführt.
Damit ist es eine Weiterentwicklung des Best-in-Class-Ansatzes.
D
Divestment
Das meint das Gegenteil von Investment. Divestment bezieht sich folglich auf den finanziellen
Ausstieg von fossilen Energieträgern, etwa durch Impact Investing. Investments in solche Branchen
werden entsprechend zurückgefahren.
Dow Jones Sustainability Index
Die Dow Jones Sustainability Indexes (DJSI) umfassen eine Reihe von nachhaltigen Aktienindizes. Die
Indizes werden von S&P berechnet und basieren auf dem Best-in-Class-Ansatz. Meist ist mit dem DJSI
der Dow Jones Sustainability World Index gemeint, der globale Aktienindex dieser Familie. Er umfasst
rund 300 Unternehmensanteile[1].
E
Emissionshandel
Beim Emissionshandel dürfen Unternehmen nur eine bestimmte Menge an Treibhausgasen ausstoßen – alles,
was darüber hinausgeht, muss gekauft werden. Konkret läuft der Emissionshandel so ab: Die
Gesamtmenge wird zunächst festgelegt („Cap“). Diese Menge wird in Emissionsrechte aufgeteilt und an
Unternehmen vergeben. Diese können CO2-Zertifikate kaufen oder verkaufen („Trade“). Wenn ein
Unternehmen weniger ausstößt als festgelegt, kann es überschüssige Emissionszertifikate verkaufen.
Stößt es dagegen mehr aus, muss es zusätzliche Emissionsrechte erwerben. Der Preis, der sich infolge
des Handels bildet, schafft Anreize für die Firmen, weniger Treibhausgase freizusetzen. In der EU
greift seit 2005 der Europäische Emissionshandel (EU-ETS), der als das wichtigste Klimainstrument
der Staatengemeinschaft gilt[2].
Energieeffizienzklasse
Mithilfe einer Energieeffizienzklasse lässt sich schnell erkennen, wie hoch der absolute Bedarf an
Energie
ist. Energieeffizienzklassen kommen etwa bei Haushaltsgeräten zum Einsatz, sie spielen jedoch auch
bei
Häusern eine große Rolle. A+ ist dabei die beste Energieeffizienzklasse, G oder H die schlechteste.
ESG
Das Kürzel ESG steht für Environmental (z.B. CO2-Emissionen oder Energieverbrauch), Social (z.B.
Menschenrechte oder gemeinschaftliches Engagement) sowie Governance (z.B. faire Arbeitsbedingungen
oder
Korruptionsbekämpfung). ESG-Kriterien stellen die Basis für die nachhaltige Geldanlage dar. Große
Indexanbieter und Fondsgesellschaften beschäftigen Analystenteams für die Erhebung und Bewertung von
ESG-Daten. Es gibt zudem unabhängige Agenturen, die Ratings auf Basis von ESG-Kriterien erstellen.
EU-Taxonomie
Die EU-Taxonomie legt ein umfassendes Regelwerk für klima- und umweltfreundliche Investitionen fest.
Sie
wurde 2020 von der Europäischen Kommission verabschiedet, die ersten Anforderungen der Verordnung
gelten
seit dem 1. Januar 2022.
European Green Deal
Mit dem „European Green Deal“ ist der EU-Plan gemeint, bis 2050 klimaneutral zu werden. Teil des
Plans ist
etwa das Paket „Fit for 55“, aber auch weitere Initiativen der Staatengemeinschaft, zum Beispiel der
„Green
Deal Industrial Plan“[3].
European Long-Term Investment Funds
Seit 2015 können Privatanlegerinnen und -anleger das nachhaltige Wachstum der EU mit ihrem Kapital
fördern.
European Long-Term Investment Funds (ELTIF) stellen dabei einen rechtlichen Rahmen für nachhaltige
Investments (etwa in Infrastrukturprojekte) dar. Zuvor war diese Art des Impact Investings
ausschließlich
institutionellen Investoren vorbehalten.
F
Fit for 55
Mit dem EU-Klimapaket, das unter dem Namen „Fit for 55“ läuft, legen einigen die EU-Staaten darauf,
die
CO2-Emissionen bis 2030 um mindestens 55 % zu senken. Mit dem Paket soll dieses Ziel in Einklang mit
den
Rechtsvorschriften der EU gebracht werden – es umfasst daher eine Vielzahl unterschiedlicher
Regelungen und
Initiativen. Unter anderem geht es um eine Reform des Emissionshandels oder die Auflage eines
Klima-Sozialfonds[4].
Forum Nachhaltige Geldanlage
Das Forum Nachhaltige Geldanlage (FNG) ist ein Fachverband für Nachhaltige Geldanlagen im
deutschsprachigen
Raum und umfasst rund 200 Mitglieder. Für Anlegerinnen und Anleger spielt vor allem das FNG-Siegel
für
Investmentfonds eine wichtige Rolle. Es gilt hierzulande als Qualitätsstandards für nachhaltige
Investments
und basiert etwa auf Transparenzkriterien. Zusätzlich werden alle Unternehmen im Fonds einer genauen
Prüfung
in Bezug auf ihre Nachhaltigkeitskriterien unterzogen. Der Fonds selbst muss eine klare Strategie
für
Nachhaltigkeit aufweisen. Investitionen in Bereiche wie Atomkraft, Kohle, Fracking, Tabak sowie
Waffen und
Rüstung sind indes nicht erlaubt (Ausschlusskriterien)[5].
FTSE4Good
Die FTSE4Good-Index-Familie umfasst mehrere Aktienindizes, die die Nachhaltigkeit und die
Unternehmensführung
bewerten[6]. Die Indizes werden von FTSE Russell nach dem Best-in-Class-Ansatz berechnet.
G
Green Bonds
Grüne Anleihen (englisch „Green Bonds“) sind spezielle Anleihen, die von Unternehmen oder Staaten
herausgegeben werden, um Projekte zu finanzieren, die positive Auswirkungen auf die Umwelt oder das
Klima
haben. So sollen Green Bonds etwa erneuerbare Energien oder eine nachhaltige Landwirtschaft
finanziell
unterstützen. Anlegerinnen und Anleger erhalten durch ein Investment einen Zins gezahlt, wie bei
herkömmlichen Anleihen auch.
Green New Deal
Unter dem „Green New Deal“ versteht man den ökologischen und klimafreundlichen Umbau des
Wirtschaftssystems. Mit dem
„European Green Deal“ ist dagegen der EU-Plan gemeint, bis 2050 klimaneutral zu werden. Teil des
Plans ist etwa das
Paket „Fit for 55“.
Greenwashing
Greenwashing kann ein Problem beim nachhaltigen Investieren sein. Damit ist gemeint, vorzugeben,
nachhaltig
zu handeln – das aber tatsächlich nicht zu machen. Ein Beispiel für Greenwashing wäre ein Ölkonzern,
der
eine Baumpflanz-Aktion startet, um sein Image zu verbessern.
I
Impact Investing
Beim Impact Investing geht es gezielt darum, mit einem Investment eine realwirtschaftliche Wirkung
(„Impact“)
zu erzielen. Man spricht daher auch von sogenannten Positivkriterien. Anders als der
Best-in-Class-Ansatz
berücksichtigt Impact Investing ausschließlich ethisch einwandfreie Branchen.
K
Klimaschutzgesetz
Mit dem Klimaschutzgesetz will die Bundesregierung die Ziele des Pariser Klimaabkommens bzw. des
„European
Green Deal“ umsetzen. Es stellt somit das zentrale Element der Klimaschutzbemühungen auf Bundesebene
dar und
umfasst etwa Regelungen zum CO2-Preis.
Klimaneutralität
Klimaneutralität bedeutet, dass die freigesetzten CO2-Emissionen so begrenzt werden, dass sie keine
(zusätzlichen) Auswirkungen auf das Klima haben. Es braucht folglich ein Emissions-Gleichgewicht.
Die Menge
an freigesetzten Treibhausgasen kann entweder auf null reduziert oder durch Aufforstung bzw. den
Kauf von
Emissionszertifikaten ausgeglichen werden.
Kyoto-Protokoll
Das Kyoto-Protokoll war die erste Vereinbarung der globalen Industriestaaten, um den CO2-Ausstoß zu
senken. Es wurde
1997 beschlossen, trat aber erst 2005 in Kraft. Im Kyoto-Protokoll einigten sich die Staaten darauf,
ihren
Treibhausausstoß im Zeitraum von 2008 bis 2012 um 5,2 % im Vergleich zu 1990 zu reduzieren. Dieses
Ziel wurde
erreicht. Im Folgeprotokoll Kyoto II verpflichtete man sich auf weitergehende Ziele; die
Vereinbarung wurde durch
das Pariser Klimaabkommen abgelöst.
M
Mikrofinanzfonds
Mikrofinanzfonds sind Investmentfonds, die in Mikrofinanzinstitute (MFI) investieren, also kleine
regionale
Banken. MFI ermöglichen Menschen in Entwicklungsländern einen Zugang zu Bankdienstleistungen.
Konkret
refinanzieren die Mikrofinanzfonds also die Mikrofinanzinstitute – etwa durch die Vergabe von
Darlehen oder
den Ankauf von Anleihen der Finanzinstitute. Die Geldanlage in Mikrofinanzfonds zählt zu den Impact
Investings.
N
Nachhaltige ETF
Nachhaltige ETF (englisch für „Exchange Traded Funds“) sind eine spezielle Form grüner bzw. ethischer
Investments. ETF sind passiv verwaltete Indexfonds, bei denen per Computersteuerung ganze
Aktienindizes
nachgebildet werden. Im Falle nachhaltiger ETF geht es um Indizes, die auf nachhaltigen Kriterien beruhen, oftmals auf Basis des Best-in-Class-Ansatzes oder mithilfe von Ausschlusskriterien.
Nachhaltigkeitssiegel
Nachhaltigkeitssiegel zeichnen Geldanlagen aus, die nach zuvor festgelegten Kriterien als nachhaltig
klassifiziert werden. So sollen Anlegerinnen und Anleger sowie institutionelle Investoren die
Nachhaltigkeit
prüfen können, um Greenwashing auszuschließen. Es gibt jedoch eine Vielzahl von
Nachhaltigkeitssiegeln.
Festgelegte Standards gibt es derweil nicht. Im deutschen Markt zählen das FNG-Siegel als auch das
ECOReporter-Siegel zu den wichtigsten Nachhaltigkeitssiegeln. Anlegerinnen und Anleger sollten stets
mehrere
Siegel in ihre Anlageentscheidungen mit einbeziehen.
Natur-Aktien-Index
Der Natur-Aktien-Index (NAI) umfasst 30 internationale Unternehmen aus wirklich nachhaltigen
Branchen, etwa
erneuerbare Energie[7]. Der NAI arbeitet etwa mit Negativ- und Positivkriterien.
Niedrigenergiehaus
Ein Niedrigenergiehaus ist ein Gebäude, das im Vergleich zu einem anderen Referenzgebäude (deutlich)
weniger
Energie benötigt. In der Regel meint man mit einem Niedrigenergiehaus ein KfW-Effizienzhaus (EH).
Der genaue
EH-Standard hängt dabei von der konkreten Umsetzung von Maßnahmen zur Energieeffizienz ab.
O
Ökoaktien
Unter Ökoaktien oder ESG-Aktien laufen sämtliche Aktien, die auf ökologischen oder sozial
nachhaltigen
Kriterien basieren. Eine einheitliche Definition gibt es hier nicht, vielmehr können Ökoaktien etwa
Anteile
von Unternehmen sein, die nach dem Best-in-Class-Ansatz ausgewählt worden sind. Anteile von Firmen
aus
nachhaltigen Branchen – etwa Windkraft, Solarenergie oder Recycling – können ebenfalls mit Ökoaktien
gemeint
sein. Anlegerinnen und Anleger, denen Nachhaltigkeit wichtig ist, können sich an Ökoaktien
beteiligen. Einen
direkten Einfluss auf die Nachhaltigkeit eines Unternehmens hat ein solches Investment derweil
nicht.
Schließlich fließt einem Unternehmen nicht mehr oder weniger Kapital zu, wenn eine Aktie über die
Börse
gehandelt wird. Einen Einfluss hat es dagegen, wenn institutionelle Investoren durch einen Einstieg
Druck
auf Unternehmen im Sinne der Nachhaltigkeit ausüben.
P
Pariser Klimaabkommen
Im Pariser Klimaabkommen haben sich im Jahr 2015 195 Staaten darauf geeinigt, den weltweiten
Temperaturanstieg mindestens auf (deutlich) unter 2 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen
Niveau zu
begrenzen – möglichst auf 1,5 Grad Celsius. Es stellt das Nachfolgeabkommen zu den Kyoto-Protokollen
dar[8].
Passivhaus
Damit ist ein Gebäude gemeint, das besonders wenig Wärme verbraucht, also an Heizenergie spart. Im
Regelfall
verzichten Passivhäuser auf eine klassische Heizung, einen Ofen oder Kamin. Um einen Wärmeverlust zu
vermeiden, müssen Passivhäuser entsprechend gut isoliert sein.
S
Social Bonds
Ähnlich wie Green Bonds sind Social Bonds spezielle Anleihen, also festverzinsliche
Schuldverschreibungen. Hier geht
es aber darum, soziale Projekte zu finanzieren – etwa den Bau einer Schule.
SRI
SRI steht für „Socially Responsible Investment“, also ethische bzw. soziale Investments. In der Regel
sind
damit jedoch Negativkriterien gemeint – ethisch nicht einwandfreie Branchen werden aus einem
Investment
ausgeschlossen.
Sustainable Development Goals
Das sind die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen, kurz SDG. Bei den SDG geht
es
darum, Problemen wie Armut, Hungersnot, Umwelt- und Wasserverschmutzung entgegenzuwirken[9]. Sie sind
Teil der
Agenda 2030.
Sustainable Finance Disclosure Regulation
Das meint die EU-Verordnung über die nachhaltigkeitsbezogenen Offenlegungspflichten, kurz SFDR. Sie
soll
Anlegerinnen und Anlegern helfen, tatsächlich nachhaltige Unternehmen und Produkte zu erkennen. Die
Verordnung gilt etwa für Wertpapierhäuser, Vermögensverwalter oder Versicherungen, die auf den
EU-Märkten
tätig sind. Durch die SFDR sind Unternehmen dazu verpflichtet, essentielle Informationen über ihre
Nachhaltigkeit offenzulegen und aktuell zu halten. ESG-Investments sind in der Regel Produkte nach
Artikel 8
des SFDR, Impact-Investments fallen unter den strengeren Artikel 9.
W
Wind-an-Land-Gesetz
Um den Ausbau von Windkraftanlagen an Land zu beschleunigen, hat die Bundesregierung im Sommer 2022
das
Wind-an-Land-Gesetz verabschiedet. Es soll Planungs- und Genehmigungsverfahren vereinfachen. Zudem
sollen
die Ländern deutlich mehr Flächen für Windräder ausweisen. Die sogenannte „10H“-Regel darf indes
zurückgestellt werden – oder ganz fallen. Die Regelung besagt, dass es beim Bau von Windrädern einen
Mindestabstand vom Zehnfachen der Anlagenhöhe zu Wohnhäusern benötigt.
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