Von Mauritius Kloft, Saskia Reh – aktualisiert am 03.04.2024
Die Auswirkungen der Klimakrise sind mittlerweile spürbar, die Ressourcen der Erde werden knapper und die soziale
Ungleichheit nimmt zu. Angesichts dieser globalen Entwicklungen suchen immer mehr Anlegerinnen und Anleger nach Wegen,
ihr Kapital nicht nur ertragbringend zu investieren – sondern einen positiven Beitrag zu leisten. Zentraler Baustein ist
das Investieren nach ESG-Kriterien.
Doch wie funktioniert ESG-Investment genau? Welche Risiken gibt es bei dieser Anlageform? Und wann ist
ein ESG-Anlageprodukt wirklich nachhaltig? Das erklären wir in folgendem Beitrag.
Wie funktionieren ESG-Ratings?
So
läuft das Scoring ab
Warum sollten Sie nach ESG
investieren?
Zu den
Gründen
Wichtige Begriffe zum Thema nachhaltige Geldanlagen:
Zum Glossar
Die Abkürzung „ESG“ steht für die drei Begriffe „Environmental, Social und Governance“ – also Umwelt,
Soziales und
Unternehmensführung[1]. Konkret meint ESG-Investment folglich eine nachhaltige Geldanlage nach diesen Kriterien.
Eine einheitliche Definition zu ESG gibt es indes nicht. Zum einen sind damit allgemein verschiedene
Anlagestrategien
bzw. Ansätze gemeint, nachhaltig zu investieren. So kann der Best-in-Class-Ansatz, bei dem die „Klassenbesten“
einer
Branche in Bezug auf Nachhaltigkeit ausgewählt werden, auch unter die Kategorie ESG-Investment fallen[2].
Je nach Definition bezieht sich ESG-Investment jedoch nur auf das Festlegen von Positivkriterien[3]: ESG-konforme Wertpapiere sollen also aktiv ausgewählt werden, man spricht daher auch von der
ESG-Integration.
Das Investmentziel ist indes nicht nur eine Rendite sondern ein gesellschaftlicher Impact – oftmals
spricht man in
dieser Definition beim ESG-Ansatz auch vom Impact
Investing. Bei diesem Ansatz stehen Investitionen im Fokus, die aktiv
positive soziale oder ökologische Ergebnisse erzielen. Grundsätzlich können alle Anlageklassen – also etwa Aktien,
Anleihen oder Immobilien – unter diesen Ansatz fallen.
Was ist der Unterschied von ESG zu SRI?
Neben ESG-Investments gibt es noch die Anlage nach SRI-Kriterien. Das steht für „Socially Responsible
Investment“. ESG-
und SRI-Investitionen sind zwei verwandte Konzepte im Bereich nachhaltiger und ethischer Investitionen – es gibt jedoch
zentrale Unterschiede.
Der Hauptunterschied: Anders als ESG-Investitionen – mit einem breiteren Ansatz – integrieren Socially Responsible
Investments hauptsächlich soziale und ethische Werte. Die investierten Gelder sollen in Unternehmen oder Projekte
fließen, die Ihren ethischen Überzeugungen entsprechen und positive soziale Auswirkungen haben.
Daher liegt der Ansatz eher im ethischen Screening: Es geht bei SRI um den Ausschluss von Unternehmen,
die als ethisch
fragwürdig angesehen werden (anhand von sogenannten Negativkriterien)[4]. Doch in Bezug darauf gibt es ebenfalls keine
einheitliche Definition. Bisweilen werden ESG- und SRI-Kriterien daher als Synonym gesehen, eine gleichlautende
Bezeichnung dafür wäre das ESG-Screening.
Grundsätzlich können alle Arten von Kapitalanlagen nach ESG-Kriterien bewertet werden. Eine Übersicht:
Öko-Aktien
Sie können in Aktien von Unternehmen
investieren, die ESG-Prinzipien berücksichtigen und sich um
Umweltverträglichkeit, soziale Verantwortung und gute Unternehmensführung bemühen.
ESG-Fonds
Das Management eines nachhaltigen Fonds
stellt diesen nach ESG-Kriterien zusammen. Solche Fonds investieren
folglich in Unternehmen, die sich bestimmten ESG-Prinzipien verpflichtet haben.
Nachhaltige Themenfonds konzentrieren sich derweil auf spezifische Anliegen wie erneuerbare Energien oder
eine nachhaltige Landwirtschaft – und investieren entsprechend in Konzerne aus diesen Sektoren.
Grüne ETF
Sie können auch auf nachhaltige ETF
zurückgreifen. Das sind Indexfonds, die in der Regel einen ganzen
Aktienindex passiv nachbilden. ESG-konforme ETF replizieren folglich Indizes, die aus börsennotierten
Unternehmen bestehen, die nach ESG-Kriterien ausgewählt wurden[5].
Nachhaltige Anleihen
ESG-Anleihen sind Anleihen, bei denen die
ESG-Kriterien im Mittelpunkt stehen – etwa Green oder Social Bonds. Diese Anleihen werden von
Unternehmen oder Staaten begeben, um Kapital zu beschaffen. Grüne Rentenfonds investieren in eine Vielzahl
von nachhaltigen Anleihen.
Nachhaltige Immobilien
Bei nachhaltigen Immobilienanlagen
spielen ESG-Kriterien eine Rolle, indem etwa Aspekte wie Energieeffizienz
bzw. Wärmedämmung berücksichtigt werden.
ESG-Ratings sind ein wichtiges Hilfsmittel für Ihre nachhaltige Geldanlage. Konkret stellen sie
Bewertungsinstrumente
dar: Die Nachhaltigkeit von Unternehmen soll beurteilt werden, indem versucht wird, die Leistung in Bezug auf ESG zu
messen. Das aber ist nicht ganz einfach.
So läuft die ESG-Bewertung ab
Die Funktionsweise von ESG-Ratings umfasst in der Regel fünf Schritte:
Die ESG-Ratings ermöglichen es Ihnen als Investoren, die Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen objektiv zu
bewerten
und zu vergleichen. Ein höherer ESG-Score weist entsprechend darauf hin, dass ein Unternehmen ESG-Praktiken
besser
umsetzt und somit als nachhaltiger betrachtet wird. Sie sollten sich stets aber nicht nur auf einen
ESG-Score verlassen,
sondern mehrere Ratings miteinbeziehen.
Durch eine nachhaltige Anlagestrategie nach ESG-Kriterien investieren Sie Ihr Geld in Unternehmen und Projekte, die
Ihren ethischen und sozialen Werten entsprechen. ESG-konforme Investitionen tragen dazu bei, positive
Veränderungen
anzustoßen – zumindest wenn Greenwashing bei der Geldanlage vermieden wird (siehe unten).
Unternehmen, die einen Fokus auf ESG-konforme Geschäfte legen, dürften zudem langfristig tendenziell stabiler
und
profitabler sein. Denn nachhaltige und innovative Konzerne profitieren oftmals von Wachstumschancen in der
Zukunft.
Ein aktuelles Beispiel wären Wasserstoffaktien, denen
ein enormes Potential zugeschrieben wird. Investitionen in solche
Unternehmen können daher langfristig zu positiven Renditen für Sie als Anlegerin oder Anleger führen, indem Sie von
einer steigenden Wertentwicklung profitieren – da grüner Wasserstoff als essentiell für die Umstellung auf eine grüne
Industrie betrachtet wird.
Daneben streuen Sie mit einem ESG-Investment Ihr Risiko breiter. In ein breit aufgestelltes Portfolio gehören heutzutage
nachhaltige Anlageprodukte.
Das lässt sich pauschal nicht beantworten. Es kommt auf die konkrete Umsetzung des Investmentprodukts
an. Grundsätzlich
sollten sie jedoch nachhaltiger sein als konventionelle Kapitalanlagen.
Allerdings hängt die Nachhaltigkeit von der ESG-Strategie, dem Screeningprozess und
den Zielen des jeweiligen
Investmentprodukts ab. Daher ist es wichtig, die Umsetzung der ESG-Kriterien sorgfältig zu prüfen – das
geht über
veröffentlichte Nachhaltigkeitsberichte eines Unternehmens oder einen ESG-Score. Wie dieser berechnet
wird, lesen Sie hier.
Zudem können Ihnen Zertifizierungen helfen, echte ESG-konforme Anlageprodukte zu finden. Ein Beispiel
für diese
Zertifizierung ist das Siegel des Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG), das Fonds und die Auswahl der darin enthaltenen
Unternehmen bewertet[9]. Es existieren
diverse andere Nachhaltigkeitssiegel, wie das ECOReporter-Siegel[10].
Außerdem sollten Sie Fachzeitschriften wie Finanztest lesen. Diese warnen vor Investmentprodukten, die Greenwashing
betreiben.
Nein, das auf keinen Fall. Nachhaltige Investments und ihre Renditechancen wurden bereits in zahlreichen Studien
untersucht. Laut einer Meta-Studie der University of Oxford zeigten 88 % der Untersuchungen, dass die
Berücksichtigung von ESG-Kriterien zu einer besseren Unternehmensleistung führen. 80 % der Studien
belegten laut der Untersuchung,
dass gute Nachhaltigkeitspraktiken einen positiven Einfluss auf die Aktienkursentwicklung von Unternehmen
haben[11].
Die Wissenschaftler betonen dabei das langfristige Potential, das sich aus den strukturellen und ökonomischen Vorteilen
nachhaltig agierender Unternehmen ergebe. Diese seien viel zukunftsfähiger aufgestellt.
Im Folgenden finden Sie eine Übersicht über die wichtigsten Risiken beim ESG-Investment:
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