Robo Advisor: Die 12 besten Anbieter im Vergleich

Von Valeria Nickel – aktualisiert am 22.02.2023

Robo Advisor – der Begriff erinnert an Roboter, Sensoren und Greifarme. Robo Advisor sind jedoch keine
physischen Roboter, sondern Computerprogramme, die Anleger beraten, wie sie ihr Geld investieren sollen.

Eigentlich steht eine funktional vergleichbare Technologie professionellen Vermögensverwaltern schon seit
Jahrzehnten zur Verfügung. Doch erst seit wenigen Jahren können auch Privatanleger über das Internet auf
diese Funktionen zugreifen.

So funktionieren Robo-Advisor

Die einzelnen Robo Advisor unterscheiden sich zum einen dadurch, wie viel Entscheidungsfreiraum sie dem Anleger
lassen und zum anderen dadurch, wie sie das Geld
anlegen
. Das Grundprinzip ist aber bei jedem Robo Advisor ähnlich und lässt sich in vier Schritten
zusammenfassen:

  1. Fragebogen: Die Anlegerinnen und Anleger beantworten verschiedene Fragen zu Anlagesumme, Alter
    sowie Risikotragfähigkeit und werden anschließend einer bestimmten Risikoklasse zugeordnet.
  2. Investmentvorschlag: Anschließend errechnet der Robo Advisor einen Vorschlag, wie das Vermögen
    investiert werden könnte. Dabei wählt das Computerprogramm anhand der beantworteten Fragen eine passende Anlagestrategie sowie geeignete Anlageklassen aus. Je nach
    Risikofreudigkeit können sich etwa die Anteile von Anleihen und Aktien im Portfolio verändern – mehr
    Aktien bedeuten dabei mehr Risiko.
  3. Investment: Hat sich der Anleger für einen Vorschlag entschieden, dann übernimmt der Robo
    Advisor die Anlage selbst. In der Regel arbeiten die Plattformen dafür mit einer Partnerbank zusammen.
    Andernfalls können Sie die vorgeschlagenen Finanzprodukte selbst über ein eigenes Depot ordern.
  4. Rebalancing: Durch die Wertschwankungen der einzelnen Positionen kann es dazu kommen, dass die
    ursprüngliche Anlagestruktur (zum Beispiel das Verhältnis von Anleihen und Aktien) nicht mehr gegeben ist. Durch
    regelmäßiges Rebalancing wird die gewünschte Anlagestruktur langfristig aufrechterhalten.

Das investierte Geld können Anleger sich schnell und unkompliziert auszahlen lassen. Anschließend wird es innerhalb
der nächsten Tage auf das Bankkonto überwiesen.

Von der Komplettlösung bis zur Anlageempfehlung

Wie automatisiert die jeweiligen Schritte sind, unterscheidet sich von Anbieter zu Anbieter. Grob lassen sich Robo
Advisor in drei Kategorien aufteilen:

  • Full-Service: Diese Anwendungen bieten eine Komplettlösung für die Vermögensverwaltung an. Sie
    vereinen Anlagevorschlag, Portfolio-Vermittlung und die Verwaltung des Depots.
  • Half-Service: Die Servicetiefe ist auch hier sehr weitgehend, aber der Anleger muss jeder
    Depotumschichtung zustimmen. Das bedeutet für ihn zwar mehr Aufwand, gleichzeitig aber auch mehr Kontrolle.
  • Self-Service: Diese Anwendungen sind lediglich Online-Berater und geben nur Anlageempfehlungen.
    Hier hat der Anleger die Investitionsentscheidungen komplett selbst in der Hand.

Wie investieren Robo Advisor?

Mit Blick auf die Art und Weise, wie Robo Advisor ihr Geld anlegen, lassen sich aktive und passive Robo Advisor
unterscheiden.

Robo Advisor mit passivem Risikomanagement

Die meisten Robo Advisor arbeiten dabei mit einem passiven Risikomanagement. Sie reagieren nicht
auf das aktuelle Marktgeschehen, sondern behalten gemäß der sogenannten Buy-and-Hold Strategie die ursprüngliche
Vermögensaufteilung bei.

Passive Robo Advisor investieren vor allem in ETF
(Exchange Traded Funds). Diese Fonds, die passiv einen Index nachbilden und nicht aktiv gemanagt werden, ermöglichen
eine leichte und kostengünstige Risikostreuung. Ihre
Gesamtkostenquote (TER) beträgt
durchschnittlich nur 0,3 % p.a.

Robo Advisor mit aktivem Risikomanagement

Immer mehr Robo Advisor bieten allerdings auch ein aktives Risikomanagement an. Bei diesem Ansatz
reagiert der Robo Advisor dynamisch auf die aktuelle Marktsituation und schichtet das Depot dementsprechend um. In
einigen Fällen greift auch ein hausinterner Analyst in das Depot ein.

Vorteilhaft ist bei diesem Management die Möglichkeit, schnell auf Marktentwicklungen zu reagieren. Mit den häufigen
Umschichtungen steigen in der Regel aber auch die Kosten des Robo Advisors.

Aktive Robo Advisor setzen zudem häufiger auf aktiv gemanagte Fonds. Dadurch steigen die Gebühren weiterhin, denn aktiv
gemanagten Fonds sind weitaus teurer als ein ETF.

Auch eine nachhaltige Geldanlage ist
bei einigen Anbietern möglich. Die Robo Advisor Visualvest, Vividam und Liqid bieten zum Beispiel
verschiedene ökologische Portfolios an. Häufig handelt es sich hier um eine Auswahl von aktiv gemanagten
Fonds.

Die größten deutschen Robo Advisor im Vergleich

In Deutschland heißen die wichtigsten Anbieter Comdirect, Easyfolio, Growney, Quirion,
Liqid und Scalable. Je nach Anbieter fallen jeweils verschiedene Mindestanlagesummen und
Servicegebühren an. Zusätzlich zu diesen Gebühren sollten Anleger auch noch mit Produkt- oder
Fondskosten in Höhe von 0,2 % bis 0,9 % rechnen. Ein Großteil der Anbieter hat außerdem Sparplan-Produkte im Angebot.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick:

Name Servicegebühr Sparplan Einmalanlage ab
Scalable Capital 0,75 % ab 20 € 1.000 €
Ginmon 0,75 % ab 50 € 1 €
Whitebox 0,35 % bis 0,95 % ab 25 € 5.000 €
Comdirect 0,95 % ab 100 € 3.000 €
Fintego 0,30 % bis 0,90 % ab 50 € 2.500 €
Quirion ab 0,48 % (im Service­paket Digital) ab 25 € kein Min­dest­betrag
Oskar 0,70 % bis 1,00 % ab 25 € 1.000 €
Fintego 0,30 bis 0,90 % ab 50 € 2.500 €
Visualvest 0,58 % ab 25 € 500 €
Growney 0,38 % bis 0,68 % ab 25 € 500 €
Easyfolio 0,72 % bis 0,74 % ab 10 € 100 €
Liqid ab 0,5 % 100.000 €
Quelle: finanzen.net /
Brokervergleich
(Stand: 22. Februar 2023)

Während Wealth Manager erst bei
Anlagesummen im Millionenbereich beratend tätig werden, sind Robo Advisor mit ihren Mindestanlagesummen von
meist einigen Tausend Euro also durchaus für Privatanleger geeignet.

Wer investiert mit einem Robo Advisor?

Laut einer Studie der Deutschen Bank ist der durchschnittliche Robo-Advisor-Kunde männlich (zu 90 %) und investiert jährlich etwa
1.000 € bis 1.500 € in die digitale Vermögensverwaltung. Mit einem Durchschnittsalter von etwa
50 Jahren und einem mittleren Einkommen von 50.000 € im Jahr gehören Robo-Advisor-Investoren nicht, wie
man vermuten könnte, zu den jüngeren, digital affinen Generationen Y bis Z.

Mensch oder Maschine – wer hat die Nase vorn?

In den vergangenen Jahren haben Robo Advisor bei der Geldanlage immer mehr an Bedeutung gewonnen. Sogar bei großen
Vermögensverwaltungen (z.B. bei Family Offices)
finden sich vermehrt die automatisierten Anlagestrategien im Portfolio. Doch kann die Anwendung tatsächlich bessere
Entscheidungen treffen als der Mensch?

Vorteile der Robo Advisor

  • Schnelligkeit & niedrige Einstiegshürden: Mit wenigen Klicks legt man seine
    Anlagepräferenzen fest und bekommt direkt die passende Anlagestrategie geliefert. Somit kann man ohne langes
    Beratungsgespräch sehr schnell investieren (eine Identifikation per POSTIDENT ist aber in der Regel notwendig).
  • Niedrige Kosten: Da der einmal erstellte Algorithmus die Investitionsempfehlungen berechnet und
    kein Finanzberater für seine aufgewendete Zeit bezahlt werden muss, liegen die Gebühren für die Investments bei
    höchstens 1 %.
  • Gute Renditen: Die Plattform Brokervergleich
    vergleicht seit 2015 die Performance verschiedener Robo Advisor anhand der Benchmark unterschiedlicher ETF. Nach
    Gebühren und Steuern konnte kaum eines der Robo-Advisor-Depots die Rendite der ETF schlagen.
    Dennoch erreichen die meisten Robo Advisor eine durchschnittliche Rendite von 4,0 % bis 5,0 % p.a. –
    auch wenn die Ergebnisse von Jahr zu Jahr stark variieren.
  • Absicherung vor der Insolvenz: Zwar sind die meisten Robo-Advisor-Anbieter Startups, die sich
    erst in der Finanzdienstleistungsbranche etablieren müssen. Dennoch müssen Anleger keine Angst vor deren
    Insolvenz haben. Denn das Geld, das die künstlichen Anlageberater in Fonds investieren, zählt zum Sondervermögen
    und ist so im Falle einer Insolvenz geschützt.

Nachteile der Robo Advisor

  • Begrenzte Beratung: Robo-Advisor sind bei ihren Beratungsleistungen sehr eingeschränkt. Sie
    geben nur Empfehlungen für den Aufbau eines Portfolios, beantworten aber keine generellen Fragen. Zum Beispiel
    ob eine langfristige oder kurzfristige Geldanlage für den
    Anleger sinnvoller ist und welche die richtigen Schritte für seine Altersvorsorge sind.
  • Schwer einschätzbares Risikoprofil: Das Risikoprofil einer Person ist mit einem kurzen
    Fragebogen, den die Robo Advisor verwenden, nur schwer zu bewerten. Im Gegensatz zu einem Finanz- oder Honorarberater kann ein Robo Advisor auch
    nicht einschätzen, ob der Kunde alle Anlage-Informationen genau gelesen, verstanden und sich genügend Zeit für
    seine Anlageentscheidung genommen hat.
  • Keine Haftung: Meistens weisen die Anbieter der Robo Advisor darauf hin, dass sie rechtlich
    gesehen keine Beratung anbieten, sondern nur zwischen dem Kunden und der Depotbank vermitteln. Im Falle einer
    reinen Vermittlung gibt es kein Beratungsprotokoll und später auch keine Haftung für die ausgesprochenen
    Empfehlungen.

Fazit zum Thema Robo Advisor

Aufgrund der begrenzten Beratungsmöglichkeiten und der oft nicht übernommenen Haftung ist Anlegern bei Investitionen
in Robo Advisor ein gewisses Grundwissen der Börse zu empfehlen. Sollten Sie mit diesen Faktoren umgehen können,
dann sind Robo Advisor mit ihren geringen Gebühren und guten Renditen eine
attraktive Anlagemöglichkeit.

Aber Achtung: Ein selbst zusammengestelltes Portfolio aus Tages- und Festgeld, Aktien, Immobilien und ETF ist meist erheblich
günstiger. Deshalb sollte man erst einmal prüfen, ob man seine Geldanlage nicht lieber ganz selbst in die Hand
nehmen kann.

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