In Kryptowährungen investieren: Alles was Sie wissen müssen

Von Lana Iliev – aktualisiert am 31.01.2024

Bitcoin (BTC), Ethereum (ETH), Bitcoin Cash (BCH), Litecoin (LTC), Monero (XMR), IOTA (MIOTA) — Kryptowährungen sind in den Medien allgegenwärtig. Spektakuläre Erfolgsgeschichten und Gewinne, die in die Millionen wenn nicht gar Milliarden gehen, wurden vermeldet — aber ist es ratsam, in das virtuelle Geld zu investieren und handelt es sich bei den digitalen Währungen um ein neues Finanzinstrument?

Was ist eine Kryptowährung?

Kryptowährung (engl. „Cryptocurrency“) ist der Überbegriff für virtuelle Währungen, die als digitales Zahlungsmittel fungieren können.

Für die Bezahlvorgänge werden dabei keine Banken benötigt. An die Stelle von Finanzinstituten tritt ein dezentrales Netzwerk, dessen Teilnehmer Transaktionen verwalten und neue Einheiten der Währung generieren. Möglich macht das die Blockchain-Technologie, die jeder Kryptowährung zugrunde liegt.

Die Vorsilbe „Krypto“ wird abgeleitet vom Begriff der Kryptographie, der wiederum aus dem Altgriechischen stammt und sich mit „Geheimschrift“ übersetzen lässt. Heute beschreibt die Kryptographie ein Teilgebiet der Informatik, dass sich mit der Verschlüsselung geheimer Daten beschäftigt.

Eine Blockchain (zusammegesetzt aus „Block“ und „Kette“) wird oft als „kollektives Buchführungssystem“ bezeichnet. In Datenblöcken enthält sie verschlüsselte Informationen über jegliche Transaktionen, die mit einer bestimmten Kryptowährung durchgeführt wurden. Sie fungiert als Datenbank, deren Blöcke nicht auf einem zentralen Server liegen, sondern auf den Rechnern der Vielzahl von Teilnehmern, die sie verwaltet.

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Jeder kann ein Teilnehmer dieses dezentralen Netzwerks werden und Rechenleistung zur Verfügung stellen, um die Kette der Daten weiterzuführen. Belohnt wird das durch den Erhalt von Währungseinheiten („Coin“ bzw. „Münze“ oder „Token“ bzw. „Wertmarke“) der entsprechenden Kryptowährung. Dieser Prozess wird als „mining“ (engl. für „schürfen“ oder „fördern“) bezeichnet.

Ist eine Transaktion einmal in der Blockchain festgeschrieben, kann sie durch keinen Teilnehmer mehr geändert werden. Dadurch wird sie abgesichert und einzelne Währungseinheiten können nicht mehrmals benutzt werden. Aus diesem Grund braucht es keine etablierten Institute mehr, die bei monetären Transaktionen bisher stets zwischengeschaltet waren.

Warum gibt es Kryptowährungen?

Das Ziel der ersten Kryptowährung Bitcoin war schlicht ein Bezahlsystem zu erschaffen, dass ohne Finanzinstitute funktioniert, um Konsumenten ein gewisses Maß an informationeller Selbstbestimmung und Anonymität zu ermöglichen. Dadurch wurde Bitcoin in den vergangenen Jahren unter anderem als Zahlungsmittel für illegale Transaktionen genutzt. Dieser Umstand schmälerte zwar die gesellschaftliche Akzeptanz von Kryptowährungen, dennoch wurde die zugrunde liegende Technologie inzwischen erweitert und verbessert. Kryptowährungen können nun für weit mehr als nur Geldtransaktionen genutzt werden, da sie eine sichere, schnelle und kosteneffiziente Alternative für die Übertragung sensibler Daten darstellen.

In einem Pilotprojekt nutzt das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen beispielsweise Ethereum, um Ressourcen an Flüchtlinge zu verteilen. Die Organisation gibt Lebensmittelcoupons über die Blockchain aus und Betroffene können in Flüchtlingscamps per Iris-Scan bezahlen. Auf diesem Weg kommen die finanziellen Mittel unmittelbar bei den Bedürftigen an und Korruption stellt kein Problem mehr für die Organisation dar.

Auch Facebook möchte mit Libra eine eigene Digitalwährung einführen, um weltweite Zahlungen via Facebook, WhatsApp und Instagram zu ermöglichen. Die Kopplung an einen Währungskorb soll Libra vor Wertschwankungen schützen. Notenbanken stehen den Plänen des Social-Media-Giganten bisher skeptisch gegenüber.

Welche Kryptowährungen gibt es?

Im Jahr 2009 entstand die erste und wohl bis heute bekannteste Kryptowährung: Bitcoin (BTC). Gemessen an der Marktkapitalisierung macht der Kryptoerstling bis heute den größten Anteil am Markt der virtuellen Währungen aus. Als zweit- und drittgrößte Kryptowährung folgen Ethereum (ETH) und Binance Coin (BNB).

Bei Bitcoin und Bitcoin Cash handelt es sich um zwei unterschiedliche Kryptowährungen.

Insgesamt gibt es inzwischen weltweit jedoch rund 5.000 unterschiedliche Kryptowährungen und gefühlt wächst die Anzahl der virtuellen Währungen täglich. Doch warum gibt es überhaupt so viele unterschiedliche Währungen?

Verbesserte Technologie

Zunächst wurde die Technologie seit Erscheinen des Bitcoins verbessert und weiterentwickelt. Das ebnete den Weg für Währungsalternativen, die Bitcoin gegenüber viele Vorteile bieten und eigene Schwerpunkte besitzen.

So ist Litecoin beispielsweise schneller als Bitcoin, mit Ethereum lassen sich nicht nur Währungstransaktionen durchführen, sondern auch Verträge, sogenannte „Smart Contracts“, abschließen und Ripple soll von Banken genutzt werden, um reguläre Überweisungen zu beschleunigen.

Bitcoin-Boom und Kryptowahnsinn

Zum technologischen Fortschritt, kam der Bitcoin-Boom. Mitte Dezember 2017 war ein einzelner Bitcoin fast 20.000 $ wert. In den folgenden Monaten fiel der Wert ins Bodenlose. Ende 2018 war ein Bitcoin teilweise weniger als 3.000 $ wert – das ist ein Wertverlust von 85 %. Bis März 2021 war der Wert eines einzelnen Bitcoins wieder auf über 50.000 $ angestiegen. Die rekordverdächtigen Vermögenswerte der alternativen Währung machen den Markt besonders interessant für Spekulationen und schaffen Anreize dafür, weitere Kryptowährungen zu entwickeln und Neuemissionen von Kryptoeinheiten durchzuführen.

Stetig entstehen neue Ideen, Pläne und Geschäftsmodelle für die bargeldlosen Digitalwährungen. Ob Kryptowährungen, die an Diamanten („Carat“) sind, Kryptogeld, das als Belohnung für gute Taten vergeben wird („Hullcoin “), oder eine Währung, die einfach nur eine Parodie auf den Bitcoin ist („Dogecoin “) — der Phantasie scheinen keine Grenzen gesetzt.

Wie funktioniert eine Kryptowährung als Zahlungsmittel?

Mit Bitcoin, Ethereum & Co. im Supermarkt Kaffee und Toastbrot kaufen? Diese Art der Zahlung hat sich bisher zwar nicht flächendeckend durchgesetzt, möglich ist es aber prinzipiell schon.

Kryptowährungen als reguläres Zahlungssystem zu nutzen, ist immer noch recht problematisch, da es keine festen Wechselkurse gibt und die Kurse sehr stark schwanken. Insofern ist es für den Einzelhandel beispielsweise oft riskant, Kryptowährungen zu akzeptieren. Dennoch bieten immer mehr Online-Shops an, offene Rechnungsbeträge mit bargeldlosen Digitalwährungen zu begleichen. Die Seite Coinmap listet alle Geschäfte, die Kryptowährungen akzeptieren.

Hauptsächlich werden die virtuellen Währungen bisher jedoch in sogenannten „Wallets“, digitalen Geldbörsen, abgespeichert und mit privaten Schlüsseln in Form von Zahlencodes gesichert.

Schlüssel

Nur anhand der Schlüssel kann auf die Wallet und die sich in ihr befindenden Krypto-Werte zurückgegriffen werden. Verliert der Besitzer den Zahlencode, kann er nicht mehr auf seine Wallet zugreifen.

Wie kann investiert werden?

Derzeit liegt die Gesamtmarktkapitalisierung aller Kryptowährungen gemessen in US-Dollar liegt bei über zwei Billion und wo so viel Kapital in Umlauf ist, da lässt sich auch Geld anlegen. Dabei gibt es verschiedene Wege, auf denen sich Kryptowährungen zu Geld machen lassen.

Währungs­handel Eine Kryptowährung lässt sich wie Fiatgeld, also ein Tauschmittel ohne inneren Wert, handeln. Ähnlich dem Devisenhandel bzw. Forex Trading werden Schwankungen von Wechselkursen genutzt, um Geld zu vermehren. Dabei gibt es hier keine Zentralbanken wie die EZB, Finanzaufsichten oder staatlichen Regulierungen, die die Geldmenge überwachen und intervenieren, wenn sich der Markt aufheizt. Der spektakuläre Preisanstieg des Bitcoins im Jahr 2017 machte Kryptowährungen zu Spekulationsobjekten und lockte zahlreiche Zocker an.
Kryptomining Eine weitere Möglichkeit ist das oben bereits erwähnte Mining von Kryptowährungen. In diesem Fall generieren Teilnehmer des dezentralen Krypto-Netzwerks neue Einheiten einer Währung, die sie im Anschluss gewinnbringend verkaufen können.
Börse Zudem gibt es verschiedene Möglichkeiten über die Börse indirekt in die digitalen Währungen zu investieren. So gibt es Bitcoin-Futures, mit denen Börsianer auf Schwankungen des Bitcoins wetten können.

Auch entsprechende ETF (Exchange Traded Funds) befinden sich größtenteils in Planung – bisher wurde ein solches Finanzprodukt jedoch nicht durch die US-amerikanische Börsenaufsichtsbehörde (SEC) zugelassen. 2020 wurde jedoch der weltweit erste Bitcoin-ETF in Brasilien auf den Markt gebracht und 2021 folgte ein weiterer ETF für den kanadischen Markt.

In Europa kann neuerdings in Krypto-ETN (Exchange Traded Note) investiert werden. Doch Vorsichrt: ETN und ETF sind nicht dasselbe. Während das in einem ETF angelegte Geld als Sondervermögen behandelt wird und im Fall der Insolvenz des ETF-Herausgebers geschützt ist, gilt dies nicht für einen ETN.

Aktien Darüber hinaus besteht die Möglichkeit in Aktien von Unternehmen, die im Bereich Kryptowährungen tätig sind, Geld zu investieren. Beispielsweise in die Bitcoin Group, die den Online-Handelsplatz bitcoin.de verwaltet.
ICO Im Fall von Initial Coin Offerings (ICO) wird per Crowdfunding Kapital für die Neuemission einer weiteren Kryptowährung generiert. Das Kapital der Investoren wird dann in der neu geschaffenen Währung zurückgezahlt, wenn diese auf den Markt kommt.

Welche Gefahren birgt der Kryptomarkt?

Wer in Kryptowährungen investiert, sollte sich der immensen Gefahren bewusst sein, die der junge, unregulierte Markt mit sich bringt. Bisher kann niemand sicher prognostizieren, wie sich die virtuellen Devisen entwickeln werden.

Gerade beim Handeln besteht stets das Risiko eines Totalverlusts, denn der Kurswert einer Kryptowährung basiert allein auf der Nachfrage und kann jederzeit ins Bodenlose fallen. Sie sollten also wirklich nur investieren, wenn Sie auf das investierte Kapital auch verzichten können.

Kein Anlegerschutz

Die Tatsache, dass sich Kryptowährungen von Natur aus jeder Regulierung durch Staaten entziehen, bedeutet konsequenterweise auch, dass es keinerlei Anlegerschutz gibt. Seien Sie sich bewusst, dass Sie niemand über die Risiken Ihres Handelns aufklären wird und informieren Sie sich ausführlich.

Hohe Volatilität

Prinzipiell basiert der Wert einer Kryptowährung auf Vertrauen und Akzeptanz. Im Gegensatz zu etablierten Währungen wie Euro, Dollar und Co., die von Zentralbanken und Staaten überwacht und abgesichert werden, steht hinter einer Kryptowährung jedoch lediglich ein technisches System, an dem jeder teilnehmen kann und für das die Stabilität der Währung keine Rolle spielt.

Zwischen Januar und April 2018 verloren sämtliche Kryptowährungen zusammen rund siebzig Prozent ihrer Marktkapitalisierung. Zunehmende Regulierungsversuche verschiedener Staaten, wie z.B. Südkorea, verunsicherten die Anleger und brachten sie dazu, Milliarden aus dem aufgeheizten Kryptomarkt abzuziehen. Die Kurse der einzelnen Währungen brachen in der Folge ebenso schnell ein, wie sie gestiegen waren.

Kryptowährungen sind extrem volatil und die Kurse können sich mit radikaler Geschwindigkeit verändern. Wer also wirklich mit Kryptogeld handeln möchte, muss nicht nur Kapital, sondern auch sehr viel Zeit und Aufmerksamkeit in seine Geldanlage investieren. Wenn Sie bei täglichen Kursschwankungen im zweistelligen Bereich einen kühlen Kopf behalten, ist ein Investment in Kryptowährungen eventuell eine interessante, spekulative Ergänzung zu den anderen Investitionen in Ihrem Portfolio.

Kursmanipulation

Personen, die einen großen Anteil an einer Währung besitzen, könnten diese nutzen, um die Kurse zu ihrem Vorteil zu manipulieren. Im Fall von Kryptowährungen gibt es weder Gesetze, die dies verbieten, noch Kontrollinstanzen, die solche Vorgehensweisen verhindern.

Kryptowährungen in Fiatgeld umtauschen

Kryptowährungen können nicht ohne weiteres in Euro oder Dollar umgetauscht werden, denn es gibt keine stabilen Wechselkurse. Meist muss zunächst in eine der größeren Kryptowährungen wie Bitcoin umgetauscht werden, um sie dann für Euro zu verkaufen. Gerade bei jungen Währungen aus einer der zahlreichen Neuemissionen kann dies zum Problem werden.

Teilweise dauern Transaktionen recht lang, weil die Blockchain überlastet ist. In der Zeit, in der Sie auf den Transfer warten, können die Kurse aufgrund der hohen Volatilität fallen und Sie verlieren Geld.

Hinzu kommt, dass Ihnen nichts anderes übrig bleibt, als sich auf die Wechselkursangaben der Händler zu verlassen. Auch diese unterliegen keinerlei Kontrollen.

Kriminalität und Diebstahl

Da Kryptowährungen Anonymität gewährleisten, ist nicht unbedingt nachvollziehbar, wer sie besitzt. Das macht sie zur perfekten Beute für Cyberangriffe. Im Januar 2017 fand der bisher wohl größte Raubzug statt: Hacker erleichterten die japanische Kryptobörse Coincheck respektive deren Kunden um 500 Mio. NEM, zu diesem Zeitpunkt umgerechnet etwa 500 Mio. €.

Softwarefehler

Die älteste Blockchain gibt es seit 2009 und seitdem arbeitet sie vor sich hin. Bisher kam es zweimal zu Störfällen, die sich auf den auf ihr basierenden Bitcoin auswirkten. Ob sich dies in Zukunft wiederholen oder gar weitreichende Fehler auftreten könnten, ist bisher nicht absehbar.


Stromverbrauch

Neben den drastischen Anlegerrisiken, zeichnen sich Kryptowährungen durch einen weiteren Nachteil aus: Ihre Verwaltung und Generierung benötigt massive Strommengen.

Kryptowährungen: ein neues Finanzinstrument?

Es hat den Anschein, dass die Kryptotechnologie viele Potenziale in sich trägt. Zu diesem Schluss kommt auch eine Studie des Hasso-Plattner-Instituts aus dem Jahr 2018. Welche Rolle Kryptowährungen jedoch spielen werden und ob sich eine der über zweitausend, die es zurzeit gibt, besonders hervortun wird, weiß momentan niemand.

Generell ist zum jetzigen Zeitpunkt von einem ernsthaften und großen Investment in Kryptowährungen abzuraten. Denn das Ganze gleicht bisher mehr einem Spielkasino, als einer Geldanlage.

Die zunehmende Digitalisierung hat neben Kryptowährungen jedoch auch weitere Formen des Investments hervorgebracht. Eine davon ist das Immobilien-Crowdinvesting, bei dem ein klassisches Anlageinstrument mit einer digitalen Plattform kombiniert wird. Durch die Nutzung der Plattform können Privatanleger schnell, unkompliziert und ohne Kosten in Mezzanine-Kapital investieren, eine Anlageklasse, die bis dato lediglich Großanlegern vorbehalten war.

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