Family Office: Fünf Vorteile gegenüber klassischen Banken

Von Dr. Sabine Theadora Ruh – aktualisiert am 24.05.2024

Family Offices waren bis vor 20 Jahren nur einem illustren und vermögenden Kreis von Finanzexperten bekannt. Seither –
und verstärkt durch die Finanzkrise von 2009 – gab es einen regelrechten Gründungsboom: Mittlerweile gibt es in
Deutschland über 400 Family Offices.

Lesen Sie hier, was genau ein Family Office ist, für wen es interessant sein kann und warum Family
Offices zunehmend beliebter werden.

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Was ist ein Family Office?

Der Begriff Family Office bezeichnet einen bankenunabhängigen Anbieter, dessen Aufgabe die
individuelle und langfristige
Verwaltung und Sicherung
des Vermögens
einer
wohlhabenden Familie ist.

Family Offices sind auf unterschiedlichen Feldern tätig, die auf die Wünsche der jeweiligen Familie
zugeschnitten sind.
Sie leisten unter anderem Anlagenplanung und Vermögensverwaltung über verschiedene
Anlageklassen hinweg[1]. Aber auch:

  • Generationenübergreifende Vermögens- und Nachfolgeplanung,
  • Mediation zwischen Familienmitgliedern,
  • Buchführung,
  • Steuer- und Rechtsberatung,
  • Risikomanagement bei der Geldanlage.

Sie richten sich nach den individuellen Bedürfnissen der Familie oder von Ihnen als Vermögensinhaber.
So stellen Family
Offices unterschiedlich spezialisierte Mitarbeiter ein und bauen ein Netzwerk aus Expertinnen und Experten
auf[2].

Oftmals übernehmen Family Offices weitere persönliche Dienstleistungen, etwa die Reiseplanung von Familienmitgliedern,
individuelle Hilfe bei Formalitäten wie der Vorsorgevollmacht, Haushalts- und
Immobilienverwaltung oder Aufgaben in der
Familienstiftung bzw. Familiengesellschaft. Wichtig bei Family Offices ist vor
allem Diskretion[3].

Single und Multi Family Offices

Für den Begriff „Family Office“ existiert keine gesetzliche Definition. Dementsprechend unterschiedlich
sind auch die
Organisationsformen, in denen Family Offices strukturiert sind.

Single Family Office

Bei Single Family Offices (SFO), die das Familienvermögen einer Familie betreuen, lassen sich zwei
Formen unterscheiden.
Meistens sind sie entweder als „Embedded SFO“ in das Familienunternehmen integriert oder werden als Gesellschaft wie
eine GmbH separat davon geführt. Die Gründung eines Single Family Office lohnt sich aufgrund hoher Personalkosten erst
ab einem sehr großen Familienvermögen von etwa 250 Mio. €[4].

Multi Family Office

Ab einem Mindestvermögen von etwa 15 Mio. € können wohlhabende Familien ihr Vermögen von einem sogenannten Multi
Family Office (MFO) verwalten lassen.

Multi Family Offices entstehen oft aus einem Single Family Office, das sich nach einer gewissen Zeit für weitere
Vermögende öffnet. Darum bieten die MFO verschiedenen wohlhabenden Familien ihre gesammelte Erfahrung
und ihr
Expertenwissen an.

Warum sind Family Offices so beliebt?

Die steigende Beliebtheit von Family Offices hat mehrere Ursachen. Sie lässt sich unter anderem mit der allgemeinen
Konzentration der Vermögen erklären. Mit einem Family Office können Sie zudem
Familienangelegenheiten in einer
gemeinsamen Gesellschaft besser regeln.

Ein wichtiger Faktor ist außerdem der Vertrauensverlust in Banken und deren Vermögensverwaltung,
insbesondere nach der
Finanzkrise 2009. In der Folge wollten wohlhabende Familien ihre Finanzen enger an sich binden. Die bankenunabhängige
Vermögensverwaltung verspricht daneben weitere Vorteile.

Vorteile von Family Offices gegenüber Banken

  1. Bessere Kontrolle über das zu verwaltende Vermögen
  2. Keine versteckten Gebühren und häufig geringere Kosten
  3. Keine konkurrierenden Interessen zwischen Bank und Familie
  4. Förderung des Familienzusammenhalts und langfristige Konzentration des Kapitals
  5. Effizientere und individuellere Steuerung des Vermögens

Exkurs: Konflikt zwischen Family Offices und Banken

Aufgrund der fehlenden gesetzlichen Definition verwenden zunehmend Banken und Anbieter von Finanzdienstleistungen den
Begriff „Family Office“ und bieten darunter Wealth
Management
für wohlhabende Familien an.

Einigen Single Family Offices ist diese Entwicklung ein Dorn im Auge, weshalb sie 2014 den Verband unabhängiger Family
Offices e.V. (VUFO) gegründet haben. Sie befürchten, dass Banken, aber auch Wirtschafts- und Steuerberater unter dem
Label „Family Office“ vor allem ihre eigenen Produkte vertreiben wollen.

Doch mögliche Interessenkonflikte möchte der Verband vermeiden, indem er Family Offices als unabhängig und nicht als
Teil einer größeren Institution versteht. Family Offices sollten zudem nur in Ausnahmefällen Provisionszahlungen von
Dritten annehmen und stattdessen allein auf Honorarbasis arbeiten[5].

Wie investieren Family Offices?

Für den „Global Family Office Reports 2022“ hat die UBS weltweit 221 Family Offices zu ihrem Anlageverhalten befragt.
Folgende Übersicht zeigt anteilig die häufigsten Anlageklassen:

Demnach investieren Family Offices knapp ein Drittel ihres Vermögens in Aktien aus Industrie- und Schwellenländern. Nach
Aktien folgt mit 21 % außerbörsliches Eigenkapital, genannt Private Equity, und Investitionen in fest
verzinste
Anleihen mit 15 %. Auffallend in der Liste sind Hedgefonds, die neu hinzugekommen sind.

Die Darstellung zeigt: Family Offices wenden sich zunehmend risikobereiten Anlegern und jungen Gründern zu, um sich mit
Kapital als Venture Capital an Startups zu beteiligen. Die investierenden Unternehmerfamilien sind hier oft im Vorteil,
weil sie den Markt aus eigener Erfahrung gut einschätzen können. Außerdem ist es in ihrem Interesse, früh an
technologischen Innovationen in ihrer Branche beteiligt zu sein[6]. Neben Aktien und Private Equity gehören Immobilien für
Family Offices mit 12 % zu den wichtigsten Anlageklassen.

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Quellenangaben

  1. Syring, A., Fischer, T.R. (2012).
    Leistungsumfang des Family Office. In: Richter, A., Farkas-Richling, D. und Fischer, T.R. (Hrsg.). Private
    Banking und Family Office: Markt, Geschäftsmodelle, Produkte, rechtliche und steuerliche Aspekte. Stuttgart:
    Schäffer-Poeschel. S. 487
  2. Syring, A., Fischer, T.R. (2012).
    Leistungsumfang des Family Office. In: Richter, A., Farkas-Richling, D. und Fischer, T.R. (Hrsg.). Private
    Banking und Family Office: Markt, Geschäftsmodelle, Produkte, rechtliche und steuerliche Aspekte. Stuttgart:
    Schäffer-Poeschel. S. 529 f.
  3. Syring, A., Fischer, T.R. (2012).
    Leistungsumfang des Family Office. In: Richter, A., Farkas-Richling, D. und Fischer, T.R. (Hrsg.). Private
    Banking und Family Office: Markt, Geschäftsmodelle, Produkte, rechtliche und steuerliche Aspekte. Stuttgart:
    Schäffer-Poeschel. S. 528
  4. Syring, A., Fischer, T.R. (2012).
    Leistungsumfang des Family Office. In: Richter, A., Farkas-Richling, D. und Fischer, T.R. (Hrsg.). Private
    Banking und Family Office: Markt, Geschäftsmodelle, Produkte, rechtliche und steuerliche Aspekte. Stuttgart:
    Schäffer-Poeschel. S. 527
  5. VUFO: Leitgedanke
  6. Böhm, O. (2020). Private Equity und
    Unternehmensnachfolge. In: Wiesehahn, A. (Hrsg.). Unternehmensnachfolge: Praxishandbuch für Familienunternehmen. (2020).
    Wiesbaden: Springer Gabler. S. 230