Von Valeria Nickel, Mauritius Kloft – aktualisiert am 15.08.2023
Eine Immobilie als Renditeobjekt kann sinnvoll sein. Schließlich gelten Immobilien als „Betongold“, als
inflationssichere Anlage, für die jedoch ein hoher Kapitaleinsatz nötig ist. Die Kosten für Investoren und Häuslebauer
zogen wegen gestiegener Bauzinsen im Zuge der Zinswende der Europäischen Zentralbank noch an.
Eine günstige Alternative mit geringer Einstiegssumme können Immobilien-ETF sein. So können Anleger das Depot breit
aufstellen, Risiken streuen und vom Sachwert Immobilien profitieren.
Auch Experten halten den Immobilienmarkt trotz der angespannten Zinslage auf lange Sicht für stabil. Die Nachfrage nach
Wohnraum besteht weiterhin, vor allem in Großstädten bleibt der Bedarf ungebrochen groß. Wir erklären, wie
Immobilien-ETF genau funktionieren und was Sie bei einem Investment beachten sollten.
Was bringen mir Immobilien-ETF?
Zu den Vorteilen
Wie wähle ich die ETF aus? Darauf kommt es an
Doch lieber in Einzelaktien investieren? Hier entlang
Ein Immobilien-ETF ist ein Fonds, der per Computersteuerung einen Index aus Aktien von Immobilienunternehmen nachbildet[1].
Deshalb wird er auch als Immobilien-Indexfonds bezeichnet. Immobilien-ETF halten folglich nicht unmittelbar Immobilien, sondern nur
ausgewählte Anteile von Unternehmen, die in der Immobilienbranche tätig sind. Das können Wohnungskonzerne,
Projektentwickler, Immobilienmakler oder Baufirmen sein.
Der ETF-Kurs hängt daher an der Wertentwicklung im Immobiliensektor[2]. Weil kein Fondsmanagement bezahlt werden muss,
handelt es sich bei einem ETF („Exchange-Traded Fund“) um einen passiven Fonds mit niedrigen Kosten[3].
REIT-ETF sind spezielle Immobilien-ETF
In einem Immobilienaktienindex können auch sogenannte REITs gelistet sein. Das sind meist börsennotierte
Immobiliengesellschaften, die ausschließlich Geld mit der Bewirtschaftung, Vermietung und Verpachtung von Objekten
verdienen. Typisch für REITs sind hohe Dividendenausschüttungen, die aus den Mieteinnahmen resultieren.
Bei REITs nach deutschem Recht ist eine Ausschüttungsquote von 90 % vorgeschrieben[4], dafür genießen die REITs eine
Steuerbefreiung auf Unternehmensebene. Ein REIT-ETF – oder ein Immobilien-ETF mit REIT-Anteil – kann folglich sinnvoll
sein, wenn Anleger eine Dividendenstrategie verfolgen und auf regelmäßige Erträge setzen.
Immobilien-ETF ist nicht gleich Immobilien-ETF. So setzen sich die zugrunde liegenden Immobilienindizes nach
verschiedenen Kriterien zusammen. Meist geschieht das abhängig von der Branche und der Region[5]. Regional gesehen gibt es
fünf verschiedene Kategorien: Global, USA, Europa, Eurozone und Asien. In der Branche unterscheidet man derweil grob
zwischen Gewerbe- und Wohnimmobilien.
Zudem ist der Unterschied zwischen thesaurierenden und ausschüttenden ETF wichtig. Während thesaurierende ETF die
Erträge, etwa Dividendenzahlungen, wieder anlegen, fließen sie bei ausschüttenden Fonds an die Anlegerinnen und Anleger
zurück. Besonders REIT-ETF bieten hohe Dividendenzahlungen. Außerdem gibt es verschiedene Wege der Nachbildung eines
Index – man unterscheidet zwischen physischer und synthetischer Replikation.
iShares Developed Markets Property Yield UCITS ETF USD (Dist)
Namensbestandteil |
Erklärung |
|
---|---|---|
„iShares“ | Emittent | ETF-Anbieter von Vermögensverwalter Blackrock |
„Developed Markets Property Yield“ | Index, den der ETF nachbildet | FTSE EPRA/NAREIT Developed Dividend+ Index
(Aktienindex von Indexanbieter FTSE mit Fokus auf Immobilienunternehmen und REITs aus |
„UCITS ETF“ | Regulatorische Hinweise | UCITS siehe Infoasten; ETF als Abgrenzung zu anderen Anlageformen wie ETC |
„USD (Dist)“ | Konkrete Merkmale des ETF | ETF läuft in US-Dollar; Dist (englisch für „distributing“) meint ausschüttenden ETF |
Lyxor STOXX Europe 600 Construction & Materials UCITS ETF – Acc
Namensbestandteil |
Erklärung |
|
---|---|---|
„Lyxor“ | Emittent | ETF-Anbieter des Vermögensverwalters Amundi |
„STOXX Europe 600 Construction & Materials“ | Index, den der ETF nachbildet | STOXX Europe 600 Construction & Materials Index (Aktienindex von STOXX Ltd. mit Fokus auf europäische Bauunternehmen und Firmen aus dem Grundstoffsektor) |
„Acc“ | Regulatorische Hinweise | UCITS siehe Infokasten; ETF als Abgrenzung zu anderen Anlageformen wie ETC |
„USD (Dist)“ | Konkrete Merkmale des ETF | Acc (englisch für „accumulating“) bedeutet thesaurierenden ETF |
Xtrackers FTSE Developed Europe Real Estate UCITS ETF 1C
Namensbestandteil |
Erklärung |
|
---|---|---|
„Xtrackers“ | Emittent | ETF-Anbieter der DWS-Gruppe (Deutsche Bank) |
„Developed Markets Property Yield“ | Index, den der ETF nachbildet | FTSE EPRA/NAREIT Developed Europe Net Total Return Index (Aktienindex von FTSE mit Fokus auf Immobilienunternehmen und REITs in europäischen Industrieländern) |
„UCITS ETF“ | Regulatorische Hinweise | UCITS siehe Infokasten; ETF als Abgrenzung zu anderen Anlageformen wie ETC |
„1C“ | Konkrete Merkmale des ETF | 1C beschreibt die Anteilsklasse: Es gibt mehrere ETF des Anbieters, die sich leicht unterscheiden, aber unterschiedliche ISINs haben |
Immobilien-ETF haben einige zentrale Vorteile für Investoren. Ein Überblick:
Grundsätzlich sollten Sie als Anlegerin oder Anleger beachten, dass es hier trotz allem um Aktien geht – daher müssen
Sie mit größeren Kursschwankungen rechnen. Zudem handelt es sich bei einem Immobilien-ETF um ein Brancheninvestment.
Schließlich investieren Sie nur in Immobilienunternehmen und nicht in zahlreiche Firmen mit unterschiedlichen
Ausrichtungen.
Das bedeutet, das Risiko kann gar nicht so breit gestreut sein, wie bei einem ETF auf die Welt-Aktienindizes MSCI World
oder gar MSCI All Country World. Ein ETF auf den MSCI World Index investiert etwa in mehr als 1.500 Aktien aus der IT,
Gesundheitsversorgung, Finanzbranche, Industrie sowie Energie. Ein Branchen-ETF sollten Sie deshalb lediglich als
Beimischung im Depot halten, um die Risiken zu streuen.
Zudem sollten Sie bei der Geldanlage in Immobilien-ETF bedenken, dass ein breit gestreuter ETF im Regelfall bereits in
Immobilienunternehmen investiert. So legt ein MSCI World ETF bereits zu knapp 3 % im Immobiliensektor an. Folglich
steigt die Gefahr einer Übergewichtung von Immobilien im Portfolio.
Thesaurierender oder ausschüttender Immobilien-ETF?
Auch die konkrete Auswahl des Immobilien-ETF ist entscheidend. So kommt es darauf an, ob es sich um einen
thesaurierenden oder ausschüttenden Immobilien-ETF handelt – je nachdem, welche Strategie Sie fahren möchten (siehe
oben).
Darüber hinaus sind die Regionen bzw. Branchen der Unternehmen wichtig, in die ein Immobilien-ETF anlegt.
Selbstverständlich gibt es Unterschiede bei der Fondsgesellschaft, dem Alter des ETF oder dem Fondsvolumen – allerdings
können Sie als Privatanlegerin oder Privatanleger diese Faktoren eher vernachlässigen.
Immobilien-ETF unterscheiden sich grundlegend zu direkten Immobilienanlagen wie offenen oder geschlossenen Immobilienfonds. Besonders die Flexibilität und die Kosten gehen auseinander. Eine Übersicht:
Immobilien-ETF |
offene Immobilienfonds |
geschlossene Immobilienfonds |
|
---|---|---|---|
Funktionsweise | Passiver Indexfonds, der in Vielzahl von Immobilienaktien investiert | Aktiver Fonds, der in Vielzahl von Immobilien investiert | Unternehmerische Beteiligung an sehr wenigen Immobilien |
Sondervermögen | Ja | Ja | Nein |
Mindestanlage | ab 10 € | oft ab 50 € | ab 5.000 € |
Totalverlustrisiko | sehr unwahrscheinlich | möglich, aber unwahrscheinlich | möglich |
Börsennotiert | Ja | Nein | Nein |
Handelbar | börsentäglich | Handel über Zweitmarkt | Handel über Zweitmarkt |
Ausgabeaufschlag | nein, geringe TER | ja, plus jährliche Verwaltungskosten | ja, plus hohe jährliche Verwaltungskosten |
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Quellenangaben