Dividendenstrategie: Passives Einkommen mit Aktien – so funktioniert’s

Von Valeria Nickel, Mauritius Kloft, Jürgen Pieper – aktualisiert am 20.03.2024

Einmal investieren und dann von einem regelmäßigen Einkommen profitieren: Das funktioniert mit der
Dividendenstrategie.
Dabei setzen Sie als Anlegerin oder Anleger auf dividendenstarke Aktien oder Fonds.

Doch was sollten Sie bei der Dividendenstrategie beachten? Wie funktioniert sie genau? Und welche Aktien eignen sich
genau für diese Strategie? Wir erklären es Ihnen!


Welche Anlagestrategie passt zu Ihnen?

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Was ist die Dividendenstrategie?

Bei der Dividendenstrategie investieren Sie als Anlegerin oder Anleger gezielt in Unternehmen, die jährlich einen
großen
Teil ihrer Gewinne an die Aktionäre auszahlen
. Diese Gewinnausschüttung von einer Aktiengesellschaft an
ihre Investoren
wird als „Dividende“ bezeichnet. Ob überhaupt etwas und wenn ja, wie viel ausgeschüttet wird,
beschließen die Investoren
des Unternehmens auf der jährlichen Hauptversammlung (HV)[1].

Beachten Sie: Die eine Dividendenstrategie gibt es nicht. Sondern viele verschiedene Anlagestrategien,
die einen Fokus
auf Dividenden legen. Für Sie die größte Relevanz spielen die Wachstums- sowie die Ertragsstrategie. Ein Überblick:

  • Wachstumsstrategie: Die Dividendenwachstumsstrategie konzentriert sich auf Unternehmen, deren
    Dividenden
    steigen.
    Die Dividendenrendite (siehe unten) fällt oftmals niedriger aus. Doch solche Aktien haben langfristig größeres
    Wachstumspotenzial.
  • Ertragsstrategie: Bei der Ertrags- bzw. Hochdividendenstrategie investieren Sie in Unternehmen,
    die hohe
    Dividenden ausschütten (wie der Name bereits vermuten lässt). Solche Dividendentitel bieten Ihnen daher
    kurzfristig eine höhere Rendite, aber langfristig stagniert ihr Wachstum oft.

Wie Sie die Dividendenstrategie in der Praxis umsetzen, lesen Sie hier.

Welche Vorteile hat die Dividendenstrategie für Investoren?

Eine Dividendenstrategie hat mehrere Vorteile für Sie:

  1. Laufendes Einkommen: Durch regelmäßige Dividendenzahlungen generieren Dividendenaktien ein
    kontinuierliches
    passives Einkommen für Sie als Anlegerin
    oder Anleger. Daher können Sie bei Dividendenaktien von einer doppelten
    Rendite profitieren – aus Dividendenzahlungen und potenziellen Kursgewinnen.
  2. Langfristiges Wachstum: Dividendenaktien basieren oftmals auf einem stabilen Geschäftsmodell
    mit relativ großer
    langfristiger Sicherheit. Anders gesagt: Unternehmen, die regelmäßig eine hohe Rendite ausschütten, sind oft
    etabliert am Markt (siehe Infokasten).
Anders als beim Stock-Picking, das auf
kurzfristige Kursgewinne hofft, setzen Sie als Anlegerin oder Anleger bei
einer Dividendenstrategie auf eine langfristige, sichere Wertentwicklung – ohne große Schwankungen.
Garantiert ist das indes nicht.

Dividendenaristokraten und Dividendenkönige

Dividendenstarke Unternehmen nennt man Dividendenperlen. Das sind Unternehmen, die wirtschaftlich
solide
dastehen und daher als recht verlässlich für Anlegerinnen und Anleger gelten. Solche Firmen stammen oft aus folgenden
Branchen:

  • Energie und Infrastruktur: Öl-, Gas-, Solar- und Windunternehmen sowie Betreiber von Flughäfen
    und Straßenbaufirmen
  • Telekommunikation: Netzbetreiber und Mobilfunkanbieter
  • Handel: Einzel- und Großhandelsfirmen
  • Finanzen: Banken, Versicherungen, Rückversicherer
  • Immobilien: Baukonzerne sowie Wohnungsgesellschaften und Real Estate Investment Trusts (REITs)

Wer Dividenperlen im Portfolio hält, kann ziemlich sicher sein, dass er keinen Totalverlust erleiden wird oder immens
hohe Kursschwankungen durchstehen muss. Denn: Die meisten Konzerne schütten oftmals in einer späten Unternehmensphase
die erste Dividende aus. Das gilt besonders für Technologiekonzerne, die auf Wachstum setzen. So zahlte
Microsoft erst nach 28 Jahren erstmals eine Dividende – seitdem aber mit einem regelmäßigen Dividendenwachstum. Ohnehin
fallen insbesondere US-Konzerne unter die Dividendenperlen.

Als Dividendenaristokraten werden derweil Konzerne bezeichnet, die ihre Dividende mindestens 25 Jahren
in Folge erhöht haben. Beispiele für Dividendenaristokraten sind Unternehmen wie McDonald’s oder Procter & Gamble.

Sogenannte Dividendenkönige haben ihre Dividende gar seit mindestens 50 Jahren angehoben. Beispiele für
solche Dividendentitel sind Johnson & Johnson, Colgate-Palmolive oder Coca-Cola.

Wie können Sie als Anleger die Dividendenstrategie umsetzen?

Um eine Dividendenstrategie umzusetzen, müssen Sie gezielt nach Unternehmen suchen, die eine solide Dividendenhistorie
haben. Dazu gehören oft etablierte Unternehmen mit stabilen Geschäftsmodellen und starken
Cashflows
(siehe oben).
Eine zentrale Kennzahl ist die sogenannte Dividendenrendite, auch Ausschüttungsrendite genannt. Sie
bezeichnet das
Verhältnis der Gewinnausschüttung zum Aktienkurs mal 100 %.

Dividendenrendite  =  
Dividende
/
Aktienkurs
× 100 %

Die Dividendenrendite ist besonders nützlich, um Dividendenaktien innerhalb derselben Branche zu bewerten. Die
Dividendenrenditen von DAX-Werten liegen normalerweise bei 2 % bis 3 %. Eine hohe Dividendenrendite rangiert
bei etwa 5 bis 10 %.


Beispiel
Nehmen wir an, ein fiktives Unternehmen schüttet eine Dividende von 2,50 € pro Anteil aus. Der
Aktienkurs liegt indes bei 53 €. Dann errechnet sich die Dividendenrendite wie folgt:



2,50 €


/


53 €


 × 100
 = 4,71 %

Wenn die Dividendenrendite eines Unternehmens überdurchschnittlich steigt – etwa aufgrund eines fallenden Börsenkurses –
deutet das möglicherweise auf einen unterbewerteten Dividendentitel hin. Beachten Sie: Eine zu hohe
Dividendenrendite
kann deshalb auch ein Warnzeichen sein. Um Dividendenaktien herauszusuchen, sollten Sie daher nicht allein auf die
Dividendenrendite schauen.

Ausschüttungsquote zur Bewertung von Dividendenaktien

Eine weitere wichtige Kennzahl ist die sogenannte Ausschüttungsquote. Sie zeigt an, wie viel Prozent
des Nettogewinns
eines Unternehmens als Dividende ausgeschüttet wird. Sie berechnet sich durch Dividende pro Aktie, geteilt durch Gewinn
je Aktie des letzten Geschäftsjahres, multipliziert mit 100 %.

Ausschüttungsquote = 


Dividende pro Aktie


/


Gewinn je Aktie des letzten Geschäftsjahres


 × 100 %

Eine Ausschüttungsquote um die 50 % ist bereits vergleichsweise hoch. Ausschüttungsquoten von mehr als 50 %
können indes darauf hinweisen, dass das Unternehmen womöglich langfristige Investitionen vernachlässigt.

Dividendenfonds als Alternative zu einzelnen Dividendenaktien

Anstelle in einzelne Aktien zu investieren, können
Sie Ihr Geld auch in spezielle Dividendenfonds oder Dividenden-ETF
anlegen[2]. Dadurch
sparen Sie sich die Arbeit für die einzelne Aktienauswahl sowie die Zeit für eine ausführliche
Aktienanalyse.

Bei diesen Investmentfonds investiert ein Fondsmanagement breit gestreut in dividendenstarke Firmen
und
reicht Ihnen die Erträge weiter. ETF sind oftmals deutlich
günstiger als aktiv gemanagte Fonds. Dividendenfonds weisen daher eine hohe Ausschüttungsrendite auf,
bisweilen legen
sie die Dividenden jedoch wieder an
(Thesaurierung). Beispiele für Dividendenfonds sind:

Fondsname ISIN Ausschüttungsrendite (2023) Gesamtkostenquote (p.a.)
Aktive Fonds
DWS Top Dividende LD[3] DE0009848119 3,4 % 1,45 %
Invesco Global Equity Income Fund[4] LU0955863419 thesaurierend 0,7 %
ETF
Vaneck Developed Markets Dividend Leaders UCITS ETF[5] NL0011683594 4,95 % 0,38 %
iShares MSCI World Quality Dividend ESG UCITS ETF[6] IE00BYYHSQ67 3,03 % 0,39 %

So nutzen Sie einen Dividendenkalender bei der Aktienanlage

Idealerweise können Sie jeden Monat Dividenden kassieren. Ein Dividendenkalender gibt an, wann
Unternehmen ihre
Hauptversammlungen abhalten und die Dividenden ausschütten.

In Europa erfolgen Dividendenausschüttungen in der Regel einmal im Jahr, in den USA sind quartalsweise Dividenden
üblich. Aktien mit monatlicher Dividende sind selten. Deshalb benötigen Sie lediglich drei verschiedene Unternehmen in
Ihrem Wertpapierdepot, um jeden Monat Dividenden zu erhalten.


Beispiel
Wie Sie einen Dividendenkalender nutzen können, zeigen wir Ihnen in diesem Beispiel. So können Sie
drei Aktien Kesko Oyj (ISIN: FI0009000202), Citigroup (US1729674242) und 3M (US88579Y1010) kaufen,
die jedes Quartal Dividenden zahlen. Kesko ist eine
finnische Einzelhandelskette, Citigroup eine US-Großbank und 3M ein amerikanischer Tech- und
Industriekonzern.
  • Januar: Kesko Oyj
  • Februar: Citigroup
  • März: 3M
  • April: Kesko Oyj
  • Mai: Citigroup
  • Juni: 3M
  • Juli: Kesko Oyj
  • August: Citigroup
  • September: 3M
  • Oktober: Kesko Oyj
  • November: Citigroup
  • Dezember: 3M

Wie Sie sehen, erzielen Sie in jedem Monat eine Dividende. Allerdings ist die Gewichtung hier nicht
sonderlich ausgeglichen; zwei der drei Titel stammen aus den USA. Durch eine leichte Anpassung sieht
Ihr Dividendenportfolio folgendermaßen aus:

  • Januar: Bonduelle (FR0000063935)
  • Februar: Citigroup
  • März: 3M
  • April: Münchener Rück (DE0008430026)
  • Mai: Citigroup (ggf. SAP, DE0007164600)
  • Juni: 3M
  • Juli: AT&S (AT0000969985)
  • August: Citigroup
  • September: 3M
  • Oktober: ChemoMetec (DK0060055861)
  • November: Citigroup
  • Dezember: 3M

Jetzt setzen Sie zusätzlich auf die Aktien des französischen Konservenkonzerns Bonduelle, des
deutschen Rückversicherers Münchener Rück, des österreichischen Leiterplatten-Spezialisten AT&S
sowie des dänischen Pharmazulieferers ChemoMetec. Die Aktie von Kesko Oyj würde in dem Fall aus
Ihrem Portfolio fliegen.

Die obenstehenden Aktien stellen lediglich eine beispielhafte Übersicht dar, jedoch keine Anlageempfehlung.

Lohnt es sich, eine Aktie kurz vor Ausschüttung zu kaufen und dann wieder zu verkaufen?

Nein, das lohnt sich nicht. Ihnen sollte beim Geld
anlegen
in Aktien bewusst sein, dass sich Aktiengewinne aus
Kurssteigerungen und Dividenden zusammensetzen. Es macht für Sie also ertragstechnisch gesehen keinen
Unterschied, ob
eine Dividende ausgeschüttet wird oder nicht. Denn der Gewinn ist so oder so da – entweder in Form der Ausschüttung oder
einer Kurssteigerung. Zentrale Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass der Kursverlauf positiv ist, der Kurs also steigt.

Zudem gilt: Eine Dividendenausschüttung geht immer auf Kosten der Kursgewinne. Die Börse korrigiert den
Kurs der Aktie
am „Ex-Dividenden-Tag“ nach der Hauptversammlung um den ausgeschütteten Betrag nach unten. Das nennt
man auch den
sogenannten Dividendenabschlag.

Denn ein Unternehmen, das eine Dividende ausschüttet, ist danach um exakt diese Summe ärmer und dementsprechend weniger
wert. Somit bietet die Dividendenausschüttung für ein Unternehmen grundsätzlich erstmal keinen Vorteil gegenüber einer
Reinvestition.

Gut zu wissen: Wenn Sie als Anlegerin oder Anleger eine Dividende kassieren möchten, sollte die Aktie am
Tag der
Hauptversammlung in Ihrem Wertpapierdepot eingebucht sein
– also am besten einen oder zwei Tage
zuvor kaufen.
Ausgezahlt wird die Dividende in der Regel erst am dritten Geschäftstag nach der Hauptversammlung, der
„Ex-Dividenden-Tag“ ist jedoch bereits der erste Tag nach der HV.

Welche Risiken birgt die Dividendenstrategie?

Eine Dividendenstrategie ist kein Garant für eine stabile Wertanlage. Sie kann auch Risiken bergen – unter anderem
folgende:

  • Unsichere Dividendenausschüttung: Unternehmen sind nicht verpflichtet, Dividenden an Sie als Anlegerin oder
    Anleger auszuschütten. Selbst (eigentlich) etablierte Dividendenzahler können in wirtschaftlich schwierigen
    Zeiten ihre Dividendenzahlungen kürzen oder ganz aussetzen. Mit der Folge, dass Ihre Erträge wegbleiben.
  • Kursrisiko: Konzentrieren Sie sich ausschließlich auf Dividendenerträge, besteht die Gefahr, dass Sie das
    Kursrisiko einer Aktie ausblenden. So muss ein Unternehmen – selbst wenn es aktuell hohe Dividenden zahlt –
    langfristig keine Wachstumschancen haben. Sie sollten bei der Bewertung stets weitere Kennzahlen mit
    einbeziehen. Welche das sind, finden Sie in diesem Artikel zur Value-Strategie.
  • Fehlende Streuung: Ein zentraler Nachteil der Dividendenstrategie ist die geringe Risikostreuung – zumindest wenn Sie
    ausschließlich auf Dividendenaktien setzen. Das gilt selbst, wenn Sie in einen eigentlich breit gestreuten
    Dividendenfonds investieren: Oftmals machen hier US-Aktien den größten Anteil aus (wie Sie auch oben bei unserem
    Beispiel sehen).

Was sollten Sie bei der Dividendenstrategie beachten?

Bei der Umsetzung einer Dividendenstrategie gibt es mehrere wichtige Punkte zu beachten:

  1. Diversifikation: Dividendenaktien sollten nur einen Teil Ihres Portfolios ausmachen (siehe
    Risiken im Abschnitt oben). Setzen Sie zusätzlich auf breit gestreute ETF, die keinen Dividendenfokus haben.
  2. Langfristige Perspektive: Eine Dividendenstrategie ist oft langfristig ausgerichtet. Behalten
    Sie Ihre
    Investitionen dennoch im Auge. Einen Teil der erhaltenen Dividenden sollten Sie zudem reinvestieren, um den
    Zinseszinseffekt zu nutzen.
  3. Steuern: Dividendenzahlungen müssen Sie versteuern. In Deutschland wird die Abgeltungsteuer von 25 % zzgl.
    Soli
    und ggf. Kirchensteuer auf erwirtschaftete Erträge fällig[7]. Sie können jedoch einen Sparerpauschbetrag von 1.000
    bzw. 2.000 € (Singles bzw. Ehepaare) nutzen. Beachten Sie: Dadurch, dass Sie jetzt Steuern auf Ihre
    Dividendenerträge zahlen müssen, bleibt Ihnen weniger Geld übrig, das Sie künftig investieren können – anders
    als etwa bei der Buy-and-Hold-Strategie.

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Bild-Copyright: © PantherMedia / VIZAFOTO

Quellenangaben

  1. Kühn, M., Kühn, S. (2023). Handbuch Geldanlage –
    Verschiedene Anlagetypen für Anfänger und Fortgeschrittene einfach erklärt: Aktien, Fonds, Anleihen, Festgeld, Gold und
    Co. Berlin: Stiftung Warentest. S. 126 f.
  2. Kühn, M., Kühn, S. (2023). Handbuch Geldanlage – Verschiedene Anlagetypen für Anfänger und Fortgeschrittene
    einfach erklärt: Aktien, Fonds, Anleihen, Festgeld, Gold und Co. Berlin: Stiftung Warentest. S. 273 f.
  3. DWS: DWS Top Dividende
  4. Invesco: Global Equity Income Fund
  5. VanEck: VanEck Morningstar Developed Markets Dividend Leaders UCITS ETF
  6. iShares: iShares MSCI World Quality Dividend ESG UCITS
    ETF
  7. Ashauer-Moll, E. (2022). Abgeltungsteuer: Kapital
    schützen – Steuern
    optimieren. Wiesbaden: Springer Gabler. S. 7 f.