Von Ralf Kretzschmar – aktualisiert am 21.02.2023
2022 war ein neues Rekordjahr für Dividenden: Insgesamt betrugen die Ausschüttungen rund 70 Mrd. € in Deutschland. Lesen Sie
hier, was Dividenden-Aktien sind, warum Dividenden ausgeschüttet werden und ob sie tatsächlich als die „neuen Zinsen“
bezeichnet werden können.
Als Dividenden-Aktien werden die Aktien von jenen
Unternehmen bezeichnet, die jährlich einen Teil ihres Gewinns an Aktionärinnen und Aktionäre auszahlen.
Eben diese Gewinnausschüttung wird „Dividende“ genannt. Die Höhe der Dividende setzt in jedem Jahr aufs Neue die
Hauptversammlung des Unternehmens fest. Ausgezahlt wird sie dann spätestens bis zum dritten Geschäftstag nach dem
Hauptversammlungsbeschluss. Die Dividende also ist neben dem Kursgewinn der Aktie eine
von zwei Möglichkeiten, Geld mit Aktien zu verdienen. Der Vorteil der Dividende ist, dass der Aktionär diese jährlich
automatisch erhält, wohingegen der Anleger den Gewinn durch den Aktienkurs nur realisieren kann, wenn er die Aktie verkauft.
Allerdings geht die Dividende stets zulasten des Kursgewinns, da Kapital das Unternehmen verlässt. Am sogenannten „Ex
Dividenden Tag“ nach der Hauptversammlung korrigiert sich an der Börse deswegen auch der Aktienkurs des Unternehmens
um den ausgeschütteten Betrag nach unten. Dieser Kursverlust wird als Dividendenabschlag
bezeichnet. Mit Blick auf den gesamten Ertrag des Investors fällt die Dividendenauszahlung deswegen nicht wirklich
ins Gewicht.
Gemeinhin werden Dividenden von sogenannten Substanzaktien (Value stocks) ausgeschüttet, also Aktien
von großen, bereits lange erfolgreichen und bestehenden Unternehmen. Im Gegensatz dazu handelt es sich bei
Wachstumsaktien (Growth values) zumeist um die Aktien von jungen Unternehmen, die ihre Gewinne intensiv
in neue Pläne investieren und deswegen keine Mittel zur Ausschüttung einer Dividende besitzen.
Bei Substanzaktien hingegen bestehen oft keine großen Wachstumsmöglichkeiten mehr. Diese Unternehmen können deswegen
eine Dividende an Anleger auszahlen, da der erwirtschaftete Gewinn nicht mehr sinnvoll in das eigene Geschäft
reinvestiert werden kann. Es handelt sich bei diesen Substanzaktien um – wie bereits erwähnt – sehr große
Konzerne mit einer hohen Marktkapitalisierung, etwa Apple oder McDonalds. Diese Unternehmen werden auch als Blue Chips bezeichnet.
Bei einigen Großunternehmen, etwa im Energiebereich und bei Versicherungen, gehören Dividenden zum guten Ton und
tragen zum Prestige des Unternehmens bei. Die Ausschüttung findet deswegen häufig auch dann statt, wenn das
Unternehmen einen Verlust einfährt. Eine kontinuierliche Dividendenausschüttung beruhigt nämlich die Anleger. Das
hängt auch mit der Beliebtheit von Dividenden bei privaten als auch institutionellen Anlegern wie
Stiftungen zusammen, die gerne regelmäßige Einkünfte sehen und die Planbarkeit sowie Sicherheit von
Dividenden schätzen.
Die gezielte Investition in Aktien mit hohen Dividenden wird als Dividendenstrategie bezeichnet. Ob man eher auf
Kursgewinne bei Aktien oder dividendenstarke Aktien setzen sollte, ist eine nicht enden wollende Debatte unter
Investoren. Ob Sie eine Dividendenstrategie verfolgen möchten, hängt letztendlich maßgeblich von Ihren persönlichen
Voraussetzungen, Vorlieben und Zielen ab.
An der Dividendenstrategie ist positiv hervorzuheben, dass Sie auch ohne Aktienverkauf bequem laufende
Einkünfte erhalten. Sie sparen sich also Stress und Zeit. Da Sie zudem in Großunternehmen Geld investieren, tätigen Sie eine zumeist solide und
risikoarme Investition.
Nachteilig ist, dass Sie sich auf einige wenige Aktien beschränken, da eben nur Substanzaktien eine
Dividende auszahlen. Sie vermeiden also Wachstumsaktien und mit ihnen potenziell auch viel größere Kursgewinne, als
sie die soliden Substanzaktien einbringen können.
Aufgrund der Phase von Negativzinsen war lange Zeit davon zu
lesen, dass Dividenden die „neuen Zinsen“ sind, da diese in den vergangenen Jahren regelmäßig eine gute
Rendite brachten. Allerdings ist der Vergleich mit Zinsen nicht wirklich korrekt.
Das zugrundeliegende Produkt der Dividende bleibt die Aktie und hier besteht die Gefahr von Kursrückschlägen (auch bei
weiterhin gezahlten Dividenden). Das sah man besonders gut in der Corona-Pandemie, als die Gewinne und Aktienkurse der Konzerne einbrachen. Die Ausschüttung von Dividenden ist also von vielen externen Faktoren abhängig, die Sie kaum vorhersehen können. Dividenden-Aktien können aber sicher eine sinnvolle Ergänzung im Portfolio sein.
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