Von Mauritius Kloft – aktualisiert am 04.08.2023
Überprüft von Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Wenn Sie schon einmal die ZDF-Sendung „Bares für Rares“ gesehen haben, werden Sie selbst Lust verspürt haben, auf dem
Dachboden nach alten Schätzen zu kramen. Vielleicht finden Sie gar eine Golduhr des Urgroßvaters oder eine Kette der
Großtante wieder – und fragen sich nun, wie viel Sie dafür bekommen.
Doch nicht nur bei Schmuckstücken – sogenanntem Altgold – ist es wichtig, den Wert zu ermitteln, um das
Stück am besten
gewinnbringend zu veräußern. Bei Goldbarren oder Goldmünzen – dem Anlagegold – sollten Sie ebenfalls wissen, wie der
Verkauf abläuft und was Sie dabei beachten sollten. In diesem Beitrag erfahren Sie es.
Wie viel ist mein Gold wert? Erfahren Sie es hier
Was sollte ich beachten? Zu den Tipps
Wie oben bereits angedeutet, kommt es beim Goldverkauf grundsätzlich darauf an, ob es sich um Anlagegold oder
Altgold
handelt. Denn Anlagegold ist etwas einfacher zu verkaufen – vor allem, da die Barren und Münzen genormt sind und nachgefragt
werden. Das liegt daran, dass diese Münzen einen festgeschriebenen Goldgehalt aufweisen,
der in Tausendsteln angegeben
wird. Diese Feinheit finden Sie meist in Form eines kleinen Stempels oder einer Prägung.
Feingold entspricht dabei einem Goldgehalt von 999,9/1.000. Komplett reines Gold mit einem Feingehalt
von 1.000 ist
dagegen praktisch nicht zu realisieren. Eine alte Einheit für den Goldanteil ist Karat. Hierbei wird
das Gewicht von Gold in 24 Einheiten
aufgeteilt. 24 Karat bedeutet folglich 999,9er-Gold.
Neben der Reinheit des Goldes kommt es bei Goldmünzen auf das Gewicht an. Es wird in der Gewichtseinheit
Feinunze
angegeben. Eine Unze entspricht dabei 31,1035 Gramm.
Bei folgenden Goldmünzen gibt es einen großen Zweitmarkt:
Bildquellen: jeweils MDM Münzhandelsgesellschaft
Bei Goldbarren gibt es indes einen großen Zweitmarkt für Barren mit einem Prägestempel einer dieser
Scheideanstalten:
Heraeus, Umicore, Valcambi, Royal Mint, Perth Mint, C. Hafner oder Heimerle+Meule. Denn diese Hersteller besitzen eine
Zertifizierung der London Bullion Market Association (LBMA), dem größten Handelsplatz für physisches Gold[1].
Während der Verkauf von Anlagegold einfach ist, sieht es bei Schmuckstücken oder Zahngold etwas anders
aus. Bei
Goldschmuck ist es für Sie noch möglich, den Wert zumindest grob zu bestimmen. Dieser kann bei Altgold nicht nur vom
Materialwert, sondern von einem etwaigen Sammlerwert abhängen. Bei Zahngold ist die Wertermittlung
indes für Laien
überhaupt nicht möglich.
Doch von vorne: Bei Goldschmuck finden Sie den Feingehalt in Form einer eingravierten Punze, etwa auf
der Innenseite
eines Ringes. Allerdings kommt bei der Herstellung nie reines Gold zum Einsatz, sondern lediglich
Goldlegierungen, also
Gold vermischt zum Beispiel mit Silber, Kupfer oder Platinmetallen. So steht die Angabe 333 für einen Goldgehalt von 333
Tausendelsten, ein solcher Ring besteht folglich nur zu einem Drittel aus Gold.
Womöglich besitzen Sie jedoch Gold unbekannter Herkunft ohne Punzierung, etwa aus dem Nahen Osten oder China. Dadurch
wird es für Sie schwerer, den genauen Wert zu bestimmen. Oft kommt das zwar nicht vor. In dem Fall müssen Sie sich auf
die Expertise des Ankäufers verlassen. Den Goldanteil bei Zahngold können Sie in der Regel nicht selbst bestimmen.
Über den Experten
Wolfgang Wrzesniok-Roßbach ist Gründer und geschäftsführender
Gesellschafter
der in
Deutschland ersten nur auf Edelmetallthemen spezialisierten Unternehmensberatung „Fragold “. Mit mehr als 30
Jahren
Berufserfahrung in der Branche gilt er als einer der profiliertesten Edelmetallexperten
hierzulande.
Vor seiner
Zeit bei Fragold war der gelernte Investmentbanker acht Jahre lang Sprecher der
Geschäftsführung
von
Degussa-Goldhandel, den er zu einem der größten Goldhändler Deutschlands ausbaute. Stationen
seiner
Karriere waren zudem die Dresdner Bank und der Goldhersteller Heraeus.
Schmuckstücke können Sammlerwert haben
Viele Schmuckstücke, die bei „Bares für Rares“ verkauft werden, besitzen einen antiquarischen Wert. Sie
können besonders
gefragte Stücke sein, weil sie eine Besonderheit aufweisen. Dann bieten die Händler zum Teil hohe Summen für die Stücke.
In der Realität sieht es aber etwas anders aus. Auch hier kann es in seltenen Fällen ein besonderes Stück geben, das Sie
als Laie vielleicht nicht erkennen. Ein seriöser Ankäufer wird Ihnen das im Zweifelsfall mitteilen. Dann müssten Sie zu
einem Auktionshaus gehen und es dort verkaufen lassen.
Doch die große Mehrheit der Schmuckstücke wird eingeschmolzen, weil der Materialwert den Sammlerwert
übersteigt. Bei
niedrigen Feinheiten dürfte der Ankaufspreis entsprechend gering ausfallen, zumal Sie oft Abschläge für das Einschmelzen
einkalkulieren müssen.
Haben Sie altes Silberbesteck geerbt?
Was Sie beim Verkauf beachten sollten.
Als Richtschnur gilt ein Abschlag von 10 % auf den Materialwert als noch seriös, höhere Abschläge bei
Goldschmuck
sollten Sie nicht akzeptieren. Bei Zahngold hingegen sind etwas größere Abweichungen möglich. Ob Schmuckstücke einen
Sammlerwert aufweisen oder entwickeln, lässt sich pauschal nicht sagen. Hier kommt es stets auf den Einzelfall an.
Pauschal lässt sich das selbstredend nicht sagen. Grundsätzlich hängt der Ankaufspreis von mehreren Faktoren ab.
Um den Wert Ihres Goldes zu ermitteln, müssen Sie folglich zunächst das genaue Gewicht sowie den
Feingehalt bestimmen.
Falls Sie weniger oder mehr als eine Feinunze verkaufen möchten, müssen Sie den Goldpreis ggf. auf ein Gramm umrechnen.
Im Internet finden Sie zudem eine Vielzahl von Ankaufsrechnern, die Ihnen bei der Wertermittlung helfen können. Mit
folgender Formel können Sie ebenfalls den Wert Ihres Goldes berechnen:
Wert Ihres Goldes = Feingehalt (als Tausendstelangabe) × Gewicht (in Gramm) ×
aktueller Goldpreis (in Euro bzw. Dollar)
Beispiel |
---|
Nehmen wir an, Sie wollen ein Schmuckstück mit einer Punze von 585 und einem Gewicht von 40 Gramm verkaufen. Dann greift folgende Rechnung (Stand: 01.08.2023):
Materialwert Ihres Goldes = 0,585 × 40 g × (1772 € /31,1 g) = 0,585 Der reine Materialwert Ihres Goldes liegt also bei 1.333,33 €. Der Ankaufspreis rangiert |
Ganz so spektakulär wie bei „Bares für Rares“ ist der Goldverkauf nicht. Grundsätzlich haben Sie die Möglichkeit, Ihr
Gold online oder vor Ort zu verkaufen – zum Beispiel an einen Juwelier, einen Münzhändler, professionellen Ankäufer oder
Ihre Hausbank.
Jeder Weg hat Vor- und Nachteile – und eignet sich mehr für Anlagegold oder alten Goldschmuck.
Ein Goldankauf vor Ort ist im Regelfall etwas umständlicher. So ist es nicht so leicht für Sie, Preise
zu vergleichen.
Umso wichtiger daher, dass Sie sich vorab darüber informieren, wie viel Sie für Ihr Gold verlangen können (siehe unten).
Allerdings können Sie bei einem Ankäufer vor Ort einfach Fragen stellen und seine Seriosität
überprüfen. So können Sie
etwa nach seiner Erfahrung in der Branche fragen, nach dem genauen Bewertungsprozess oder den Kosten. Am besten stellen
Sie Fragen, deren Antworten Sie zuvor recherchiert haben – und entsprechend nachprüfen können. Sollten Sie ein ungutes
Gefühl haben, suchen Sie einen anderen Anbieter auf.
Juwelier oder professioneller Ankäufer?
Ein Goldankauf vor Ort eignet sich eher, wenn Sie Schmuck haben, bei dem die genaue Wertermittlung kompliziert ist. Ein
Juwelier kann hier leicht den antiquarischen Wert bestimmen. Allerdings können die Abschläge bei Juwelieren deutlich
höher sein als bei einem Ankäufer. Denn ein Juwelier kauft in der Regel nicht viel Gold an, verlangt deshalb eine Art
„Sicherheitsabschlag“. Mit Barren und Münzen sollten Sie daher nicht zum Juwelier gehen.
Ein Onlinehändler hat dagegen eher den konkreten Goldwert im Blick. Dennoch dürften die Unterschiede am
Ende marginal
sein und es mehr auf Ihre Vorlieben und den konkreten Fall ankommen. Entscheidender ist die Seriosität des Händlers –
unabhängig davon, ob online oder vor Ort (siehe unten).
Der Goldankauf online ist sehr einfach möglich – und kann sich sowohl für Anlagegold als auch einfachen Goldschmuck ohne
Edelsteine oder Diamanten eignen. Befolgen Sie am besten diese Schritt-für-Schritt-Anleitung, die bei
den meisten
Ankäufern greifen sollte:
Beim Goldverkauf sollten Sie einiges beachten. Ein Überblick:
Seriosität
Entscheidend ist, einen seriösen Goldankäufer zu finden. Schauen Sie unbedingt, ob ein
Ankäufer Mitglied im
Berufsverband des deutschen Münzenfachhandels ist. Eine Zertifizierung der Webseite „gold.de “ ist ein
Hinweis auf einen seriösen Händler. Generell zählen die Edelmetallhändler pro aurum (nur Anlagegold),
Auragentum (nur Anlagegold), Geiger Edelmetalle, Philoro, ESG Edelmetallhandel und Degussa-Goldhandel zu den
größten im Markt. Hier gehen Sie beim Verkauf auf Nummer sicher, egal ob online oder vor Ort.
Grundsätzlich gilt: Ein seriöser Vor-Ort-Händler ermittelt den Wert vor dem Kunden und geht nicht zur
Bestimmung ins Hinterzimmer – seriöse Ankäufer arbeiten stets transparent. Außerdem
vergüten sie andere
Edelmetalle, aus denen etwa eine Legierung bei einem Schmuckstück besteht. Zahngold enthält beispielsweise
oft einen geringen Anteil Palladium, dessen Wert ein seriöser Händler nicht unter den Tisch fallen lassen
sollte. Unseriöse Anbieter setzen Sie auch nicht unter Druck – und warnen etwa davor, dass Sie weniger
erhalten, wenn Sie noch lange warten.
Versand
Beim Versand sollten Sie darauf achten, dass das Gold ausreichend versichert ist. Oftmals
gibt es eine
Versicherungsobergrenze von 500 €, die Sie beim Goldverkauf schnell erreichen. Vielleicht können Sie
eine
höhere Absicherung heraushandeln, oder es ergibt mehr Sinn, das Gold abholen zu lassen. Dafür dürften die
Kosten jedoch höher sein.
Kosten
Im Ankaufspreis enthalten sind neben dem Versand weitere Gebühren an den Goldankäufer. So
ist es möglich,
dass Sie für Altgold nur den Schmelzwert erhalten – abzüglich der Kosten für das Einschmelzen des
Edelmetalls. Doch über den Ankaufspreis hinaus sollte ein Ankäufer keine weiteren Gebühren berechnen.
Sollten Sie hingegen nur ein Gutachten anfertigen lassen, ohne Ihr Altgold verkaufen zu lassen, wird der
Händler Ihnen das in Rechnung stellen.
Vergleich
Gerade weil es so viele Anbieter im Internet oder vor Ort gibt, bei denen Sie Ihr Gold verkaufen können,
sollten Sie sich unbedingt mehrere Angebote einholen. Sie können außerdem Vergleichsportale
im Internet
nutzen, das bekannteste dürfte die Webseite „gold.de “
sein. Generell sollten Sie Ihr Gold nicht unter
Zeitdruck verkaufen, sondern in Ruhe die Kosten und den Service der Ankäufer gegeneinander abwägen. Bei
manchen Online-Ankäufern können Sie zudem einen Preisradar einrichten. In dem Fall werden Sie informiert,
sobald der Goldpreis eine bestimmte Schwelle übersteigt.
Aussehen
Anders als Sie denken mögen, ergibt es keinen Sinn, Ihr Anlagegold vor dem Verkauf zu reinigen oder
aufzupolieren. Im Gegenteil: Sie sollten es bloß nicht sauber machen – selbst mit einem
sehr feinen Tuch
kann es zerkratzt werden. Ein Händler erkennt solche Kratzer bei der Begutachtung sofort, sie verringern den
Ankaufspreis. Altgold, also Schmuck oder Zahngold, können Sie zwar saubermachen. Doch ein Muss ist das nicht
– und steigert nicht unbedingt den Wert.
Beachten Sie zudem, dass Sie beim Ankauf immer nach einer Legitimation gefragt werden, etwa Ihrem
Personalausweis. Das
ist keine Schikane des Ankäufers, sondern gesetzlich vorgeschrieben.
Ob Sie beim Verkauf Ihres Goldes Steuern zahlen müssen, hängt grundsätzlich von der Haltedauer ab. Ein
Überblick:
Bild-Copyright: © PantherMedia / netfalls
Quellenangaben