Von Valeria Nickel, Mauritius Kloft – aktualisiert am 01.07.2024
Das Prinzip des Pfandes kennen Sie aus dem Alltag – vom Flaschenpfand. Auch bei der Geldanlage kann die Idee zum Einsatz
kommen, bei Pfandbriefen. Hierbei handelt es sich um ein beliebte Anlageform mit einer mehr als
250-jährigen Tradition,
oder vielmehr: handelte. Wegen der niedrigen Zinsen in den vergangenen Jahren lohnten sie sich lange Zeit nicht.
Nach der Zinswende können Pfandbriefe für Anlegerinnen und Anleger jedoch wieder interessant werden. Wir zeigen Ihnen,
wie Pfandbriefe funktionieren, warum sie als eine der sichersten Geldanlagen gelten – und welches Risiko es trotzdem
gibt.
Lohnen sich Pfandbriefe für mich? Was Sie wissen sollten
Wie funktioniert das Pfandbriefgeschäft überhaupt? Zur
Erklärung
Pfandbriefe sind eine spezielle Art von Anleihen, die von
einer Pfandbriefbank bzw. einer Hypothekenbank ausgegeben
werden und deren Besicherung gesetzlich vorgeschrieben ist. Besonders für die Anlagestrategie von
institutionellen
Investoren wie Versicherungen oder Banken spielen Pfandbriefe eine wichtige Rolle.
Doch auch Sie als Privatanlegerin oder -anleger können in Pfandbriefe investieren. Dafür erhalten Sie regelmäßige
Zinszahlungen, den sogenannten Zinskupon. Die Laufzeit von Pfandbriefen liegt oft bei mehr als zehn
Jahren, es gibt aber
auch kürzer laufende Pfandbriefe[1].
Der Begriff „Pfandbrief“ kommt daher, dass diese Wertpapiere durch eine besondere Form der Besicherung abgesichert sind,
durch Pfandrechte an Grundstücken bzw. Immobilien (Grundpfandrechte), Schiffe oder Flugzeuge. Das nennt
man „Deckung“.
Diese Pfandrechte diehen Ihnen letztlich als „Pfand“ (ähnlich wie beim Flaschenpfand)[2].
Je nach Art der Deckungsmasse unterscheiden sich die Pfandbriefarten[3]:
Am Pfandbriefgeschäft sind drei Parteien beteiligt. Es funktioniert nach folgendem Schema:
Mit den Einnahmen aus der Emission von Pfandbriefen vergeben die Banken langfristige
Hypothekendarlehen, die der
Finanzierung von Grundstücken, Gebäuden, Schiffen, Flugzeugen und Kommunen dienen können. Dabei muss das Finanzinstitut
sicherstellen, dass es einen Hypothekenpfandbrief in Höhe des Baudarlehens ausgibt. Pfandbriefe sind folglich ein
klassisches Refinanzierungsinstrument von Kreditinstituten[5]. Pfandbriefe hängen daher auch mit den Hypothekenzinsen zusammen.
Sie als Anlegerin oder Anleger kaufen Pfandbriefe in der Regel nicht direkt von einer Pfandbriefbank, sondern an der
Börse, wo sie nach der Pfandbriefemission gehandelt werden. Dort können Sie die Pfandbriefe auch jederzeit vor
Laufzeitende verkaufen – ggf. mit einem Abschlag. Denn an der Börse unterliegen Pfandbriefe geringen
Kursschwankungen.
Pfandbriefe sind durch das Pfandbriefgesetz (PfandBG) geregelt. Es stellt strenge Anforderungen auf, die wir im
Folgenden erläutern. Ein Überblick über die wichtigsten Regelungen:
Pfandbriefe gelten als sehr sicher. So gab es in der
Geschichte des Pfandbriefes noch keinen Ausfall für Investoren,
entsprechend groß ist das Vertrauen von Investorinnen und Investoren in dieses Finanzprodukt. Experten sprechen bei
Pfandbriefen von einer sogenannten Mündelsicherheit, die gegeben ist. Mündelsichere Anlageformen sind
Finanzprodukte,
die der Gesetzgeber als besonders risikoarm einstuft. Denn solche Produkte eignen sich für einen gesetzlichen Vormund,
einen Mündel.
Aufgrund der besonderen gesetzlichen Vorgaben ist der Pfandbrief zudem lombard- und deckungsstockfähig.
Lombardfähige
Wertpapiere sind Finanzinstrumente, die für einen Kredit bei der Bundesbank bzw. der Europäischen
Zentralbank (EZB)
belegt werden können. Auch dies ist ein Kennzeichen für besonders sichere und marktgängige Wertpapiere.
Die Deckungsstockfähigkeit erlaubt es Versicherungen, einen Pfandbrief für ihr Sicherungsvermögen zu
verwenden, um so
die Ansprüche von Versicherungsnehmern gegen die Versicherung abzusichern.
In der Niedrigzinsphase galten Pfandbriefe nicht als renditestark, für kurzfristige Pfandbriefe war der Zinskupon sogar
negativ. Pfandbriefe könnten sich wieder für Sie lohnen. Allerdings nur, wenn Sie als Anlegerin oder
Anleger unbedingt auf die Sicherheit gegen einen Ausfall setzen.
Denn mit Pfandbriefen gehen Sie ein sehr geringes Risiko ein. Zum Preis einer geringen Verzinsung von bis zu rund
3 %,
je nach Restlaufzeit des Pfandbriefs. Zwar sind Sie gegen einen Ausfall des Emittenten geschützt – gegen die steigende
Inflation bringt Ihnen die Mündelsicherheit von Pfandbriefen wenig. Daher verlieren Sie bei einem
Investment in
Pfandbriefe real Geld!
Es gibt jedoch Alternativen für Sie als Anlegerin oder Anleger, mit denen Sie womöglich besser fahren.
Anleihen
Statt in besicherte Anleihen zu investieren, können Sie auch herkömmliche Unternehmensanleihen bzw.
Staatsanleihen erwerben. Unternehmensanleihen (zum Beispiel Immobilienanleihen) bieten oft höhere
Renditen
als Pfandbriefe. Allerdings ist hier das Risiko höher, je nach Bonität des Unternehmens. Bei Staatsanleihen
rangiert die Rendite von Bundesanleihen derzeit unter der von Pfandbriefen. Bei Ländern mit einer geringeren
Bonität liegt die Verzinsung bisweilen höher, hier steigt jedoch Ihr Risiko.
Spareinlagen
Als klassische Alternative zum Pfandbrief gelten Tages– oder Festgeldkonten, je nachdem, wie lange
Sie Ihr
Geld binden können. Die Zinsen liegen aktuell bei bis zu auf Festgeld und etwa auf Tagesgeld.
Weil es in der EU eine staatliche Einlagensicherung von 100.000 € pro
Bank und Kundin bzw. Kunde gibt,
gelten Tages- und Festgeldkonten auch als „mündelsicher“. Die aktuell hohe Inflation gleichen Sie bei Tages-
oder Festgeld jedoch ebenfalls nicht aus.
ETF
Wenn Sie Ihr Geld langfristig investieren möchten, bieten sich ETF („Exchange Traded Funds“) an. Das sind
Investmentfonds, die an der Börse gehandelt werden
und per Computeralgorithmus einen ganzen Aktien- oder
Anleihenindex nachbilden. Kurzfristig sind die Kursschwankungen hoch, was das Risiko eines Verlustes für Sie
steigert, wenn Sie Ihren ETF verkaufen müssen. Über einen langen Horizont von mehr als zehn Jahren sollten
Sie eine stattliche Rendite erwirtschaften, dann sitzen Sie Kursrisiken einfach aus.
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