Von Valeria Nickel – aktualisiert am 10.11.2022
Pfandbriefe haben bereits einige Jahre auf dem Buckel: Der erste wurde bereits im Jahr 1769 ausgegeben.
Seither ist dieses Finanzinstrument – übrigens das einzige, das in Deutschland erfunden wurde – bei Anlegern
sehr beliebt.
Grund dafür ist die hohe Sicherheit,
die der Pfandbrief bietet. Denn er ist eine Anleihe, die mit
einer gesetzlich
vorgeschriebenen Art der Besicherung ausgestattet ist: mit Grundpfandrechten.
Beipsiele für Grundpfandrechte
Arten von Pfandbriefen
Man sagt auch, der Pfandbrief ist dadurch „gedeckt“. Auf dem europäischen Markt werden Pfandbriefe deshalb als
„Covered Bonds“ (gedeckte Anleihen) bezeichnet. Je nach Art der Deckungsmasse unterscheidet man die
verschiedenen Pfandbriefarten (auch „Covered Bond Gattungen“ genannt): Hypothekenpfandbriefe,
Öffentliche Pfandbriefe, Flugzeugpfandbriefe.
Pfandbrief-Umlauf 2019
Pfandbriefe werden fast ausnahmslos an der Börse gehandelt. Gekauft werden sie vor allem von
institutionellen Anlegern wie Versicherern und Pensionsfonds. Im Jahr 2018 betrug das Umlaufvolumen von Pfandbriefen
369 Mrd. € und verzeichnete damit zum ersten Mal seit 17 Jahren keinen Rückgang. Im Jahr 2019 sank es
erneut leicht auf 364 Mrd. €.
Am Pfandbriefgeschäft sind drei Parteien beteiligt:
Auslosung von Pfandbriefen
Ein Pfandbriefinhaber hat grundsätzlich kein Kündigungsrecht. Die Rückzahlung erfolgt meist durch
Auslosung, globale Kündigung oder freihändigen Rückkauf, also zu keinem festen Termin, aber dennoch innerhalb einer
bestimmten Laufzeit.
Die Auslosung ist ein besonderes Verfahren, bei dem einige Nummern des emittierten Pfandbriefs
gezogen werden. Die Nummern dieser Wertpapiere werden zu diesem Zeitpunkt zurückgezahlt. Die verbliebenen bekommen
weiterhin eine Verzinsung und werden erst zurückbezahlt, wenn sie bei der Auslosung ausgewählt werden. Es ist aber
sichergestellt, dass jeder Pfandbrief innerhalb seiner festgelegten Laufzeit ausgelost wird.
Kurs, Zinssatz und Handelbarkeit von Pfandbriefen
Der Kurs von Pfandbriefen ist meist sehr beständig und ihr Zinssatz ist regelmäßig ein wenig
höher als der für Staatsanleihen –
trotz der strengen Absicherung. Das liegt daran, dass nicht so viele Pfandbriefe wie Staatsanleihen herausgegeben
werden.
Das hat wiederum Auswirkungen auf die Handelbarkeit von Pfandbriefen: Die Umsätze bei Pfandbriefen
sind meist geringer, sodass man sie nicht so schnell handeln kann.
Pfandbriefe sind durch ein spezielles Gesetz, das Pfandbriefgesetz (PfandBG), geregelt. Es stellt
strenge Anforderungen auf, die im Folgenden erläutert werden.
Pfandbriefbanken müssen den Barwert von Pfandbriefen jederzeit absichern. Dazu müssen
Deckungswerte vorhanden sein, deren Barwert den der umlaufenden Pfandbriefe um
2 % übersteigt. Die ordentliche Deckung (also 100 % des Gesamtbetrags der
umlaufenden Pfandbriefe) darf nur durch Hypotheken von mindestens gleicher Höhe und mindestens gleichem
Zinsertrag erfolgen.
Für die Erfüllung der Überdeckungs-Anforderung (also die hinzukommenden 2 %) werden nur bestimmte
Schuldverschreibungen und Schuldbuchforderungen von Emittenten mit besonders hoher Bonität sowie
Forderungen gegenüber der Europäischen Zentralbank (EZB) anerkannt.
Die Deckungswerte unterliegen zudem einer geografischen Restriktion: Der
Sicherungsgegenstand muss sich in einem bestimmten Länderkreis befinden. Dazu gehören:
Aufgrund der besonderen gesetzlichen Vorgaben hat der Pfandbrief wiederum auch folgende drei besonderen Qualitäten:
Mündelsicherheit, Lombardfähigkeit und Deckungsstockfähigkeit.
Übersicht: Eigenschaften des Pfandbriefs |
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Mündelsicherheit |
Eine mündelsichere Anlage ist ein Finanzinstrument, in das ein Vormund das Vermögen seines Mündels anlegen darf. Denn per Gesetz darf er dies nur in besonders sichere Anlagen. |
Lombardfähigkeit |
Lombardfähige Wertpapiere sind Finanzinstrumente, die für einen Kredit bei der Deutschen Bundesbank bzw. der Europäischen Zentralbank beliehen werden können. Auch dies ist ein Kennzeichen für besonders sichere und marktgängige Wertpapiere. |
Deckungsstockfähigkeit |
Die Deckungsstockfähigkeit erlaubt es Versicherungen, einen Pfandbrief für ihren „Deckungsstock“ (seit 2004: „Sicherungsvermögen“) zu verwenden, der die Ansprüche von Versicherungsnehmern gegen die Versicherung absichert. |
Trotz aller Sicherheiten, die ein Pfandbrief besitzt, ist die Pfandbrief-Investition dennoch nicht komplett
risikofrei. Es gibt vier wesentliche Risiken für den Anleger.
Erprobtes Wertpapier
Ein regelrechtes Schreckensszenario für Pfandbriefe war die Weltfinanzkrise 2008:
Pfandbriefbanken standen vor der Pleite.
Abgesehen davon, dass die Banken dann staatlich gerettet wurden, ist es allerdings praktisch unmöglich, dass alle
Voraussetzungen für einen Ausfall von Pfandbriefen gleichzeitig vorliegen. Denn die Anleger müssen sich nicht allein
auf die Kreditwürdigkeit der Banken verlassen. Zusätzlich müssen die Sicherheiten massiv an Wert verlieren; konkret
muss der Wert der beliehenen Immobilien um mehr als 40 % fallen. Pfandbriefe sind also besonders gut
abgesichert. Deshalb haben sie diese Feuerprobe auch bestanden.
Im aktuellen Niedrigzins-Umfeld bietet der
Pfandbrief jedoch kaum Renditemöglichkeiten. Eine Alternative für Anleger, die höhere Zinsen erwirtschaften wollen,
gleichzeitig aber nach einer Anlage mit einem dahinterstehenden „Pfand“ suchen, ist das Immobilien Crowdinvesting in Bestandsimmobilien.
Hierbei schließen sich viele Privatanleger über eine Internetplattform zusammen und können so gemeinsam mittels
Darlehen größere Investitionsbeträge für Immobilien aufbringen. Mit ihrem bestehenden und bewertbaren Sachwert haften die Bestandsimmobilien
für die Darlehensaufnahme bei den Crowd-Anlegern und generieren durch die bereits laufenden Mieteinnahmen die
geplanten Zinszahlungen und auch die Rückzahlung. Finden Sie weitere Informationen und Investitionsmöglichkeiten.
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