Von Dr. Sabine Theadora Ruh, Mauritius Kloft – aktualisiert am 03.04.2024
Rund 16 Mio. Riester-Verträge wurden seit 2001 abgeschlossen. Doch die Tendenz ist rückläufig[1], obwohl es
Zulagen vom Staat und steuerliche Vorteile gibt. Mittlerweile ist die Riester-Rente kein sinnvoller
Teil der privaten Altersvorsorge mehr.
Doch woran liegt das? Lohnt sich der Abschluss eines Riester-Vertrags noch? In diesem Artikel informieren wir Sie über
die Riester-Rente und beantworten die wichtigsten Fragen rund um den früheren Kassenschlager.
Sollte ich meinen Riester-Vertrag kündigen? Das sollten Sie beachten!
Lohnt sich die Riester-Rente noch? Für wen sie sich rentieren kann
Die Riester-Rente ist eine Form der privaten Altersvorsorge, die vom Staat gefördert wird[2]. Was die
Riester-Verträge gemeinsam haben: Sparer zahlen jeweils einen bestimmten Betrag entweder monatlich oder
jährlich ein.
Zusätzlich schießt der Staat einen gewissen Betrag hinzu. Wie hoch diese Zulage ausfällt, hängt unter anderem davon ab,
wie viel Sie einzahlen, ob und wie viele Kinder Sie haben und ob Sie Berufseinsteiger sind.
Die Auszahlung erfolgt im Regelfall als lebenslange monatliche Rente. Statt direkten Zuschüssen können
sich durch die Riester-Rente auch Steuerersparnisse ergeben.
Allerdings: Angesichts des niedrigen Zinsniveaus und hohen Kosten lohnt sich die Riester-Rente oftmals nicht mehr (siehe
unten). Zudem sind Riester-Verträge bisweilen sehr kompliziert und intransparent ausgestaltet[4].
Es gibt verschiedene Riester-Verträge, die jeweils einen anderen Fokus setzen. Eine Übersicht:
Riester-Banksparplan
Diese Variante ist praktisch komplett vom Markt verschwunden. Das Prinzip eines Banksparplans: Sie
zahlen monatliche Beiträge ein, die verzinst werden. Die Beträge werden zudem variabel verzinst – einen festen Zinssatz gibt es nicht.
Sie richten sich nach den aktuellen Sparzinsen, die jedoch seit Jahren niedrig sind.
Klassische Riester-Rentenversicherung
Die klassische Riester-Rentenversicherung funktioniert wie eine übliche Rentenversicherung – nur eben
mit staatlichen Zulagen. Bei der Riester-Form bekommen Sie eine feste Zinszahlung zugesichert.
Allerdings: Aufgrund des aktuellen Zinsniveaus liegt der Garantiezins für Neuverträge seit 2022 bei 0,25 %. In den
Jahren davor ging der Garantiezins stets zurück. Aufgrund der aktuellen Zinswende bleibt es abzuwarten, wie sich die
Zinsen bei Riester-Produkten entwickeln. Ab 2025 soll der Garantiezins wohl auf 1 % steigen. Wir informieren zeitnah darüber.
Entwicklung des Garantiezinses zwischen 1994 und 2024
Das bedeutet: Die klassische Riester-Rente lohnt sich kaum, da die Verzinsung gering ist. Angesichts hoher Inflation
verlieren Sie zudem sogar noch an Kaufkraft.
Riester-Fondssparen
Das Riester-Fondssparen funktioniert nach dem Prinzip einer fondsgebundenen
Rentenversicherung. Im Gegensatz zu einer klassischen Riester-Rente kann Ihnen der
Riester-Fondssparplan mehr Rendite bringen. Denn hier legen Sie das Geld samt staatlicher Zulage in einen Investmentfonds an.
Allerdings: Auch hier sind die Renditechancen eher begrenzt. Denn die Anbieter müssen Ihnen sämtliche Einzahlungen zum
Rentenbeginn garantieren. Durch diese Beitragsgarantie schmilzt Ihre Rendite. Dazu kommen die hohen
Kosten. Wie bei einer Fondsrente ohne staatliche Zulage müssen Sie sowohl die Verwaltungskosten an die Fondsgesellschaft
als auch die Abschlusskosten an den Versicherer zahlen. Das schmälert Ihren Ertrag.
Wohn-Riester
Bei der Riester-Rente unterscheidet der Gesetzgeber diverse Zulagen[5]. Von denen können
Sie auch mehrere erhalten, die
sich summieren.
Mindesteigenbeitrag für Riester-Rente beachten
Um die vollen Zulagen zu erhalten, müssen Sie einen persönlichen Mindestbeitrag in den Riester-Vertrag
leisten. Dieser
liegt bei 4 % Ihres rentenversicherungspflichtigen Einkommens des Vorjahres. Meist entspricht das
dem Bruttolohn.
Maximal müssen Riester-Versicherte jedoch nur einen Betrag von 2.100 € (inklusive der Zulagen) leisten. Das ist
auch
der betrag, den Sie von der Steuer absetzen können(siehe unten).
Auch gibt es eine Untergrenze, den sogenannten Sockelbetrag. Dieser liegt bei 60 € im Jahr oder
5 € im Monat.
Sollte also Ihr persönlicher Mindestbeitrag unterhalb des Sockelbetrags liegen, müssen Sie mindestens die 60 €
zahlen, um vollen Anspruch auf die Zulagen zu erhalten. Diese Sockel-Regelung ist wichtig für Hausfrauen und Hausmänner,
Eltern in Elternzeit oder Minijobber – also zulagenberechtigte Menschen mit keinem oder niedrigem Vorjahreseinkommen.
Keine Zulagen ohne Antrag: Um die staatliche Förderung zu erhalten, müssen Sie einen entsprechenden Antrag stellen, den
Sie von Ihrem Riester-Anbieter bekommen. Den ausgefüllten Antrag wird an die Zentrale Zulagenstelle für
Altersvermögen
(ZfA) geleitet, die für Riester-Zulagen zuständig ist[6]. Für die Kinderzulage müssen Sie
zudem einen Ergänzungsvertrag
ausfüllen.
Für die korrekte Antragstellung sind folgende Dokumente nötig:
Beim Riestern von Steuervorteilen profitieren
Statt der Zulagen können besonders Menschen mit hohem Einkommen von einem Steuervorteil durchs Riestern
profitieren. So können Sie maximal 2.100 € des Riester-Beitrags (einschließlich Zulagen) als
Sonderausgaben von der Steuer absetzen. Das nennt sich auch Sonderausgabenabzug. Üblichweise greift die
sogenannte Günstigerprüfung: Das Finanzamt prüft, was sich für Sie mehr lohnt – die Zulagen oder der
Steuervorteil.
Grundsätzlich gilt: Auf die Riester-Zahlungen fällt in der Auszahlungsphase Einkommensteuer an, keine
Abgeltungsteuer wie bei anderen Kapitaleinkünften. Das
ist gut für Sie: Denn im Alter liegt der persönliche Einkommensteuersatz in der Regel niedriger, da auch das Einkommen
geringer ausfällt.
Wegen der niedrigen Zinsen waren Riester-Renten in den vergangenen Jahren weniger attraktiv. Grundsätzlich gilt aber:
Riestern ist sinnvoll, wenn Ihr Einkommen eher niedrig ist und Sie Kinder haben.
Beispiel |
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Nehmen wir an, Sie sind Witwer und alleinerziehender Vater von drei Kindern, eins davon ist nach 2008 geboren. Dann erhalten Sie die Grundzulage von 175 €, zusätzlich zwei Kinderzulagen in Höhe von 185 € und noch einmal eine Kinderzulage von 300 €. Das macht insgesamt an Zulagen 845 € im Jahr. Verdienen Sie dagegen nur so wenig, dass Sie den Sockelbetrag von 60 € zahlen müssen, liegt Ihr Gesamtbeitrag in den Riester-Vertrag bei 905 € im Jahr – der Großteil kommt dabei vom Staat. Zwar kommt über die Jahre so eine stattliche Summe zusammen. Klar ist jedoch: Allein wird ein solcher Riester-Vertrag kaum Ihre Rente sichern. Zumal hohe Kosten an den Erträgen nagen. |
Für Menschen, die ein hohes Einkommen haben, fallen die Zulagen dagegen im Vergleich geringer aus – sie können
stattdessen von einem Steuervorteil profitieren, dem Sonderausgabenabzug (siehe oben). Doch bei aktuell geringer
Verzinsung und hohen Abschlusskosten bei einem Riester-Vertrag rechnet sich das nur selten.
Ja, das ist zwar möglich. Allerdings sollten Sie sich das gut überlegen. Denn: Eine Kündigung wird als
„förderschädlich“ eingestuft. Schließlich ist der Sinn aus Sicht des Staates die Unterstützung Ihrer
Altersvorsorge, den
Sie mit der Kündigung untergraben würden.
Eine Kündigung bedeutet, Sie müssen die Zulagen und Steuerersparnisse wieder zurückzahlen. Möglich ist
also, dass Sie am Ende sogar mit Verlust den Vertrag beenden.
Tatsächlich haben Sie Alternativen zur Kündigung: So können Sie den Riester-Vertrag vorübergehend ruhend
stellen. In dem Fall zahlen Sie für einen bestimmten Zeitraum keine Beiträge mehr ein. Oder Sie minimieren
Ihre Beiträge: Dann bekommen Sie nur ein Teil der Zulagen.
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