Was sind Rentenpunkte und wieviel sind sie wert?

Von Dr. Sabine Theadora Ruh, Mauritius Kloft, Saskia Reh – aktualisiert am 23.09.2024

Das Wichtigste in Kürze
  • Was sind Rentenpunkte? Sie bestimmen die Höhe der gesetzlichen Rente. Seit Juli 2024 bringt ein Punkt monatlich 39,32 € an Rente. Rentenpunkte Tabelle
  • Wie werden sie berechnet? Ein Punkt pro Jahr bei einem Einkommen im Durchschnitt aller
    Versicherten (2024: etwa 45.000 €). Verdient man mehr oder weniger, gibt es entsprechend
    mehr oder weniger Punkte. Rentenformel
  • Was beeinflusst die Rente? Einkommen, Kindererziehungs- und Pflegezeiten zählen. Letztere
    bringen meist weniger Punkte als Erwerbstätigkeit. Definition Rentenpunkte
  • Rentenpunkte kaufen? Ab 50 Jahren können Sie Abschläge durch Zukauf ausgleichen, wenn Sie
    schon in die Rentenversicherung eingezahlt haben. Auch freiwillige Versicherte, wie
    Selbstständige, können Punkte ab 16 Jahren erwerben. Mehr erfahren Sie So viel kostet ein Rentenpunkt
  • Maximale Rentenpunkte? Bis zu einem Jahreseinkommen von rund 90.000 € (2024) sammelt man
    Punkte. Maximal möglich: 1,99 Punkte im Jahr. Nähere Informationen erhalten Sie Mehr Infos

Punkte sammeln kennen viele Deutsche womöglich aus Flensburg – worauf man wohl besser verzichten kann. Anders sieht
es bei der gesetzlichen Rente aus. Um sich ein auskömmliches Altenteil zu sichern, sollte man möglichst viele
Rentenpunkte sammeln.

Doch wie funktioniert das genau? Und wie viele Rentenpunkte können Sie maximal sammeln? In diesem Beitrag erfahren
Sie es!

Was sind eigentlich Rentenpunkte?

Rentenpunkte, offiziell Entgeltpunkte genannt, bilden die Grundlage für die Berechnung Ihrer Rente. Jedes Mal, wenn
Sie den Rentenbeitrag zahlen beziehungsweise Ihr Arbeitgeber die Beiträge für Sie abführt, sammeln Sie Rentenpunkte.
Das gilt im Regelfall also auch bei einem Minijob. Auch die Grundrente ist ein Zuschlag an Rentenpunkten. Sie soll
Menschen unterstützen, die trotz jahrzehntelanger Beitragszahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung nur eine
geringe Rente erhalten. Ziel der Grundrente ist es, Altersarmut zu mindern, insbesondere bei Personen, die lange
Zeit zu niedrigen Löhnen gearbeitet haben.

Vor dem Renteneintritt wandelt die Deutsche Rentenversicherung Ihre Rentenpunkte in Ihre Rente um. Ab dem 27.
Lebensjahr erhalten Sie per Brief – sofern Sie die Wartezeit von fünf Jahren erfüllt haben – jährlich eine
sogenannte Renteninformation. Sie zeigt, wie viele Entgeltpunkte Sie gesammelt haben und wie hoch Ihre
voraussichtliche Bruttorente ist. Ab dem 43. Lebensjahr folgt eine Aufforderung zur Kontenklärung – das
heißt, die Deutsche Rentenversicherung überprüft und vervollständigt alle relevanten Daten und Zeiten im
Rentenkonto einer Person. Sie müssen hierbei selbst die erfassten Zeiten überprüfen, fehlende Zeiten
nachweisen und sicherstellen, dass das Rentenkonto vollständig und korrekt ist. Wenn Sie Fehler oder Lücken
nicht rechtzeitig melden, riskieren Sie, eine geringere Rente zu bekommen oder bestimmte Rentenansprüche
nicht zu erfüllen. Ab dem 55. Lebensjahr erhalten Sie statt der Renteninformation alle drei Jahre eine
ausführliche Rentenauskunft.

Wie bereits ausgeführt, entscheidet die Anzahl der Entgeltpunkte über die Höhe Ihrer Rente. Neben
versicherungspflichtiger Arbeit gibt es auch diese Möglichkeiten Rentenpunkte einzusammeln:

Kindererziehung

Für die Erziehung Ihres Kindes oder Ihrer Kinder erhalten Sie Rentenpunkte. Wenn Ihr Kind vor 1992 geboren wurde,
werden Ihnen maximal 2,5 Jahre gutgeschrieben – diese Regel ist auch als „Mütterrente” bekannt. Bei der Geburt Ihres
Kindes ab 1992 werden Ihnen 3 Jahre für die Erziehung angerechnet.

Ein Jahr Kindererziehung bringt dabei fast einen ganzen Rentenpunkt. Dabei ist es egal, ob Mutter oder Vater die
Kindererziehung übernommen haben. Sie müssen sich nur einigen, wer die Kindererziehungszeit angerechnet bekommen
soll. Zusätzlich zu den Rentenpunkten können Sie sich auch Kinderberücksichtigungszeiten gutschreiben lassen – diese
können für die Frührente wichtig werden. Doch worin liegt der Unterschied? Während Kindererziehungszeiten die
Rentenhöhe direkt erhöhen, verlängern Kinderberücksichtigungszeiten die Versicherungszeiten und sind für Frührente
oder den Rentenanspruch insgesamt wichtig.

Pflege eines Angehörigen

Wenn Sie einen Angehörigen, Bekannten oder Nachbarn nicht erwerbsmäßig pflegen, können Sie nicht nur die Zeiten
sammeln, um die Wartezeit für die Regelaltersrente zu erfüllen. Womöglich erhalten Sie gar auf Ihrem Rentenkonto
Entgeltpunkte dafür. Allerdings müssen folgende Voraussetzungen greifen:

  • mindestens 10 Stunden, verteilt auf mindestens zwei Tage pro Woche
  • nebenbei nicht mehr als 30 Stunden arbeiten
  • zu Pflegende hat mindestens Pflegegrad 2
  • Pflege in häuslicher Umgebung

Wie viele Rentenpunkte Sie erhalten, ist zudem abhängig von der Leistung der Pflegekasse – also etwa ob Sie
Pflegegeld, Sachleistungen oder Kombinationsleistungen beziehen. Wie hoch der Rentenzahlbetrag im Jahr 2021 war,
wenn Sie Pflegegeld erhalten haben, hat die Deutsche Rentenversicherung errechnet[1]:


Pflegegrad

Rentenzahl­betrag pro Monat Westen

Rentenzahl­betrag pro Monat Osten
2 8,77 € 8,59 €
3 13,97 € 13,68 €
4 22,75 € 22,26 €
5 32,49 € 31,80 €

Versorgungsausgleich bei Scheidung

Bei einer Scheidung werden die von beiden Ehepartnern gesammelten Rentenpunkte geteilt und gleichmäßig aufgeteilt.
Hat die Ehefrau etwa 15 Entgeltpunkte gesammelt, Ihr Ehemann jedoch nur 7, bekommen beide Ehepartner nach der
Scheidung 11 Rentenpunkte auf ihr Rentenkonto. Der sogenannte Versorgungsausgleich teilt jedoch nur die
Entgeltpunkte auf, die Sie während der Ehe erworben haben – unberührt bleiben solche, die Sie zuvor verdient haben.

Wehr- und Zivildienst

Je nachdem, wann Sie Ihren Wehrdienst oder Zivildienst absolviert haben, werden Ihnen unterschiedlich viele
Rentenpunkte gutgeschrieben. Das können Sie in folgender Tabelle ablesen:


Zeitraum Wehr-/Zivildienst

Zu erhaltende Rentenpunkte
Wehrdienst bis 30. April 1961 Entgeltpunkte aus 75 % des Durchschnittsentgelts
Wehrdienst/Zivildienst vom 01. Mai 1961 bis 31. Dezember 1981 Entgeltpunkte aus 100 % des Durchschnittsentgelts
Wehrdienst/Zivildienst vom 01. Januar 1982 bis 31. Dezember 1991 Entgeltpunkte aus 75 % des Durchschnittsentgelts
Wehrdienst/Zivildienst vom 01. Januar 1992 bis 31. Dezember 1999 Entgeltpunkte aus 80 % der Bezugsgröße Ost/West
Wehrdienst/Zivildienst vom 01. Januar 2000 bis 30. Juni 2011 Entgeltpunkte aus 60 % der Bezugsgröße Ost/West
Freiwilliger zusätzlicher Zivildienst vom 01. Dezember 2010 bis 31.Dezember 2011 Entgeltpunkte aus 60 % der Bezugsgröße Ost/West
Freiwilliger Wehrdienst vom 01. Juli 2011 bis 31. Dezember 2019 Entgeltpunkte aus 60 % der Bezugsgröße Ost/West
Freiwilliger Wehrdienst seit 01. Januar 2020 Entgeltpunkte aus 80 % der Bezugsgröße Ost/West; bei
Teilzeitbeschäftigung
wird
Prozentsatz mit Teilzeitanteil vervielfältigt

Menschen, die in der ehemaligen DDR ihren Wehrdienst bei der NVA absolviert haben, werden pro Kalenderjahr
0,75 Rentenpunkte angerechnet. Das gilt auch für den Zivildienst im Beitrittsgebiet.

Wie viele Rentenpunkte bekomme ich?

Wie viele Entgeltpunkte Sie erhalten, ist abhängig vom Bruttoeinkommen: Verdienen Sie genau so viel wie der
Durchschnitt der Deutschen, bekommen Sie genau einen Rentenpunkt. Verdienen Sie doppelt so viel oder nur die Hälfte,
gibt es folglich zwei Entgeltpunkte oder eben nur einen halben.

Das Durchschnittsentgelt wird dabei jedes Jahr neu kalkuliert. Um die genaue Anzahl der Entgeltpunkte zu berechnen,
müssen Sie Ihr Jahresbruttoentgelt durch das jeweils gültige Durchschnittsentgelt in dem Jahr teilen[2]:



Jahresbruttoeinkommen


/


Durchschnittsentgelt


 = Anzahl der Entgeltpunkte


Beispiel
Das Durchschnittsentgelt im Jahr 2023 lag bei 43.142 € im Westen Deutschlands. Nehmen wir
an,
Sie verdienten 63.500 € im Jahr. Dann sammelten Sie 2023 genau 1,47 Rentenpunkte.

Tabelle: Durchschnittsentgelt in den Jahren 2012 bis 2024

Das Durchschnittsentgelt ist eine statistische Größe, die sich jährlich ändert:


Jahr

Alte Bundesländer

Neue Bundesländer
2024 45.358 € 44.732 €
2023 43.142 € 41.967 €
2022 42.053 € 43.819 €
2021 40.463 € 38.317 €
2020 39.167 € 36.605 €
2019 39.301 € 36.256 €
2018 38.212 € 33.700 €
2017 37.077 € 32.598 €
2016 36.187 € 31.701 €
2015 35.363 € 30.745 €
2014 34.514 € 29.588 €
2013 33.659 € 28.617 €
2012 33.002 € 28.003 €

Für die Jahre 2023 und 2024 sind die Zahlen vorläufig. Wir ergänzen das endgültige Durchschnittsentgelt,
sobald es vorliegt.


Wie berechnet sich die Rente aus den Rentenpunkten?

Wie viel Rente Sie nun konkret erhalten, wird anhand einer etwas komplexeren Berechnung ermittelt. Grundlage ist
hierbei die sogenannte Rentenformel, die neben den Rentenpunkten auch den Zugangsfaktor und den Rentenfaktor
berücksichtigt[3].

  • Zugangsfakor: Da er durch den Rentenzugang bestimmt wird, hängt er davon ab, ob Sie vor Ihrem Regelalter
    in Rente gehen und womöglich Abschläge in Kauf nehmen.
  • Rentenartfaktor: Der hingegen richtet sich nach der Rentenart. Die Altersrente erhält beispielsweise den
    Faktor „1”, die Rente wegen teilweiser Erwerbsminderung dagegen den Faktor „0,5”.

Rentenformel zur Bestimmung der Rentenhöhe:

Rentenhöhe = gesammelte Entgeltpunkte × Zugangsfaktor × Rentenartfaktor × aktueller
Rentenwert

Ein Rentenpunkt entspricht aktuell einem Rentenwert von 39,32 € in den alten und in den neuen Bundesländern (Stand
2024). Der Rentenwert wird jedes Jahr zum Juli angepasst, im Regelfall wird die Bruttorente aber erhöht. Mehr Infos
finden Sie in diesem Beitrag zur jährlichen Rentenanpassung[4].

Beachten Sie: Auf Ihre Rente müssen Sie noch Beiträge zur Krankenversicherung zahlen und womöglich auch Steuern.

Tabelle: Rentenwerte in den Jahren 2012 bis 2024


Jeweiliger Zeitraum des Rentenwerts

Alte Bundesländer

Neue Bundesländer
Seit Juli 2024 39,32 € 39,32 €
Juli 2023 – Juni 2024 37,60 € 37,60 €
Juli 2022 – Juni 2023 36,02 € 35,52 €
Juli 2021– Juni 2022 34,19 € 33,47 €
Juli 2020 – Juni 2021 34,19 € 33,23 €
Juli 2019 – Juni 2020 33,05 € 31,89 €
Juli 2018 – Juni 2019 32,03 € 30,69 €
Juli 2017 – Juni 2018 31,03 € 29,69 €
Juli 2016 – Juni 2017 30,45 € 28,66 €
Juli 2015 – Juni 2016 29,21 € 27,05 €
Juli 2014 – Juli 2015 28,61 € 26,39 €
Juli 2013 – Juli 2014 28,14 € 25,74 €
Juli 2012 – Juni 2013 28,07 € 24,92 €
Juli 2011 – Juni 2012 27,47 € 24,37 €

Wenn sich die Rente in einem Jahr nicht erhöht hat, spricht man von einer sogenannten Nullrunde. Die letzte
gab es im Jahr 2021: Wegen der Corona-Krise waren die Durchschnittslöhne im Jahr 2020 eingebrochen, weshalb
die Rentenerhöhung ein Jahr später ausfiel.

Wie kann ich Rentenpunkte kaufen?

Wenn Sie vor der Regelaltersgrenze in den Ruhestand eintreten möchten und Ihre Rentenabschläge kompensieren wollen,
können Sie Rentenpunkte kaufen. Allerdings: Der Kauf von Entgeltpunkten ist in diesem Fall erst ab einem Alter von
50
Jahren möglich. Außerdem müssen Sie bereits in die gesetzliche Rente eingezahlt haben.

Wenn Sie hingegen nicht pflichtversichert in der gesetzlichen Rente sind, können Sie ebenfalls Rentenpunkte kaufen –
sich also freiwillig versichern. Das ist etwa eine Möglichkeit für viele Selbstständige, Freiberufler oder
Hausfrauen- und Männer und klappt bereits ab einem Alter von 16 Jahren[5].

Für das Jahr 2024 beträgt das vorläufige Durchschnittsgehalt im Westen Deutschlands 45.358 € brutto. Der Rentenbeitrag liegt bei 18,6 %. Multiplizieren Sie das vorläufige Durchschnittsgehalt durch den Rentenbeitrag ergeben sich daraus Rentenbeiträge von rund 8.436,59 €:


45.358 € × 18,6 % = 8.436,588 €

Das bedeutet, dass Sie einen Rentenpunkt für 8.436,59 € kaufen können[6].

Freiwillige Rentenbeiträge bekommen Sie nicht zurück

Aktuell können Sie freiwillige Beiträge zwischen 100,07 € und 1.404,30 € pro Monat zahlen. Damit erhöhen Sie Ihren
Rentenanspruch um rund 6 bzw. 79 € im Monat – unabhängig von Ihrem Lebensalter. Um Rentenpunkte zu kaufen, müssen
Sie einen Antrag bei der Deutschen Rentenversicherung stellen. Lassen Sie sich jedoch am besten zunächst beraten.
Denn: Freiwillige Ausgleichszahlungen in die Rentenkasse bekommen Sie nicht erstattet.

Ohnehin gilt: Sie sollten sich gut überlegen, wie sinnvoll es wirklich ist, Rentenpunkte zu kaufen. Womöglich bringt
es Ihnen mehr, wenn Sie das Geld stattdessen gewinnbringend anlegen.

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Wie viele Rentenpunkte kann ich maximal sammeln?

Tatsächlich können Sie nicht unbegrenzt Rentenpunkte sammeln, um damit Ihre gesetzliche Rente drastisch zu steigern.
Die Entgeltpunkte, die Sie erwerben können, sind ab einem gewissen Jahreseinkommen gedeckelt.

Dafür sorgt die sogenannte Beitragsbemessungsgrenze. Diese liegt im Jahr 2024 im Westen bei 90.600 €, im Osten bei
89.400 €. Nur bis zu dieser Einkommenshöhe sammeln Sie Entgeltpunkte. Mit jedem Euro, den Sie mehr verdienen,
erhalten Sie keine zusätzlichen Ansprüche auf die Rente.

Im Jahr 2024 können Sie bei einem Durchschnittseinkommen von 45.358 € in den alten Bundesländern und 44.732 € in den
neuen Bundesländern (siehe Tabelle oben) folglich maximal 1,99 Entgeltpunkte sammeln – ganz egal, ob im Osten oder
Westen Deutschlands.

Warum Sie sich nicht allein auf die gesetzliche Rentenversicherung verlassen sollten lesen Sie
hier.

Renteninformation:
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Bild-Copyright: © PantherMedia / AndreyPopov

Quellenangaben

  1. Deutsche Rentenversicherung: Pflege von Angehörigen lohnt sich auch für die Rente
  2. Sozialgesetzbuch (SGB) Sechstes Buch (VI) – Gesetzliche Rentenversicherung: § 70 Entgeltpunkte für Beitragszeiten
  3. Deutsche Rentenversicherung: Wie wird meine Rente berechnet?
  4. Deutsche Rentenversicherung: Rentenanpassung 2023
  5. Deutsche Rentenversicherung: Freiwillige Rentenversicherung
  6. Allianz: Renten­punkte kaufen 2024