Von Mauritius Kloft – aktualisiert am 04.04.2024
Wenn Sie heutzutage ein Haus bauen wollen, müssen Sie sich an eine Vielzahl von Vorgaben und Regelungen halten. Das gilt
insbesondere in Hinblick auf die Energieeffizienz Ihres neuen Zuhauses. Doch Niedrigenergiehäuser
können auch bares Geld
sparen – und die Umwelt schonen. Denn Gebäude sind für rund 35 % des Energieverbrauchs in Deutschland
verantwortlich,
der für rund 115 Mio. Tonnen an CO2-Emissionen sorgt. Und das pro Jahr.
Doch was muss ich beim energieeffizienten Bauen beachten? Welche Gebäude fallen überhaupt darunter? Und wie sieht die
staatliche Förderung durch die KfW aus? In diesem Beitrag erfahren Sie es.
Ein energieeffizientes Haus ist ein Gebäude, das bei gleicher Nutzungsweise weniger Energie verbraucht
als Häuser, die
nicht energieeffizient sind. Das Energiesparhaus entspricht folglich den aktuellen Energiestandards.
Festgeschrieben
sind diese im Gebäudeenergiegesetz (GEG). Das GEG greift seit November 2020 für alle beheizten oder klimatisierten
Gebäude, unabhängig von ihrer Nutzung. Daher gilt es sowohl für Wohn- als auch Gewerbegebäude.
Grob gesagt gelten laut dem GEG seit 2023 alle Neubauten als energieeffizient, die 55 % weniger Energie
verbrauchen
als
ein Haus mit dem gesetzlichen Mindeststandard. Im Regelfall spricht man von einem Effizienzhaus (EH), jeweils mit der
entsprechenden Prozentzahl, die es im Vergleich zum Referenzhaus weniger an Energie verbraucht. Ein EH40-Haus benötigt
zum Beispiel nur 40 % des Energiebedarfs eines Neubaus ohne Energieeffizienzstandards.
Konkret ist die Klassifizierung eines Niedrigenergiehauses deutlich komplizierter, so geht es um eine Vielzahl an Werten und Richtlinien zur Berechnung der Energieeffizienz. Im Gebäudeenergiegesetz
heißt es dazu:
„Ein zu errichtendes Wohngebäude ist so zu errichten, dass der Jahres-Primärenergiebedarf für Heizung,
Warmwasserbereitung, Lüftung und Kühlung das 0,55-fache des auf die Gebäudenutzfläche bezogenen Wertes des
Jahres-Primärenergiebedarfs eines Referenzgebäudes, das die gleiche Geometrie, Gebäudenutzfläche und Ausrichtung wie das
zu errichtende Gebäude aufweist, […] nicht überschreitet.“[1]
Folgende Merkmale zeichnet ein Energiesparhaus grundsätzlich aus:
Was Sie beim Bau eines Energiesparhauses beachten sollten
Klar ist: Die Energiestandards wurden seit Jahren verschärft. So galt bis zu diesem Jahr noch ein Neubau mit einem
Energieverbrauch von 75 % im Vergleich zum Referenz-Neubau als energieeffizient. Dementsprechend können Häuser, die
vor
zehn Jahren noch als energieeffizient deklariert wurden, mittlerweile nicht mehr als solche gelten.
Wahrscheinlich ist, dass die Energiestandards in den kommenden Jahren weiter anziehen werden. Das
sollten Sie bei der
Planung Ihres Niedrigenergiehauses bedenken, also etwa das bestmögliche Material nutzen – und nicht nur das, was den aktuellen gesetzlichen Ansprüchen genügt.
Generell gilt: „Neue Fliesen oder Türen können Sie im Nachhinein noch einbauen lassen“, so Experte Leppig. Anders sehe
es bei der Gebäudehülle aus, also den Außenwänden, Fenstern oder Dachflächen. „Sie sollten daher von
der Hülle aus
planen.“
Absoluter Energieverbrauch von Effizienzhäusern
Bei der Betrachtung der Energieeffizienz eines Gebäudes ist neben dem relativen EH-Standard der absolute
Energieverbrauch wichtig – besonders für die Energiekosten, mit denen Sie kalkulieren müssen.
Die Unterteilung von Häusern nach ihrem Energieverbrauch basiert auf mehreren Klassen, die Sie auch von Haushaltsgeräten
kennen dürften. Bei Häusern unterscheiden sie sich aber etwas. Ähnlich wie bei Ihrer Waschmaschine gilt: Die
Energieeffizienzklasse A+ ist die beste, H indes die schlechteste.
Festgeschrieben wird die jeweilige Energieeffizienzklasse[3] im sogenannten Energieausweis, der ebenfalls
im GEG
geregelt wurde. Den Energieausweis müssen Eigentümer einer Immobilie vorlegen können.
Grundsätzlich gibt es mehrere Fördertöpfe, die für Sie in Frage kommen können: Neben der KfW sind das die
Landesförderinstitute. Ein Überblick:
Für die Hauptförderung von Neubauten ist in Deutschland die bundeseigene Förderbank zuständig, die Kreditanstalt für
Wiederaufbau (KfW). Sie fördert neben dem Neubau auch die Sanierung von Gebäuden mit dem Ziel der Energieeffizienz.
Nachfolgend soll es nur um die Neubauförderung gehen, eine Übersicht zur energetischen Sanierung finden Sie hier.
Seit März 2023 greift das neue Förderprogramm „Klimafreundliches Bauen“. Die KfW fördert
„Klimafreundliche Wohngebäude“ als auch „Klimafreundliche Wohngebäude – mit QNG“ mit zinsgünstigen Darlehen[4].
Ein „Klimafreundliches Wohngebäude“ muss folgende Bedingungen erfüllen:
Die maximale Kreditsumme liegt hier bei 100.000 €.
Ein „Klimafreundliches Wohngebäude – mit QNG“ muss dagegen folgende Bedingungen erfüllen:
Die maximale Kreditsumme liegt dann bei 150.000 €.
Seit Juni 2023 können Sie das sogenannte Förderprogramm „Wohneigentum für Familien“ beantragen[5], bis zu 220.000 € in Form von zinsgünstigen Krediten für Klimafreundliche EH40-Neubauten gibt es in diesem Zuge. Die Darlehenshöhe hängt vom Haushaltseinkommen und der Anzahl der minderjährigen Kinder in Ihrem Haushalt zum Zeitpunkt der Antragstellung ab. So steht Ihnen etwa mit einem minderjährigen Kind (und einem Haushaltseinkommen von maximal 90.000 €) ein Kreditbetrag von 170.000 € zu. Für die Förderstufe „Klimafreundliche Wohngebäude – mit QNG“ greifen derweil höhere Beträge.
Auch ein neues Förderprogramm „Jung kauft Alt“ ist in der Planung[6].
Tilgungszuschüsse entfallen bei KfW-Förderprogamm
Die KfW richtet sich für die Bundesförderung nach dem GEG. Allerdings sind die Anforderungen für Bauherren noch
höher als das, was im Gesetz verankert ist. Bei den Qualitätssiegeln geht es insbesondere um die
Nachhaltigkeit der
Materialien, die beim
Bau zum Einsatz kommen – etwa den Klebstoff oder die Dachdämmung. Für die Zertifizierung sind weitere Kosten von
mehreren Tausend Euro fällig, die Sie einplanen sollten.
Bisherige Tilgungszuschüsse entfallen beim Programm „Klimafreundliches Bauen“ allerdings. Die Zuschüsse
für die Baubegleitung durch einen
Energieberater gewährt der Bund ebenfalls nicht mehr. Durch diese Tilgungszuschüsse mussten Häuslebauer weniger von der
Kreditsumme
zurückzahlen.
Die Landesförderinstitute stellen ebenfalls Förderungen für Sie als Bauherren zur Verfügung. Allerdings
unterscheiden sie sich deutlich von Land zu Land – ebenso wie die Stelle, die für die Förderung zuständig ist.
Meist ist es die Landesbank oder die landeseigene Investitions- und Strukturbank.
Sicherlich, die Fachplanung und das Bauen eines Energiesparhauses lässt sich pauschal nicht erklären. Es
kommt stets auf den konkreten Einzelfall an. Allerdings läuft die KfW-Förderung stets nach einem ähnlichen
Schema ab. Eine Anleitung für das aktuelle Förderprogramm „Klimafreundliches Bauen“.
Ja, im Regelfall schon. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe. Zum einen wegen der staatlichen Förderung,
die für energieeffizientes Bauen möglich ist (siehe oben). Zum anderen, weil energieeffizientes Wohnen
letztlich bares Geld sparen kann: Je autarker Sie von Energiepreissteigerungen werden, desto günstiger
wird es entsprechend für Sie.
Auch Jürgen Leppig vom Energieberaterverband sieht das so. „Es ist sinnvoll, unabhängiger von steigenden
Betriebskosten zu werden“, sagt er. „Mit einem Hocheffizienzgebäude können Sie dauerhaft Geld sparen.
Die aktuelle Energiekrise belegt das deutlich.“
Außerdem ist es wahrscheinlich, dass die Anforderungen an energieeffiziente Häuser aufgrund der
Klimakrise noch steigen. Entsprechend sinnvoll ist es, Häuser energieeffizient zu planen und zu bauen.
Ganz abgesehen davon, dass auch Energieeffizienz ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist – und für
energieeffiziente Häuser tendenziell höhere Verkaufspreise erzielt werden können.
„Wir sehen eine immense Nachfrage nach Energieberatern – die in Zukunft noch steigen dürfte“, so
Leppig.
Allerdings müsse jeder Häuslebauer schauen, wie er die Kosten dafür stemmen könne. „Bisweilen kann es
sich bereits lohnen, das Dach zu dämmen oder die Heizung auszutauschen. Damit gehen wir einen großen
Schritt Richtung Nachhaltigkeit.“
Ein energieeffizientes Haus reduziert die Energie, die es benötigt – zum Teil deutlich. Anders ein
energieautarkes Haus, auch Nullenergiehaus genannt. Hier gehen die Eingriffe deutlich weiter – ein
solches
Gebäude kann sich komplett selbst mit Energie versorgen. Es ist folglich nicht mehr auf externen Strom oder
Heizenergie angewiesen. Als zentraler Baustein für eine solche Versorgung gelten etwa Geothermie oder
Solaranlagen auf dem Dach. Die Rückgewinnung von Wärme, die sonst verloren ginge, gilt ebenso als Teil eines
energieautarken Gebäudes.
Tatsächlich ist der flächenmäßige Einsatz dieser Bautechnik unrealistisch, da die Investitionen für solche
Gebäude sehr hoch sind. So müssen Sie für ein Einfamilienhaus mit reinen Baukosten von rund 350.000 bis
450.000 € rechnen, je nach Größe des Hauses oder speziellen Anforderungen sogar deutlich mehr. Zum
Vergleich: Bei einem Energieeffizienzhaus müssen Sie nur etwa 250.000 € zahlen.
„Energieeffizientes und nachhaltiges Bauen ist die Zukunft. Nur so schaffen wir es, die
Treibhausgasemissionen der Gebäude dauerhaft zu senken“, sagt Leppig. „Es kommt dabei jedoch auf den
tatsächlichen Autokratiegrad an, den Sie erreichen wollen. Mit etwas Anstrengung sind 60 % schaffbar.“ Was
darüber hinausgehe, stehe aktuell noch in keinem Verhältnis zum Aufwand. „Das ist kaum schaffbar, weil die
Kosten dafür zu hoch sind“, so Leppig.
Nachhaltiges Bauen ist die Zukunft.
„In Zukunft wird das Bauen und
Wohnen grundsätzlich anders aussehen. Dann wird es smarte Gebäude geben“, so Leppig. „Wir werden uns davon
lösen, dass immer 100 % des Stroms zur Verfügung steht. Durch smarte Lösungen wird der Strom gemanagt,
E-Mobilität integriert.“ Dazu kämen noch Änderungen in der Bauweise. „3D-Druck und Modulbauweise sind
die
Zukunft beim Bauen. Ich habe die Hoffnung, dass in Zukunft komplett energieautarke Gebäude bezahlbar möglich
werden.“ Erfahren Sie mehr zu nachhaltigen Immobilien.
Über den Experten |
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Jürgen Leppig ist seit 2015 Bundesvorsitzender des Gebäudeenergieberater Ingenieure |
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