Artikel von Lana Iliev; aktualisiert am 07.04.2022
Kryptowährungen wie Bitcoin (BTC) und Ethereum (ETH)
erregen seit geraumer Zeit das allgemeine Interesse. Doch sie werden erst durch die Blockchain-Technologie realisierbar,
die sich auf viele unterschiedliche Bereiche anwenden lässt.
Als die bis heute anonym gebliebene Person oder Personengruppe, die sich „Satoshi Nakamoto“ nannte, im Jahr 2009 die
Bitcoin Software implementierte, war das der Startschuss für die weltweit erste öffentlich zugängliche Blockchain.
Vereinfacht gesagt ist eine Blockchain (auch Block Chain, zu deutsch: Blockkette) eine digitale und dezentrale Datenbank
oder ein Register, das chronologisch linear um neue Daten bzw. Informationen erweitert werden kann. Aus diesem Grund
spricht man von einer Kette, die stets länger wird.
Prinzipiell kann dabei inzwischen jede Art von digitaler (oder digitalisierbarer) Information mit einer Blockchain
aufgezeichnet und gesichert werden.
Die technische Innovation der Blockchains besteht darin, dass die aufgezeichneten Informationen Gültigkeit besitzen und
transparent sind, während die Nutzer vollkommen anonym bleiben und direkt miteinander interagieren können. Das war
bisher ein Widerspruch.
Am besten lässt sich das anhand von Währungen verdeutlichen: Der Transfer von Fiatgeld ist nur mit einem
personalisierten Bankkonto möglich. So können zwischengeschaltete Banken die Richtigkeit der Transaktion kontrollieren
und absichern.
Einheiten einer Kryptowährung, die auf einer Blockchain basiert, können hingegen über Wallets den Besitzer wechseln,
ohne das deren Identität bekannt ist. Dennoch ist die Transaktion gültig und sicher. Zudem ist kein Finanzinstitut
nötig, um die entsprechende Transaktionen abzusichern. Auch das ist eine absolute Neuheit.
Simple Erklärung: Wie das funktioniert, erklärt dieses Video kurz und anschaulich ohne zu sehr auf die
technischen Details einzugehen.
Detailliertere Erklärung: Eine etwas detailliertere Erklärung der technischen Funktionsweise einer
Blockchain zeigt hingegen dieses Video.
Blockchain ist in aller Munde und das branchenübergreifend. Doch weshalb löst die neue Technologie so viel Begeisterung
aus?
Prinzipiell wird hier unabhängigen Parteien, die einander nicht vertrauen, ermöglicht, Übereinkünfte zu schließen — auch
ohne eine dritte Partei einzubeziehen. So könnten zukünftig immense Geldsummen eingespart und wirtschaftliche Abläufe
beschleunigt werden. Und das macht Blockchain interessant für viele Unternehmen.
In einer Studie des
Beratungsunternehmens Deloitte aus dem Jahr 2019 gab über die Hälfte (53 %) der 1.300 befragten Führungskräfte an,
dass Blockchain-Technologie für ihre Unternehmen inzwischen zu den wichtigsten Prioritäten zählt. Zudem zeigt die Studie
ein besonders hohes Investitionsniveau im Bereich Blockchain bei den Befragten auf. Die Autoren der Studie kommen zu dem
Ergebnis, dass Blockchain-Technologie von Unternehmern zunehmend verstanden und angewandt wird.
In der Folgestudie bestätigt sich diese Vermutung: Die inzwischen
1.500 befragten Führungskräfte haben im Jahr 2020 ihre Zweifel verloren. Sie nutzen die Blockchain-Technologie und
sehen sie als integralen Bestandteil unternehmerischer Innovation.
Auch die Tech-Riesen Facebook und Google wollen Blockchain-Potenziale nutzen. Facebook gründete einen hauseigenen
Thinktank, um die Einsatzmöglichkeiten der Technologie zu untersuchen, und plant zudem mit „Diem“ (vormals „Libra“)
eine eigene, blockchainbasierte Kryptowährung. Google hingegen arbeitet derzeit daran Blockchains mit dem Tool
„Blockchain ETL“ durchsuchbar zu machen.
Die ungezügelte Begeisterung um eine neue Technologie kann dazu führen, dass zukünftige Entwicklung unverhältnismäßig
positiv eingeschätzt werden. Das ein solcher Vorgang unschöne Folgen haben kann, bekamen im Jahr 2000 zahlreiche
Kleinanleger mit dem Platzen der Dotcom-Blase zu spüren.
Gerade aufgrund der Komplexität im Blockchain-Bereich lässt sich nur schwierig einschätzen, ob es sich bei einer neuen
Geschäftsidee, Unternehmensgründung oder einem Initial Coin Offering (ICO) um das nächste große Ding oder heiße Luft handelt.
Aus diesem Grund hat das Hasso-Plattner-Institut für Digital Engineering im Jahr 2018 eine Studie zum
Thema „Blockchain – Hype oder Innovation“ durchgeführt und veröffentlicht. Die Studie stuft dabei viele der zahlreichen
Erwartungen, die an Blockchain-Technologien gerichtet werden, als überzogen ein. Dennoch sehen die Forscher des
Instituts vielfältige Potenziale, wenn anfängliche Schwachstellen der Blockchain-Technologie ausgebessert werden.
Insgesamt steckt die Technologie laut der Studie noch in den Kinderschuhen, könnte zukünftig jedoch in vielen Bereichen
und Industrien Anwendung finden.
Die Studie des Hasso-Plattner-Instituts kam zu dem Ergebnis, dass gerade in einer Blockchain gesicherte Verträge,
sogenannte Smart Contacts, vielfältige Einsatzmöglichkeiten entfalten könnten.
Smart Contracts ermöglichen den sicheren Austausch von Daten sowie das Management digitaler Identitäten. So könnten mit
ihnen beispielsweise digital und zeitsparend Immobilien vermietet, Kunstwerke gehandelt oder Gesundheitsdaten verwaltet
werden.
Auch im Logistikbereich könnte Blockchain gute Lösungsansätze bieten. So verkündete die Stadt Dubai, sämtliche
Lieferketten automatisch mithilfe einer Blockchain abwickeln zu wollen.
Folgende Liste enthält eine Auswahl weiterer Bereiche, für die Blockchain-Lösungen denkbar sind und zurzeit diskutiert
werden:
Auch wenn die Implementierung der Blockchain-Technologie in diesen Bereichen bisher mehr diskutiert als umgesetzt wird,
stellt sich die Frage nach etwaigen Sicherheitslücken.
Sicherheit wird durch das dezentrale speichern und validieren der Blockchain gewährleistet. In der Theorie lassen sich
die gespeicherten Informationen dennoch manipulieren, wenn es gelingt über die Hälfte (51 %) des dezentralen
Netzwerks zu hacken. Auf diesem Weg könnte eine manipulierte Datei als die richtige anerkannt werden, denn sie wäre dann
am häufigsten vertreten. Da ein solcher Zustand jedoch nur sehr schwierig zu erreichen ist, gilt eine Blockchain
allgemein als sicher.
Die größte Unsicherheit entsteht derzeit aber wohl aus der steten Weiterentwicklung der Technologie. Diese führt zu
immer neuen Blockchain-Systemen und somit ist anzunehmen, dass sämtliche zurzeit existierenden Systeme künftig durch
verbesserte Alternativen abgelöst werden.
Sechs Forscher von angesehenen US-Universitäten veröffentlichten dieses Lehrbuch, das über die Grundlagen und
Möglichkeiten des Bitcoins aufklären soll. Leider erschien es bereits 2016 und ist auf dem damaligen Stand, dafür gibt
es jedoch einen guten Überblick über die Anfänge der Blockchain-Entwicklungen. Zudem ist es kostenlos als PDF
erhältlich.
Erscheinungsjahr: 2016
Preis: 0,00 € (PDF)
Kostenlose PDF: LINK
Dieses Basiswerk ist eine Einführung in die allgemeine Funktionsweise der Blockchain ohne dabei zu sehr auf die
komplexen technischen Details einzugehen und den Leser mit Tech-Jargon zu verwirren.
Erscheinungsjahr: 2020
Preis: 13,90 € (Taschenbuch)
Buch kaufen: LINK
In diesem Buch geht es nicht um die technische Funktionsweise der Blockchain, sondern um den gesellschaftlichen Wandel,
den die neue Technologie ermöglicht. Durch Interviews mit Experten aus verschiedenen Bereichen versuchen die Autoren die
Möglichkeiten der Blockchain im gesellschaftlichem Kontext auszuloten.
Erscheinungsjahr: 2019
Preis: 24,95 € (Taschenbuch)
Buch kaufen: LINK
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