Annette de los Santos, 11.11.2020
CFDs („Contracts for Difference“) sind in aller Munde: Von Banken und anderen Finanzierungsinstituten als Nonplusultra angepriesen, von namhaften Wirtschaftszeitschriften verteufelt.
Deshalb beschäftigt sich dieser Beitrag eingehend mit der Funktionsweise von CFDs. Hierbei werden die Vor- und Nachteile von CFDs aufgezeigt, um dem potenziellen Anleger anhand objektiver Kriterien die Entscheidung zu erleichtern, ob er sich an diese Instrumente heranwagen sollte – oder lieber nicht.
Rechtlich gesehen sind CFDs Inhaberschuldverschreibungen des Emittenten, also einer Bank oder eines Finanzierungsinstituts.
Wirtschaftlich betrachtet sind CFDs Derivate, das heißt ihr Preis hängt von einem Basiswert ab. Anstatt direkt in den Basiswert zu investieren, also beispielsweise eine Aktie zu kaufen, handeln einige Akteure mit CFDs. Dabei können sie sowohl auf steigende Kurse des Basiswerts (sogenannte Long-Position) als auch auf fallende Kurse (Short-Position) setzen.
Wie bei Börsentermingeschäften ist für jede einzelne Handelsposition eine Sicherheitsleistung zu hinterlegen, die sogenannte Margin (Hinterlegungssumme). Sie soll die Glattstellungskosten bis zum nächsten Börsentag, also overnight, absichern. Bei CFDs, zum Beispiel der Commerzbank, liegt die Margin zwischen 2 % und 5 % – je nach Basiswert.
Jeder Emittent legt dabei seine eigenen Margin pro Basiswert fest. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn die Margin sehr gering ist (zum Beispiel bei einigen britischen Banken). Diese CFDs sind „unsauber“, weil die Banken die Orders häufig zeitversetzt ausführen, um über den Kurs und den Spread mehr zu verdienen. Dadurch werden die CFDs deutlich riskanter für den Anleger.
Vor Orderaufgabe wird die jeweilige Margin des relevanten Basiswerts dem Anleger angezeigt. Diese Sicherheitsleistung wird sofort dem Konto belastet und ist damit cashwirksam.
Das Verhältnis ist immer 1:1, das heißt es gibt kein Bezugsverhältnis wie bei verschiedenen anderen Derivaten, wie Optionsscheinen, Knockouts oder Mini Futures. Normalerweise würden folglich 1.337,00 € dem Konto belastet werden, also sofort cashwirksam sein. Tatsächlich werden dem Anleger aber nur 5 %, also 66,85 € belastet. Der Emittent finanziert dem Anleger in diesem Beispiel folglich 95 % des Investments vor.
Beim DAX ist die Margin sogar noch geringer. Sie beträgt beispielsweise bei der Commerzbank 2 %. Dem CFD-Konto des Anlegers wird zunächst nur die Margin in Höhe von x % des investierten Geldes cashwirksam belastet. Den restlichen Investitionsbetrag „leiht“ ihm der Emittent.
Im obigen Beispiel hat der Anleger für seine Investition 5 % Eigenkapital aufgewendet, 95 % sind Fremdkapital (des Emittenten). Dieser „Hebeleffekt” (auch „Leverage-Effekt“) kann dazu verführen, mehr CFDs zu kaufen als der Anleger sich eigentlich „leisten“ kann.
Bei einer positiven Entwicklung des CFD mit entsprechenden Gewinnen ist dies kein Problem. Falls allerdings ein Verlust entstanden ist, muss der Anleger einen hohen Betrag (im obigen Beispiel 95 %) aufwenden, um diesen Verlust glattzustellen.
Falls der Emittent dies vorsieht, kann sogar eine Nachschusspflicht eintreten. Nachschusspflicht bedeutet, dass der Investor über die Margin hinaus Geld nachschießen muss, um gegegebenenfalls entstandene Kursverluste auszugleichen.
Dieser Fall tritt dann ein, wenn die Maintenance Margin des Emittenten erreicht bzw. unterschritten ist. Die Maintenance Margin bezeichnet die Mindesthöhe der Sicherheitsleistung, die zur Aufrechterhaltung der Position auf dem CFD-Konto vorgehalten werden muss.
Es findet dann ein sogenannter Margin-Call statt, das heißt der Investor wird zur Hinterlegung weiterer Mittel aufgefordert. Folgt der Anleger dieser Aufforderung nicht, wird die Position automatisch geschlossen.
Um die Maintenance Margin aufrechtzuerhalten, wird A aufgefordert, 10 % des Kursverlustes von insgesamt 2.000 € also 200 € nachzuschießen. Tut A dies nicht, wird die Position geschlossen und A realisiert einen Verlust von 2.000 € aus diesem Geschäft.
CFDs sind vornehmlich für das sogenannte Daytrading gedacht, das heißt sie sollten nicht ohne guten Grund über Nacht gehalten werden, denn:
Aber auch beim Daytrading ist der Anleger nicht vor dem Totalverlustrisiko gefeit, wenn bei wichtigen Ereignissen die Börsenkurse plötzlich in den Keller rutschen. Dies war zum Beispiel am Tag nach der Volksabstimmung für den Brexit der Fall, ebenso wie im März 2011, als es im japanischen Fukushima zu einer Nuklearkatastrophe kam.
CFDs werden gehandelt, um auch mit verhältnismäßig geringen Beträgen Geld zu vermehren. Beim Daytrading sitzt der Trader in der Regel den ganzen Tag vor dem Tradingprogramm und möchte dabei natürlich möglichst viel Geld verdienen.
Würde er jetzt mit beispielsweise 1.000 € in eine „normale” Einzelaktie investieren und diese legt an diesem Tag um 1 % zu, so hat der Trader am Ende des Tages gerade einmal 10 € verdient. Dass dieses Ergebnis weder ausreichend noch befriedigend ist, versteht sich von selbst.
CFDs bieten die Möglichkeit, auch mit kleineren Beträgen ansehnliche Gewinne zu erzielen, da hier mit einem Hebel gearbeitet wird. Angenommen der Hebel hat den Faktor 10, so verzehnfacht sich der erzielte Kursanstieg.
In Beispiel II würde der Trader dann aus den genannten 1.000 € und dem Kursanstieg von 1 % einen Gewinn von 100 € erzielen.
Wie andere Zertifikate auch, können CFDs auf Rohstoffe wie Gold, Aktien, Indizes und Währungen gehandelt werden.
Für den Rohstoff Öl werden CFDs auf einen Future gehandelt und nicht auf den sogenannten Spot, das heißt den gerade tagesaktuellen Kurs. Der CFD ist aber nicht entsprechend der Laufzeit des Futures befristet, sondern läuft sechs bis acht Wochen vorher bereits aus.
Beim DAX ist beides möglich, Spot und Future. Dies genau zu unterscheiden ist sehr wichtig, um zu entscheiden, welche Kurse man als Investor beachten und gegebenenfalls als Kaufkurs, Verkaufskurs, Limit oder Stop Loss festlegen sollte.
Beim CFD-Handel geht man, bezogen auf einen bestimmten Basiswert, immer entweder long oder short. Das heißt, es ist nicht möglich – wie beim Roulette – gleichzeitig auf Rot oder Schwarz zu setzen.
Bei anderen Zertifikaten könnte man auf denselben Basiswert sowohl ein Put- als auch ein Call-Produkt erwerben. Ob dies wirtschaftlich sinnvoll wäre, ist eine andere Frage. Wenn man beim CFD gleichzeitig long und short geht, wird die Position vom System sofort geschlossen und zu dem aktuell relevanten Kurs abgerechnet. Dadurch können dem Anleger Verluste entstehen.
Falls Sie neugierig geworden sind und sich an CFDs heranwagen möchten, sollten Sie drei Dinge unbedingt beherzigen.
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