Von Annette de los Santos – aktualisiert am 10.11.2022
CFDs („Contracts for Difference“) sind in aller Munde:
Von Banken und anderen Finanzierungsinstituten als Nonplusultra angepriesen, von namhaften
Wirtschaftszeitschriften verteufelt.
Deshalb beschäftigt sich dieser Beitrag eingehend mit der Funktionsweise von CFDs. Hierbei werden die Vor-
und Nachteile von CFDs aufgezeigt, um dem potenziellen Anleger anhand objektiver Kriterien die Entscheidung
zu erleichtern, ob er sich an diese Instrumente heranwagen sollte – oder lieber nicht.
Rechtlich gesehen sind CFDs Inhaberschuldverschreibungen des Emittenten, also einer Bank oder
eines Finanzierungsinstituts.
Wirtschaftlich betrachtet sind CFDs Derivate,
das heißt ihr Preis hängt von einem Basiswert ab. Anstatt direkt in den Basiswert zu investieren,
also beispielsweise eine Aktie zu kaufen,
handeln einige Akteure mit CFDs. Dabei können sie sowohl auf steigende Kurse des Basiswerts (sogenannte
Long-Position) als auch auf fallende Kurse (Short-Position) setzen.
Wie bei Börsentermingeschäften ist für jede einzelne Handelsposition eine Sicherheitsleistung zu hinterlegen, die
sogenannte Margin (Hinterlegungssumme). Sie soll die Glattstellungskosten bis zum nächsten
Börsentag, also overnight, absichern. Bei CFDs, zum Beispiel der Commerzbank, liegt die Margin zwischen 2 % und
5 % – je nach Basiswert.
Jeder Emittent legt dabei seine eigenen Margin pro Basiswert fest. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn die Margin
sehr gering ist (zum Beispiel bei einigen britischen Banken). Diese CFDs sind „unsauber“, weil die Banken die Orders
häufig zeitversetzt ausführen, um über den Kurs und den Spread mehr zu verdienen. Dadurch werden die CFDs deutlich
riskanter für den Anleger.
Vor Orderaufgabe wird die jeweilige Margin des relevanten Basiswerts dem Anleger angezeigt. Diese
Sicherheitsleistung wird sofort dem Konto belastet und ist damit cashwirksam.
Das Verhältnis ist immer 1:1, das heißt es gibt kein Bezugsverhältnis wie bei verschiedenen anderen Derivaten, wie
Optionsscheinen, Knockouts oder Mini Futures. Normalerweise würden folglich 1.337,00 € dem Konto belastet
werden, also sofort cashwirksam sein. Tatsächlich werden dem Anleger aber nur 5 %, also 66,85 € belastet.
Der Emittent finanziert dem Anleger in diesem Beispiel folglich 95 % des Investments vor.
Beim DAX ist die Margin sogar noch geringer. Sie beträgt beispielsweise bei der Commerzbank 2 %. Dem CFD-Konto
des Anlegers wird zunächst nur die Margin in Höhe von x % des investierten Geldes cashwirksam belastet. Den
restlichen Investitionsbetrag „leiht“ ihm der Emittent.
Im obigen Beispiel hat der Anleger für seine Investition 5 % Eigenkapital aufgewendet, 95 % sind
Fremdkapital (des Emittenten). Dieser „Hebeleffekt” (auch „Leverage-Effekt“) kann dazu verführen, mehr CFDs zu
kaufen als der Anleger sich eigentlich „leisten“ kann.
Bei einer positiven Entwicklung des CFD mit entsprechenden Gewinnen ist dies kein Problem. Falls allerdings ein
Verlust entstanden ist, muss der Anleger einen hohen Betrag (im obigen Beispiel 95 %) aufwenden, um diesen
Verlust glattzustellen.
Falls der Emittent dies vorsieht, kann sogar eine Nachschusspflicht eintreten.
Nachschusspflicht bedeutet, dass der Investor über die Margin hinaus Geld nachschießen muss, um gegegebenenfalls
entstandene Kursverluste auszugleichen.
Dieser Fall tritt dann ein, wenn die Maintenance Margin des Emittenten erreicht bzw. unterschritten
ist. Die Maintenance Margin bezeichnet die Mindesthöhe der Sicherheitsleistung, die zur Aufrechterhaltung der
Position auf dem CFD-Konto vorgehalten werden muss.
Es findet dann ein sogenannter Margin-Call statt, das heißt der Investor wird zur Hinterlegung
weiterer Mittel aufgefordert. Folgt der Anleger dieser Aufforderung nicht, wird die Position automatisch
geschlossen.
Um die Maintenance Margin aufrechtzuerhalten, wird A aufgefordert, 10 % des Kursverlustes von insgesamt
2.000 € also 200 € nachzuschießen. Tut A dies nicht, wird die Position geschlossen und A realisiert einen
Verlust von 2.000 € aus diesem Geschäft.
CFDs sind vornehmlich für das sogenannte Daytrading gedacht, das heißt sie sollten nicht ohne guten
Grund über Nacht gehalten werden, denn:
Aber auch beim Daytrading ist der Anleger nicht vor dem Totalverlustrisiko gefeit, wenn bei
wichtigen Ereignissen die Börsenkurse plötzlich in den Keller rutschen. Dies war zum Beispiel am Tag nach der
Volksabstimmung für den Brexit der Fall, ebenso wie im März 2011, als es im japanischen Fukushima zu einer
Nuklearkatastrophe kam.
CFDs werden gehandelt, um auch mit verhältnismäßig geringen Beträgen Geld zu vermehren. Beim Daytrading sitzt der Trader
in der Regel den ganzen Tag vor dem Tradingprogramm und möchte dabei natürlich möglichst viel Geld verdienen.
Würde er jetzt mit beispielsweise 1.000 € in eine „normale” Einzelaktie investieren und diese legt an diesem
Tag um 1 % zu, so hat der Trader am Ende des Tages gerade einmal 10 € verdient. Dass dieses Ergebnis weder
ausreichend noch befriedigend ist, versteht sich von selbst.
CFDs bieten die Möglichkeit, auch mit kleineren Beträgen ansehnliche Gewinne zu erzielen, da hier mit einem Hebel
gearbeitet wird. Angenommen der Hebel hat den Faktor 10, so verzehnfacht sich der erzielte Kursanstieg.
In Beispiel II würde der Trader dann aus den genannten 1.000 € und dem Kursanstieg von 1 % einen Gewinn
von 100 € erzielen.
Wie andere Zertifikate auch, können CFDs auf Rohstoffe
wie Gold, Aktien, Indizes und Währungen
gehandelt werden.
Für den Rohstoff Öl werden CFDs auf einen Future gehandelt
und nicht auf den sogenannten Spot, das heißt den gerade tagesaktuellen Kurs. Der CFD ist aber
nicht entsprechend der Laufzeit des Futures befristet, sondern läuft sechs bis acht Wochen vorher bereits aus.
Beim DAX ist beides möglich, Spot und Future. Dies genau zu
unterscheiden ist sehr wichtig, um zu entscheiden, welche Kurse man als Investor beachten und gegebenenfalls als
Kaufkurs, Verkaufskurs, Limit oder Stop Loss festlegen sollte.
Beim CFD-Handel geht man, bezogen auf einen bestimmten Basiswert, immer entweder long oder short. Das heißt, es ist
nicht möglich – wie beim Roulette – gleichzeitig auf Rot oder Schwarz zu setzen.
Bei anderen Zertifikaten könnte man auf denselben Basiswert sowohl ein Put- als auch ein Call-Produkt erwerben. Ob
dies wirtschaftlich sinnvoll wäre, ist eine andere Frage. Wenn man beim CFD gleichzeitig long und short geht, wird
die Position vom System sofort geschlossen und zu dem aktuell relevanten Kurs abgerechnet. Dadurch können dem
Anleger Verluste entstehen.
Falls Sie neugierig geworden sind und sich an CFDs heranwagen möchten, sollten Sie drei Dinge unbedingt beherzigen.
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