Von Lana Iliev – aktualisiert am 24.05.2024
Geld verlieh man als Privatperson bisher lediglich an Freunde oder Familienmitglieder, zumeist um einer nahestehenden Person zu helfen und ohne Hintergedanken. Für Banken handelt es sich beim Verleihen von Geld hingegen seit langem um eine eigene Asset-Klasse, denn mit Krediten lassen sich nicht selten satte Renditen erwirtschaften.
Inzwischen ermöglichen verschiedene Crowdlending-Plattformen auch Privatpersonen, sich am Kreditgeschäft und dessen überdurchschnittlich hohen Zinsen zu beteiligen.
Dabei verleihen Anleger (Kreditgeber) Geld in Form privater Kredite an andere unbekannte Privatpersonen (Kreditnehmer) und profitieren so von hohen Renditechancen. Diese Art Geld zu verleihen wird auch P2P Kredit, also peer-to-peer Kredit oder person-to-person Kredit, bezeichnet.
Doch handelt es sich beim Verleihen von Geld letztendlich um ein lohnendes Investment oder überwiegt das Risiko bei einem privaten Kredit? Zweifelsohne gibt es einiges, dass Sie wissen sollten, bevor Sie in P2P Kredite Geld anlegen.
Die Vergabe von Privatkrediten ist insbesondere für risikobewusste Anleger geeignet. Sie sollten sich darüber im Klaren sein, dass es zum Totalverlustdes investierten Geldes kommen kann, wenn die von Ihnen vergebenen Kredite wider Erwarten nicht zurückgezahlt werden. Jedoch gilt wie bei vielen Investments: je höher das Risiko, desto höher auch die mögliche Rendite. Denn Kreditnehmer mit schlechter Bonität zahlen eben auch höhere Zinsen.
Demgegenüber sind Sie bei der Bewertung des Kreditnehmers jedoch prinzipiell auf sich allein gestellt, denn der Online-Kreditmarktplatz bietet in der Regel keine Beratungen an. Zunächst stellt sich also die Frage: An wen verleihen Sie privat Geld?
Wer sich privat Geld leihen möchte, muss häufig kleinere Investitionen tätigen. Ob das Auto in die Werkstatt muss oder eine neue Waschmaschine benötigt wird – manchmal kommt man um einen Kredit eben nicht herum.
Dennoch zeichnen sich Interessenten von Privatkrediten oft durch eine Eigenschaft aus, die stutzig macht: Meist werden sie von Banken als nicht kreditwürdig eingestuft und haben deshalb keine andere Wahl, als die überteuerten Zinsen eines Privatkredits in Kauf zu nehmen.
Um als nicht kreditwürdig eingeschätzt zu werden, reicht in manchen Fällen schon ein bisschen Pech und ein unglücklicher SCHUFA-Eintrag. Häufig gibt es jedoch auch gute Gründe, aus denen einer Bank die Vergabe von Krediten an eine bestimmte Person als zu riskant erscheint.
Hinzu kommt, dass es bei der privaten Vergabe von Krediten keinerlei Möglichkeit zur Kreditberatung gibt, wie man sie bei Banken meist in Anspruch nehmen kann. Zunächst schätzen die Kreditnehmer also weitestgehend eigenständig ein, ob ihre persönliche Finanzsituation einen (weiteren) Kredit zulässt. Anschließend werden sie durch den jeweiligen Kreditmarktplatz geprüft und ihre Solvenz wird eingestuft. Doch welche Kriterien werden hier zugrunde gelegt?
Die Prüfung der Zahlungsfähigkeit erfolgt je nach Anbieter unterschiedlich. Die zugrundeliegenden Informationen werden direkt von den Kredit-Interessenten oder bei offiziellen Auskunfteien wie der SCHUFA eingeholt. Teilweise werden auch Verhaltensdaten erfasst und fließen in die Bonitätsprüfung ein.
In manchen Fällen kommt es zur Ablehnung der Kreditvergabe. Bei den restlichen werden individuelle Ratings festgelegt, die auf die Ausfallwahrscheinlichkeit der Rückzahlung vonseiten des Kreditnehmers schließen lassen.
Einen detaillierten Einblick, wie das Rating zustande gekommen ist, erhalten die Anleger jedoch nicht. Sie erfahren lediglich wofür der Kredit genutzt und eventuell wie er zurückgezahlt werden soll – vorausgesetzt diese Informationen werden von den Kreditnehmern publik gemacht. Damit verfügt ein Anleger, der online privat Kredite vergibt, über wesentlich weniger Informationen als beispielsweise eine Bank.
Sind Kreditnehmer nicht in der Lage das privat geliehene Geld zurückzuzahlen, leitet der Kreditmarktplatz ähnlich einer Bank einen Mahnprozess ein. Bei einem fortlaufenden Ausbleiben der Zahlungen wird ein Inkassounternehmen beauftragt. Ob das verliehene Geld letztendlich wieder an den bzw. die Kreditgeber zurückgezahlt wird, hängt dann von der Zahlungsfähigkeit des Kreditnehmers ab. Im schlechtesten Fall gehen die Kreditgeber leer aus.
Inzwischen ergreifen einige der Anbieter gewisse Sicherheitsmaßnahmen, die die hohen Risiken beim Geld verleihen reduzieren sollen. Angeboten werden automatisierte Anlagevarianten, denen gewisse Schutzmechanismen innewohnen:
Der Anbieter smava bietet Kapitalgebern die Möglichkeit Anlegerpools beizutreten. Kommt es zum Zahlungsausfall, wird der Verlust auf den gesamten Pool verteilt. Alle Kreditgeber innerhalb des Pools erhalten dann weniger Geld, dafür geht jedoch im Gegenzug auch niemand leer aus.
Der Anbieter Giromatch hingegen hat einen Sicherungspool angelegt, aus denen Anlegern bei Zahlungsausfällen das ursprünglich investierte Geld zurückgezahlt wird.
Zudem wird häufig die Möglichkeit einer automatisierten Risikostreuung angeboten, bei der die Anlagesumme über eine Vielzahl von unterschiedlichen Krediten verteilt wird. Kann ein Kredit nicht bedient werden, wird der Verlust durch die Gewinne der anderen Kredite ausgeglichen. Generell empfiehlt es sich, stets die Risiken so gut wie möglich zu streuen, indem in verschiedene Asset-Klassen investiert wird.
Die Gebühren variieren zwischen den unterschiedlichen Anbietern, über die sich Geld verleihen lässt. Dabei fallen zumeist sowohl für Kreditgeber, als auch für Kreditnehmer Kosten an – die jedoch oft geringer sind als bei Banken. Dennoch sollten Sie wissen, auf welchen Betrag sie sich belaufen, bevor Sie investieren.
Zudem sollten Sie bedenken, dass die Zinsen für die Kredite in der Regel unversteuert ausgezahlt werden. Das bedeutet, dass sie von ihrer Rendite stets 25 % Abgeltungssteuer abziehen müssen, um die Nettorendite zu erhalten.
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