Von Valeria Nickel – aktualisiert am 24.05.2024
Die deutschen Anleger sind Gewohnheitstiere: Sie lassen sich trotz der aktuellen Zinsen, die dauerhaft niedrig sind, nicht beirren und ändern kaum etwas an ihrem Sparverhalten. Mehr als 80 % setzen nach wie vor auf das Sparbuch und sparen auf dem Girokonto.
Zinsen = Rendite? Dies stimmt nur zum Teil. Bevor Sie Geld anlegen und sich auf hohe Zinsen konzentrieren, sollten Sie sich über den Unterschied zwsichen diesen beiden Begriffen klar werden: Zinsen sind nur eine Unterkategorie von Renditen.
Zinsen bezeichnen das Entgelt, das Sparer für die Überlassung von Guthaben erhalten – kurz gesagt die „Miete“ für Kapital. Ohne diese Mietzahlung ist eine moderne Geldwirtschaft nicht vorstellbar, denn so hätte niemand einen Anreiz, sein Kapital jemand anderem zur Verfügung zu stellen.
Die Höhe der Zinszahlungen wird durch den Zinssatz bestimmt. Dies ist ein Prozentwert, der die „Miete“ für ein Jahr bezogen auf das eingesetzte Kapital angibt. Wenn Zinssatz, eingesetzter Betrag und Laufzeit bekannt sind, ist es einfach, den eigenen Zinsgewinn auszurechnen.
Allerdings gibt es auch weitere Arten von Renditen, die deutlich höhere Gewinne versprechen, beispielsweise Kurs- oder Währungsgewinne und Dividenden.
Ein wesentlicher Unterschied von Zins- zu Dividendenzahlungen ist, dass erstere unabhängig vom Ertrag des Schuldners anfallen und nicht nur, wenn entsprechende Gewinne vorhanden sind. Dadurch sind Zinszahlungen für Sparer erheblich risikoärmer und planbarer und ein wichtiger Grund dafür, warum fest verzinsliche Bankeinlagen nach wie vor so beliebt sind.
Neben dem Sparkonto sind nach wie vor das Tagesgeld- und das Festgeldkonto besonders attraktive und sichere Geldanlagen, um Erträge durch Verzinsung von Bankguthaben zu ergattern, auch wenn sie im Moment wenig rentabel sind.
Tagesgeld
Beim Tagesgeld überlässt man einer Bank eine bestimmte Geldsumme für einen unbestimmten Zeitraum (meistens 1-12 Monate) zu einem Zinssatz, der sich täglich ändern kann. Andererseits kann man selbst jederzeit wieder auf sein Erspartes zugreifen, ohne eine Kündigungsfrist einhalten zu müssen. So kann man bei Bedarf ganz einfach zu einem besseren Angebot bei einer anderen Bank wechseln.
Festgeld
Im Gegensatz dazu bezeichnet die Festgeldanlage eine Form der Geldanlage, bei der es keine wechselnden Konditionen gibt. Laufzeiten, Anlagebetrag und der dafür gewährte Zinssatz – der Festzins – sind bereits von vornherein festgelegt.
Die Höhe der Festgeldzinsen wird von unterschiedlichen Faktoren bestimmt. Die eingeschränkte Verfügbarkeit, die Dauer der Laufzeit, der Kapitalbetrag und länderspezifische Rahmenbedingungen sind wichtige Einflussgrößen.
Für den Zinssatz im Euroraum ist auch die Geld- und Zinspolitik der zuständigen Europäischen Zentralbank (EZB) entscheidend. Sie verfolgte lange Zeit eine ausgesprochen lockere Geldpolitik mit Niedrigzinsen. Das hat dafür gesorgt, dass die Festgeld-Zinsen in Europa in den vergangenen Jahren gesunken sind. Besonders niedrig sind sie in Deutschland und diese Situation wird voraussichtlich noch länger anhalten, trotz Zinswende im Jahr 2022.
Sparer, die sich dieser Verlustgefahr durch einen kleinen Sparkonten-, Tagesgeld- oder Festgeldzins bewusst sind, bleiben drei Handlungsmöglichkeiten offen, wie sie ihr Geld anlegen und hohe Zinsen erzielen können.
Während der Laufzeit der Geldanlage auf einem Tagesgeldkonto kann der Zinssatz täglich schwanken. So ist nicht immer die Bank mit dem höchsten Tagesgeldzins auch mittel- und langfristig die beste Option.
Eine Lösung wäre, von vornherein nach Banken zu suchen, die kontinuierlich gut verzinsen. Doch wie kann man diese Banken am besten erkennen? Banken arbeiten beim Einsammeln von Kundengeldern mit internen Zielvorgaben, die jedes Jahr erfüllt werden müssen. Sobald diese Vorgaben erreicht sind, senkt eine Bank in der Regel schnell ihre Zinssätze, um nicht unnötig viel Kapital einzusammeln. Danach steigen sie wiederum auch nur sehr langsam, denn Privatanleger sind sehr träge und die wenigsten wechseln sofort wieder zu einer anderen Bank mit besseren Konditionen.
So muss man eine Bank mit höheren Vorgaben finden, die nicht so schnell ihren Kapitalbedarf deckt. Wie hoch diese Vorgaben sind, ist aber nur selten bekannt. Ein Anhaltspunkt ist allerdings die Größe der Bank. Kleine Banken mit geringem Bilanzvolumen oder nicht so großer internationaler Verbreitung haben in der Regel auch einen geringeren Refinanzierungsbedarf als große internationale Institute, sodass hier die Zinsen im Tagesgeld-Vergleich eher längerfristig am oberen Ende zu finden sind.
Darüber hinaus gibt es auch in den einzelnen Ländern spezifische Gegebenheiten, die das Zinsniveau beeinflussen können. Die wirtschaftliche Lage, die Struktur und der Wettbewerb in der Finanzindustrie, der Kreditbedarf und das Anlage- und Sparverhalten. Wenn Sie daher gewinnbringender Geld anlegen möchten, sollten Sie vielleicht mal einen Blick ins Ausland riskieren.
Wer auf der Suche nach einer wirklich rentablen Geldanlage ist, kommt an Aktien nicht vorbei. Jedoch darf man nicht vergessen: Rendite und Risiko hängen unmittelbar zusammen. Je höher das eine, desto höher das andere. Es lohnt sich in diesem Fall, sein Anlagekapital über Länder und Branchen breit zu streuen, um Wertschwankungen zu minimieren.
Eine besonders einfache und günstige Möglichkeit, bei der Geldanlage auf Aktien zu setzen, sind börsengehandelte Indexfonds (Exchange Traded Funds), kurz ETF. ETF bilden Aktienindizes wie den Dax, den S&P 500 oder den Weltaktienindex MSCI World nach. Statt beispielsweise die 40 Aktien des Dax einzeln zu kaufen, können Anleger auch einfach einen ETF-Anteil ins Depot nehmen.
Im Gegensatz dazu entscheiden bei klassischen Aktienfonds die Fondsmanager über die Wahl der Aktien. Das Ziel solch aktiv gemanagter Fonds ist es, besser abzuschneiden als der Marktdurchschnitt. Das wird aber häufig nicht erreicht.