Geldanlagen im Vergleich: So finden Sie die richtige Anlageklasse

Von Valeria Nickel – aktualisiert am 01.02.2024

Der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler William F. Sharpe hat drei Kriterien herausgestellt, die eine Anlageklasse kennzeichnen.

Kriterien einer Anlageklasse nach William F. Sharpe

  1. Die verschiedenen Anlageklassen müssen sich gegenseitig ausschließen, das heißt, dass ein bestimmtes Anlageprodukt jeweils nur einer Anlageklasse zugeordnet werden kann.
  2. Eine Anlageklasse muss umfassend sein, sodass innerhalb der Anlageklasse diversifiziert, also in verschiedene Produkte investiert werden kann.
  3. Die Erträge einzelner Anlageklassen dürfen nicht miteinander zusammenhängen, sodass die Rendite einer Anlageklasse steigen kann, während die andere fällt.

Wie Sie die beste Geldanlage finden

Bei allen Anlageklassen stehen die gleichen drei Bewertungskriterien im Vordergrund: Sicherheit, Rendite und Verfügbarkeit. Das mit Abstand wichtigste Kriterium für die Deutschen ist dabei nach wie vor die Sicherheit. Für jeden Einzelnen können jedoch andere Faktoren im Vordergrund stehen. Das Wichtigste ist, dass man sich im Vorhinein über seine Präferenzen klar wird.

Der Vergleich: Welche Anlageklassen gibt es?

Es gibt eine Vielzahl an Anlageklassen, die von Privatanlegern für die Geldanlage genutzt werden können. Für die Auswahl der geeigneten Investmentvehikel ist daher ein Geldanlage Vergleich unumgänglich. Im Folgenden werden die wichtigsten Anlageklassen vorgestellt.

Anlageklassen im Vergleich
Quelle: Eigene Bearbeitung

Anlageklasse 1: Klassische Bankprodukte

Die bekanntesten Anlageprodukte gibt es bei Banken, Sparkassen und Versicherungen. Sie teilen sich in die Anlageklassen „Sparkonto“, „Geldmarkt“ und „Versicherungen“ auf. Der Klassiker unter den Anlageformen ist das Sparkonto. Das Sparkonto bzw. Sparbuch ist sehr sicher, aber bietet gleichzeitig derzeit so niedrige Zinsen, dass sich die Geldanlage überhaupt nicht lohnt. Durch die jährlich steigenden Preise – die Inflation –, wird Ihr Geld hier Stück für Stück entwertet. Dies kann also unterm Strich sogar zu Verlusten führen.

Der Geldmarkt ist ein Markt für kurzfristige Kredite und Geldmarktpapiere. Er erfüllt eine liquiditäts-ausgleichende Funktion, sodass Kreditinstitute spontan liquide Mittel zinsgünstig beschaffen oder überschüssige Liquidität anlegen können. Der Geldmarkt ist die risikoärmste und gleichzeitig die am besten verfügbare Anlageklasse. Dafür gibt es aber von den Zinsen her keinen hohen Wachstumsspielraum. Unter Geldmarkt-Anlagen fallen außer Geldmarktfonds zum Beispiel:

  1. Tagesgeld: Die Alternative zum Sparbuch. Das Tagesgeld ist ein Konto mit leicht höheren Zinsen als das Sparkonto, über dessen Guthaben Sie täglich verfügen können, bei dem sich andererseits aber auch die Zinsen ständig ändern können. Es gehört zu den sehr sicheren Anlageformen. Zudem haben Sie dort keine Kündigungsfristen und Sie können sich das Konto unabhängig von Ihrer Hausbank auswählen, welches derzeit die besten Zinsen und womöglich noch einen Neukundenbonus anbietet.
  2. Festgeld: Eine gute Option für die kurz- bis mittelfristige Geldanlage. Festgeld ist sehr ähnlich zum Tagesgeld, nur dass man das Geld dort für eine vorher vereinbarte Laufzeit zu einem festen Zinssatz anlegt. Innerhalb dieser Laufzeit kann man sein Geld nicht abheben. Jedoch bekommt man dann auch dafür etwas mehr Zinsen als beim Tagesgeld.

Neben den genannten Möglichkeiten kann man sein Vermögen auch in einer (Kapital-)Lebens­versicherung anlegen: Diese Form der Geldanlage gilt als Altersvorsorge-Klassiker. Der Versicherungsnehmer stellt der Versicherung über einen bestimmten, längerfristigen Zeitraum Geld zur Verfügung und erhält nach Vertragsablauf eine im Versicherungsschein vereinbarte Summe inklusive einer Gesamtverzinsung zurück. Aufgrund der langjährigen Niedrigzinspolitik können die Versicherungsgesellschaften allerdings keine hohe Verzinsung anbieten. Sollten Sie vor einigen Jahren eine derartige Versicherung abgeschlossen haben, kann sich diese aber durchaus auszahlen.

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Anlageklasse 2: Wertpapiere

Der Gegensatz zum bereits beschriebenen Geldmarkt ist der Kapitalmarkt. Dort werden zum Beispiel Wertpapiere gehandelt, zu denen grundsätzlich folgende Anlageformen gehören:

  1. Aktien: Eigentumsanteile an einer Gesellschaft, also einem Unternehmen. Es sind Aktiengesellschaften, die diese Anteile ausgegeben, um sich Eigenkapital zu beschaffen und beispielsweise neue Investitionen tätigen zu können. Wenn das Unternehmen dann Gewinne erwirtschaftet, kann das bei Aktien zu Kurssteigerungen einerseits und Gewinnausschüttungen (Dividenden) andererseits führen. Aktionäre profitieren in diesem Fall also doppelt. Aktien unterteilen sich in Stammaktien und Vorzugsaktien. Der Käufer einer Stammaktie hat vollwertige Gesellschafterrechte und ist somit zur Stimmabgabe bei den Hauptversammlungen der Aktiengesellschaft berechtigt.Er kann in der Unternehmenspolitik mitentscheiden. Vorzugsaktien dagegen berechtigen zwar zur Teilnahme an Hauptversammlungen, vermitteln aber kein Stimmrecht. Diese fehlende Entscheidungsmacht wird in der Regel durch höhere Dividendenzahlungen ausgeglichen. Aktien gelten als die Anlageform mit der größten Aussicht auf Rendite. Historisch gesehen liegt die durchschnittliche reale Rendite des weltweiten Aktienmarktes bei etwa 7 %.
  2. Anleihen: Geldverleih gegen Zinsen. Anleihen werden auch Renten oder engl. Bonds genannt und stellen Wertpapiere dar, durch deren Kauf einem die Rückzahlung eines verliehenen Geldbetrages sowie die Zahlung eines vereinbarten Zinssatzes zugesagt wird.Die bekannteste Form sind die Unternehmensanleihen. Dabei handelt es sich im Unterschied zu Aktien, die Eigenkapital sind, um Fremdkapital. Der Käufer eines Rentenpapieres erhält also keinen Anteil am Unternehmen, sondern wird lediglich ein Gläubiger des Herausgebers der Anleihe.Es gibt verschiedene Anleiheformen: Unternehmensanleihen, Staatsanleihen, bei denen ein Staat der Schuldner ist, und Pfandbriefe, die von einer Pfandbrief- oder Hypothekenbank ausgegeben werden. Die Anleihenkurse steigen in der Regel, wenn der Aktienmarkt schwächelt. Grund dafür ist, dass sich in diesen Zeiten viele Anleger mit ihrem Kapital zu den als sicherer geltenden Anleihen flüchten. Ein weiterer Grund ist politische Einflussnahme: Regierungen oder die Europäische Zentralbank können in großen Mengen Anleihen kaufen, was die entsprechenden Kurse in die Höhe treibt. Ein großer Risikofaktor bei Anleihen ist die Bonität des Schuldners. In Abhängigkeit davon, wie sicher der jeweilige Staat oder das Unternehmen hinter der Anleihe ist, bekommt diese ein gutes oder schlechtes Rating. Hierbei werden von den Ratingagenturen Noten wie z.B. AAA, AA, A, BBB, BB, usw. vergeben. Das Rating AAA spricht für eine hohe Bonität des Schuldners und wird daher nur an ausgesprochen sichere Anleihen, z.B. kurzlaufende deutsche Staatsanleihen und Pfandbriefe, vergeben.

    Ratings sind mit Vorsicht zu genießen! Treffen Sie Ihre Anlageentscheidung nicht allein wegen eines guten Ratings.

  3. Fonds: Mehr Renditechancen und Risikostreuung als bei Aktien. Bei Fonds sammelt eine entsprechende Fondsgesellschaft das Geld der Anleger ein und investiert es ist verschiedene Anlageprodukte wie zum Beispiel Aktien oder Anleihen. Normalerweise steuern aktive Manager die Fonds. Der Vorteil ist, dass sie den Anlegern so die Arbeit abnehmen. Der Nachteil ist, dass Fonds daher hohe Verwaltungsgebühren und andere Kosten aufweisen. Für Einsteiger sind sie aber eine bessere Option als der direkte Einzelkauf von Aktien.
  4. ETFs: Die günstigere Alternative zu aktiv gemanagten Fonds. ETF („Exchange Traded Funds“) sind ebenfalls Fonds, aber sie bilden Indizes wie den DAX ab und müssen deshalb nicht aktiv verwaltet werden. Daher weist ein ETF viel geringere Gebühren auf. Zudem wird automatisch das Risiko auf verschiedene Aktienwerte gestreut.
  5. Zertifikate: Nur etwas für Profis. Ein Zertifikat ist ein derivatives Finanzinstrument. Derivativ bedeutet „durch Ableitung entstanden“. Das heißt, dass der Anleger mit dem Zertifikat an der Entwicklung des Basiswertes teilnimmt, die Entwicklung des Zertifikats und der Erträge des Anlegers sich also davon ableiten.Der Basiswert wird auch Underlying genannt und kann ein Wertpapier, Aktienkorb, Index oder anderes Finanzprodukt sein. Zertifikate sind Inhaberschuldverschreibungen, daher muss der Anleger anders als bei Investmentfonds das Risiko beachten, dass der Emittenten zahlungsunfähig werden kann. Mit Zertifikaten kann der Anleger in praktisch alles und auf fast jede erdenkliche Weise investieren.

    Dieses Produkt sollten nur Profis nutzen. Denn wer die teilweise komplexen Zertifikate nicht genau versteht, kann leicht hohe Verluste machen – bis hin zum Totalausfall.

Anlageklasse 3: Immobilien

Eine immer beliebter werdende Anlageklasse sind Immobilien. Hier lässt sich ebenfalls auf sehr unterschiedliche Weise investieren. Die wesentlichen Anlageformen von Immobilien werden im Folgenden vorgestellt.

  1. Direkter Erwerb: Bezeichnet den direkten, also physischen, Kauf einer Immobilie zum Zweck der Vermietung oder des Weiterverkaufs bei eventueller Wertsteigerung. Hier gibt es verschiedene Strategien und Möglichkeiten für Investments. Allerdings erfordert diese Anlageform, neben einem fundierten Immobilienwissen, häufig viel Zeit und Eigenleistung (z.B. Management und Verwaltung).
  2. Immobilienaktien: Eine Alternative zum relativ aufwändigen direkten Erwerb stellen Immobilienaktien dar. Hier muss nicht der Anleger selbst die Verwaltung der Immobilie übernehmen, sondern er kauft vielmehr Anteile an Unternehmen, von denen die Immobilien verwaltet werden. Zusätzlich fallen hierunter aber auch andere Aktiengesellschaften, die selbst keine Immobilien besitzen, sondern lediglich in der Immobilienbranche tätig sind. Da es sich hierbei im Endeffekt um gewöhnliche Aktien handelt, gelten die gleichen Risiken wie beim Kauf anderer Einzelaktien.
  3. Immobilienfonds: Offene Immobilienfonds haben ähnliche Vorteile wie gewöhnliche Fonds. Sie teilen das Risiko auf mehrere Immobilien auf. Der Anleger kann seine Anteile zudem jederzeit wieder verkaufen, ist also sehr liquide. Bei geschlossenen Immobilienfonds kommt man hingegen ab dem Zeitpunkt des Erwerbs der Fondsanteile nicht mehr an sein Geld ran. Außerdem handelt es sich hier oft nur um bestimmte, wenige Objekte, in die man investiert – daher funktioniert die Risikostreuung eher schlecht. Geschlossene Immobilienfonds sind eher nicht für Privatanleger geeignet.

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Anlageklasse 4: Alternative Investments

  1. Rohstoffe: …sind die Geldanlage zum Anfassen. Mit diesem Begriff bezeichnet man alle unbearbeiteten Roherzeugnisse wie Edelmetalle, Öl, Erdgas, Kohle, Agrargüter, Baumwolle und Holz. Ein Vorteil gegenüber anderen Anlageklassen ist, dass Rohstoffe wohl nie völlig wertlos werden und unabhängig von einem Währungs- oder Aktiencrash sind. Direkte Investitionen in Rohstoffe sind für Privatanleger aber meist mit hohen Lagerkosten verbunden und deshalb unrentabel. Man kann natürlich auch über diverse Finanzprodukte indirekt in Rohstoffe bzw. deren Wertentwicklung am Markt investieren.

    Eine Ausnahme stellen Gold und andere Edelmetalle dar. Diese können relativ kostengünstig verwahrt werden. Deshalb wird zumindest eine kleine Beimischung in jedem Depot empfohlen.

  2. Private Equity: Private Equity bedeutet übersetzt „privates Beteiligungskapital“. So wird der nicht-öffentliche – also außerbörsliche –, direkte Erwerb von Unternehmensbeteiligungen bezeichnet. Diese Anlageform eignet sich besonders für professionelle Investoren, die in Geschäftsmodelle und Unternehmen mit teils hohem Wachstumspotential investieren.
  3. Hedgefonds: Hedgefonds sind Investmentfonds, die in traditionelle Assetklassen investieren, dabei aber vielschichtige, nicht traditionelle Anlagestrategien verfolgen.

Fazit zum Geldanlage-Vergleich

Es gibt unzählige Möglichkeiten, Geld anzulegen. Welche Anlageklasse dabei die beste ist, muss jeder Anleger selbst entscheiden, je nachdem, wie er ganz individuell die genannten Bewertungskriterien – Sicherheit, Rendite, Verfügbarkeit – gewichtet. Danach steht der Weg frei für eine durchdachte „Asset Allocation“, also Strukturierung des Portfolios aus Geldanlagen – ohne auf eine Vermögensverwaltung zurückgreifen zu müssen. Für den Einstieg in die Geldanlage eignen sich vor allem Aktienfonds oder ETF.

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