Gehören Anleihen wirklich in jedes Wertpapierdepot?

Von Mauritius Kloft, Falko Bozicevic – aktualisiert am 08.02.2024

Viele Börsenprofis und Fondsmanager schwören bei ihrer Geldanlage auf Anleihen, um die Risiken einer
Aktienanlage
abzufedern. Doch über Jahre war die Geldanlage in
solche Wertpapiere nicht sehr ertragreich – aufgrund der niedrigen
Zinsen, die es auf viele Anleihen gab.

Mit dem Anstieg der Leitzinsen sind neu emittierte
Anleihen wieder attraktiver geworden. Doch sind sie wirklich eine
Alternative zu Festgeld oder Geldmarktfonds? Wir zeigen es Ihnen – und erklären, was
Sie sonst alles zu einem Investment
in Anleihen wissen sollten.


Wie können Sie Anleihen kaufen?

So
geht’s

Wie funktionieren Anleihen
überhaupt?

Die
wichtigsten Begriffe


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Was sind Anleihen?

Anleihen sind eine Möglichkeit für Unternehmen und Staaten, Kapital aufzunehmen – allerdings nicht auf
klassischem Weg
von Banken, sondern von Investoren. Kaufen Sie folglich einen Anteil an einer Anleihe, werden Sie zum
Gläubiger: Sie
leihen einem Unternehmen oder Staat Geld. Auch Bundesländer, Vereine oder Finanzinstitute können Anleihen ausgeben. Als
Darlehensgeber erhalten Sie in der Regel einen (vorher vereinbarten) Zins gezahlt[1] – es gibt jedoch auch variabel
verzinste oder ‚zinslose‘ Anleihen, bei denen die Verzinsung erst bei Fälligkeit ihrem Nennwert aufgeschlagen wird,
sogenannte Nullkupon-Anleihen.

Anders als Aktien verbriefen Anleihen also eine
schuldrechtliche Verpflichtung: Sie halten urkundlich fest, dass Sie als
Inhaberin oder Inhaber einer Anleihe einen Anspruch auf Rückzahlung des verliehenen Geldbetrags
haben[2]. Im
Gegensatz zu
einer Aktie werden Sie aber nicht Anteilseigner an dem Unternehmen, wenn Sie in Anleihen investieren.

Anleihen sind je nach Ausgestaltung eine beliebte Möglichkeit, Geld sicher anzulegen. Es gibt jedoch Anleihen, die etwa
nachrangig besichert sind – hier steigt das Risiko für Sie. Zudem hängt das Risiko stark von der Bonität des Emittenten
ab (siehe unten).

Anleihen werden auch Bonds, Schuldverschreibungen oder
Obligationen genannt. Der Begriff Rentenpapiere für
Anleihen ist etwas veraltet – regelmäßige Zahlungen werden in der Finanzmathematik als Renten bezeichnet. Die
wichtigsten Begriffe im Zusammenhang mit Anleihen finden Sie hier.

So funktionieren Anleihen genau

Konkret funktionieren Anleihen so: Ein Unternehmen oder ein Staat gibt eine Anleihe aus, die oftmals
einen hohen
Millionenbetrag (ggf. sogar mehr) umfasst. Man spricht von einer Anleiheemission. Der Gesamtbetrag wird
gestückelt,
jeder Teil davon nennt sich Nennwert oder Nominalbetrag[3] – oftmals
liegt dieser bei 100 € oder 1.000 €. Wichtig für Sie
zu wissen: Sie können nur in den Nennwert oder ein Vielfaches des Nennwertes einer Anleihe investieren. Bisweilen kann
der Einstiegsbetrag bei einem Einzelinvestment also sehr hoch sein. Die Spanne reicht grob von 500 bis zu
100.000 €.

Die Emittenten einer Anleihe legen eine Laufzeit, die Zinszahlungen (Zinskupon
genannt) sowie die Zinstermine fest, am
üblichsten ist eine jährliche Zahlung. Doch es gibt auch halbjährlich bzw. quartalsweise, was die effektive Rendite
durch den Zinseszinseffekt erhöht. Der Kupon hängt dabei
besonders vom Marktzinsniveau sowie der Bonität des Emittenten ab.

Nach der Laufzeit muss der Schuldner Ihnen als Investor den jeweiligen investierten Nominalwert
zurückzahlen. Meist
liegt die Laufzeit bei drei, fünf oder zehn Jahren – es gibt aber auch Anleihen, die deutlich länger
laufen oder sogar
gar keinen festen Rückzahlungstermin besitzen.

Anleihen können börsengehandelt sein

Sie müssen eine Anleihe in der Regel nicht über die gesamte Laufzeit halten – und können nicht nur bei der Emission
einer Anleihe mit Ihrem Investment einsteigen. Denn: Anleihen können an der Börse gehandelt werden, ähnlich wie Aktien.
Der Wert einer Anleihe kann daher während der Laufzeit schwanken.

Der Kurs einer Anleihe wird dabei von Angebot und Nachfrage auf dem Anleihenmarkt bestimmt. Die
Preisentwicklung von
Anleihen hängt zudem stark vom Marktzinsniveau ab. Der Kurswert wird in Prozent des Nennwertes
angegeben, er kann
oberhalb und unterhalb des Nominalbetrags liegen und bildet sich wie bei Aktien durch Angebot und Nachfrage[4].

Das bedeutet: Neben dem Zinskupon können Sie eine Kursrendite erwirtschaften, wenn Sie
eine Anleihe vor Laufzeitende
verkaufen. Bei langen Laufzeiten ist es eher unrealistisch, dass Sie eine Anleihe von Emission an bis zum Ende der
Laufzeit halten. Bei kurzen Anleihen von wenigen Jahren kommt das hingegen oft vor, gerade bei Anleihen
mittelständischer Unternehmen. In diesem Fall erwirtschaften Sie eine Emissionsrendite, die nur aus den Kuponzahlungen
resultiert. Wie Sie Ihren Anleiheertrag errechnen können, lesen Sie hier.

So beeinflusst der Marktzins den Kurs von Anleihen

Beim Anleihekurs greift ein Paradoxon: Wenn die Marktzinsen steigen, sinkt normalerweise der Kurs einer
schon
emittierten Anleihe[5]. Der Grund
dafür liegt in der Tatsache, dass bei steigenden Marktzinsen auch die Zinssätze für neu
ausgegebene Anleihen steigen
.

Investoren ziehen dann die neuen Anleihen mit höheren Zinsen gegenüber älteren Anleihen vor, die zu einem früheren
Zeitpunkt zu niedrigeren Zinssätzen emittiert wurden. Umgekehrt verhält es sich nach derselben Logik: Wenn die
Marktzinsen fallen, steigt der Kurs einer Anleihe an der Börse
.

Wichtigste Begriffe

Anbei finden Sie eine Übersicht über die wichtigsten Begriffe im Zusammenhang mit Anleihen:

Welche Arten von Anleihen gibt es?

Je nach Emittent, Laufzeit oder Zinszahlung werden Anleihen
unterschieden. Zudem gibt es Unterschiede in der Besicherung
einer Anleihe. Eine Übersicht:

Emittent

Wir unterscheiden maßgeblich Staaten und Unternehmen, die als Emittenten von Anleihen auftreten.

Staat

Ein Staat kann Anleihen ausgeben, um sich Kapital für öffentliche Projekte oder zur Deckung von
Haushaltsdefiziten zu
beschaffen. Staatsanleihen gelten als sicher, wenn sie von Ländern mit hoher Bonität – zum Beispiel Deutschland –
emittiert werden. Doch es gibt deutliche Unterschiede, auch innerhalb der Eurozone. Bei Fremdwährungsanleihen haben Sie
zusätzlich ein Währungsrisiko.

Die deutschen Staatsanleihen heißen Bundeswertpapiere[6]. Die
bekanntesten sind die Bundesanleihen, Bunds
genannt.
Daneben gibt die Bundesrepublik aber auch sogenannte Schatzanweisungen mit deutlich kürzerer
Laufzeit oder
Bundesobligationen heraus, auch grüne Anleihen emittiert Deutschland. Für die Ausgabe und Verwaltung der
Bundesanleihen ist die Deutsche Finanzagentur zuständig – ein öffentlich-rechtliches Unternehmen im Besitz des
deutschen Staates[7]. Das US-Pendant zu den Bundesanleihen
heißt übrigens Treasuries – die US-Staatspapiere gelten
ebenfalls als sehr sicher.

Unternehmen

Unternehmen, egal ob große Konzerne oder kleinere Firmen, können ebenfalls Anleihen ausgeben, um sich
Kapital zu
beschaffen[8]. Das Emittentenrisiko ist bei Unternehmensanleihen höher. Besonders Anleihen von mittelständischen Unternehmen
sollten Sie mit Vorsicht genießen – hier kann das Risiko eines Zahlungsausfalls höher sein.

Bonität

Die Bonität eines Emittenten ist bei einem Investment in Anleihen entscheidend. Sie bezieht sich auf seine
Kreditwürdigkeit, also auf seine Fähigkeit, die Anleihe zurückzahlen zu können – als auch auf seine
Fähigkeit, die
Zinsen zu bezahlen. Ratingagenturen wie S&P, Moody’s und Fitch bewerten die Bonität von Emittenten und vergeben
entsprechende Ratings.

Die Ratings reichen von höchster Kreditwürdigkeit (zum Beispiel AAA oder Aaa) bis zu
spekulativen oder hochriskanten
Kategorien (zum Beispiel Junk-Bonds)[9]. Anleihen von
Emittenten mit niedrigerer Bonität weisen ein höheres Ausfallrisiko
auf. Bei diesen zahlen Emittenten in der Regel zur Risikoentschädigung einen höheren Kupon. Eine
Ausnahme greift jedoch:
Wenn das Rating eines Unternehmens heruntergestuft wurde, steigt das Risiko entsprechend – denn das Unternehmen zahlt ja
parallel keine höheren Kupons, jedenfalls nicht bei schon emittierten Anleihen. Bei neueren wird es das hingegen wohl
müssen.

Rating Moody’s S&P Fitch
Investment Grade
Aaa AAA AAA AAA Höchste Bonität. Geringstes Ausfallrisiko
Aa1/Aa2/Aa3 AA+ AA AA- Sehr hohe Bonität. Geringes Ausfallrisiko
A1/A2/A3 A+ A A- Gute Bonität. Geringes Ausfallrisiko
Baa1/Baa2/Baa3 BBB+ BBB BBB- Durchschnittliche Bonität. Mäßiges Ausfallrisiko
Non-Investment Grade
Ba1/Ba2/Ba3 BB+ BB BB- Spekulative Bonität. Erhöhtes Ausfallrisiko
B1/B2/B3 B+ B B- Hohe spekulative Bonität. Hohes Ausfallrisiko
Caa/Ca/C CCC/CC CCC/CC CCC/CC Hochgradig spekulative Bonität. Sehr hohes Ausfallrisiko

Laufzeit

Es gibt kurz-, mittel- und langfristige Anleihen.

  • Kurzfristige Anleihen: 3 Monate bis 2 Jahre Laufzeit
  • Mittelfristige Anleihen: 2 bis 5 Jahre Laufzeit
  • Langfristige Anleihen: Mehr als 5 Jahre Laufzeit

Verzinsung

Es gibt unterschiedliche Typen des Kupons:

  • Festzins: Ein fester Zinssatz ist über die gesamte Laufzeit vereinbart.
  • Variabler Zins: Der Zinssatz ist nicht fest, sondern veränderlich, zum Beispiel in Abhängigkeit
    vom Euribor, dem
    Referenzzinssatz in der Eurozone.
  • Stufenzins: Den Stufenzins gibt es sowohl als „step up“ mit steigendem Zins, als auch als „step
    down“ mit
    fallendem Zins.
  • Zero-Kupons: Es findet keine periodische Verzinsung statt, sondern der Zins wird am Ende der
    Laufzeit gezahlt
    und dem Nennwert zugeschlagen. Der Emissionskurs liegt in der Regel unter dem Nennwert. Am Ende der Laufzeit
    wird der volle Nennbetrag zurückgezahlt.

Spezielle Anleihen

Nachhaltige Anleihen

Nachhaltige Anleihen bzw. Green Bonds sind Anleihen, mit
denen umweltfreundliche oder soziale Projekte finanziert
werden – etwa erneuerbare
Energien oder eine nachhaltige Landwirtschaftsproduktion. Mittlerweile bieten nicht nur Staaten Green
Bonds
an. Auch
Banken und Unternehmen, die sich Kapital für solche Projekte
beschaffen wollen, geben sie aus. Nachhaltige Anleihen unterscheiden sich also lediglich hinsichtlich ihres Zwecks
von
„herkömmlichen“ Schuldverschreibungen, nicht jedoch in Bezug auf ihre Funktionsweise.

Pfandbriefe

Pfandbriefe sind eine spezielle Art von Anleihen. Sie werden von einer Pfandbriefbank ausgegeben.
Ihre Besicherung
ist
gesetzlich vorgeschrieben. Sie gelten daher als mündelsichere Wertpapiere. Mündelsichere Anlageformen sind
Finanzprodukte, die der Gesetzgeber als besonders risikoarm einstuft. Denn solche Produkte eignen
sich für einen
gesetzlichen Vormund, einen Mündel. Pfandbriefe werden
insbesondere von Lebensversicherungen oder
Pensionsfonds gekauft.

Wandelanleihen

Bei Wandelanleihen (englisch: „Convertible Bonds“) handelt es sich um ein von einer
Aktiengesellschaft emittiertes,
verzinsliches Wertpapier – aber nicht um eine Anleihe im klassischen Sinne. Es ist vielmehr ein mezzanines
Finanzprodukt. Der Inhaber des Wertpapiers hat das Recht, es während festgelegten Wandlungsfristen zu einem vorher
festgelegten Verhältnis (Wandlungs- bzw. Umtauschverhältnis) zum Ausgleich des Kursunterschiedes zur Aktie
in Aktien
des Emittenten
umzutauschen.

Aktienanleihen

Vergleichbar mit Wandelanleihen haben Sie am Ende der Laufzeit die Möglichkeit, statt der Rückzahlung des Nennbetrags
Aktien des jeweiligen Unternehmens zu erhalten. Anders als bei Wandelanleihen ist der Emittent der Aktienanleihe
aber zwangsläufig ein Kreditinstitut. Zudem haben Sie kein Wahlrecht zwischen der Rückzahlung des
Nennbetrages und
einem Umtausch in Aktien. Diese Entscheidung darf vielmehr die emittierende Bank treffen. Beachten Sie jedoch: Eine
Aktienanleihe ist ein spekulatives Finanzprodukt, das sich nicht für jede Geldanlage eignet.

Nachranganleihen

Bei einer Nachranganleihe handelt es sich um eine
spezielle Form der Unternehmensanleihe. Die Sonderform zeichnet
sich vor allem durch ihre nachrangige Behandlung im Falle einer Insolvenz des Emittenten aus. Das
bedeutet, dass Sie
als Halter von nachrangigen Anleihen erst nach Gläubigern, Inhabern von Schuldverschreibungen und Inhabern
vorrangiger Anleihen aus der Insolvenzmasse bedient werden. Sollten die Mittel indes dafür nicht ausreichen, droht
Ihnen der Totalverlust. Dafür ist die Verzinsung von Nachranganleihen höher als bei einer nicht-nachrangigen Anleihe
desselben Emittenten.

Hochzinsanleihen

Hochzinsanleihen bzw. High Yield Bonds sind festverzinsliche Wertpapiere schlechterer
Kreditqualität. Sie werden von
den Ratingagenturen in der Regel als BB+ oder schlechter eingestuft. Solche Anleihen werden daher bisweilen
„Junk-Bonds“ genannt, also Ramschanleihen. Als Risikoaufschlag zahlen Emittenten oft einen
(deutlich) höheren
Zinskupon.

Jumboanleihen

Jumboanleihen zeichnen sich durch sehr hohe Emissionsvolumina aus. In ihren Anleihebedingungen
unterscheiden sie sich
jedoch nicht von anderen Anleihen.

Inflationsgeschützte Anleihen

Inflationsindexierte Anleihen werden hauptsächlich von Staaten emittiert, auch der Bund gab solche
Anleihen aus. Wie
der Name schon vermuten lässt, sollen solche Anleihen Ihnen als Anlegerin oder Anleger Schutz vor der unerwarteten
Inflation bieten. Die Zinszahlungen, die Anleger erhalten, sowie der Betrag, den sie am Ende der Laufzeit
zurückerhalten, sind eng an die Entwicklung der Inflationsrate gekoppelt, z.B. über den
Referenzzinssatz Euribor. Wenn die Inflation
steigt, erhöhen sich auch die Zinszahlungen und der Rückzahlungsbetrag der Anleihe. Dieser Mechanismus soll
sicherstellen, dass Anleger real – also nach Berücksichtigung der Teuerung – keine Kaufkraftverluste erleiden.

Genussscheine

Genussscheine verbriefen ihren Inhabern Genussrechte und sind als Finanzprodukt zwischen Aktien und
Anleihen
angesiedelt, in der Praxis aber als Eigenkapital ausgestaltet. Besitzen Sie einen Genussschein, haben Sie in der
Regel keinen Anspruch auf Stimmrechte im Unternehmen. Stattdessen berechtigt der Genussschein Sie dazu, einen Teil
des Unternehmensgewinns in Form von jährlichen Zinsen oder Dividenden zu erhalten. Diese Zinsen
werden jedoch in der
Regel nicht garantiert und hängen von den Unternehmensgewinnen ab. Genussscheine eignen sich indes vor allem für
erfahrene Anlegerinnen und Anleger, weil es sich um komplexe Finanzprodukte handelt. Sie sollten das Risiko kennen,
das Sie mit einem Genussschein eingehen.

Wovon hängt Ihre Rendite bei Anleihen ab?

Die Rendite von Anleihen hängt von einigen Faktoren ab. Eine Übersicht:

  1. Rating der Anleihe: Das Rating einer Anleihe bewertet die Kreditwürdigkeit des Emittenten.
    Anleihen mit einer
    höheren Bonität haben tendenziell niedrigere Renditen. Der Grund: Sie werden als sicherer angesehen. Spekulative
    Anleihen bieten in der Regel höhere Renditen, um das höhere Risiko auszugleichen.
  2. Zinsniveau: Das allgemeine Zinsniveau auf dem Kapitalmarkt beeinflusst die Renditen von
    Anleihen. Wenn die
    Zinssätze steigen, fallen die Preise bereits emittierter Anleihen.
  3. Restlaufzeit der Anleihe: Anleihen mit längeren Restlaufzeiten bieten normalerweise höhere
    Renditen im Vergleich
    zu Anleihen mit kürzeren Laufzeiten. Das liegt daran, dass Anleger für das Risiko entschädigt werden, das mit
    langfristigen Anlagen einhergeht – und für die längere Kapitalbindung. Werfen Sie hier auch einen Blick auf die
    sogenannte Zinsstrukturkurve. Sie zeigt an, wie hoch die derzeitigen effektiven Zinssätze für festverzinsliche
    Anleihen abhängig von ihrer Restlaufzeit liegen.
  4. Kurs der Anleihe: Wenn Sie eine Anleihe zu einem Kurs unter ihrem Nennwert kaufen und sie einen
    festen Kupon
    hat, so wird die Rendite bezogen auf die Anschaffungskosten höher sein.
  5. Währung: Wenn Sie Anleihen in einer Fremdwährung halten, können Schwankungen im Wechselkurs die
    Rendite
    beeinflussen. Wenn die Währung des Landes, in dem die Anleihe emittiert wurde, gegenüber Ihrer Heimatwährung
    (Euro) an Wert verliert, kann das Ihre Rendite schmälern oder sogar gänzlich aufzehren.

Berechnung der Anleiherendite

Da die Rendite einer Anleihe von mehreren Faktoren abhängt, reicht es nicht, den Zinskupon anzuschauen
– vielmehr
sollten Sie zudem etwa die Wertentwicklung bzw. die Restlaufzeit in die Berechnung der
Rendite mit einbeziehen. Daher
unterscheidet man zwischen zwei Arten der Rendite: der laufenden Verzinsung und der
Effektivverzinsung.

Die laufende Verzinsung bezieht sich auf die Rendite, die aufgrund des Kaufpreises und des festgelegten Kupons erzielt
wird[10]. Sie stellt
indes nur einen Näherungswert an die tatsächliche Rendite dar.

Laufende Verzinsung = 


Nominalzins


/


Kaufkurs


 × 100


Beispiel
Wir nehmen einen Nominalzins von 4 % an sowie einen Kaufkurs von 97,9 % des
Nominalbetrags. Dann
berechnet sich die laufende Verzinsung wie folgt:



4 %


/


97,9 %


 × 100
 = 4,08 %

Die Effektivrendite oder Umlaufrendite („Yield to Maturity“) hingegen ist deutlich komplexer,
da sie
berücksichtigt,
welchen tatsächlichen Ertrag Sie aus einer Anleihe erzielen. Sie bezieht nicht nur den Kaufpreis mit ein,
sondern auch
die Restlaufzeit der Anleihe. Wir bleiben bei dem Beispiel von oben und nehmen eine Restlaufzeit von drei Jahren
an.
Dann berechnet sich die jährliche Umlaufrendite. In dem Fall erhalten wir eine jährliche Umlaufrendite von rund
4,8 %.

Doch beachten Sie: Es handelt sich nur um Faustformeln. In der Regel sollte die Rendite einer
Anleihe beim Kauf
angegeben sein.

Wie können Sie in Anleihen investieren?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, in Anleihen zu investieren. Eine Übersicht:

  • Einzelne Anleihen kaufen: Wenn Sie gezielt in bestimmte Anleihen investieren möchten, kaufen Sie diese
    in der
    Regel nicht direkt von Emittenten wie Staaten oder Unternehmen ab, sondern über Banken bzw. Online-Broker. Sie
    können jedoch auch Anleihen (vor allem bei Mittelständlern) bei der Emission zeichnen. In jedem Fall müssen Sie
    die Bonität des Emittenten sowie die Laufzeit und den Zinssatz der Anleihe berücksichtigen.
  • Rentenfonds: Investieren Sie in Rentenfonds, können
    Sie Ihr Depot diversifizieren. Diese Fonds legen das
    Kapital
    der Investoren in eine Vielzahl von Anleihen unterschiedlicher Emittenten und Laufzeiten an[11], um Risiken zu
    streuen. Die Gebühren für aktiv gemanagte Fonds sind höher als bei passiven Anleihen-ETF (siehe nächster Punkt).
  • Anleihen-ETF: Anleihen-ETF sind
    passive
    Investmentfonds, die an Börsen gehandelt werden und Anleiheindizes
    nachbilden. Sie bieten eine kostengünstige Möglichkeit, in Anleihen zu investieren sowie eine breite
    Diversifizierung. Die Gebühren für ETF sind in der
    Regel niedriger als die für aktiv gemanagte Fonds.

Welche Risiken birgt ein Investment in Anleihen?

Ganz risikofrei ist der Kauf von Anleihen grundsätzlich nicht. Eine Übersicht über Risiken, auf die Sie
achten
sollten[12]:

Emittentenrisiko

Das meint das Risiko, dass der Emittent seine finanziellen Verpflichtungen nicht erfüllen kann – einschließlich der
Rückzahlung des Kapitals und der Zinsen. Bei Emittenten mit niedriger Bonität gehen Sie ein höheres Kreditrisiko ein.

Bei Anleihen niedrigerer Bonitäten sollten Sie die Art der Besicherung beachten. Kommt es zu einem
Zahlungsausfall bzw. der Insolvenz des Herausgebers einer Anleihe, werden Sie ohne Besicherung aus der
Insolvenzmasse bedient. Eine Einlagensicherung gibt es indes nicht.

Zinsänderungsrisiko

Anleihen sind empfindlich gegenüber Veränderungen der Marktzinsen. Wenn die Zinssätze steigen, können bestehende
Anleihen an Wert verlieren, da neue Anleihen höhere Zinssätze bieten. Umgekehrt können bestehende Anleihen an Wert
gewinnen, wenn die Zinssätze sinken. Dabei spielt die sogenannte Duration eine wichtige Rolle. Je höher die Duration
eines Wertpapiers ist, desto empfindlicher reagiert es auf Zinsänderungen. Gehen Sie von künftig steigenden Zinsen aus,
sollten Sie auf eine niedrige Duration setzen.

Kündigungsrisiko

Einige Anleihen enthalten sogenannte Kündigungsklauseln. Sie räumen dem Emittenten das Recht ein, die Anleihe vor dem
Fälligkeitsdatum zurückzuzahlen. Das kann zum Risiko für Sie werden – weil der Emittent Ihnen dann nur noch den
Nennwert, aber nicht mehr die restlichen Zinsen zahlen muss. Besonders ärgerlich ist das bei einem fallenden Zinsniveau.
Dann erhalten Sie für neu emittierte Anleihen, in die Sie nun investieren, weniger Zinsen. Allerdings gibt es in der
Regel Entschädigungen für eine Vorfälligkeit, die schon in den Anleihebedingungen bei der Emission definiert worden sein
muss.

Liquiditätsrisiko

Wie andere Kapitalanlagen bergen Anleihen ebenso ein Liquiditätsrisiko. Es bezieht sich auf die Fähigkeit, eine Anleihe
zum gewünschten Zeitpunkt und Preis zu verkaufen. Weniger liquide Anleihen (etwa Mittelstandsanleihen) können schwerer
zu verkaufen sein.

Wechselkursrisiko

Dieses Risiko tritt auf, wenn Sie in Anleihen in einer anderen Währung als Euro investieren, zum Beispiel US-Dollar oder
Türkische Lira. Die Investition in solche Anleihen ist daher nur für erfahrene und risikofreudige Anlegerinnen und
Anleger geeignet.

Was sind die zentralen Unterschiede zu Aktien?

Aktien und Anleihen unterscheiden sich in einigen zentralen Merkmalen[13]. Ein
Überblick:

Begriffe Anleihen Aktien
Stellung des Investors Gläubiger des Emittenten (Mit-)Eigentümer eines Unternehmens
Laufzeit fest (es gibt auch unbegrenzt laufende Anleihen) unbegrenzt
Form der Erträge Zinszahlungen sowie mögliche Kursgewinne Kursgewinne sowie potenzielle Dividendenzahlungen
Renditen stetige Einkünfte aus Zinsen, geringeres Kapitalwachstum potenziell höhere Wachstumschancen, Dividenden
Risiko tendenziell niedriger, Volatilität auf dem Rentenmarkt in der Regel geringer höher, gerade bei einzelnen Aktien; teils hohe Volatilität

Lohnen sich Anleihen für Ihr Depot?

Per se lässt sich das nicht sagen. Grundsätzlich sollten Sie jedoch über Anleihen in Ihrem Depot nachdenken. Denn
Anleihen gelten als Sicherheitsbaustein – zumindest wenn
Sie als Anlegerin oder Anleger das Emittentenrisiko senken.
Also, Anleihen eines Emittenten mit sehr hoher Bonität zu erwerben.

Alternativen zu Anleihen könnten Geldmarktfonds, Tages‐ oder Festgeld sein. Diese Instrumente
bieten oft eine höhere
Liquidität und können als kurzfristige Parkmöglichkeiten für Bargeld dienen. Sie sollten aber beachten, dass diese in
der Regel niedrigere Renditen bieten und nicht vor Inflation schützen. Denn real erwirtschaften Sie
einen Verlust, wenn
der Ertrag unterhalb der Teuerungsrate rangiert.

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Wichtig ist zudem: Anleihen unterliegen nicht der Einlagensicherung. Sollte ein Emittent
zahlungsunfähig werden bzw.
Insolvenz anmelden, haben Sie – je nach Art der Besicherung – keinen Anspruch auf Ihr investiertes Geld. Das Risiko
eines Totalverlustes ist besonders bei Nachranganleihen hoch.

Außerdem sollten Sie auf die Entwicklung des Anleihemarktes bzw. die Duration einer Anleihe achten
(siehe oben);
entscheidend sind zudem die konkreten Konditionen, die sich in den Anleihebedingungen finden.

Bild-Copyright: © PantherMedia / Zozereblola

Quellenangaben

  1. BaFin: Schuldverschreibung auf einen Blick
  2. Kühn, M.,
    Kühn, S. (2023). Handbuch Geldanlage – Verschiedene Anlagetypen für Anfänger und Fortgeschrittene
    einfach erklärt: Aktien, Fonds, Anleihen, Festgeld, Gold und Co. Berlin: Stiftung Warentest. S. 70 f.
  3. Kühn, M., Kühn, S.
    (2023). Handbuch Geldanlage –
    Verschiedene Anlagetypen für Anfänger und Fortgeschrittene
    einfach erklärt: Aktien, Fonds, Anleihen, Festgeld, Gold und Co. Berlin: Stiftung Warentest. S. 71
  4. Kühn,
    M., Kühn, S. (2023). Handbuch Geldanlage – Verschiedene Anlagetypen für Anfänger und Fortgeschrittene
    einfach erklärt: Aktien, Fonds, Anleihen, Festgeld, Gold und Co. Berlin: Stiftung Warentest. S. 72
  5. Kühn, M., Kühn, S. (2023). Handbuch Geldanlage – Verschiedene Anlagetypen für Anfänger und
    Fortgeschrittene
    einfach erklärt: Aktien, Fonds, Anleihen, Festgeld, Gold und Co. Berlin: Stiftung Warentest. S. 73
  6. Kühn,
    M., Kühn, S. (2023). Handbuch Geldanlage – Verschiedene Anlagetypen für Anfänger und Fortgeschrittene
    einfach erklärt: Aktien, Fonds, Anleihen, Festgeld, Gold und Co. Berlin: Stiftung Warentest. S. 86
  7. Deutsche Finanzagentur: Organisation der Finanzagentur
  8. Kühn, M., Kühn, S. (2023). Handbuch
    Geldanlage – Verschiedene Anlagetypen für Anfänger und Fortgeschrittene einfach erklärt: Aktien, Fonds,
    Anleihen, Festgeld, Gold und Co. Berlin: Stiftung Warentest. S. 93
  9. Kühn, M., Kühn, S. (2023). Handbuch Geldanlage – Verschiedene Anlagetypen für
    Anfänger und Fortgeschrittene
    einfach erklärt: Aktien, Fonds, Anleihen, Festgeld, Gold und Co. Berlin: Stiftung Warentest. S. 77
  10. Kühn, M., Kühn, S. (2023). Handbuch Geldanlage – Verschiedene Anlagetypen für Anfänger und Fortgeschrittene
    einfach erklärt: Aktien, Fonds, Anleihen, Festgeld, Gold und Co. Berlin: Stiftung Warentest. S. 75
  11. Kühn, M., Kühn,
    S. (2023). Handbuch
    Geldanlage – Verschiedene Anlagetypen für Anfänger und Fortgeschrittene einfach erklärt: Aktien, Fonds,
    Anleihen, Festgeld, Gold und Co. Berlin: Stiftung Warentest. S. 109 f.
  12. Kühn, M., Kühn, S. (2023). Handbuch Geldanlage – Verschiedene Anlagetypen für Anfänger und Fortgeschrittene
    einfach erklärt: Aktien, Fonds, Anleihen, Festgeld, Gold und Co. Berlin: Stiftung Warentest. S. 78 ff.
  13. Kühn, M., Kühn, S. (2023). Handbuch
    Geldanlage – Verschiedene Anlagetypen für Anfänger und Fortgeschrittene
    einfach erklärt: Aktien, Fonds, Anleihen, Festgeld, Gold und Co. Berlin: Stiftung Warentest. S. 76